Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Buch.


Die Zufriedenheit.
Ein Geist, der sich zu keiner Zeit
Jn feiger Ungeduld verlieret,
Und stets die Weisheit hört, die, wie das Glück
uns sühret,
Mit Rosen ieden Pfad bestreut:
Freund! ein wahrhaftig weiser Geist
Fühlt kaum die halbe Last der Plagen,
Und lacht bey trüber Luft in angenehmern Tagen,
Als Thoren, die man glücklich preist.
Schilt nicht des Himmels Tyranney,
Von ihm kommt unser wenigst Leiden.
Kein Zustand ist so hart: ein Chor der stillen Freuden
Gesellt sich ihm mitleidig bey.
Wir fröhnen thörichter Begier,
Die auch bey nahen Quellen schmachtet.
Vergnügen beut sich an: umsonst! es wird verachtet;
Nur was uns flieht, verfolgen wir.
Zu
B 5
Erſtes Buch.


Die Zufriedenheit.
Ein Geiſt, der ſich zu keiner Zeit
Jn feiger Ungeduld verlieret,
Und ſtets die Weisheit hoͤrt, die, wie das Gluͤck
uns ſuͤhret,
Mit Roſen ieden Pfad beſtreut:
Freund! ein wahrhaftig weiſer Geiſt
Fuͤhlt kaum die halbe Laſt der Plagen,
Und lacht bey truͤber Luft in angenehmern Tagen,
Als Thoren, die man gluͤcklich preiſt.
Schilt nicht des Himmels Tyranney,
Von ihm kommt unſer wenigſt Leiden.
Kein Zuſtand iſt ſo hart: ein Chor der ſtillen Freuden
Geſellt ſich ihm mitleidig bey.
Wir froͤhnen thoͤrichter Begier,
Die auch bey nahen Quellen ſchmachtet.
Vergnuͤgen beut ſich an: umſonſt! es wird verachtet;
Nur was uns flieht, verfolgen wir.
Zu
B 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0039" n="25"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die Zufriedenheit.</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">E</hi>in Gei&#x017F;t, der &#x017F;ich zu keiner Zeit</l><lb/>
              <l>Jn feiger Ungeduld verlieret,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;tets die Weisheit ho&#x0364;rt, die, wie das Glu&#x0364;ck</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">uns &#x017F;u&#x0364;hret,</hi> </l><lb/>
              <l>Mit Ro&#x017F;en ieden Pfad be&#x017F;treut:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l><hi rendition="#in">F</hi>reund! ein wahrhaftig wei&#x017F;er Gei&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;hlt kaum die halbe La&#x017F;t der Plagen,</l><lb/>
              <l>Und lacht bey tru&#x0364;ber Luft in angenehmern Tagen,</l><lb/>
              <l>Als Thoren, die man glu&#x0364;cklich prei&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l><hi rendition="#in">S</hi>chilt nicht des Himmels Tyranney,</l><lb/>
              <l>Von ihm kommt un&#x017F;er wenig&#x017F;t Leiden.</l><lb/>
              <l>Kein Zu&#x017F;tand i&#x017F;t &#x017F;o hart: ein Chor der &#x017F;tillen Freuden</l><lb/>
              <l>Ge&#x017F;ellt &#x017F;ich ihm mitleidig bey.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ir fro&#x0364;hnen tho&#x0364;richter Begier,</l><lb/>
              <l>Die auch bey nahen Quellen &#x017F;chmachtet.</l><lb/>
              <l>Vergnu&#x0364;gen beut &#x017F;ich an: um&#x017F;on&#x017F;t! es wird verachtet;</l><lb/>
              <l>Nur was uns flieht, verfolgen wir.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">B 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Zu</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0039] Erſtes Buch. Die Zufriedenheit. Ein Geiſt, der ſich zu keiner Zeit Jn feiger Ungeduld verlieret, Und ſtets die Weisheit hoͤrt, die, wie das Gluͤck uns ſuͤhret, Mit Roſen ieden Pfad beſtreut: Freund! ein wahrhaftig weiſer Geiſt Fuͤhlt kaum die halbe Laſt der Plagen, Und lacht bey truͤber Luft in angenehmern Tagen, Als Thoren, die man gluͤcklich preiſt. Schilt nicht des Himmels Tyranney, Von ihm kommt unſer wenigſt Leiden. Kein Zuſtand iſt ſo hart: ein Chor der ſtillen Freuden Geſellt ſich ihm mitleidig bey. Wir froͤhnen thoͤrichter Begier, Die auch bey nahen Quellen ſchmachtet. Vergnuͤgen beut ſich an: umſonſt! es wird verachtet; Nur was uns flieht, verfolgen wir. Zu B 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe der vorliegenden Gedichtsammlung … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/39
Zitationshilfe: Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uz_gedichte_1755/39>, abgerufen am 21.11.2024.