Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Erstes Buch. Sieh hin, wo keine Pracht gebricht! Man gähnt auch mitten im Gepränge; Der Necktar Jupiters, der Speisen ekle Menge, Die fesseln, ach! die Freude nicht. Die Freude, des Lyäus Kind, Entflieht unruhigen Palästen, Und schwärmt zu Hütten hin, die nur gewählten Gästen, Nur dir, o Freundschaft! heilig sind. Fleußt nicht für sie der Reben Blut, Die Chios edle Berge schwärzen? Auch Bacchus unsers Rheins flößt in zufriedne Herzen Vertraulichkeit und guten Muth. Wo Bacchus lacht, wer bleibt betrübt? Der Gott begeistert aller Busen, Und läßt den Satyr los, und lädt die muntern Musen Und Amorn, der die Musen liebt: Und Lieder der Zufriedenheit Ertönen aus dem trunknen Munde; Bis, nach durchscherzter Nacht, die kühle Morgenstunde Die Schatten und den Schmaus zerstreut. Ma-
Erſtes Buch. Sieh hin, wo keine Pracht gebricht! Man gaͤhnt auch mitten im Gepraͤnge; Der Necktar Jupiters, der Speiſen ekle Menge, Die feſſeln, ach! die Freude nicht. Die Freude, des Lyaͤus Kind, Entflieht unruhigen Palaͤſten, Und ſchwaͤrmt zu Huͤtten hin, die nur gewaͤhlten Gaͤſten, Nur dir, o Freundſchaft! heilig ſind. Fleußt nicht fuͤr ſie der Reben Blut, Die Chios edle Berge ſchwaͤrzen? Auch Bacchus unſers Rheins floͤßt in zufriedne Herzen Vertraulichkeit und guten Muth. Wo Bacchus lacht, wer bleibt betruͤbt? Der Gott begeiſtert aller Buſen, Und laͤßt den Satyr los, und laͤdt die muntern Muſen Und Amorn, der die Muſen liebt: Und Lieder der Zufriedenheit Ertoͤnen aus dem trunknen Munde; Bis, nach durchſcherzter Nacht, die kuͤhle Morgenſtunde Die Schatten und den Schmaus zerſtreut. Ma-
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Erſtes Buch.
Sieh hin, wo keine Pracht gebricht!
Man gaͤhnt auch mitten im Gepraͤnge;
Der Necktar Jupiters, der Speiſen ekle Menge,
Die feſſeln, ach! die Freude nicht.
Die Freude, des Lyaͤus Kind,
Entflieht unruhigen Palaͤſten,
Und ſchwaͤrmt zu Huͤtten hin, die nur gewaͤhlten Gaͤſten,
Nur dir, o Freundſchaft! heilig ſind.
Fleußt nicht fuͤr ſie der Reben Blut,
Die Chios edle Berge ſchwaͤrzen?
Auch Bacchus unſers Rheins floͤßt in zufriedne Herzen
Vertraulichkeit und guten Muth.
Wo Bacchus lacht, wer bleibt betruͤbt?
Der Gott begeiſtert aller Buſen,
Und laͤßt den Satyr los, und laͤdt die muntern Muſen
Und Amorn, der die Muſen liebt:
Und Lieder der Zufriedenheit
Ertoͤnen aus dem trunknen Munde;
Bis, nach durchſcherzter Nacht, die kuͤhle Morgenſtunde
Die Schatten und den Schmaus zerſtreut.
Ma-
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