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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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isolirter Kupferlitze. Die Gesammtleitung ist nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage
zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdischen Betrieb, ist in Auftrag gegeben. Ferner
dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer
Bleihütte.

Die Anwendung des elektrischen Lichtes im Eisenbahnwesen hat
sich in kürzester Zeit so vortheilhaft erwiesen, daß gegenwärtig schon beinahe alle
größeren Bahnhöfe elektrische Beleuchtungsanlagen besitzen. Die Beleuchtungsanlage
des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige
Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieser Bahnhof noch im Baue begriffen war,
ließ die Generaldirection der Reichseisenbahnen von Elsaß-Lothringen bereits Ver-
suche mit Wechselstrom-Maschinen und Differentiallampen von Siemens im alten
Bahnhofe anstellen. Diese Versuche erstreckten sich zunächst auf die Perrons und
Rangirgeleise, wurden aber, nachdem hier günstige Resultate erzielt waren, auch auf
die Wartesäle, Restauration, das Vestibül und die Güter- und Eilgutschuppen aus-
gedehnt. Ferner wurde nach der Pariser Ausstellung im Jahre 1881 auch das
Glühlicht (System Edison) in die Versuche einbezogen. Das Resultat, welches mit
diesen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günstiges und veranlaßte die
Generaldirection, das elektrische Licht unter gänzlicher Verzichtleistung auf die Gas-
beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen.

Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab sich ein Bedarf
von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Vestibül, die Hauptwartesäle mit
Restauration, sämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutschuppen und
sämmtliche Geleise; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des
Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Wartesäle, Toiletten, Postanbau u. s. w.
und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs-
gebäude. Die Installirung dieser Anlage wurde der "Elsässischen Elektricitäts-
gesellschaft" (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maschinen, Lampen, Leitungen etc.
für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte
Gesellschaft. Die Lieferung und Aufstellung der Dampfmaschinen und Kesseln über-
nahm die Maschinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen
Bahnhofes erfolgte im August 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und
der Geleise, sowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen ist aus der Plan-
skizze Fig. 541 zu ersehen.

Die Maschinenanlage ist in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwischen-
wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung sind fünf Röhren-
kessel (Locomotiv-Construction) aufgestellt, welche den Dampf für die Maschinen und auch für
die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer
Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung
40 Minuten. Ein für alle Kesseln gemeinschaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum
des Maschinenhauses, in welchem die Dampf- und Lichtmaschinen aufgestellt sind. Hier
zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maschinen und die Dampfleitung ab. Der
Maschinenraum ist durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt.
Auf der einen Seite sind 14 Gleichstrom-Maschinen von Siemens, zum Betriebe der 60
Bogenlichter, aufgestellt, auf der anderen Seite stehen gegenwärtig drei Edison-Maschinen für
je 250 Lampen a 16 Normalkerzen und eine Maschine für 450 solcher Lampen. Auf jeder
Seite stehen drei Compound-Maschinen a 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die
zwei Schwungräder jeder dieser Maschinen haben Durchmesser von 2·2 Meter, dienen gleich-
zeitig als Riemscheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen
auf die entsprechenden Riemscheiben der Transmission; der Durchmesser dieser Scheiben beträgt
1·1 Meter, jener der Transmissionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaschinen
ist durch Leerscheiben auf der Transmission und durch eine entsprechende Breite der Dampf-
maschinen-Riemscheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen gestatten auch, jede Dampfmaschine

iſolirter Kupferlitze. Die Geſammtleitung iſt nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage
zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdiſchen Betrieb, iſt in Auftrag gegeben. Ferner
dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer
Bleihütte.

Die Anwendung des elektriſchen Lichtes im Eiſenbahnweſen hat
ſich in kürzeſter Zeit ſo vortheilhaft erwieſen, daß gegenwärtig ſchon beinahe alle
größeren Bahnhöfe elektriſche Beleuchtungsanlagen beſitzen. Die Beleuchtungsanlage
des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige
Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieſer Bahnhof noch im Baue begriffen war,
ließ die Generaldirection der Reichseiſenbahnen von Elſaß-Lothringen bereits Ver-
ſuche mit Wechſelſtrom-Maſchinen und Differentiallampen von Siemens im alten
Bahnhofe anſtellen. Dieſe Verſuche erſtreckten ſich zunächſt auf die Perrons und
Rangirgeleiſe, wurden aber, nachdem hier günſtige Reſultate erzielt waren, auch auf
die Warteſäle, Reſtauration, das Veſtibül und die Güter- und Eilgutſchuppen aus-
gedehnt. Ferner wurde nach der Pariſer Ausſtellung im Jahre 1881 auch das
Glühlicht (Syſtem Ediſon) in die Verſuche einbezogen. Das Reſultat, welches mit
dieſen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günſtiges und veranlaßte die
Generaldirection, das elektriſche Licht unter gänzlicher Verzichtleiſtung auf die Gas-
beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen.

Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab ſich ein Bedarf
von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Veſtibül, die Hauptwarteſäle mit
Reſtauration, ſämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutſchuppen und
ſämmtliche Geleiſe; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des
Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Warteſäle, Toiletten, Poſtanbau u. ſ. w.
und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs-
gebäude. Die Inſtallirung dieſer Anlage wurde der „Elſäſſiſchen Elektricitäts-
geſellſchaft“ (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maſchinen, Lampen, Leitungen ꝛc.
für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte
Geſellſchaft. Die Lieferung und Aufſtellung der Dampfmaſchinen und Keſſeln über-
nahm die Maſchinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen
Bahnhofes erfolgte im Auguſt 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und
der Geleiſe, ſowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen iſt aus der Plan-
ſkizze Fig. 541 zu erſehen.

Die Maſchinenanlage iſt in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwiſchen-
wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung ſind fünf Röhren-
keſſel (Locomotiv-Conſtruction) aufgeſtellt, welche den Dampf für die Maſchinen und auch für
die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer
Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung
40 Minuten. Ein für alle Keſſeln gemeinſchaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum
des Maſchinenhauſes, in welchem die Dampf- und Lichtmaſchinen aufgeſtellt ſind. Hier
zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maſchinen und die Dampfleitung ab. Der
Maſchinenraum iſt durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt.
Auf der einen Seite ſind 14 Gleichſtrom-Maſchinen von Siemens, zum Betriebe der 60
Bogenlichter, aufgeſtellt, auf der anderen Seite ſtehen gegenwärtig drei Ediſon-Maſchinen für
je 250 Lampen à 16 Normalkerzen und eine Maſchine für 450 ſolcher Lampen. Auf jeder
Seite ſtehen drei Compound-Maſchinen à 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die
zwei Schwungräder jeder dieſer Maſchinen haben Durchmeſſer von 2·2 Meter, dienen gleich-
zeitig als Riemſcheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen
auf die entſprechenden Riemſcheiben der Transmiſſion; der Durchmeſſer dieſer Scheiben beträgt
1·1 Meter, jener der Transmiſſionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaſchinen
iſt durch Leerſcheiben auf der Transmiſſion und durch eine entſprechende Breite der Dampf-
maſchinen-Riemſcheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen geſtatten auch, jede Dampfmaſchine

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[745/0759] iſolirter Kupferlitze. Die Geſammtleitung iſt nahezu 3000 Meter lang. Eine weitere Anlage zu 10 Lampen, gleichfalls für den unterirdiſchen Betrieb, iſt in Auftrag gegeben. Ferner dienen nenn Differentiallampen zur Beleuchtung der inneren und äußeren Räume einer Bleihütte. Die Anwendung des elektriſchen Lichtes im Eiſenbahnweſen hat ſich in kürzeſter Zeit ſo vortheilhaft erwieſen, daß gegenwärtig ſchon beinahe alle größeren Bahnhöfe elektriſche Beleuchtungsanlagen beſitzen. Die Beleuchtungsanlage des neuen Centralbahnhofes zu Straßburg dürfte wohl die größte derartige Anlage bilden. Im Jahre 1880, als dieſer Bahnhof noch im Baue begriffen war, ließ die Generaldirection der Reichseiſenbahnen von Elſaß-Lothringen bereits Ver- ſuche mit Wechſelſtrom-Maſchinen und Differentiallampen von Siemens im alten Bahnhofe anſtellen. Dieſe Verſuche erſtreckten ſich zunächſt auf die Perrons und Rangirgeleiſe, wurden aber, nachdem hier günſtige Reſultate erzielt waren, auch auf die Warteſäle, Reſtauration, das Veſtibül und die Güter- und Eilgutſchuppen aus- gedehnt. Ferner wurde nach der Pariſer Ausſtellung im Jahre 1881 auch das Glühlicht (Syſtem Ediſon) in die Verſuche einbezogen. Das Reſultat, welches mit dieſen Probeanlagen erzielt wurde, war ein ungemein günſtiges und veranlaßte die Generaldirection, das elektriſche Licht unter gänzlicher Verzichtleiſtung auf die Gas- beleuchtung im neuen Bahnhofe einzuführen. Beim Entwerfen des Planes für die Beleuchtungsanlage ergab ſich ein Bedarf von 60 Bogenlichtlampen für den Vorplatz, das Veſtibül, die Hauptwarteſäle mit Reſtauration, ſämmtliche Perronhallen, Güter-, Zoll- und Eilgutſchuppen und ſämmtliche Geleiſe; ferner von 400 Glühlichtlampen für die übrigen Räume des Stationsgebäudes, die Tunnels, Perron-Warteſäle, Toiletten, Poſtanbau u. ſ. w. und von 800 Lampen für das neben dem Stationsgebäude errichtete Verwaltungs- gebäude. Die Inſtallirung dieſer Anlage wurde der „Elſäſſiſchen Elektricitäts- geſellſchaft“ (Ungerer & Schulze) übertragen. Die Maſchinen, Lampen, Leitungen ꝛc. für das Bogenlicht lieferten Siemens & Halske, für das Glühlicht die genannte Geſellſchaft. Die Lieferung und Aufſtellung der Dampfmaſchinen und Keſſeln über- nahm die Maſchinenfabrik Carlsruhe in Carlsruhe. Die Eröffnung des neuen Bahnhofes erfolgte im Auguſt 1883. Die Lage der einzelnen Baulichkeiten und der Geleiſe, ſowie auch die Vertheilung der Bogenlichtlampen iſt aus der Plan- ſkizze Fig. 541 zu erſehen. Die Maſchinenanlage iſt in einem leichten Fachwerkbau, der durch eine Zwiſchen- wand in zwei Räume getheilt wurde, untergebracht. In der einen Abtheilung ſind fünf Röhren- keſſel (Locomotiv-Conſtruction) aufgeſtellt, welche den Dampf für die Maſchinen und auch für die Dampfheizung des Verwaltungsgebäudes liefern. Sie bedürfen zur Erzeugung einer Pferdekraft 1·7 Kilogramm Saarkohlen zweiter Sorte und erfordern zu ihrer Anheizung 40 Minuten. Ein für alle Keſſeln gemeinſchaftliches Dampfrohr führt in den zweiten Raum des Maſchinenhauſes, in welchem die Dampf- und Lichtmaſchinen aufgeſtellt ſind. Hier zweigen auch die Dampfleitungen für die einzelnen Maſchinen und die Dampfleitung ab. Der Maſchinenraum iſt durch einen Mittelgang der Länge nach abermals in zwei Theile getheilt. Auf der einen Seite ſind 14 Gleichſtrom-Maſchinen von Siemens, zum Betriebe der 60 Bogenlichter, aufgeſtellt, auf der anderen Seite ſtehen gegenwärtig drei Ediſon-Maſchinen für je 250 Lampen à 16 Normalkerzen und eine Maſchine für 450 ſolcher Lampen. Auf jeder Seite ſtehen drei Compound-Maſchinen à 45 Pferdekraft bei 150 Touren in der Minute. Die zwei Schwungräder jeder dieſer Maſchinen haben Durchmeſſer von 2·2 Meter, dienen gleich- zeitig als Riemſcheiben und übertragen ihre Kraft durch 200 Millimeter breite Lederriemen auf die entſprechenden Riemſcheiben der Transmiſſion; der Durchmeſſer dieſer Scheiben beträgt 1·1 Meter, jener der Transmiſſionswellen 80 Milimeter. Das Ausrücken der Dampfmaſchinen iſt durch Leerſcheiben auf der Transmiſſion und durch eine entſprechende Breite der Dampf- maſchinen-Riemſcheiben ermöglicht; Schraubenkupplungen geſtatten auch, jede Dampfmaſchine

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 745. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/759>, abgerufen am 22.11.2024.