Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Ein Traum. O Traum, der mich entzücket! Was hab ich nicht erblicket! Jch warf die müden Glieder Jn einem Thale nieder, Wo einen Teich, der silbern floß, Ein schattigtes Gebüsch umschloß. Da sah ich durch die Sträuche Mein Mädchen bey dem Teiche. Das hatte sich, zum Baden, Der Kleider meist entladen, Bis auf ein untreu weiß Gewand, Das keinem Lüftchen widerstand. Der freye Busen lachte, Den Jugend reizend machte. Mein Blick blieb lüstern stehen Bey diesen regen Höhen, Wo Zephyr unter Liljen blies, Und sich die Wollust greifen ließ. Sie fieng nun an, o Freuden! Sich vollends auszukleiden: Doch, eh' es noch geschiehet, Erwach ich und sie fliehet. O schlief ich doch von neuem ein! Nun wird sie wohl im Wasser seyn. Der
Lyriſche Gedichte Ein Traum. O Traum, der mich entzuͤcket! Was hab ich nicht erblicket! Jch warf die muͤden Glieder Jn einem Thale nieder, Wo einen Teich, der ſilbern floß, Ein ſchattigtes Gebuͤſch umſchloß. Da ſah ich durch die Straͤuche Mein Maͤdchen bey dem Teiche. Das hatte ſich, zum Baden, Der Kleider meiſt entladen, Bis auf ein untreu weiß Gewand, Das keinem Luͤftchen widerſtand. Der freye Buſen lachte, Den Jugend reizend machte. Mein Blick blieb luͤſtern ſtehen Bey dieſen regen Hoͤhen, Wo Zephyr unter Liljen blies, Und ſich die Wolluſt greifen ließ. Sie fieng nun an, o Freuden! Sich vollends auszukleiden: Doch, eh’ es noch geſchiehet, Erwach ich und ſie fliehet. O ſchlief ich doch von neuem ein! Nun wird ſie wohl im Waſſer ſeyn. Der
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Lyriſche Gedichte
Ein Traum.
O Traum, der mich entzuͤcket!
Was hab ich nicht erblicket!
Jch warf die muͤden Glieder
Jn einem Thale nieder,
Wo einen Teich, der ſilbern floß,
Ein ſchattigtes Gebuͤſch umſchloß.
Da ſah ich durch die Straͤuche
Mein Maͤdchen bey dem Teiche.
Das hatte ſich, zum Baden,
Der Kleider meiſt entladen,
Bis auf ein untreu weiß Gewand,
Das keinem Luͤftchen widerſtand.
Der freye Buſen lachte,
Den Jugend reizend machte.
Mein Blick blieb luͤſtern ſtehen
Bey dieſen regen Hoͤhen,
Wo Zephyr unter Liljen blies,
Und ſich die Wolluſt greifen ließ.
Sie fieng nun an, o Freuden!
Sich vollends auszukleiden:
Doch, eh’ es noch geſchiehet,
Erwach ich und ſie fliehet.
O ſchlief ich doch von neuem ein!
Nun wird ſie wohl im Waſſer ſeyn.
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