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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Die Wechselstrom-Maschine speist 90 Swan-Lampen und die 16 Bogenlampen, von
welchen 12 gleichzeitig betrieben werden können. Die Lichtmaschinen werden durch
eigene voneinander unabhängige Dampfmaschinen betrieben. Die Secundärelemente
dienen für eine Nothbeleuchtung bei Unfällen oder wenn eine Reparatur nothwendig
werden sollte und können durch die eine oder die andere Gleichstrom-Maschine
geladen werden.

Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, daß das elektrische Licht auch
der Fluß-Schifffahrt gute Dienste zu leisten vermag, sei es als Außenlicht oder
Innenbordbeleuchtung. Ein Beispiel für die Anwendung des ersteren bietet Menier's
Yacht, welche dank der hellen Uferbeleuchtung durch einen mit elektrischem Lichte
versehenen Projector des Nachts leicht und gefahrlos die Krümmungen der Marne
und Seine zwischen Paris und der großen Chocolaterie in Noisiel befahren kann.
Innenbordbeleuchtung durch Glühlichter besitzen einzelne auf der Donau verkehrende
Schiffe.

Die Anwendungen des elektrischen Lichtes sind mit den oben angeführten
Beispielen keineswegs erschöpft; das elektrische Licht dient in ebenso vortheilhafter
Weise zur Beleuchtung der Häfen, Docks, zu unterseeischen Arbeiten u. s. w.

Eine ausgedehnte Beleuchtungsanlage besitzt z. B. der Hafen von Havre, in
welchen die Schiffe nur zur Zeit der Fluth einlaufen können. Fällt nun von den zweimaligen
Fluthen eine in die Nacht, so konnte es geschehen, daß ein Schiff, welches eben nach der
Tagesfluth ankommt, nahezu 23 Stunden bis zum Eintreten der nächsten Tagesfluth mit dem
Einlaufen in den Hafen warten mußte, da die Dunkelheit während der Nacht dasselbe nicht
gestattete. Aus diesem Grunde suchten daher die Schiffer häufig lieber den Hafen von Cher-
bourg auf. Um dies zu vermeiden, entschloß man sich, den Hafen in seinen wichtigsten Theilen
bei jedem nächtlichen Eintritte der Fluth elektrisch zu beleuchten. Seit 1881 ist diese Beleuch-
tungsanlage thatsächlich ausgeführt und fungirt seitdem immer eine Stunde vor Eintritt der
Fluth und eine Stunde darnach. Sie umfaßt gegenwärtig 24 Lampen, die in sechs Strom-
kreisen untergebracht sind. Zwei Dampfmaschinen a 35 Pferdekraft setzen vier sich selbst er-
regende Wechselstrom-Maschinen von Gramme (Type 2) in Bewegung; eine Gramme'sche
Maschine arbeitet gewöhnlich im offenen Stromkreise und dient als Reserve. Von jeder Licht-
maschine gehen zwei Stromkreise aus, die sämmtlich eine und dieselbe Anordnung haben.
Fig. 553 ist das Schema eines solchen Kreises. M bedeutet die Lichtmaschine mit ihren
beiden Stromkreisen C und C', R den in den Stromkreis der Elektromagnete eingeschalteten
Widerstandskasten zum gleichzeitigen Reguliren der elektrischen Ströme in den beiden Strom-
kreisen. Die Leitung C führt dann zu den Stöpseln P P' des Generalumschalters für sämmt-
liche Stromkreise, wodurch die Möglichkeit geboten wird, beim Untauglichwerden einer Maschine
sofort die Reservemaschine einzuschalten. Die von E auslaufende Leitung muß zunächst den
Widerstandsrahmen S passiren, welcher den Zweck hat, die Stromstärken der beiden Kreise
einer Maschine gleich zu machen; dies ist nothwendig, da bei der ungleichen Länge der beiden
Stromkreise jeder derselben eine andere elektromotorische Kraft erfordert. Der Leiter L führt
dann zum Stromwechsler H mit zwei Contacten, von welchem aus die Leitung L" und die
punktirt gezeichnete Leitung zu den Lampen F F F geht. (Der Einfachheit halber sind nur drei
statt sechs Lampen gezeichnet.) Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch die Leitung L'; in
diese ist ein Elektromagnet A eingeschaltet, welcher bei normaler Function der Anlage den
Anker D angezogen hält. Wird jedoch der Strom in der Lampenleitung durch irgend eine
Ursache, z. B. das Erlöschen einer Lampe, unterbrochen, so fällt der Anker D ab und schließt
bei K einen Contact, mit dessen Hilfe eine kleine Batterie das Klingelwerk T zum Tönen bringt.

Jede Lampe enthält vier Jablochkoffkerzen mit Kohlen zu 6 Millimeter; nur die
beiden ersten Lampen schließen zwei Träger zu je zwei Kerzen in sich und besitzen deshalb
auch zwei Rückleitungsdrähte. Im Fuße jedes Candelabers befindet sich ein Commutator O O'
zu sechs Platten, welchen der elektrische Strom passiren muß. Diese anscheinend complicirte
Einrichtung hat einen doppelten Zweck: erstens kann man durch sie bei normaler Function
der Anlage vom Maschinenhause aus in jedem beliebigen Momente den Strom unter Be-
nützung des Stromwechslers H in die Kerzen 1 oder 2 schicken; zweitens können, wenn dieser
Wechsel vorgenommen ist, durch Umstöpselung in den Commutatoren O O' die Kerzen 3 für

Die Wechſelſtrom-Maſchine ſpeiſt 90 Swan-Lampen und die 16 Bogenlampen, von
welchen 12 gleichzeitig betrieben werden können. Die Lichtmaſchinen werden durch
eigene voneinander unabhängige Dampfmaſchinen betrieben. Die Secundärelemente
dienen für eine Nothbeleuchtung bei Unfällen oder wenn eine Reparatur nothwendig
werden ſollte und können durch die eine oder die andere Gleichſtrom-Maſchine
geladen werden.

Es bedarf wohl keiner beſonderen Erwähnung, daß das elektriſche Licht auch
der Fluß-Schifffahrt gute Dienſte zu leiſten vermag, ſei es als Außenlicht oder
Innenbordbeleuchtung. Ein Beiſpiel für die Anwendung des erſteren bietet Menier’s
Yacht, welche dank der hellen Uferbeleuchtung durch einen mit elektriſchem Lichte
verſehenen Projector des Nachts leicht und gefahrlos die Krümmungen der Marne
und Seine zwiſchen Paris und der großen Chocolaterie in Noiſiel befahren kann.
Innenbordbeleuchtung durch Glühlichter beſitzen einzelne auf der Donau verkehrende
Schiffe.

Die Anwendungen des elektriſchen Lichtes ſind mit den oben angeführten
Beiſpielen keineswegs erſchöpft; das elektriſche Licht dient in ebenſo vortheilhafter
Weiſe zur Beleuchtung der Häfen, Docks, zu unterſeeiſchen Arbeiten u. ſ. w.

Eine ausgedehnte Beleuchtungsanlage beſitzt z. B. der Hafen von Havre, in
welchen die Schiffe nur zur Zeit der Fluth einlaufen können. Fällt nun von den zweimaligen
Fluthen eine in die Nacht, ſo konnte es geſchehen, daß ein Schiff, welches eben nach der
Tagesfluth ankommt, nahezu 23 Stunden bis zum Eintreten der nächſten Tagesfluth mit dem
Einlaufen in den Hafen warten mußte, da die Dunkelheit während der Nacht dasſelbe nicht
geſtattete. Aus dieſem Grunde ſuchten daher die Schiffer häufig lieber den Hafen von Cher-
bourg auf. Um dies zu vermeiden, entſchloß man ſich, den Hafen in ſeinen wichtigſten Theilen
bei jedem nächtlichen Eintritte der Fluth elektriſch zu beleuchten. Seit 1881 iſt dieſe Beleuch-
tungsanlage thatſächlich ausgeführt und fungirt ſeitdem immer eine Stunde vor Eintritt der
Fluth und eine Stunde darnach. Sie umfaßt gegenwärtig 24 Lampen, die in ſechs Strom-
kreiſen untergebracht ſind. Zwei Dampfmaſchinen à 35 Pferdekraft ſetzen vier ſich ſelbſt er-
regende Wechſelſtrom-Maſchinen von Gramme (Type 2) in Bewegung; eine Gramme’ſche
Maſchine arbeitet gewöhnlich im offenen Stromkreiſe und dient als Reſerve. Von jeder Licht-
maſchine gehen zwei Stromkreiſe aus, die ſämmtlich eine und dieſelbe Anordnung haben.
Fig. 553 iſt das Schema eines ſolchen Kreiſes. M bedeutet die Lichtmaſchine mit ihren
beiden Stromkreiſen C und C', R den in den Stromkreis der Elektromagnete eingeſchalteten
Widerſtandskaſten zum gleichzeitigen Reguliren der elektriſchen Ströme in den beiden Strom-
kreiſen. Die Leitung C führt dann zu den Stöpſeln P P' des Generalumſchalters für ſämmt-
liche Stromkreiſe, wodurch die Möglichkeit geboten wird, beim Untauglichwerden einer Maſchine
ſofort die Reſervemaſchine einzuſchalten. Die von E auslaufende Leitung muß zunächſt den
Widerſtandsrahmen S paſſiren, welcher den Zweck hat, die Stromſtärken der beiden Kreiſe
einer Maſchine gleich zu machen; dies iſt nothwendig, da bei der ungleichen Länge der beiden
Stromkreiſe jeder derſelben eine andere elektromotoriſche Kraft erfordert. Der Leiter L führt
dann zum Stromwechsler H mit zwei Contacten, von welchem aus die Leitung L″ und die
punktirt gezeichnete Leitung zu den Lampen F F F geht. (Der Einfachheit halber ſind nur drei
ſtatt ſechs Lampen gezeichnet.) Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch die Leitung L'; in
dieſe iſt ein Elektromagnet A eingeſchaltet, welcher bei normaler Function der Anlage den
Anker D angezogen hält. Wird jedoch der Strom in der Lampenleitung durch irgend eine
Urſache, z. B. das Erlöſchen einer Lampe, unterbrochen, ſo fällt der Anker D ab und ſchließt
bei K einen Contact, mit deſſen Hilfe eine kleine Batterie das Klingelwerk T zum Tönen bringt.

Jede Lampe enthält vier Jablochkoffkerzen mit Kohlen zu 6 Millimeter; nur die
beiden erſten Lampen ſchließen zwei Träger zu je zwei Kerzen in ſich und beſitzen deshalb
auch zwei Rückleitungsdrähte. Im Fuße jedes Candelabers befindet ſich ein Commutator O O'
zu ſechs Platten, welchen der elektriſche Strom paſſiren muß. Dieſe anſcheinend complicirte
Einrichtung hat einen doppelten Zweck: erſtens kann man durch ſie bei normaler Function
der Anlage vom Maſchinenhauſe aus in jedem beliebigen Momente den Strom unter Be-
nützung des Stromwechslers H in die Kerzen 1 oder 2 ſchicken; zweitens können, wenn dieſer
Wechſel vorgenommen iſt, durch Umſtöpſelung in den Commutatoren O O' die Kerzen 3 für

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[761/0775] Die Wechſelſtrom-Maſchine ſpeiſt 90 Swan-Lampen und die 16 Bogenlampen, von welchen 12 gleichzeitig betrieben werden können. Die Lichtmaſchinen werden durch eigene voneinander unabhängige Dampfmaſchinen betrieben. Die Secundärelemente dienen für eine Nothbeleuchtung bei Unfällen oder wenn eine Reparatur nothwendig werden ſollte und können durch die eine oder die andere Gleichſtrom-Maſchine geladen werden. Es bedarf wohl keiner beſonderen Erwähnung, daß das elektriſche Licht auch der Fluß-Schifffahrt gute Dienſte zu leiſten vermag, ſei es als Außenlicht oder Innenbordbeleuchtung. Ein Beiſpiel für die Anwendung des erſteren bietet Menier’s Yacht, welche dank der hellen Uferbeleuchtung durch einen mit elektriſchem Lichte verſehenen Projector des Nachts leicht und gefahrlos die Krümmungen der Marne und Seine zwiſchen Paris und der großen Chocolaterie in Noiſiel befahren kann. Innenbordbeleuchtung durch Glühlichter beſitzen einzelne auf der Donau verkehrende Schiffe. Die Anwendungen des elektriſchen Lichtes ſind mit den oben angeführten Beiſpielen keineswegs erſchöpft; das elektriſche Licht dient in ebenſo vortheilhafter Weiſe zur Beleuchtung der Häfen, Docks, zu unterſeeiſchen Arbeiten u. ſ. w. Eine ausgedehnte Beleuchtungsanlage beſitzt z. B. der Hafen von Havre, in welchen die Schiffe nur zur Zeit der Fluth einlaufen können. Fällt nun von den zweimaligen Fluthen eine in die Nacht, ſo konnte es geſchehen, daß ein Schiff, welches eben nach der Tagesfluth ankommt, nahezu 23 Stunden bis zum Eintreten der nächſten Tagesfluth mit dem Einlaufen in den Hafen warten mußte, da die Dunkelheit während der Nacht dasſelbe nicht geſtattete. Aus dieſem Grunde ſuchten daher die Schiffer häufig lieber den Hafen von Cher- bourg auf. Um dies zu vermeiden, entſchloß man ſich, den Hafen in ſeinen wichtigſten Theilen bei jedem nächtlichen Eintritte der Fluth elektriſch zu beleuchten. Seit 1881 iſt dieſe Beleuch- tungsanlage thatſächlich ausgeführt und fungirt ſeitdem immer eine Stunde vor Eintritt der Fluth und eine Stunde darnach. Sie umfaßt gegenwärtig 24 Lampen, die in ſechs Strom- kreiſen untergebracht ſind. Zwei Dampfmaſchinen à 35 Pferdekraft ſetzen vier ſich ſelbſt er- regende Wechſelſtrom-Maſchinen von Gramme (Type 2) in Bewegung; eine Gramme’ſche Maſchine arbeitet gewöhnlich im offenen Stromkreiſe und dient als Reſerve. Von jeder Licht- maſchine gehen zwei Stromkreiſe aus, die ſämmtlich eine und dieſelbe Anordnung haben. Fig. 553 iſt das Schema eines ſolchen Kreiſes. M bedeutet die Lichtmaſchine mit ihren beiden Stromkreiſen C und C', R den in den Stromkreis der Elektromagnete eingeſchalteten Widerſtandskaſten zum gleichzeitigen Reguliren der elektriſchen Ströme in den beiden Strom- kreiſen. Die Leitung C führt dann zu den Stöpſeln P P' des Generalumſchalters für ſämmt- liche Stromkreiſe, wodurch die Möglichkeit geboten wird, beim Untauglichwerden einer Maſchine ſofort die Reſervemaſchine einzuſchalten. Die von E auslaufende Leitung muß zunächſt den Widerſtandsrahmen S paſſiren, welcher den Zweck hat, die Stromſtärken der beiden Kreiſe einer Maſchine gleich zu machen; dies iſt nothwendig, da bei der ungleichen Länge der beiden Stromkreiſe jeder derſelben eine andere elektromotoriſche Kraft erfordert. Der Leiter L führt dann zum Stromwechsler H mit zwei Contacten, von welchem aus die Leitung L″ und die punktirt gezeichnete Leitung zu den Lampen F F F geht. (Der Einfachheit halber ſind nur drei ſtatt ſechs Lampen gezeichnet.) Die Rückleitung des Stromes erfolgt durch die Leitung L'; in dieſe iſt ein Elektromagnet A eingeſchaltet, welcher bei normaler Function der Anlage den Anker D angezogen hält. Wird jedoch der Strom in der Lampenleitung durch irgend eine Urſache, z. B. das Erlöſchen einer Lampe, unterbrochen, ſo fällt der Anker D ab und ſchließt bei K einen Contact, mit deſſen Hilfe eine kleine Batterie das Klingelwerk T zum Tönen bringt. Jede Lampe enthält vier Jablochkoffkerzen mit Kohlen zu 6 Millimeter; nur die beiden erſten Lampen ſchließen zwei Träger zu je zwei Kerzen in ſich und beſitzen deshalb auch zwei Rückleitungsdrähte. Im Fuße jedes Candelabers befindet ſich ein Commutator O O' zu ſechs Platten, welchen der elektriſche Strom paſſiren muß. Dieſe anſcheinend complicirte Einrichtung hat einen doppelten Zweck: erſtens kann man durch ſie bei normaler Function der Anlage vom Maſchinenhauſe aus in jedem beliebigen Momente den Strom unter Be- nützung des Stromwechslers H in die Kerzen 1 oder 2 ſchicken; zweitens können, wenn dieſer Wechſel vorgenommen iſt, durch Umſtöpſelung in den Commutatoren O O' die Kerzen 3 für

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 761. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/775>, abgerufen am 22.11.2024.