Uz, Johann Peter: Lyrische und andere Gedichte. 2. Aufl. Ansbach, 1755.Lyrische Gedichte. Du lehrtest, wie Mercur der Leyer Scherz erfun- den; Und wie das erste Rohr, mit fremder Kunst verbunden, Jn Pans betrübter Hand geklagt Als Pan von Syrinx, ach! der schönsten Nais, brann- te, Die Ladons Tochter war und in geliebter Jagd Arkadiens Gehölz durchrannte. Die sah der Hirten Gott nach scheuem Wilde jagen; Und ihr verirrtes Haar die weissen Schultern schlagen, Und ihre holden Wangen glühn. Er sah die schönste Brust den freyen Westen offen: Jhn brannte, was er sah: er war verliebt und kühn, Und fleht' und wagte, stolz zu hoffen. Umsonst! weil Syrinx floh, wie ein gejagtes Rehe Dem Tode, der ihm folgt, auf schwarzbebüschter Höhe Mit flügelschneller Flucht entweicht. Es hemmen seinen Lauf nicht bluhmenvolle Felder, Durch die ein lautrer Bach mit heischerm Murmeln schleicht; Nicht Schatten sonst gewünschter Wälder. Sie
Lyriſche Gedichte. Du lehrteſt, wie Mercur der Leyer Scherz erfun- den; Und wie das erſte Rohr, mit fremder Kunſt verbunden, Jn Pans betruͤbter Hand geklagt Als Pan von Syrinx, ach! der ſchoͤnſten Nais, brann- te, Die Ladons Tochter war und in geliebter Jagd Arkadiens Gehoͤlz durchrannte. Die ſah der Hirten Gott nach ſcheuem Wilde jagen; Und ihr verirrtes Haar die weiſſen Schultern ſchlagen, Und ihre holden Wangen gluͤhn. Er ſah die ſchoͤnſte Bruſt den freyen Weſten offen: Jhn brannte, was er ſah: er war verliebt und kuͤhn, Und fleht’ und wagte, ſtolz zu hoffen. Umſonſt! weil Syrinx floh, wie ein gejagtes Rehe Dem Tode, der ihm folgt, auf ſchwarzbebuͤſchter Hoͤhe Mit fluͤgelſchneller Flucht entweicht. Es hemmen ſeinen Lauf nicht bluhmenvolle Felder, Durch die ein lautrer Bach mit heiſcherm Murmeln ſchleicht; Nicht Schatten ſonſt gewuͤnſchter Waͤlder. Sie
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Lyriſche Gedichte.
Du lehrteſt, wie Mercur der Leyer Scherz erfun-
den;
Und wie das erſte Rohr, mit fremder Kunſt verbunden,
Jn Pans betruͤbter Hand geklagt
Als Pan von Syrinx, ach! der ſchoͤnſten Nais, brann-
te,
Die Ladons Tochter war und in geliebter Jagd
Arkadiens Gehoͤlz durchrannte.
Die ſah der Hirten Gott nach ſcheuem Wilde jagen;
Und ihr verirrtes Haar die weiſſen Schultern ſchlagen,
Und ihre holden Wangen gluͤhn.
Er ſah die ſchoͤnſte Bruſt den freyen Weſten offen:
Jhn brannte, was er ſah: er war verliebt und kuͤhn,
Und fleht’ und wagte, ſtolz zu hoffen.
Umſonſt! weil Syrinx floh, wie ein gejagtes Rehe
Dem Tode, der ihm folgt, auf ſchwarzbebuͤſchter Hoͤhe
Mit fluͤgelſchneller Flucht entweicht.
Es hemmen ſeinen Lauf nicht bluhmenvolle Felder,
Durch die ein lautrer Bach mit heiſcherm Murmeln
ſchleicht;
Nicht Schatten ſonſt gewuͤnſchter Waͤlder.
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