in der Grube La Peronniere bei Grand-Croix. Hier geht die Hauptförderstrecke vom Förderschachte St. Antoine aus und theilt das Abbaufeld in zwei annähernd gleiche Partien. Der ansteigende Theil ist bereits so ziemlich abgebaut, weshalb man gezwungen wurde, nach abwärts zu weiter zu arbeiten. Die Kohle wurde dann durch Pferde auf schiefer Ebene zur Haupt- förderstrecke hinaufbefördert. Bei zunehmender Ausdehnung wurde jedoch diese Förderung zu kostspielig. Die Betriebsleitung von La Peronniere sah sich vor die Wahl gestellt, entweder den Schacht St. Antoine um 70 Meter weiter abzuteufen und einen 400 Meter langen Querschlag zu treiben oder maschinelle Förderung auf geneigter Bahn einzurichten. Sie entschied sich für letzteres und wählte hierzu die elektrische Kraftübertragung, weil sich jede andere Uebertragungs- art der bedeutenden Länge wegen als praktisch undurchführbar darstellte. Die Betriebs-Dampf- maschine wurde über Tag (am Schachte "Chene") aufgestellt und überträgt ihre Bewegung durch Frictionsräder auf zwei Gramme'sche Maschinen. Von diesen führen sorgfältig isolirte Kabel die elektrischen Ströme in die Grube, indem sie durch den 390 Meter langen Schacht "Chene" und einen 380 Meter langen Querschlag gehen, hierauf abermals einen Schacht von 30 Meter Länge und dann mehrere Strecken von zusammen 375 Meter Länge zurücklegen. Alle diese Wege, welche die Kabel zu machen haben, sind von sehr unregelmäßiger Beschaffenheit und haben häufig wechselnde Niveauverhältnisse und viele Krümmungen. Von der Hauptförder- strecke aus verläuft die geneigte Bahn, an deren oberem Ende auf einem Fundamente von Beton die Fördervorrichtung aufgestellt ist. Letztere bilden zwei secundäre Maschinen (derselben Construction wie die primären), die Seiltrommel und Uebersetzungen. Durch diese, bestehend aus Riemenscheiben und Frictionsrädern, wird die Bewegung der Armatur in der Dynamo- maschine auf die Seiltrommel übertragen und dabei auf 1/37 verlangsamt. In die Ueber- setzung sind ferner Zahnräder eingeschaltet, mit deren Hilfe die Drehung der Seiltrommel sowohl in dem einen als auch im entgegengesetzten Sinne bewirkt werden kann. An dem über die Trommel geschlagenen Seile werden die Förderwagen derart angehängt, daß die leeren hinunterlaufen, wenn die vollen heraufgezogen werden. Für vier geladene Wagen am Seile stellte sich der Nutzeffect auf 26·1 Procent, hingegen bei einem Wagen auf nur 12·2 Procent; es rührt dies daher, daß die Widerstände in den Transmissionen für beide Fälle dieselben bleiben. Diese Installation ist jedoch unter keineswegs günstigen Bedingungen ausgeführt, wenn man bedenkt, wie viel Kraft durch die sehr bedeutenden Uebersetzungen, die Reibung des Seiles auf der geneigten Bahn u. s. w. verloren geht, und daß auch der in Verwendung stehende Dampfmotor unvollständig ausgenützt wird. Trotzdem arbeitet diese Anlage besser, als eine beispielsweise pneumatisch betriebene, da für letztere durch Untersuchungen festgestellt wurde, daß diese bei langen Leitungen einen Nutzeffect von 20 bis 25 Procent nicht übersteigt.
Bei der Erbauung des Gotthardt-Tunnels nutzte man das Gefälle der Reuß in folgender Weise aus: Einige hundert Schritte vor der Mündung des Tunnels bei Göschenen wurden 1000- bis 1200pferdige Turbinen betrieben, welche Luft zu comprimiren hatten. Die comprimirte Luft leitete man dann in Röhrenleitungen, die beim Fortschreiten der Arbeit immer weiter verlängert werden mußten, zur Bohrmaschine. Die Compressoren zu sieben Atmosphären Druck gaben 70 Procent der dem Gefälle der Reuß entsprechenden Arbeit ab. Die Leistung einer mit der comprimirten Luft arbeitenden Maschine (Locomotive) betrug 23 Procent der in der Wasserkraft enthaltenen Arbeit. Die Bohrmaschine im Stollen gab jedoch nur eine Leistung von vier bis acht Procent.
Gesteinsbohrer werden angewendet bei der Sprengarbeit in Bergbauen, Steinbrüchen, bei der Regulirung von Flüssen und beim Baue von Straßen zum Wegsprengen der Felsen, im Tunnelbau, zum Abteufen von Schächten u. s. w. Die zahlreichen Bohrmaschinen kann man eintheilen in solche, welche stoßend wirken (Percussionsmaschinen), und in drehend wirkende (Rotationsmaschinen). Eine durch das ersterwähnte Princip wirkende Bohrmaschine für elektrischen Betrieb hat Siemens construirt, eine Rotationsbohrmaschine Taverdon.
Caverdon's elektrischer Gesteinsbohrer bietet doppeltes Interesse dar, weil sowohl zu seiner eigenen Herstellung als auch zu seinem Betriebe die Elek- tricität dienstbar gemacht wird. Zur Erzeugung von Bohrlöchern im harten Gesteine
in der Grube La Peronnière bei Grand-Croix. Hier geht die Hauptförderſtrecke vom Förderſchachte St. Antoine aus und theilt das Abbaufeld in zwei annähernd gleiche Partien. Der anſteigende Theil iſt bereits ſo ziemlich abgebaut, weshalb man gezwungen wurde, nach abwärts zu weiter zu arbeiten. Die Kohle wurde dann durch Pferde auf ſchiefer Ebene zur Haupt- förderſtrecke hinaufbefördert. Bei zunehmender Ausdehnung wurde jedoch dieſe Förderung zu koſtſpielig. Die Betriebsleitung von La Peronnière ſah ſich vor die Wahl geſtellt, entweder den Schacht St. Antoine um 70 Meter weiter abzuteufen und einen 400 Meter langen Querſchlag zu treiben oder maſchinelle Förderung auf geneigter Bahn einzurichten. Sie entſchied ſich für letzteres und wählte hierzu die elektriſche Kraftübertragung, weil ſich jede andere Uebertragungs- art der bedeutenden Länge wegen als praktiſch undurchführbar darſtellte. Die Betriebs-Dampf- maſchine wurde über Tag (am Schachte „Chêne“) aufgeſtellt und überträgt ihre Bewegung durch Frictionsräder auf zwei Gramme’ſche Maſchinen. Von dieſen führen ſorgfältig iſolirte Kabel die elektriſchen Ströme in die Grube, indem ſie durch den 390 Meter langen Schacht „Chêne“ und einen 380 Meter langen Querſchlag gehen, hierauf abermals einen Schacht von 30 Meter Länge und dann mehrere Strecken von zuſammen 375 Meter Länge zurücklegen. Alle dieſe Wege, welche die Kabel zu machen haben, ſind von ſehr unregelmäßiger Beſchaffenheit und haben häufig wechſelnde Niveauverhältniſſe und viele Krümmungen. Von der Hauptförder- ſtrecke aus verläuft die geneigte Bahn, an deren oberem Ende auf einem Fundamente von Beton die Fördervorrichtung aufgeſtellt iſt. Letztere bilden zwei ſecundäre Maſchinen (derſelben Conſtruction wie die primären), die Seiltrommel und Ueberſetzungen. Durch dieſe, beſtehend aus Riemenſcheiben und Frictionsrädern, wird die Bewegung der Armatur in der Dynamo- maſchine auf die Seiltrommel übertragen und dabei auf 1/37 verlangſamt. In die Ueber- ſetzung ſind ferner Zahnräder eingeſchaltet, mit deren Hilfe die Drehung der Seiltrommel ſowohl in dem einen als auch im entgegengeſetzten Sinne bewirkt werden kann. An dem über die Trommel geſchlagenen Seile werden die Förderwagen derart angehängt, daß die leeren hinunterlaufen, wenn die vollen heraufgezogen werden. Für vier geladene Wagen am Seile ſtellte ſich der Nutzeffect auf 26·1 Procent, hingegen bei einem Wagen auf nur 12·2 Procent; es rührt dies daher, daß die Widerſtände in den Transmiſſionen für beide Fälle dieſelben bleiben. Dieſe Inſtallation iſt jedoch unter keineswegs günſtigen Bedingungen ausgeführt, wenn man bedenkt, wie viel Kraft durch die ſehr bedeutenden Ueberſetzungen, die Reibung des Seiles auf der geneigten Bahn u. ſ. w. verloren geht, und daß auch der in Verwendung ſtehende Dampfmotor unvollſtändig ausgenützt wird. Trotzdem arbeitet dieſe Anlage beſſer, als eine beiſpielsweiſe pneumatiſch betriebene, da für letztere durch Unterſuchungen feſtgeſtellt wurde, daß dieſe bei langen Leitungen einen Nutzeffect von 20 bis 25 Procent nicht überſteigt.
Bei der Erbauung des Gotthardt-Tunnels nutzte man das Gefälle der Reuß in folgender Weiſe aus: Einige hundert Schritte vor der Mündung des Tunnels bei Göſchenen wurden 1000- bis 1200pferdige Turbinen betrieben, welche Luft zu comprimiren hatten. Die comprimirte Luft leitete man dann in Röhrenleitungen, die beim Fortſchreiten der Arbeit immer weiter verlängert werden mußten, zur Bohrmaſchine. Die Compreſſoren zu ſieben Atmoſphären Druck gaben 70 Procent der dem Gefälle der Reuß entſprechenden Arbeit ab. Die Leiſtung einer mit der comprimirten Luft arbeitenden Maſchine (Locomotive) betrug 23 Procent der in der Waſſerkraft enthaltenen Arbeit. Die Bohrmaſchine im Stollen gab jedoch nur eine Leiſtung von vier bis acht Procent.
Geſteinsbohrer werden angewendet bei der Sprengarbeit in Bergbauen, Steinbrüchen, bei der Regulirung von Flüſſen und beim Baue von Straßen zum Wegſprengen der Felſen, im Tunnelbau, zum Abteufen von Schächten u. ſ. w. Die zahlreichen Bohrmaſchinen kann man eintheilen in ſolche, welche ſtoßend wirken (Percuſſionsmaſchinen), und in drehend wirkende (Rotationsmaſchinen). Eine durch das erſterwähnte Princip wirkende Bohrmaſchine für elektriſchen Betrieb hat Siemens conſtruirt, eine Rotationsbohrmaſchine Taverdon.
Caverdon’s elektriſcher Geſteinsbohrer bietet doppeltes Intereſſe dar, weil ſowohl zu ſeiner eigenen Herſtellung als auch zu ſeinem Betriebe die Elek- tricität dienſtbar gemacht wird. Zur Erzeugung von Bohrlöchern im harten Geſteine
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[857/0871]
in der Grube La Peronnière bei Grand-Croix. Hier geht die Hauptförderſtrecke vom
Förderſchachte St. Antoine aus und theilt das Abbaufeld in zwei annähernd gleiche Partien.
Der anſteigende Theil iſt bereits ſo ziemlich abgebaut, weshalb man gezwungen wurde, nach
abwärts zu weiter zu arbeiten. Die Kohle wurde dann durch Pferde auf ſchiefer Ebene zur Haupt-
förderſtrecke hinaufbefördert. Bei zunehmender Ausdehnung wurde jedoch dieſe Förderung zu
koſtſpielig. Die Betriebsleitung von La Peronnière ſah ſich vor die Wahl geſtellt, entweder den
Schacht St. Antoine um 70 Meter weiter abzuteufen und einen 400 Meter langen Querſchlag
zu treiben oder maſchinelle Förderung auf geneigter Bahn einzurichten. Sie entſchied ſich für
letzteres und wählte hierzu die elektriſche Kraftübertragung, weil ſich jede andere Uebertragungs-
art der bedeutenden Länge wegen als praktiſch undurchführbar darſtellte. Die Betriebs-Dampf-
maſchine wurde über Tag (am Schachte „Chêne“) aufgeſtellt und überträgt ihre Bewegung durch
Frictionsräder auf zwei Gramme’ſche Maſchinen. Von dieſen führen ſorgfältig iſolirte Kabel die
elektriſchen Ströme in die Grube, indem ſie durch den 390 Meter langen Schacht „Chêne“ und
einen 380 Meter langen Querſchlag gehen, hierauf abermals einen Schacht von 30 Meter
Länge und dann mehrere Strecken von zuſammen 375 Meter Länge zurücklegen. Alle dieſe
Wege, welche die Kabel zu machen haben, ſind von ſehr unregelmäßiger Beſchaffenheit und
haben häufig wechſelnde Niveauverhältniſſe und viele Krümmungen. Von der Hauptförder-
ſtrecke aus verläuft die geneigte Bahn, an deren oberem Ende auf einem Fundamente von
Beton die Fördervorrichtung aufgeſtellt iſt. Letztere bilden zwei ſecundäre Maſchinen (derſelben
Conſtruction wie die primären), die Seiltrommel und Ueberſetzungen. Durch dieſe, beſtehend
aus Riemenſcheiben und Frictionsrädern, wird die Bewegung der Armatur in der Dynamo-
maſchine auf die Seiltrommel übertragen und dabei auf 1/37 verlangſamt. In die Ueber-
ſetzung ſind ferner Zahnräder eingeſchaltet, mit deren Hilfe die Drehung der Seiltrommel
ſowohl in dem einen als auch im entgegengeſetzten Sinne bewirkt werden kann. An dem über
die Trommel geſchlagenen Seile werden die Förderwagen derart angehängt, daß die leeren
hinunterlaufen, wenn die vollen heraufgezogen werden. Für vier geladene Wagen am Seile
ſtellte ſich der Nutzeffect auf 26·1 Procent, hingegen bei einem Wagen auf nur 12·2 Procent;
es rührt dies daher, daß die Widerſtände in den Transmiſſionen für beide Fälle dieſelben
bleiben. Dieſe Inſtallation iſt jedoch unter keineswegs günſtigen Bedingungen ausgeführt,
wenn man bedenkt, wie viel Kraft durch die ſehr bedeutenden Ueberſetzungen, die Reibung des
Seiles auf der geneigten Bahn u. ſ. w. verloren geht, und daß auch der in Verwendung
ſtehende Dampfmotor unvollſtändig ausgenützt wird. Trotzdem arbeitet dieſe Anlage beſſer,
als eine beiſpielsweiſe pneumatiſch betriebene, da für letztere durch Unterſuchungen feſtgeſtellt
wurde, daß dieſe bei langen Leitungen einen Nutzeffect von 20 bis 25 Procent nicht überſteigt.
Bei der Erbauung des Gotthardt-Tunnels nutzte man das Gefälle der
Reuß in folgender Weiſe aus: Einige hundert Schritte vor der Mündung des
Tunnels bei Göſchenen wurden 1000- bis 1200pferdige Turbinen betrieben,
welche Luft zu comprimiren hatten. Die comprimirte Luft leitete man dann in
Röhrenleitungen, die beim Fortſchreiten der Arbeit immer weiter verlängert werden
mußten, zur Bohrmaſchine. Die Compreſſoren zu ſieben Atmoſphären Druck gaben
70 Procent der dem Gefälle der Reuß entſprechenden Arbeit ab. Die Leiſtung
einer mit der comprimirten Luft arbeitenden Maſchine (Locomotive) betrug 23 Procent
der in der Waſſerkraft enthaltenen Arbeit. Die Bohrmaſchine im Stollen gab jedoch
nur eine Leiſtung von vier bis acht Procent.
Geſteinsbohrer werden angewendet bei der Sprengarbeit in Bergbauen,
Steinbrüchen, bei der Regulirung von Flüſſen und beim Baue von Straßen zum
Wegſprengen der Felſen, im Tunnelbau, zum Abteufen von Schächten u. ſ. w.
Die zahlreichen Bohrmaſchinen kann man eintheilen in ſolche, welche ſtoßend wirken
(Percuſſionsmaſchinen), und in drehend wirkende (Rotationsmaſchinen). Eine durch
das erſterwähnte Princip wirkende Bohrmaſchine für elektriſchen Betrieb hat
Siemens conſtruirt, eine Rotationsbohrmaſchine Taverdon.
Caverdon’s elektriſcher Geſteinsbohrer bietet doppeltes Intereſſe dar,
weil ſowohl zu ſeiner eigenen Herſtellung als auch zu ſeinem Betriebe die Elek-
tricität dienſtbar gemacht wird. Zur Erzeugung von Bohrlöchern im harten Geſteine
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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/871>, abgerufen am 22.11.2024.
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