Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Zweytes Buch. Der Abend. Mit finstrer Stirne stehn wir da, Und ordnen das Geschick der Staaten, Und wissen, was bey Sorr geschah, Und wissen Oesterreich zu rathen. Jndeß verschließt sich unsre Brust Dem Ruf der lockenden Cythere: Denn steigt nicht schon, zu Amors Lust, Der Abend aus dem kühlen Meere? Erkennet euern Eigensinn Und daß die Zeit geflügelt scheide! Jhr schwatzt, sie fliegt, sie ist dahin Mit aller angebothnen Freude. Jch will zu jenen Büschen gehn, Die sanft von Zephyrs Ankunft beben. Da hoff ich Lesbien zu sehn, Wenn sichre Schatten uns umgeben. Bereits
Zweytes Buch. Der Abend. Mit finſtrer Stirne ſtehn wir da, Und ordnen das Geſchick der Staaten, Und wiſſen, was bey Sorr geſchah, Und wiſſen Oeſterreich zu rathen. Jndeß verſchließt ſich unſre Bruſt Dem Ruf der lockenden Cythere: Denn ſteigt nicht ſchon, zu Amors Luſt, Der Abend aus dem kuͤhlen Meere? Erkennet euern Eigenſinn Und daß die Zeit gefluͤgelt ſcheide! Jhr ſchwatzt, ſie fliegt, ſie iſt dahin Mit aller angebothnen Freude. Jch will zu jenen Buͤſchen gehn, Die ſanft von Zephyrs Ankunft beben. Da hoff ich Lesbien zu ſehn, Wenn ſichre Schatten uns umgeben. Bereits
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Zweytes Buch.
Der Abend.
Mit finſtrer Stirne ſtehn wir da,
Und ordnen das Geſchick der Staaten,
Und wiſſen, was bey Sorr geſchah,
Und wiſſen Oeſterreich zu rathen.
Jndeß verſchließt ſich unſre Bruſt
Dem Ruf der lockenden Cythere:
Denn ſteigt nicht ſchon, zu Amors Luſt,
Der Abend aus dem kuͤhlen Meere?
Erkennet euern Eigenſinn
Und daß die Zeit gefluͤgelt ſcheide!
Jhr ſchwatzt, ſie fliegt, ſie iſt dahin
Mit aller angebothnen Freude.
Jch will zu jenen Buͤſchen gehn,
Die ſanft von Zephyrs Ankunft beben.
Da hoff ich Lesbien zu ſehn,
Wenn ſichre Schatten uns umgeben.
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