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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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hat die deutsche Postverwaltung die in Fig. 705 dargestellte Befestigungsweise der Leitungs-
drähte an den Isolatoren eingeführt. Man umgiebt den Leitungsdraht an jener Stelle, mit
welcher er im seitlichen Drahtlager zu befestigen ist, mit einem 10 Centimeter langen und
1·5 Centimeter starken Gummicylinder. Dieser besitzt eine hinreichend weite centrale Bohrung,
um den Draht aufzunehmen und ist der Länge nach aufgeschlitzt (um das Aufschieben auf
den Draht zu ermöglichen). Der Gummicylinder, der mit seinem Schlitze vom Isolator
abgekehrt aufgeschoben ist, wird dann seiner ganzen Länge nach mit Bleistreifen umwunden
und schließlich durch gewöhnlichen Bindedraht an dem Isolator festgebunden. Langt dieses
Mittel nicht aus, so versieht man den Leitungsdraht in einer Entfernung von 1 bis 1 5 Meter
vom Isolator, zu beiden Seiten desselben, mit einer ähnlichen Gummi-Umhüllung. Nach
Zacharias beseitigt man das Tönen am einfachsten durch Umlegen von doppelt besponnenem
und gewachstem Kupfer- oder Bleidraht, welcher beiläufig 20 bis 30 Millimeter vom unteren
Rande des Isolators festgewürgt wird. Ein vollkommen sicher wirkendes, aber kostspieliges
Mittel besteht in der Einschaltung einer Kette an jener Stelle des Leitungsdrahtes, an welcher
dieser an dem Isolator befestigt werden soll. Hierbei wird dann die Kette unter Kautschuk-
zwischenlage im Seitenbunde festgebunden. Die beiden Anschlußstellen des Leitungsdrahtes
an die Kette verbindet man durch einen über den Kopf des Isolators geführten Hilfsdraht.

Laufen zwei oder wenige Telephonleitungen auf große
Strecken miteinander parallel, so treten nicht selten Störungen
durch Induction
ein, die so stark sein können, daß man auf
der zweiten Linie Alles hört, was auf der ersten gesprochen
wird. Dem kann abgeholfen werden durch Anbringung einer
Nebenschließung zum Leitungsdrahte vor dessen Eintrittsstelle in
den Sprechapparat. Die Größe des Widerstandes dieser Neben-
schließung, die aus einer kleinen mit feinem Drahte hergestellten
Widerstandsrolle besteht, ist für jeden speciellen Fall besonders zu
reguliren. Hierdurch bringt man es dahin, daß das im Nebendrahte
Gesprochene nicht mehr hörbar wird, was aber allerdings auch
die Empfindlichkeit des Fernsprechers etwas vermindert. Ein
anderes Mittel besteht darin, daß man die Leitungsdrähte an
jeder dritten oder vierten Stütze sich durchkreuzen läßt, wie dies
Fig. 706 zeigt Man verwendet hierzu Doppelconsolen und läßt
die Drähte an den Isolatoren endigen; die kreuzweise Verbindung
wird dann durch isolirte um die Stange geführte Drähte hergestellt.

Ob Blitzableiter an den Gestängen anzubringen sind,
ist wohl nicht mit Sicherheit zu entscheiden, da wahrscheinlich auch
die vielen Leitungsdrähte mit ihren zahlreichen Erdleitungen in den
Fernsprechstationen denselben Dienst thun. Man wird jedoch zur
Herstellung eigener Blitzleitungen häufig durch die Hauseigen-
thümer, auf deren Dächern die Gestänge aufgestellt sind, genöthigt.
Es wird deshalb gewöhnlich jedes vierte Gestänge in einen Blitz-

[Abbildung] Fig. 707.

Einführungsglocke.

ableiter verwandelt, indem man dasselbe durch ein Drahtseil (bestehend aus drei zusammen-
gedrehten Leitungsdrähten von 4 Millimeter Durchmesser) mit feuchter Erde in gut leitende
Verbindung setzt. Jene Gestänge, welche keine derartige Ableitung erhalten, verbindet man
mit den in Blitzableiter umgewandelten Gestängen durch 4 Millimeter starke Leitungsdrähte. In
jedem Falle sind aber am Hause etwa vorhandene Metallmassen (z. B. Reservoirs) oder Blitz-
ableiter mit den Gestängen auf dem kürzesten Wege in gut leitende Verbindung zu setzen.
Sind Wasserleitungen vorhanden, so können die Blitzleitungen mit diesen verbunden werden.

Für die zu den Blitzableitern gehörigen Erdleitungen hat das k. preußische Ingenieur-
Comite nachstehende Vorschriften angegeben: "Jede Ableitung erhält eine Platte, welche unter
den niedrigsten Grundwasserspiegel zu versenken ist; ein Brunnen darf hierzu nur benützt
werden, falls derselbe nicht im Hause liegt. Wo kein Wasser zu erreichen ist, legt man eine
längere Leitung, wenigstens 60 Centimeter unter die Erdoberfläche und zweigt abwechselnd
alle 5 Meter eine 3 Meter lange Ader ab; Erdplatten sind hier nicht nothwendig. -- Als
Erdplatten verwendet man 2 Millimeter dicke Kupferplatten, im Wasser 0·25 Quadratmeter,
in feuchter Erde 0·5 Quadratmeter groß. Bei mehreren Platten für ein Gebäude kann man die
Dimensionen etwas kleiner wählen.

Das Einführen der Leitung zur Fernsprechstelle eines Theilnehmers
erfolgt durch Abzweigung eines Drahtes von der zunächst gelegenen Hauptlinie

hat die deutſche Poſtverwaltung die in Fig. 705 dargeſtellte Befeſtigungsweiſe der Leitungs-
drähte an den Iſolatoren eingeführt. Man umgiebt den Leitungsdraht an jener Stelle, mit
welcher er im ſeitlichen Drahtlager zu befeſtigen iſt, mit einem 10 Centimeter langen und
1·5 Centimeter ſtarken Gummicylinder. Dieſer beſitzt eine hinreichend weite centrale Bohrung,
um den Draht aufzunehmen und iſt der Länge nach aufgeſchlitzt (um das Aufſchieben auf
den Draht zu ermöglichen). Der Gummicylinder, der mit ſeinem Schlitze vom Iſolator
abgekehrt aufgeſchoben iſt, wird dann ſeiner ganzen Länge nach mit Bleiſtreifen umwunden
und ſchließlich durch gewöhnlichen Bindedraht an dem Iſolator feſtgebunden. Langt dieſes
Mittel nicht aus, ſo verſieht man den Leitungsdraht in einer Entfernung von 1 bis 1 5 Meter
vom Iſolator, zu beiden Seiten desſelben, mit einer ähnlichen Gummi-Umhüllung. Nach
Zacharias beſeitigt man das Tönen am einfachſten durch Umlegen von doppelt beſponnenem
und gewachſtem Kupfer- oder Bleidraht, welcher beiläufig 20 bis 30 Millimeter vom unteren
Rande des Iſolators feſtgewürgt wird. Ein vollkommen ſicher wirkendes, aber koſtſpieliges
Mittel beſteht in der Einſchaltung einer Kette an jener Stelle des Leitungsdrahtes, an welcher
dieſer an dem Iſolator befeſtigt werden ſoll. Hierbei wird dann die Kette unter Kautſchuk-
zwiſchenlage im Seitenbunde feſtgebunden. Die beiden Anſchlußſtellen des Leitungsdrahtes
an die Kette verbindet man durch einen über den Kopf des Iſolators geführten Hilfsdraht.

Laufen zwei oder wenige Telephonleitungen auf große
Strecken miteinander parallel, ſo treten nicht ſelten Störungen
durch Induction
ein, die ſo ſtark ſein können, daß man auf
der zweiten Linie Alles hört, was auf der erſten geſprochen
wird. Dem kann abgeholfen werden durch Anbringung einer
Nebenſchließung zum Leitungsdrahte vor deſſen Eintrittsſtelle in
den Sprechapparat. Die Größe des Widerſtandes dieſer Neben-
ſchließung, die aus einer kleinen mit feinem Drahte hergeſtellten
Widerſtandsrolle beſteht, iſt für jeden ſpeciellen Fall beſonders zu
reguliren. Hierdurch bringt man es dahin, daß das im Nebendrahte
Geſprochene nicht mehr hörbar wird, was aber allerdings auch
die Empfindlichkeit des Fernſprechers etwas vermindert. Ein
anderes Mittel beſteht darin, daß man die Leitungsdrähte an
jeder dritten oder vierten Stütze ſich durchkreuzen läßt, wie dies
Fig. 706 zeigt Man verwendet hierzu Doppelconſolen und läßt
die Drähte an den Iſolatoren endigen; die kreuzweiſe Verbindung
wird dann durch iſolirte um die Stange geführte Drähte hergeſtellt.

Ob Blitzableiter an den Geſtängen anzubringen ſind,
iſt wohl nicht mit Sicherheit zu entſcheiden, da wahrſcheinlich auch
die vielen Leitungsdrähte mit ihren zahlreichen Erdleitungen in den
Fernſprechſtationen denſelben Dienſt thun. Man wird jedoch zur
Herſtellung eigener Blitzleitungen häufig durch die Hauseigen-
thümer, auf deren Dächern die Geſtänge aufgeſtellt ſind, genöthigt.
Es wird deshalb gewöhnlich jedes vierte Geſtänge in einen Blitz-

[Abbildung] Fig. 707.

Einführungsglocke.

ableiter verwandelt, indem man dasſelbe durch ein Drahtſeil (beſtehend aus drei zuſammen-
gedrehten Leitungsdrähten von 4 Millimeter Durchmeſſer) mit feuchter Erde in gut leitende
Verbindung ſetzt. Jene Geſtänge, welche keine derartige Ableitung erhalten, verbindet man
mit den in Blitzableiter umgewandelten Geſtängen durch 4 Millimeter ſtarke Leitungsdrähte. In
jedem Falle ſind aber am Hauſe etwa vorhandene Metallmaſſen (z. B. Reſervoirs) oder Blitz-
ableiter mit den Geſtängen auf dem kürzeſten Wege in gut leitende Verbindung zu ſetzen.
Sind Waſſerleitungen vorhanden, ſo können die Blitzleitungen mit dieſen verbunden werden.

Für die zu den Blitzableitern gehörigen Erdleitungen hat das k. preußiſche Ingenieur-
Comité nachſtehende Vorſchriften angegeben: „Jede Ableitung erhält eine Platte, welche unter
den niedrigſten Grundwaſſerſpiegel zu verſenken iſt; ein Brunnen darf hierzu nur benützt
werden, falls derſelbe nicht im Hauſe liegt. Wo kein Waſſer zu erreichen iſt, legt man eine
längere Leitung, wenigſtens 60 Centimeter unter die Erdoberfläche und zweigt abwechſelnd
alle 5 Meter eine 3 Meter lange Ader ab; Erdplatten ſind hier nicht nothwendig. — Als
Erdplatten verwendet man 2 Millimeter dicke Kupferplatten, im Waſſer 0·25 Quadratmeter,
in feuchter Erde 0·5 Quadratmeter groß. Bei mehreren Platten für ein Gebäude kann man die
Dimenſionen etwas kleiner wählen.

Das Einführen der Leitung zur Fernſprechſtelle eines Theilnehmers
erfolgt durch Abzweigung eines Drahtes von der zunächſt gelegenen Hauptlinie

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[943/0957] hat die deutſche Poſtverwaltung die in Fig. 705 dargeſtellte Befeſtigungsweiſe der Leitungs- drähte an den Iſolatoren eingeführt. Man umgiebt den Leitungsdraht an jener Stelle, mit welcher er im ſeitlichen Drahtlager zu befeſtigen iſt, mit einem 10 Centimeter langen und 1·5 Centimeter ſtarken Gummicylinder. Dieſer beſitzt eine hinreichend weite centrale Bohrung, um den Draht aufzunehmen und iſt der Länge nach aufgeſchlitzt (um das Aufſchieben auf den Draht zu ermöglichen). Der Gummicylinder, der mit ſeinem Schlitze vom Iſolator abgekehrt aufgeſchoben iſt, wird dann ſeiner ganzen Länge nach mit Bleiſtreifen umwunden und ſchließlich durch gewöhnlichen Bindedraht an dem Iſolator feſtgebunden. Langt dieſes Mittel nicht aus, ſo verſieht man den Leitungsdraht in einer Entfernung von 1 bis 1 5 Meter vom Iſolator, zu beiden Seiten desſelben, mit einer ähnlichen Gummi-Umhüllung. Nach Zacharias beſeitigt man das Tönen am einfachſten durch Umlegen von doppelt beſponnenem und gewachſtem Kupfer- oder Bleidraht, welcher beiläufig 20 bis 30 Millimeter vom unteren Rande des Iſolators feſtgewürgt wird. Ein vollkommen ſicher wirkendes, aber koſtſpieliges Mittel beſteht in der Einſchaltung einer Kette an jener Stelle des Leitungsdrahtes, an welcher dieſer an dem Iſolator befeſtigt werden ſoll. Hierbei wird dann die Kette unter Kautſchuk- zwiſchenlage im Seitenbunde feſtgebunden. Die beiden Anſchlußſtellen des Leitungsdrahtes an die Kette verbindet man durch einen über den Kopf des Iſolators geführten Hilfsdraht. Laufen zwei oder wenige Telephonleitungen auf große Strecken miteinander parallel, ſo treten nicht ſelten Störungen durch Induction ein, die ſo ſtark ſein können, daß man auf der zweiten Linie Alles hört, was auf der erſten geſprochen wird. Dem kann abgeholfen werden durch Anbringung einer Nebenſchließung zum Leitungsdrahte vor deſſen Eintrittsſtelle in den Sprechapparat. Die Größe des Widerſtandes dieſer Neben- ſchließung, die aus einer kleinen mit feinem Drahte hergeſtellten Widerſtandsrolle beſteht, iſt für jeden ſpeciellen Fall beſonders zu reguliren. Hierdurch bringt man es dahin, daß das im Nebendrahte Geſprochene nicht mehr hörbar wird, was aber allerdings auch die Empfindlichkeit des Fernſprechers etwas vermindert. Ein anderes Mittel beſteht darin, daß man die Leitungsdrähte an jeder dritten oder vierten Stütze ſich durchkreuzen läßt, wie dies Fig. 706 zeigt Man verwendet hierzu Doppelconſolen und läßt die Drähte an den Iſolatoren endigen; die kreuzweiſe Verbindung wird dann durch iſolirte um die Stange geführte Drähte hergeſtellt. Ob Blitzableiter an den Geſtängen anzubringen ſind, iſt wohl nicht mit Sicherheit zu entſcheiden, da wahrſcheinlich auch die vielen Leitungsdrähte mit ihren zahlreichen Erdleitungen in den Fernſprechſtationen denſelben Dienſt thun. Man wird jedoch zur Herſtellung eigener Blitzleitungen häufig durch die Hauseigen- thümer, auf deren Dächern die Geſtänge aufgeſtellt ſind, genöthigt. Es wird deshalb gewöhnlich jedes vierte Geſtänge in einen Blitz- [Abbildung Fig. 707. Einführungsglocke.] ableiter verwandelt, indem man dasſelbe durch ein Drahtſeil (beſtehend aus drei zuſammen- gedrehten Leitungsdrähten von 4 Millimeter Durchmeſſer) mit feuchter Erde in gut leitende Verbindung ſetzt. Jene Geſtänge, welche keine derartige Ableitung erhalten, verbindet man mit den in Blitzableiter umgewandelten Geſtängen durch 4 Millimeter ſtarke Leitungsdrähte. In jedem Falle ſind aber am Hauſe etwa vorhandene Metallmaſſen (z. B. Reſervoirs) oder Blitz- ableiter mit den Geſtängen auf dem kürzeſten Wege in gut leitende Verbindung zu ſetzen. Sind Waſſerleitungen vorhanden, ſo können die Blitzleitungen mit dieſen verbunden werden. Für die zu den Blitzableitern gehörigen Erdleitungen hat das k. preußiſche Ingenieur- Comité nachſtehende Vorſchriften angegeben: „Jede Ableitung erhält eine Platte, welche unter den niedrigſten Grundwaſſerſpiegel zu verſenken iſt; ein Brunnen darf hierzu nur benützt werden, falls derſelbe nicht im Hauſe liegt. Wo kein Waſſer zu erreichen iſt, legt man eine längere Leitung, wenigſtens 60 Centimeter unter die Erdoberfläche und zweigt abwechſelnd alle 5 Meter eine 3 Meter lange Ader ab; Erdplatten ſind hier nicht nothwendig. — Als Erdplatten verwendet man 2 Millimeter dicke Kupferplatten, im Waſſer 0·25 Quadratmeter, in feuchter Erde 0·5 Quadratmeter groß. Bei mehreren Platten für ein Gebäude kann man die Dimenſionen etwas kleiner wählen. Das Einführen der Leitung zur Fernſprechſtelle eines Theilnehmers erfolgt durch Abzweigung eines Drahtes von der zunächſt gelegenen Hauptlinie

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 943. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/957>, abgerufen am 22.11.2024.