Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Wen besing ich, als den Gott der Reben? Diese Rosen, die mein Haupt umgeben, Dieser Gläser frohe Menge Sind ihm heilig, und er liebt Gesänge. Faunen! tanzt vor mir mit frohen Sprüngen! Von Lyäens Liebe will ich singen: Seine Schöne war noch blöde, War voll Unschuld und aus Unschuld spröde. Aber Bacchus wurde kaum zur Traube; O wie lüstern nahm sie ihn vom Laube! Sie beglückte seine Triebe; Und noch immer dient sein Wein der Liebe. Süsser Ton! wem sollt er nicht gefallen? Nur von Lust soll meine Cyther schallen, Wenn ich hier am kühlen Bache, Hingestreckt auf weichen Bluhmen, lache: Hier im Busch, in sichren Finsternissen, Wo ich oft, berauscht von Wein und Küssen, Die ich um kein Glück vertausche, An der Phyllis vollem Busen lausche. Fah-
Lyriſche Gedichte Wen beſing ich, als den Gott der Reben? Dieſe Roſen, die mein Haupt umgeben, Dieſer Glaͤſer frohe Menge Sind ihm heilig, und er liebt Geſaͤnge. Faunen! tanzt vor mir mit frohen Spruͤngen! Von Lyaͤens Liebe will ich ſingen: Seine Schoͤne war noch bloͤde, War voll Unſchuld und aus Unſchuld ſproͤde. Aber Bacchus wurde kaum zur Traube; O wie luͤſtern nahm ſie ihn vom Laube! Sie begluͤckte ſeine Triebe; Und noch immer dient ſein Wein der Liebe. Suͤſſer Ton! wem ſollt er nicht gefallen? Nur von Luſt ſoll meine Cyther ſchallen, Wenn ich hier am kuͤhlen Bache, Hingeſtreckt auf weichen Bluhmen, lache: Hier im Buſch, in ſichren Finſterniſſen, Wo ich oft, berauſcht von Wein und Kuͤſſen, Die ich um kein Gluͤck vertauſche, An der Phyllis vollem Buſen lauſche. Fah-
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Lyriſche Gedichte
Wen beſing ich, als den Gott der Reben?
Dieſe Roſen, die mein Haupt umgeben,
Dieſer Glaͤſer frohe Menge
Sind ihm heilig, und er liebt Geſaͤnge.
Faunen! tanzt vor mir mit frohen Spruͤngen!
Von Lyaͤens Liebe will ich ſingen:
Seine Schoͤne war noch bloͤde,
War voll Unſchuld und aus Unſchuld ſproͤde.
Aber Bacchus wurde kaum zur Traube;
O wie luͤſtern nahm ſie ihn vom Laube!
Sie begluͤckte ſeine Triebe;
Und noch immer dient ſein Wein der Liebe.
Suͤſſer Ton! wem ſollt er nicht gefallen?
Nur von Luſt ſoll meine Cyther ſchallen,
Wenn ich hier am kuͤhlen Bache,
Hingeſtreckt auf weichen Bluhmen, lache:
Hier im Buſch, in ſichren Finſterniſſen,
Wo ich oft, berauſcht von Wein und Kuͤſſen,
Die ich um kein Gluͤck vertauſche,
An der Phyllis vollem Buſen lauſche.
Fah-
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