zu schmelzen. Er beschreibt denselben in nachfolgender Weise: Der Apparat besteht aus einem gewöhnlichen Schmelztiegel T von Graphit (Fig. 576) oder anderem sehr schwer schmelzbarem Materiale, welches in ein auf einem Dreifuß stehendes metallisches Gefäß oder Hülle H, unter Ausfüllung des Zwischenraumes mit gestoßener Holzkohle oder mit einem anderen schlechten Wärmeleiter eingesetzt ist. Durch den Boden des Schmelztiegels ist ein Loch gebohrt, durch welches ein Stab von Eisen, Platin oder von Gaskohle, wie solche zur elektrischen Be- leuchtung gebraucht wird, eingeführt ist. Der Deckel des Schmelztiegels ist ebenfalls durch- bohrt, um die negative Elektrode aufzunehmen, als welche womöglich ein Cylinder von ge- preßter Kohle von vergleichsweise beträchtlichen Abmessungen gewählt wird. An dem einen Ende A eines in der Mitte unterstützten Balkens A B ist die negative Elektrode durch einen
[Abbildung]
Fig. 576.
Schmelzofen von Siemens.
aus Kupfer oder aus einem anderen guten Leiter der Elektricität hergestellten Streifen aufgehängt, während am anderen Ende B des Balkens ein hohler Cylinder von weichem Eisen befestigt ist, welcher sich vertical in einer Drahtspule S frei bewegen kann, die einen Gesammtwiderstand von etwa 50 Ohm- schen Einheiten darbietet. Durch ein Lauf- gewicht G kann das Uebergewicht des nach der Drahtspule hin liegenden Balkenarmes so verändert werden, daß es die magnetische Kraft, mit welcher der hohle Eisencylinder in die Solenoidrolle S hineingezogen wird, ausgleicht. Ein Ende der Drahtspule ist mit dem positiven, das andere Ende mit dem negativen Pole des elektrischen Bogens verbunden. Der Widerstand des Bogens wird dadurch nach Belieben bestimmt und innerhalb der Grenzen, welche die Kraft- quelle zuläßt, festgestellt, indem man das Gewicht auf dem Balken verschiebt. Ver- größert sich aus irgend welcher Ursache der Widerstand des Bogens, so gewinnt der durch die Drahtspule gehende Strom an Kraft, die magnetische Anziehung überwindet das entgegen wirkende Gewicht und ver- ursacht dadurch, daß die negative Elektrode tiefer in den Schmelztiegel eintaucht, während, wenn der Widerstand unter die gewünschte Grenze sinkt, das Gewicht den Eisencylinder in die Spule zurücktreibt, wodurch sich die Länge des Bogens so lange vergrößert, bis das Gleichgewicht zwischen den wirkenden Kräften wieder hergestellt ist. Außer der automatischen Regulirung des Lichtbogens ist es für das Gelingen der Schmelzung von Wichtigkeit, das zu schmelzende Material zum positiven Pole zu machen, da bekanntlich an diesem die weitaus größte Wärmemenge erzeugt wird.
In einem solchen elektrischen Schmelztiegel brachte William Siemens 1 Pfund zerbrochener Feilen in 13 Minuten zum Schmelzen. Der Tiegel hatte hierbei eine Tiefe von 20 Centimeter und der dazu angewandte Strom konnte in einer Regulatorlampe ein Licht von 6000 Normalkerzen erzeugen. Bei Anwendung eines Kohlencylinders als negativen Pol kann aber durch Loslösung von Kohlentheilchen auch eine chemische Veränderung des zu schmelzenden Materiales bewirkt werden; will man diese vermeiden, so muß für die negative Elektrode ein Stoff gewählt werden, welcher keine Substanz an den Bogen abgiebt. Siemens verwendet dazu einen sogenannten Wasserpol, das heißt ein Rohr aus Kupfer, durch welches zur Abkühlung ein Wasserstrom fließt. (In der Figur getrennt gezeichnet.)
Bezüglich der Kosten der elektrischen Schmelzung hat Siemens berechnet, daß beim Gebrauche einer dynamoelektrischen Maschine, welche durch eine Dampfmaschine getrieben wird,
zu ſchmelzen. Er beſchreibt denſelben in nachfolgender Weiſe: Der Apparat beſteht aus einem gewöhnlichen Schmelztiegel T von Graphit (Fig. 576) oder anderem ſehr ſchwer ſchmelzbarem Materiale, welches in ein auf einem Dreifuß ſtehendes metalliſches Gefäß oder Hülle H, unter Ausfüllung des Zwiſchenraumes mit geſtoßener Holzkohle oder mit einem anderen ſchlechten Wärmeleiter eingeſetzt iſt. Durch den Boden des Schmelztiegels iſt ein Loch gebohrt, durch welches ein Stab von Eiſen, Platin oder von Gaskohle, wie ſolche zur elektriſchen Be- leuchtung gebraucht wird, eingeführt iſt. Der Deckel des Schmelztiegels iſt ebenfalls durch- bohrt, um die negative Elektrode aufzunehmen, als welche womöglich ein Cylinder von ge- preßter Kohle von vergleichsweiſe beträchtlichen Abmeſſungen gewählt wird. An dem einen Ende A eines in der Mitte unterſtützten Balkens A B iſt die negative Elektrode durch einen
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Fig. 576.
Schmelzofen von Siemens.
aus Kupfer oder aus einem anderen guten Leiter der Elektricität hergeſtellten Streifen aufgehängt, während am anderen Ende B des Balkens ein hohler Cylinder von weichem Eiſen befeſtigt iſt, welcher ſich vertical in einer Drahtſpule S frei bewegen kann, die einen Geſammtwiderſtand von etwa 50 Ohm- ſchen Einheiten darbietet. Durch ein Lauf- gewicht G kann das Uebergewicht des nach der Drahtſpule hin liegenden Balkenarmes ſo verändert werden, daß es die magnetiſche Kraft, mit welcher der hohle Eiſencylinder in die Solenoidrolle S hineingezogen wird, ausgleicht. Ein Ende der Drahtſpule iſt mit dem poſitiven, das andere Ende mit dem negativen Pole des elektriſchen Bogens verbunden. Der Widerſtand des Bogens wird dadurch nach Belieben beſtimmt und innerhalb der Grenzen, welche die Kraft- quelle zuläßt, feſtgeſtellt, indem man das Gewicht auf dem Balken verſchiebt. Ver- größert ſich aus irgend welcher Urſache der Widerſtand des Bogens, ſo gewinnt der durch die Drahtſpule gehende Strom an Kraft, die magnetiſche Anziehung überwindet das entgegen wirkende Gewicht und ver- urſacht dadurch, daß die negative Elektrode tiefer in den Schmelztiegel eintaucht, während, wenn der Widerſtand unter die gewünſchte Grenze ſinkt, das Gewicht den Eiſencylinder in die Spule zurücktreibt, wodurch ſich die Länge des Bogens ſo lange vergrößert, bis das Gleichgewicht zwiſchen den wirkenden Kräften wieder hergeſtellt iſt. Außer der automatiſchen Regulirung des Lichtbogens iſt es für das Gelingen der Schmelzung von Wichtigkeit, das zu ſchmelzende Material zum poſitiven Pole zu machen, da bekanntlich an dieſem die weitaus größte Wärmemenge erzeugt wird.
In einem ſolchen elektriſchen Schmelztiegel brachte William Siemens 1 Pfund zerbrochener Feilen in 13 Minuten zum Schmelzen. Der Tiegel hatte hierbei eine Tiefe von 20 Centimeter und der dazu angewandte Strom konnte in einer Regulatorlampe ein Licht von 6000 Normalkerzen erzeugen. Bei Anwendung eines Kohlencylinders als negativen Pol kann aber durch Loslöſung von Kohlentheilchen auch eine chemiſche Veränderung des zu ſchmelzenden Materiales bewirkt werden; will man dieſe vermeiden, ſo muß für die negative Elektrode ein Stoff gewählt werden, welcher keine Subſtanz an den Bogen abgiebt. Siemens verwendet dazu einen ſogenannten Waſſerpol, das heißt ein Rohr aus Kupfer, durch welches zur Abkühlung ein Waſſerſtrom fließt. (In der Figur getrennt gezeichnet.)
Bezüglich der Koſten der elektriſchen Schmelzung hat Siemens berechnet, daß beim Gebrauche einer dynamoelektriſchen Maſchine, welche durch eine Dampfmaſchine getrieben wird,
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zu ſchmelzen. Er beſchreibt denſelben in nachfolgender Weiſe: Der Apparat beſteht aus einem
gewöhnlichen Schmelztiegel T von Graphit (Fig. 576) oder anderem ſehr ſchwer ſchmelzbarem
Materiale, welches in ein auf einem Dreifuß ſtehendes metalliſches Gefäß oder Hülle H,
unter Ausfüllung des Zwiſchenraumes mit geſtoßener Holzkohle oder mit einem anderen
ſchlechten Wärmeleiter eingeſetzt iſt. Durch den Boden des Schmelztiegels iſt ein Loch gebohrt,
durch welches ein Stab von Eiſen, Platin oder von Gaskohle, wie ſolche zur elektriſchen Be-
leuchtung gebraucht wird, eingeführt iſt. Der Deckel des Schmelztiegels iſt ebenfalls durch-
bohrt, um die negative Elektrode aufzunehmen, als welche womöglich ein Cylinder von ge-
preßter Kohle von vergleichsweiſe beträchtlichen Abmeſſungen gewählt wird. An dem einen
Ende A eines in der Mitte unterſtützten Balkens A B iſt die negative Elektrode durch einen
[Abbildung Fig. 576.
Schmelzofen von Siemens.]
aus Kupfer oder aus einem anderen guten
Leiter der Elektricität hergeſtellten Streifen
aufgehängt, während am anderen Ende B
des Balkens ein hohler Cylinder von weichem
Eiſen befeſtigt iſt, welcher ſich vertical in
einer Drahtſpule S frei bewegen kann, die
einen Geſammtwiderſtand von etwa 50 Ohm-
ſchen Einheiten darbietet. Durch ein Lauf-
gewicht G kann das Uebergewicht des nach
der Drahtſpule hin liegenden Balkenarmes
ſo verändert werden, daß es die magnetiſche
Kraft, mit welcher der hohle Eiſencylinder
in die Solenoidrolle S hineingezogen wird,
ausgleicht. Ein Ende der Drahtſpule iſt
mit dem poſitiven, das andere Ende mit
dem negativen Pole des elektriſchen Bogens
verbunden. Der Widerſtand des Bogens
wird dadurch nach Belieben beſtimmt und
innerhalb der Grenzen, welche die Kraft-
quelle zuläßt, feſtgeſtellt, indem man das
Gewicht auf dem Balken verſchiebt. Ver-
größert ſich aus irgend welcher Urſache der
Widerſtand des Bogens, ſo gewinnt der
durch die Drahtſpule gehende Strom an
Kraft, die magnetiſche Anziehung überwindet
das entgegen wirkende Gewicht und ver-
urſacht dadurch, daß die negative Elektrode
tiefer in den Schmelztiegel eintaucht, während,
wenn der Widerſtand unter die gewünſchte
Grenze ſinkt, das Gewicht den Eiſencylinder
in die Spule zurücktreibt, wodurch ſich die
Länge des Bogens ſo lange vergrößert, bis
das Gleichgewicht zwiſchen den wirkenden
Kräften wieder hergeſtellt iſt. Außer der
automatiſchen Regulirung des Lichtbogens
iſt es für das Gelingen der Schmelzung
von Wichtigkeit, das zu ſchmelzende Material
zum poſitiven Pole zu machen, da bekanntlich an dieſem die weitaus größte Wärmemenge
erzeugt wird.
In einem ſolchen elektriſchen Schmelztiegel brachte William Siemens 1 Pfund
zerbrochener Feilen in 13 Minuten zum Schmelzen. Der Tiegel hatte hierbei eine Tiefe von
20 Centimeter und der dazu angewandte Strom konnte in einer Regulatorlampe ein Licht
von 6000 Normalkerzen erzeugen. Bei Anwendung eines Kohlencylinders als negativen Pol
kann aber durch Loslöſung von Kohlentheilchen auch eine chemiſche Veränderung des zu
ſchmelzenden Materiales bewirkt werden; will man dieſe vermeiden, ſo muß für die negative
Elektrode ein Stoff gewählt werden, welcher keine Subſtanz an den Bogen abgiebt. Siemens
verwendet dazu einen ſogenannten Waſſerpol, das heißt ein Rohr aus Kupfer, durch welches
zur Abkühlung ein Waſſerſtrom fließt. (In der Figur getrennt gezeichnet.)
Bezüglich der Koſten der elektriſchen Schmelzung hat Siemens berechnet, daß beim
Gebrauche einer dynamoelektriſchen Maſchine, welche durch eine Dampfmaſchine getrieben wird,
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 790. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/804>, abgerufen am 22.11.2024.
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