Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.punkte zwischen Platinstift und Platinplättchen eintraten. Veränderungen des Durch- Die für Contacte von veränderlichem Leitungswiderstande besenders geeignete Am 16. October 1877 erhielt E. Berliner in Boston sein amerikanisches Patent [Abbildung]
Fig. 646. beschreibung heißt es: "Wenn man in den Stromkreis einer Batterie eine UnterbrechungsstelleBerliner's Transmitter (1877). hervorbringt, etwa durch ein einfaches Zerschneiden des Leitungsdrahtes, und die beiden Schnittflächen gegeneinander legt, so ist freilich der Strom wieder geschlossen; jedoch findet an der Schnittfläche ein Uebergangswiderstand statt, der um so geringer wird, je stärker man die beiden Schnittflächen aneinander drückt ... Construirt man die eine Schnittfläche nun so, daß sie durch Sprechen oder andere Geräusche in Schallschwingungen versetzt wird, so wird sie gegen die andere berührende Schnittfläche verschieden drücken, je nach Intensität und Form der einzelnen Schwingung. Der Uebergangswiderstand an dieser Stelle wird genau durch Intensität, Form und Anzahl der Schallschwingungen der tönenden Schnittfläche in seiner Größe beeinflußt und bestimmt, mithin auch die Intensität des im Stromkreise vor- handenen Batteriestromes ... und ein in den Stromkreis eingefügtes Bell'sches Telephon wird der Amplitude der Schallschwingung entsprechende Vergrößerung der Intensität des Stromes wieder in die entsprechende Schallwirkung übersetzen. Im Bell'schen Telephon als Empfangs-Apparat wird man alle die Schwingungen hören, welche von der einen Schnittfläche an der Unterbrechungsstelle als Aufgabe-Apparat ausgeführt werden, und zwar mit allen Feinheiten, da kein Schließen und Oeffnen des Stromes, sondern ein An- und Abschwellen der Intensität stattfindet ... Bei der Construction sollen die beiden -- bisher als Schnittflächen bezeichneten -- Enden der Unterbrechungsstellen in dauernder Berührung miteinander sein, so daß der Stromkreis stets geschlossen ist; sie dürfen sich aber nur so berühren, daß an der Berührungsstelle ein merklicher Uebergangswiderstand der Elektricität stattfindet, und daß die Innigkeit dieser Berührung sich ändert, sobald das eine der beiden Enden oder beide in Schallschwingung gerathen. Die Berührung darf auch des- wegen nicht eine zu innige sein, damit die Schallschwingungen des einen Endes wenigstens merklich stattfinden können." In der Zeichnung zu dieser Patentbeschreibung ist der Aufgabe-Apparat durch ein punkte zwiſchen Platinſtift und Platinplättchen eintraten. Veränderungen des Durch- Die für Contacte von veränderlichem Leitungswiderſtande beſenders geeignete Am 16. October 1877 erhielt E. Berliner in Boſton ſein amerikaniſches Patent [Abbildung]
Fig. 646. beſchreibung heißt es: „Wenn man in den Stromkreis einer Batterie eine UnterbrechungsſtelleBerliner’s Transmitter (1877). hervorbringt, etwa durch ein einfaches Zerſchneiden des Leitungsdrahtes, und die beiden Schnittflächen gegeneinander legt, ſo iſt freilich der Strom wieder geſchloſſen; jedoch findet an der Schnittfläche ein Uebergangswiderſtand ſtatt, der um ſo geringer wird, je ſtärker man die beiden Schnittflächen aneinander drückt … Conſtruirt man die eine Schnittfläche nun ſo, daß ſie durch Sprechen oder andere Geräuſche in Schallſchwingungen verſetzt wird, ſo wird ſie gegen die andere berührende Schnittfläche verſchieden drücken, je nach Intenſität und Form der einzelnen Schwingung. Der Uebergangswiderſtand an dieſer Stelle wird genau durch Intenſität, Form und Anzahl der Schallſchwingungen der tönenden Schnittfläche in ſeiner Größe beeinflußt und beſtimmt, mithin auch die Intenſität des im Stromkreiſe vor- handenen Batterieſtromes … und ein in den Stromkreis eingefügtes Bell’ſches Telephon wird der Amplitude der Schallſchwingung entſprechende Vergrößerung der Intenſität des Stromes wieder in die entſprechende Schallwirkung überſetzen. Im Bell’ſchen Telephon als Empfangs-Apparat wird man alle die Schwingungen hören, welche von der einen Schnittfläche an der Unterbrechungsſtelle als Aufgabe-Apparat ausgeführt werden, und zwar mit allen Feinheiten, da kein Schließen und Oeffnen des Stromes, ſondern ein An- und Abſchwellen der Intenſität ſtattfindet … Bei der Conſtruction ſollen die beiden — bisher als Schnittflächen bezeichneten — Enden der Unterbrechungsſtellen in dauernder Berührung miteinander ſein, ſo daß der Stromkreis ſtets geſchloſſen iſt; ſie dürfen ſich aber nur ſo berühren, daß an der Berührungsſtelle ein merklicher Uebergangswiderſtand der Elektricität ſtattfindet, und daß die Innigkeit dieſer Berührung ſich ändert, ſobald das eine der beiden Enden oder beide in Schallſchwingung gerathen. Die Berührung darf auch des- wegen nicht eine zu innige ſein, damit die Schallſchwingungen des einen Endes wenigſtens merklich ſtattfinden können.“ In der Zeichnung zu dieſer Patentbeſchreibung iſt der Aufgabe-Apparat durch ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0905" n="891"/> punkte zwiſchen Platinſtift und Platinplättchen eintraten. Veränderungen des Durch-<lb/> gangswiderſtandes wurden auch bei den Apparaten von <hi rendition="#g">Yeates, E. Gray</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Bell</hi> durch die eingeſchaltete Flüſſigkeit bewirkt.</p><lb/> <p>Die für Contacte von veränderlichem Leitungswiderſtande beſenders geeignete<lb/> Kohle wurde zuerſt von <hi rendition="#g">Ediſon</hi> praktiſch für die Telephonie verwerthet, und zwar<lb/> durch Conſtruction ſeines Kohlentelephones, deſſen Beſchreibung in einem nächſten<lb/> Abſchnitte folgen ſoll. Er befeſtigte auf der Platte eines Bell’ſchen Telephones ein<lb/> Platin- oder Graphitſtückchen und ließ gegen dasſelbe durch eine Feder abermals<lb/> ein Graphitſtückchen mit ſchwachem Drucke aufruhen. Ediſon’s Kohlentelephon<lb/> zeichnet ſich zwar durch eine kräftige Wirkung aus, iſt aber nicht empfindlich genug.<lb/> (Wie wir bereits erfahren haben, wurde der Kohlencontact auch ſchon von Pollard<lb/> und Garnier zur Uebertragung von Muſik benützt; S. 883.)</p><lb/> <p>Am 16. October 1877 erhielt E. <hi rendition="#g">Berliner</hi> in Boſton ſein amerikaniſches Patent<lb/> (datirt vom 7. Juli 1877) auf den mikrophoniſchen Apparat, welcher durch Fig. 646 ſchematiſch<lb/> dargeſtellt iſt. Hierbei ſind die Apparate an der Abſende- und an der Empfangſtation einander<lb/> gleich conſtruirt. 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punkte zwiſchen Platinſtift und Platinplättchen eintraten. Veränderungen des Durch-
gangswiderſtandes wurden auch bei den Apparaten von Yeates, E. Gray und
Bell durch die eingeſchaltete Flüſſigkeit bewirkt.
Die für Contacte von veränderlichem Leitungswiderſtande beſenders geeignete
Kohle wurde zuerſt von Ediſon praktiſch für die Telephonie verwerthet, und zwar
durch Conſtruction ſeines Kohlentelephones, deſſen Beſchreibung in einem nächſten
Abſchnitte folgen ſoll. Er befeſtigte auf der Platte eines Bell’ſchen Telephones ein
Platin- oder Graphitſtückchen und ließ gegen dasſelbe durch eine Feder abermals
ein Graphitſtückchen mit ſchwachem Drucke aufruhen. Ediſon’s Kohlentelephon
zeichnet ſich zwar durch eine kräftige Wirkung aus, iſt aber nicht empfindlich genug.
(Wie wir bereits erfahren haben, wurde der Kohlencontact auch ſchon von Pollard
und Garnier zur Uebertragung von Muſik benützt; S. 883.)
Am 16. October 1877 erhielt E. Berliner in Boſton ſein amerikaniſches Patent
(datirt vom 7. Juli 1877) auf den mikrophoniſchen Apparat, welcher durch Fig. 646 ſchematiſch
dargeſtellt iſt. Hierbei ſind die Apparate an der Abſende- und an der Empfangſtation einander
gleich conſtruirt. Die ſecundären Spiralen der Inductionsrollen j j' verbindet die Leitung L L';
die primären Spiralen ſind in je einen die Batterie B, beziehungsweiſe B', und den Kohlen-
contact s, beziehungsweiſe s' enthaltenen Stromkreis geſchaltet. Dr. R. Lüdtge erhielt am
12. Januar 1878 ein deutſches Reichspatent auf ſein Univerſaltelephon; in der Patent-
[Abbildung Fig. 646.
Berliner’s Transmitter (1877).]
beſchreibung heißt es: „Wenn man in den Stromkreis einer Batterie eine Unterbrechungsſtelle
hervorbringt, etwa durch ein einfaches Zerſchneiden des Leitungsdrahtes, und die beiden
Schnittflächen gegeneinander legt, ſo iſt freilich der Strom wieder geſchloſſen; jedoch findet
an der Schnittfläche ein Uebergangswiderſtand ſtatt, der um ſo geringer wird, je ſtärker man
die beiden Schnittflächen aneinander drückt … Conſtruirt man die eine Schnittfläche nun
ſo, daß ſie durch Sprechen oder andere Geräuſche in Schallſchwingungen verſetzt wird, ſo
wird ſie gegen die andere berührende Schnittfläche verſchieden drücken, je nach Intenſität und
Form der einzelnen Schwingung. Der Uebergangswiderſtand an dieſer Stelle wird genau
durch Intenſität, Form und Anzahl der Schallſchwingungen der tönenden Schnittfläche in
ſeiner Größe beeinflußt und beſtimmt, mithin auch die Intenſität des im Stromkreiſe vor-
handenen Batterieſtromes … und ein in den Stromkreis eingefügtes Bell’ſches Telephon
wird der Amplitude der Schallſchwingung entſprechende Vergrößerung der Intenſität des
Stromes wieder in die entſprechende Schallwirkung überſetzen. Im Bell’ſchen Telephon als
Empfangs-Apparat wird man alle die Schwingungen hören, welche von der einen
Schnittfläche an der Unterbrechungsſtelle als Aufgabe-Apparat ausgeführt werden, und
zwar mit allen Feinheiten, da kein Schließen und Oeffnen des Stromes, ſondern ein An-
und Abſchwellen der Intenſität ſtattfindet … Bei der Conſtruction ſollen die beiden —
bisher als Schnittflächen bezeichneten — Enden der Unterbrechungsſtellen in dauernder
Berührung miteinander ſein, ſo daß der Stromkreis ſtets geſchloſſen iſt; ſie dürfen ſich aber
nur ſo berühren, daß an der Berührungsſtelle ein merklicher Uebergangswiderſtand der
Elektricität ſtattfindet, und daß die Innigkeit dieſer Berührung ſich ändert, ſobald das eine
der beiden Enden oder beide in Schallſchwingung gerathen. Die Berührung darf auch des-
wegen nicht eine zu innige ſein, damit die Schallſchwingungen des einen Endes wenigſtens
merklich ſtattfinden können.“
In der Zeichnung zu dieſer Patentbeſchreibung iſt der Aufgabe-Apparat durch ein
Blättchen aus Metall, verſilbertem Glaſe oder dergleichen dargeſtellt, welches in einem Holz-
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