Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte Ermunterung zum Vergnügen. Wird stets dein Stolz der falschen Hoffnung trauen, Die ihn mit Träumen unterhält; Und in der Luft manch glänzend Schloß erbauen, Das plötzlich ohne Spur zerfällt? Die Hoffnung träumt, was öfters nie geschiehet, So hitzig wir ihm nachgestrebt: Jndessen flieht und ungekannt entfliehet Die Freude, die uns nahe schwebt. Die Rasen hier, die weiches Gras bedecket, Und über die zu freyer Lust Sich, schattenreich, die breite Linde strecket, Erwarten dich an meiner Brust. Hier laß uns, Freund! bey Wein und Liedern liegen: Wie süß ists, von Lyäen glühn! Auf! hohl' ihn her! ihm folge das Vergnügen, Und eitle Sorge müsse fliehn! Denn
Lyriſche Gedichte Ermunterung zum Vergnuͤgen. Wird ſtets dein Stolz der falſchen Hoffnung trauen, Die ihn mit Traͤumen unterhaͤlt; Und in der Luft manch glaͤnzend Schloß erbauen, Das ploͤtzlich ohne Spur zerfaͤllt? Die Hoffnung traͤumt, was oͤfters nie geſchiehet, So hitzig wir ihm nachgeſtrebt: Jndeſſen flieht und ungekannt entfliehet Die Freude, die uns nahe ſchwebt. Die Raſen hier, die weiches Gras bedecket, Und uͤber die zu freyer Luſt Sich, ſchattenreich, die breite Linde ſtrecket, Erwarten dich an meiner Bruſt. Hier laß uns, Freund! bey Wein und Liedern liegen: Wie ſuͤß iſts, von Lyaͤen gluͤhn! Auf! hohl’ ihn her! ihm folge das Vergnuͤgen, Und eitle Sorge muͤſſe fliehn! Denn
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Lyriſche Gedichte
Ermunterung zum Vergnuͤgen.
Wird ſtets dein Stolz der falſchen Hoffnung trauen,
Die ihn mit Traͤumen unterhaͤlt;
Und in der Luft manch glaͤnzend Schloß erbauen,
Das ploͤtzlich ohne Spur zerfaͤllt?
Die Hoffnung traͤumt, was oͤfters nie geſchiehet,
So hitzig wir ihm nachgeſtrebt:
Jndeſſen flieht und ungekannt entfliehet
Die Freude, die uns nahe ſchwebt.
Die Raſen hier, die weiches Gras bedecket,
Und uͤber die zu freyer Luſt
Sich, ſchattenreich, die breite Linde ſtrecket,
Erwarten dich an meiner Bruſt.
Hier laß uns, Freund! bey Wein und Liedern liegen:
Wie ſuͤß iſts, von Lyaͤen gluͤhn!
Auf! hohl’ ihn her! ihm folge das Vergnuͤgen,
Und eitle Sorge muͤſſe fliehn!
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