Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Erstes Buch. Der Frühling. Jch will, vom Weine berauscht, die Lust der Erde besingen, Jhr Schönen! eure gefährliche Lust, Den Frühling, welcher anitzt, durch Florens Hände be- kränzet, Siegprangend unsre Gefilde beherrscht. Fangt an! ich glühe bereits; fangt an, holdselige Saiten! Entzückt der Eccho begieriges Ohr! Tönt sanft durchs ruhige Thal! da lauschen furchtsame Nymphen, Nur halb durch junge Gesträuche bedeckt. Wer kommt vom Hügel herab, voll unaussprechlicher Anmuth, Dem Glanz die fröhlige Stirne bestrahlt, Den Philomele begrüßt? Jhm düften frühe Violen; Jhm grünt der Erde beschattete Schoos. Wunsch meiner Muse, du kommst! O Frühling, Wonne Dionens, Du kommst, vom feurigen Amor umarmt! Und Amors muthige Faust schwingt siegbegierige Pfeile: Die stolzen Sterblichen huldigen ihm. Ein A 4
Erſtes Buch. Der Fruͤhling. Jch will, vom Weine berauſcht, die Luſt der Erde beſingen, Jhr Schoͤnen! eure gefaͤhrliche Luſt, Den Fruͤhling, welcher anitzt, durch Florens Haͤnde be- kraͤnzet, Siegprangend unſre Gefilde beherrſcht. Fangt an! ich gluͤhe bereits; fangt an, holdſelige Saiten! Entzuͤckt der Eccho begieriges Ohr! Toͤnt ſanft durchs ruhige Thal! da lauſchen furchtſame Nymphen, Nur halb durch junge Geſtraͤuche bedeckt. Wer kommt vom Huͤgel herab, voll unausſprechlicher Anmuth, Dem Glanz die froͤhlige Stirne beſtrahlt, Den Philomele begruͤßt? Jhm duͤften fruͤhe Violen; Jhm gruͤnt der Erde beſchattete Schoos. Wunſch meiner Muſe, du kommſt! O Fruͤhling, Wonne Dionens, Du kommſt, vom feurigen Amor umarmt! Und Amors muthige Fauſt ſchwingt ſiegbegierige Pfeile: Die ſtolzen Sterblichen huldigen ihm. Ein A 4
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Erſtes Buch.
Der Fruͤhling.
Jch will, vom Weine berauſcht, die Luſt der Erde
beſingen,
Jhr Schoͤnen! eure gefaͤhrliche Luſt,
Den Fruͤhling, welcher anitzt, durch Florens Haͤnde be-
kraͤnzet,
Siegprangend unſre Gefilde beherrſcht.
Fangt an! ich gluͤhe bereits; fangt an, holdſelige Saiten!
Entzuͤckt der Eccho begieriges Ohr!
Toͤnt ſanft durchs ruhige Thal! da lauſchen furchtſame
Nymphen,
Nur halb durch junge Geſtraͤuche bedeckt.
Wer kommt vom Huͤgel herab, voll unausſprechlicher
Anmuth,
Dem Glanz die froͤhlige Stirne beſtrahlt,
Den Philomele begruͤßt? Jhm duͤften fruͤhe Violen;
Jhm gruͤnt der Erde beſchattete Schoos.
Wunſch meiner Muſe, du kommſt! O Fruͤhling,
Wonne Dionens,
Du kommſt, vom feurigen Amor umarmt!
Und Amors muthige Fauſt ſchwingt ſiegbegierige Pfeile:
Die ſtolzen Sterblichen huldigen ihm.
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