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Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

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Lyrische Gedichte
Der Mensch darf sich nur sehn, damit er sich nicht
brüste,
Wie, an der Thorheit Brust gesäugt,
Er sich im Taumel wilder Lüste
Bald lächerlich und bald abscheulich zeigt.
Um Tand und Puppenwerk vertauscht er seine Rechte
Zu glänzender Unsterblichkeit,
Erniedrigt sich und sein Geschlechte,
Sucht kurze Lust und findet ewig Leid.
Ein denkendes Geschöpf kann so verderblich wählen,
Als wär es nur zum Thier bestimmt?
Herrscht solche Blindheit über Seelen,
Jn welchen doch der Gottheit Funke glimmt?
Umsonst! weil dieser Strahl nur wenig Weisen funkelt!
Er wird von Leidenschaft und Wahn
Jn tausend Sterblichen verdunkelt,
Oft eh er sich siegprangend kundgethan:
Wie, wann die Sonne kaum dem Ocean entfliehet,
Des dunkeln Mondes Zwischenlauf
Jhr flammend Antlitz uns entziehet:
Vor ihrem Thron steigt schwarzer Schatten auf.
Die
Lyriſche Gedichte
Der Menſch darf ſich nur ſehn, damit er ſich nicht
bruͤſte,
Wie, an der Thorheit Bruſt geſaͤugt,
Er ſich im Taumel wilder Luͤſte
Bald laͤcherlich und bald abſcheulich zeigt.
Um Tand und Puppenwerk vertauſcht er ſeine Rechte
Zu glaͤnzender Unſterblichkeit,
Erniedrigt ſich und ſein Geſchlechte,
Sucht kurze Luſt und findet ewig Leid.
Ein denkendes Geſchoͤpf kann ſo verderblich waͤhlen,
Als waͤr es nur zum Thier beſtimmt?
Herrſcht ſolche Blindheit uͤber Seelen,
Jn welchen doch der Gottheit Funke glimmt?
Umſonſt! weil dieſer Strahl nur wenig Weiſen funkelt!
Er wird von Leidenſchaft und Wahn
Jn tauſend Sterblichen verdunkelt,
Oft eh er ſich ſiegprangend kundgethan:
Wie, wann die Sonne kaum dem Ocean entfliehet,
Des dunkeln Mondes Zwiſchenlauf
Jhr flammend Antlitz uns entziehet:
Vor ihrem Thron ſteigt ſchwarzer Schatten auf.
Die
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[144/0158] Lyriſche Gedichte Der Menſch darf ſich nur ſehn, damit er ſich nicht bruͤſte, Wie, an der Thorheit Bruſt geſaͤugt, Er ſich im Taumel wilder Luͤſte Bald laͤcherlich und bald abſcheulich zeigt. Um Tand und Puppenwerk vertauſcht er ſeine Rechte Zu glaͤnzender Unſterblichkeit, Erniedrigt ſich und ſein Geſchlechte, Sucht kurze Luſt und findet ewig Leid. Ein denkendes Geſchoͤpf kann ſo verderblich waͤhlen, Als waͤr es nur zum Thier beſtimmt? Herrſcht ſolche Blindheit uͤber Seelen, Jn welchen doch der Gottheit Funke glimmt? Umſonſt! weil dieſer Strahl nur wenig Weiſen funkelt! Er wird von Leidenſchaft und Wahn Jn tauſend Sterblichen verdunkelt, Oft eh er ſich ſiegprangend kundgethan: Wie, wann die Sonne kaum dem Ocean entfliehet, Des dunkeln Mondes Zwiſchenlauf Jhr flammend Antlitz uns entziehet: Vor ihrem Thron ſteigt ſchwarzer Schatten auf. Die

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Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/158>, abgerufen am 21.11.2024.