Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Zur Ordnung ward, was ist, eh etwas war, erlesen: Sie fordert sanften West und stürmisch Ungestüm: Jhr Band verknüpfet alle Wesen, Vom Staube bis zu Cherubim. Der ganzen Schöpfung Wohl ist unser erst Gesetze: Jch werde glücklich seyn, wenn ich durch keine That Dieß allgemeine Wohl verletze, Für welches ich die Welt betrat: Wenn wider meine Pflicht mein Herz sich nicht em- pöret, Und niedrer Eigennutz, der die Begierden stimmt Und ihre Harmonie zerstöret, Nicht unter meinen Trieben glimmt. Die Quelle falscher Lust, die Aristipp gefunden, Haucht ekle Bitterkeit selbst unter Bluhmen aus. Den Weichling drücken leere Stunden: Die Ruhe flieht sein marmorn Haus. Denn reine Freude quillt allein aus reinem Herzen: Sein Zeugniß, daß wir thun, was unsre Pflicht gebeut, Entwaffnet Ungeduld und Schmerzen, Jn Tagen voller Dunkelheit. Quält
Lyriſche Gedichte Zur Ordnung ward, was iſt, eh etwas war, erleſen: Sie fordert ſanften Weſt und ſtuͤrmiſch Ungeſtuͤm: Jhr Band verknuͤpfet alle Weſen, Vom Staube bis zu Cherubim. Der ganzen Schoͤpfung Wohl iſt unſer erſt Geſetze: Jch werde gluͤcklich ſeyn, wenn ich durch keine That Dieß allgemeine Wohl verletze, Fuͤr welches ich die Welt betrat: Wenn wider meine Pflicht mein Herz ſich nicht em- poͤret, Und niedrer Eigennutz, der die Begierden ſtimmt Und ihre Harmonie zerſtoͤret, Nicht unter meinen Trieben glimmt. Die Quelle falſcher Luſt, die Ariſtipp gefunden, Haucht ekle Bitterkeit ſelbſt unter Bluhmen aus. Den Weichling druͤcken leere Stunden: Die Ruhe flieht ſein marmorn Haus. Denn reine Freude quillt allein aus reinem Herzen: Sein Zeugniß, daß wir thun, was unſre Pflicht gebeut, Entwaffnet Ungeduld und Schmerzen, Jn Tagen voller Dunkelheit. Quaͤlt
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Lyriſche Gedichte
Zur Ordnung ward, was iſt, eh etwas war, erleſen:
Sie fordert ſanften Weſt und ſtuͤrmiſch Ungeſtuͤm:
Jhr Band verknuͤpfet alle Weſen,
Vom Staube bis zu Cherubim.
Der ganzen Schoͤpfung Wohl iſt unſer erſt Geſetze:
Jch werde gluͤcklich ſeyn, wenn ich durch keine That
Dieß allgemeine Wohl verletze,
Fuͤr welches ich die Welt betrat:
Wenn wider meine Pflicht mein Herz ſich nicht em-
poͤret,
Und niedrer Eigennutz, der die Begierden ſtimmt
Und ihre Harmonie zerſtoͤret,
Nicht unter meinen Trieben glimmt.
Die Quelle falſcher Luſt, die Ariſtipp gefunden,
Haucht ekle Bitterkeit ſelbſt unter Bluhmen aus.
Den Weichling druͤcken leere Stunden:
Die Ruhe flieht ſein marmorn Haus.
Denn reine Freude quillt allein aus reinem Herzen:
Sein Zeugniß, daß wir thun, was unſre Pflicht gebeut,
Entwaffnet Ungeduld und Schmerzen,
Jn Tagen voller Dunkelheit.
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Zitationshilfe: | Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/132>, abgerufen am 16.02.2025. |