Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. Angaben einer nochmaligen Kritik. Nach ihm (l. c. S. 63.) soll,was den Menschen betrifft, Joh. Riolan, der Sohn, Einer der Er- sten gewesen seyn, welche im siebzehnten Jahrhundert die Na- belblase gekannt und beschrieben haben. Allein es scheint sich eben so wenig aus den Beschreibungen dieses Mannes, als aus der von Diemerbroek mit Bestimmtheit zu ergeben. Interessant ist es, dass Hoboken, welcher von der Nabelblase so spricht, dass man es kaum zu läugnen vermag, dass er sie bei dem Menschen in der That gekannt habe, sie an Eiern gesehen, welche entweder ihre Ausbildung schon vollendet hatten oder derselben sehr nahe waren. So heisst es in seiner Anatomia secundinae humanae repetita, aucta, roborata etc. Ultrajecti 1775. 8. p. 37. bei Gelegenheit der Beschreibung der Nachgeburt eines neugeborenen Mädchens: Hoc autem in Amnio singulare esse animadverti, quod viderem circa ejusce extremitatem quasi-glandulam aut potius granulum ovalis figurae, albicans, grano Canna- bino ferme aequali. Quod stadio examinandi actus aperui, sed inclusam inveni materiam quamdam albicantem, visco- sam, ramosamque induratam. Eine ähnliche Stelle findet sich, wie Oken schon bemerkt, l. c. p. 217. 218. Ob auch p. 354. von der Nabelblase die Rede sey, muss ich sehr bezweifeln. Vielleicht ist sie aber tab. XXVI. E. roh abgebildet. Mehr zwei- felerregend sind die Angaben von Ruysch, wiewohl die Anschwel- lungen im Nabelstrange, welche viele hierher ziehen, gar nicht hierher gehören, Hydatiden sind und auch für nichts Anderes von dem genannten Anatomen erklärt wurden. Ein gleiches Ur- theil lässt sich über Diemerbroek fällen, den Lobstein (l. c. S. 60.) und Dzondi (supplementa ad anatomiam et physiologiam, potissimum comparatam 1806. 4. p. 19.) als den Entdecker der Nabelblase anführen, weil er angiebt, dass er in drei abortirten Eiern ein Bläschen von der Grösse einer Haselnuss gesehen, wel- ches mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war (vgl. Vel- peau's gleiche Ansicht hierüber Embryologie p. 33. 34.). Von Schurig's Beschreibung (Embryologia. 1732. 4. p. 37. bei Oken l. c. S. 65.) lässt sich dasselbe behaupten. -- Nachdem nun Noort- wyk die Nabelblase schon gekannt, aber als Allantois beschrie- ben hatte, zeigte Albinus (acad. adnott. Leid. 1754. 4. lib. I. p. 74. 75. tab. I. fig. 12.) an einem siebenwöchentlichen Eie, dass es ein eigenthümliches, mit einem Faden versehenes, zwi- 7
Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen. Angaben einer nochmaligen Kritik. Nach ihm (l. c. S. 63.) soll,was den Menschen betrifft, Joh. Riolan, der Sohn, Einer der Er- sten gewesen seyn, welche im siebzehnten Jahrhundert die Na- belblase gekannt und beschrieben haben. Allein es scheint sich eben so wenig aus den Beschreibungen dieses Mannes, als aus der von Diemerbroek mit Bestimmtheit zu ergeben. Interessant ist es, daſs Hoboken, welcher von der Nabelblase so spricht, daſs man es kaum zu läugnen vermag, daſs er sie bei dem Menschen in der That gekannt habe, sie an Eiern gesehen, welche entweder ihre Ausbildung schon vollendet hatten oder derselben sehr nahe waren. So heiſst es in seiner Anatomia secundinae humanae repetita, aucta, roborata etc. Ultrajecti 1775. 8. p. 37. bei Gelegenheit der Beschreibung der Nachgeburt eines neugeborenen Mädchens: Hoc autem in Amnio singulare esse animadverti, quod viderem circa ejusce extremitatem quasi-glandulam aut potius granulum ovalis figurae, albicans, grano Canna- bino ferme aequali. Quod stadio examinandi actus aperui, sed inclusam inveni materiam quamdam albicantem, visco- sam, ramosamque induratam. Eine ähnliche Stelle findet sich, wie Oken schon bemerkt, l. c. p. 217. 218. Ob auch p. 354. von der Nabelblase die Rede sey, muſs ich sehr bezweifeln. Vielleicht ist sie aber tab. XXVI. E. roh abgebildet. Mehr zwei- felerregend sind die Angaben von Ruysch, wiewohl die Anschwel- lungen im Nabelstrange, welche viele hierher ziehen, gar nicht hierher gehören, Hydatiden sind und auch für nichts Anderes von dem genannten Anatomen erklärt wurden. Ein gleiches Ur- theil läſst sich über Diemerbroek fällen, den Lobstein (l. c. S. 60.) und Dzondi (supplementa ad anatomiam et physiologiam, potissimum comparatam 1806. 4. p. 19.) als den Entdecker der Nabelblase anführen, weil er angiebt, daſs er in drei abortirten Eiern ein Bläschen von der Gröſse einer Haselnuſs gesehen, wel- ches mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war (vgl. Vel- peau’s gleiche Ansicht hierüber Embryologie p. 33. 34.). Von Schurig’s Beschreibung (Embryologia. 1732. 4. p. 37. bei Oken l. c. S. 65.) läſst sich dasselbe behaupten. — Nachdem nun Noort- wyk die Nabelblase schon gekannt, aber als Allantois beschrie- ben hatte, zeigte Albinus (acad. adnott. Leid. 1754. 4. lib. I. p. 74. 75. tab. I. fig. 12.) an einem siebenwöchentlichen Eie, daſs es ein eigenthümliches, mit einem Faden versehenes, zwi- 7
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Eitheile d. m. d. Embryonalkörper in Verbindung stehen.
Angaben einer nochmaligen Kritik. Nach ihm (l. c. S. 63.) soll,
was den Menschen betrifft, Joh. Riolan, der Sohn, Einer der Er-
sten gewesen seyn, welche im siebzehnten Jahrhundert die Na-
belblase gekannt und beschrieben haben. Allein es scheint sich
eben so wenig aus den Beschreibungen dieses Mannes, als aus der
von Diemerbroek mit Bestimmtheit zu ergeben. Interessant ist
es, daſs Hoboken, welcher von der Nabelblase so spricht, daſs man
es kaum zu läugnen vermag, daſs er sie bei dem Menschen in
der That gekannt habe, sie an Eiern gesehen, welche entweder
ihre Ausbildung schon vollendet hatten oder derselben sehr nahe
waren. So heiſst es in seiner Anatomia secundinae humanae
repetita, aucta, roborata etc. Ultrajecti 1775. 8. p. 37. bei
Gelegenheit der Beschreibung der Nachgeburt eines neugeborenen
Mädchens: Hoc autem in Amnio singulare esse animadverti,
quod viderem circa ejusce extremitatem quasi-glandulam
aut potius granulum ovalis figurae, albicans, grano Canna-
bino ferme aequali. Quod stadio examinandi actus aperui,
sed inclusam inveni materiam quamdam albicantem, visco-
sam, ramosamque induratam. Eine ähnliche Stelle findet sich,
wie Oken schon bemerkt, l. c. p. 217. 218. Ob auch p. 354.
von der Nabelblase die Rede sey, muſs ich sehr bezweifeln.
Vielleicht ist sie aber tab. XXVI. E. roh abgebildet. Mehr zwei-
felerregend sind die Angaben von Ruysch, wiewohl die Anschwel-
lungen im Nabelstrange, welche viele hierher ziehen, gar nicht
hierher gehören, Hydatiden sind und auch für nichts Anderes
von dem genannten Anatomen erklärt wurden. Ein gleiches Ur-
theil läſst sich über Diemerbroek fällen, den Lobstein (l. c. S.
60.) und Dzondi (supplementa ad anatomiam et physiologiam,
potissimum comparatam 1806. 4. p. 19.) als den Entdecker der
Nabelblase anführen, weil er angiebt, daſs er in drei abortirten
Eiern ein Bläschen von der Gröſse einer Haselnuſs gesehen, wel-
ches mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt war (vgl. Vel-
peau’s gleiche Ansicht hierüber Embryologie p. 33. 34.). Von
Schurig’s Beschreibung (Embryologia. 1732. 4. p. 37. bei Oken l.
c. S. 65.) läſst sich dasselbe behaupten. — Nachdem nun Noort-
wyk die Nabelblase schon gekannt, aber als Allantois beschrie-
ben hatte, zeigte Albinus (acad. adnott. Leid. 1754. 4. lib. I.
p. 74. 75. tab. I. fig. 12.) an einem siebenwöchentlichen Eie,
daſs es ein eigenthümliches, mit einem Faden versehenes, zwi-
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