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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Es ist als ein merkwürdiger Zufall zu bezeichnen, daß ungefähr zwei Stunden
nach Einreichung von Bell's Patent durch den Agenten von Elisha Gray
die Bitte um ein "Caveat", gleichfalls ein Telephon betreffend, welches auch Worte
zu übertragen im Stande ist, im amerikanischen Patentamte gestellt wurde. Gleich-
zeitig erfolgte die Uebergabe eines Modelles und einer präcisen Beschreibung. Bei
Gray's Telephon sind, wie Fig. 644 zeigt, Sender und Empfänger verschieden
gestaltet. Der Sender, also jener Apparat, gegen welchen die Person spricht,
besteht aus einer Büchse B, welche unten durch eine dünne Membrane aus irgend
welcher Substanz abgeschlossen ist. Diese Membrane trägt an ihrer Unterseite einen
Metallstab t, dessen Fortsetzung die Schraube t' bildet, welche durch den Boden
des den Stab t umgebenden Gefäßes G dringt. Das Gefäß G ist mit einer schlecht

[Abbildung] Fig. 644.

Telephon von E. Gray.

leitenden Flüssigkeit gefüllt. Der Empfänger besteht aus dem Schallbecher B', welcher
auf einer Seite durch die Membrane m' abgeschlossen erscheint; an jener Stelle,
welcher der Elektromagnet e gegenübersteht, trägt die Membrane ein Stück weichen
Eisens. Beide Apparate sind durch den Draht l und die Erdleitung L L' mit-
einander verbunden und in den Stromkreis einer Batterie geschaltet. Das Verhalten
dieses Telephones ist dasselbe wie jenes von Yeates. Die durch das Sprechen in
Schwingungen versetzte Membrane m schaltet durch Vermittlung des Stabes t
schneller oder langsamer einen größeren oder geringeren Widerstand in den Strom-
kreis ein und erregt dadurch, wenn wir die Bell'sche Bezeichnung beibehalten,
Impulsionsströme, welche, in den Elektromagnet des Empfängers geleitet, die Mem-
brane m' zu denselben Schwingungen veranlassen, welche die Membrane m im
Sender gemacht hat.

Es iſt als ein merkwürdiger Zufall zu bezeichnen, daß ungefähr zwei Stunden
nach Einreichung von Bell’s Patent durch den Agenten von Elisha Gray
die Bitte um ein „Caveat“, gleichfalls ein Telephon betreffend, welches auch Worte
zu übertragen im Stande iſt, im amerikaniſchen Patentamte geſtellt wurde. Gleich-
zeitig erfolgte die Uebergabe eines Modelles und einer präciſen Beſchreibung. Bei
Gray’s Telephon ſind, wie Fig. 644 zeigt, Sender und Empfänger verſchieden
geſtaltet. Der Sender, alſo jener Apparat, gegen welchen die Perſon ſpricht,
beſteht aus einer Büchſe B, welche unten durch eine dünne Membrane aus irgend
welcher Subſtanz abgeſchloſſen iſt. Dieſe Membrane trägt an ihrer Unterſeite einen
Metallſtab t, deſſen Fortſetzung die Schraube t' bildet, welche durch den Boden
des den Stab t umgebenden Gefäßes G dringt. Das Gefäß G iſt mit einer ſchlecht

[Abbildung] Fig. 644.

Telephon von E. Gray.

leitenden Flüſſigkeit gefüllt. Der Empfänger beſteht aus dem Schallbecher B', welcher
auf einer Seite durch die Membrane m' abgeſchloſſen erſcheint; an jener Stelle,
welcher der Elektromagnet e gegenüberſteht, trägt die Membrane ein Stück weichen
Eiſens. Beide Apparate ſind durch den Draht l und die Erdleitung L L' mit-
einander verbunden und in den Stromkreis einer Batterie geſchaltet. Das Verhalten
dieſes Telephones iſt dasſelbe wie jenes von Yeates. Die durch das Sprechen in
Schwingungen verſetzte Membrane m ſchaltet durch Vermittlung des Stabes t
ſchneller oder langſamer einen größeren oder geringeren Widerſtand in den Strom-
kreis ein und erregt dadurch, wenn wir die Bell’ſche Bezeichnung beibehalten,
Impulſionsſtröme, welche, in den Elektromagnet des Empfängers geleitet, die Mem-
brane m' zu denſelben Schwingungen veranlaſſen, welche die Membrane m im
Sender gemacht hat.

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[888/0902] Es iſt als ein merkwürdiger Zufall zu bezeichnen, daß ungefähr zwei Stunden nach Einreichung von Bell’s Patent durch den Agenten von Elisha Gray die Bitte um ein „Caveat“, gleichfalls ein Telephon betreffend, welches auch Worte zu übertragen im Stande iſt, im amerikaniſchen Patentamte geſtellt wurde. Gleich- zeitig erfolgte die Uebergabe eines Modelles und einer präciſen Beſchreibung. Bei Gray’s Telephon ſind, wie Fig. 644 zeigt, Sender und Empfänger verſchieden geſtaltet. Der Sender, alſo jener Apparat, gegen welchen die Perſon ſpricht, beſteht aus einer Büchſe B, welche unten durch eine dünne Membrane aus irgend welcher Subſtanz abgeſchloſſen iſt. Dieſe Membrane trägt an ihrer Unterſeite einen Metallſtab t, deſſen Fortſetzung die Schraube t' bildet, welche durch den Boden des den Stab t umgebenden Gefäßes G dringt. Das Gefäß G iſt mit einer ſchlecht [Abbildung Fig. 644. Telephon von E. Gray.] leitenden Flüſſigkeit gefüllt. Der Empfänger beſteht aus dem Schallbecher B', welcher auf einer Seite durch die Membrane m' abgeſchloſſen erſcheint; an jener Stelle, welcher der Elektromagnet e gegenüberſteht, trägt die Membrane ein Stück weichen Eiſens. Beide Apparate ſind durch den Draht l und die Erdleitung L L' mit- einander verbunden und in den Stromkreis einer Batterie geſchaltet. Das Verhalten dieſes Telephones iſt dasſelbe wie jenes von Yeates. Die durch das Sprechen in Schwingungen verſetzte Membrane m ſchaltet durch Vermittlung des Stabes t ſchneller oder langſamer einen größeren oder geringeren Widerſtand in den Strom- kreis ein und erregt dadurch, wenn wir die Bell’ſche Bezeichnung beibehalten, Impulſionsſtröme, welche, in den Elektromagnet des Empfängers geleitet, die Mem- brane m' zu denſelben Schwingungen veranlaſſen, welche die Membrane m im Sender gemacht hat.

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 888. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/902>, abgerufen am 22.11.2024.