Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Briefe.
Da dessen flüchtig Lied, der bis zum Tigris drang,
Oft kühner, öfter schwach erklang.
Wie richtig sprach, wie edel dachte
Der weise Hofmann an der Spree,
Um den, in Blumbergs weichem Klee,
Ein wohlgezogner Satyr lachte!
Sieh einen Menschenfreund, um reicher Elbe Strand,
Von reger Phantasie entbrannt,
Sein irdisches Vergnügen mahlen,
Wo doch der übereilten Hand
Manch schwacher Zug entwischt, oft falsche Farben
prahlen.
Bey Popen steht ein großer Mann,
Der auf der Alpen Lob im Schnee der Alpen sann:
Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet weise Lehren;
Und stimmt sein Saitenspiel ein feurig Straflied an,
Wer wird nicht seinen Schwung, den edlen Schwung
verehren,
Und harte Töne gern verhören?
Mit ihm schwingt am entfernten Belt
Ein angenehmer Geist sein glänzendes Gefieder:
Nie fliegt er bis zum Pöbel nieder:
Er unterrichtet, er gefällt
Dem Weisen, wie der großen Welt
Jm feinen Scherz der schönsten Lieder
Und im Johann, dem Seifensieder.
Auch dieser junge Greis, der aller Freude Feind,
Um-
Briefe.
Da deſſen fluͤchtig Lied, der bis zum Tigris drang,
Oft kuͤhner, oͤfter ſchwach erklang.
Wie richtig ſprach, wie edel dachte
Der weiſe Hofmann an der Spree,
Um den, in Blumbergs weichem Klee,
Ein wohlgezogner Satyr lachte!
Sieh einen Menſchenfreund, um reicher Elbe Strand,
Von reger Phantaſie entbrannt,
Sein irdiſches Vergnuͤgen mahlen,
Wo doch der uͤbereilten Hand
Manch ſchwacher Zug entwiſcht, oft falſche Farben
prahlen.
Bey Popen ſteht ein großer Mann,
Der auf der Alpen Lob im Schnee der Alpen ſann:
Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet weiſe Lehren;
Und ſtimmt ſein Saitenſpiel ein feurig Straflied an,
Wer wird nicht ſeinen Schwung, den edlen Schwung
verehren,
Und harte Toͤne gern verhoͤren?
Mit ihm ſchwingt am entfernten Belt
Ein angenehmer Geiſt ſein glaͤnzendes Gefieder:
Nie fliegt er bis zum Poͤbel nieder:
Er unterrichtet, er gefaͤllt
Dem Weiſen, wie der großen Welt
Jm feinen Scherz der ſchoͤnſten Lieder
Und im Johann, dem Seifenſieder.
Auch dieſer junge Greis, der aller Freude Feind,
Um-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0253" n="239"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Briefe.</hi> </fw><lb/>
            <l>Da de&#x017F;&#x017F;en flu&#x0364;chtig Lied, der bis zum Tigris drang,</l><lb/>
            <l>Oft ku&#x0364;hner, o&#x0364;fter &#x017F;chwach erklang.</l><lb/>
            <l>Wie richtig &#x017F;prach, wie edel dachte</l><lb/>
            <l>Der wei&#x017F;e Hofmann an der Spree,</l><lb/>
            <l>Um den, in Blumbergs weichem Klee,</l><lb/>
            <l>Ein wohlgezogner Satyr lachte!</l><lb/>
            <l>Sieh einen Men&#x017F;chenfreund, um reicher Elbe Strand,</l><lb/>
            <l>Von reger Phanta&#x017F;ie entbrannt,</l><lb/>
            <l>Sein irdi&#x017F;ches Vergnu&#x0364;gen mahlen,</l><lb/>
            <l>Wo doch der u&#x0364;bereilten Hand</l><lb/>
            <l>Manch &#x017F;chwacher Zug entwi&#x017F;cht, oft fal&#x017F;che Farben</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">prahlen.</hi> </l><lb/>
            <l>Bey Popen &#x017F;teht ein großer Mann,</l><lb/>
            <l>Der auf der Alpen Lob im Schnee der Alpen &#x017F;ann:</l><lb/>
            <l>Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet wei&#x017F;e Lehren;</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;timmt &#x017F;ein Saiten&#x017F;piel ein feurig Straflied an,</l><lb/>
            <l>Wer wird nicht &#x017F;einen Schwung, den edlen Schwung</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">verehren,</hi> </l><lb/>
            <l>Und harte To&#x0364;ne gern verho&#x0364;ren?</l><lb/>
            <l>Mit ihm &#x017F;chwingt am entfernten Belt</l><lb/>
            <l>Ein angenehmer Gei&#x017F;t &#x017F;ein gla&#x0364;nzendes Gefieder:</l><lb/>
            <l>Nie fliegt er bis zum Po&#x0364;bel nieder:</l><lb/>
            <l>Er unterrichtet, er gefa&#x0364;llt</l><lb/>
            <l>Dem Wei&#x017F;en, wie der großen Welt</l><lb/>
            <l>Jm feinen Scherz der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Lieder</l><lb/>
            <l>Und im Johann, dem Seifen&#x017F;ieder.</l><lb/>
            <l>Auch die&#x017F;er junge Greis, der aller Freude Feind,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Um-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0253] Briefe. Da deſſen fluͤchtig Lied, der bis zum Tigris drang, Oft kuͤhner, oͤfter ſchwach erklang. Wie richtig ſprach, wie edel dachte Der weiſe Hofmann an der Spree, Um den, in Blumbergs weichem Klee, Ein wohlgezogner Satyr lachte! Sieh einen Menſchenfreund, um reicher Elbe Strand, Von reger Phantaſie entbrannt, Sein irdiſches Vergnuͤgen mahlen, Wo doch der uͤbereilten Hand Manch ſchwacher Zug entwiſcht, oft falſche Farben prahlen. Bey Popen ſteht ein großer Mann, Der auf der Alpen Lob im Schnee der Alpen ſann: Des neuen Ausdrucks Glanz umleuchtet weiſe Lehren; Und ſtimmt ſein Saitenſpiel ein feurig Straflied an, Wer wird nicht ſeinen Schwung, den edlen Schwung verehren, Und harte Toͤne gern verhoͤren? Mit ihm ſchwingt am entfernten Belt Ein angenehmer Geiſt ſein glaͤnzendes Gefieder: Nie fliegt er bis zum Poͤbel nieder: Er unterrichtet, er gefaͤllt Dem Weiſen, wie der großen Welt Jm feinen Scherz der ſchoͤnſten Lieder Und im Johann, dem Seifenſieder. Auch dieſer junge Greis, der aller Freude Feind, Um-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/253
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/253>, abgerufen am 21.11.2024.