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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Anhang zum ersten Abschnitt.
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Anhang.
I. Ueber Pockels Vesicula erythroides und dessen
Theorie der frühesten Formation des mensch-
lichen Eies und Embryo überhaupt
.

Pockels wählte unter mehr, als 50 durch Abortus abgegan-
genen Eiern vier aus, welche er für völlig normal hielt und aus
denen er den allerfrühesten Zustand der Entwickelungsgeschichte
des Menschen zu erkennen im Stande zu seyn glaubte (Isis 1825.
S. 1342--1350.). Das Chorion liegt nach ihm in der decidua,
ohne mit ihr durch Blutgefässe verbunden zu seyn, und enthält
zunächst eine röthliche, mit Fäden durchzogene, eiweissartige
Flüssigkeit. In dieser letzteren befindet sich in den ersten 14
Tagen das Amnionbläschen von meist birnförmiger, bisweilen ku-
gelrunder Gestalt, mit seinem Stiele an einer Stelle des Chorion
befestigt. Der Embryo ist kaum 1 Linie gross, weisslich gelb,
in der Mitte platt und zusammengedrückt, an beiden Enden dik-
ker und von gallertartiger Consistenz. Er liegt bis zu dem zwölf-
ten Tage nach der Befruchtung ausserhalb der Amnionhöhle mit
seinem Rücken in einer flachen Grube desselben durch Zellge-
webe etwa seit dem achten Tage locker befestigt. Mit fernerem
Wachsthume senkt sich der Embryo tiefer in das Amnion hinein
und bildet auf diese Weise eine Scheide aus dem Amnion an
seiner Bauchseite. Um diese Zeit stehen zwei wichtige Gebilde
mit dem Embryo in Verbindung: 1. Die Vesicula erythroides,
ein bisher unbekanntes Organ des Eies. Sie ist eine plattge-
drückte, länglich birnförmige Blase, deren breiteres Ende auf dem
Amnion über den Embryonalkörper hinaus liegt, deren schmäleres
Ende in die Bauchseite desselben mündet. In Eiern von 8--12
Tagen ist sie ungefähr dreimal so lang, als der Embryo; in der
vierten Woche dagegen nicht mehr sichtbar. Sie ist durchschei-
nend, milchweiss. In ihren Wänden lassen sich im frischen Zu-
stande eine Menge rother Kügelchen erkennen, welche sich in

Anhang zum ersten Abschnitt.
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Anhang.
I. Ueber Pockels Vesicula erythroides und dessen
Theorie der frühesten Formation des mensch-
lichen Eies und Embryo überhaupt
.

Pockels wählte unter mehr, als 50 durch Abortus abgegan-
genen Eiern vier aus, welche er für völlig normal hielt und aus
denen er den allerfrühesten Zustand der Entwickelungsgeschichte
des Menschen zu erkennen im Stande zu seyn glaubte (Isis 1825.
S. 1342—1350.). Das Chorion liegt nach ihm in der decidua,
ohne mit ihr durch Blutgefäſse verbunden zu seyn, und enthält
zunächst eine röthliche, mit Fäden durchzogene, eiweiſsartige
Flüssigkeit. In dieser letzteren befindet sich in den ersten 14
Tagen das Amnionbläschen von meist birnförmiger, bisweilen ku-
gelrunder Gestalt, mit seinem Stiele an einer Stelle des Chorion
befestigt. Der Embryo ist kaum 1 Linie groſs, weiſslich gelb,
in der Mitte platt und zusammengedrückt, an beiden Enden dik-
ker und von gallertartiger Consistenz. Er liegt bis zu dem zwölf-
ten Tage nach der Befruchtung auſserhalb der Amnionhöhle mit
seinem Rücken in einer flachen Grube desselben durch Zellge-
webe etwa seit dem achten Tage locker befestigt. Mit fernerem
Wachsthume senkt sich der Embryo tiefer in das Amnion hinein
und bildet auf diese Weise eine Scheide aus dem Amnion an
seiner Bauchseite. Um diese Zeit stehen zwei wichtige Gebilde
mit dem Embryo in Verbindung: 1. Die Vesicula erythroides,
ein bisher unbekanntes Organ des Eies. Sie ist eine plattge-
drückte, länglich birnförmige Blase, deren breiteres Ende auf dem
Amnion über den Embryonalkörper hinaus liegt, deren schmäleres
Ende in die Bauchseite desselben mündet. In Eiern von 8—12
Tagen ist sie ungefähr dreimal so lang, als der Embryo; in der
vierten Woche dagegen nicht mehr sichtbar. Sie ist durchschei-
nend, milchweiſs. In ihren Wänden lassen sich im frischen Zu-
stande eine Menge rother Kügelchen erkennen, welche sich in

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[134/0162] Anhang zum ersten Abschnitt. Anhang. I. Ueber Pockels Vesicula erythroides und dessen Theorie der frühesten Formation des mensch- lichen Eies und Embryo überhaupt. Pockels wählte unter mehr, als 50 durch Abortus abgegan- genen Eiern vier aus, welche er für völlig normal hielt und aus denen er den allerfrühesten Zustand der Entwickelungsgeschichte des Menschen zu erkennen im Stande zu seyn glaubte (Isis 1825. S. 1342—1350.). Das Chorion liegt nach ihm in der decidua, ohne mit ihr durch Blutgefäſse verbunden zu seyn, und enthält zunächst eine röthliche, mit Fäden durchzogene, eiweiſsartige Flüssigkeit. In dieser letzteren befindet sich in den ersten 14 Tagen das Amnionbläschen von meist birnförmiger, bisweilen ku- gelrunder Gestalt, mit seinem Stiele an einer Stelle des Chorion befestigt. Der Embryo ist kaum 1 Linie groſs, weiſslich gelb, in der Mitte platt und zusammengedrückt, an beiden Enden dik- ker und von gallertartiger Consistenz. Er liegt bis zu dem zwölf- ten Tage nach der Befruchtung auſserhalb der Amnionhöhle mit seinem Rücken in einer flachen Grube desselben durch Zellge- webe etwa seit dem achten Tage locker befestigt. Mit fernerem Wachsthume senkt sich der Embryo tiefer in das Amnion hinein und bildet auf diese Weise eine Scheide aus dem Amnion an seiner Bauchseite. Um diese Zeit stehen zwei wichtige Gebilde mit dem Embryo in Verbindung: 1. Die Vesicula erythroides, ein bisher unbekanntes Organ des Eies. Sie ist eine plattge- drückte, länglich birnförmige Blase, deren breiteres Ende auf dem Amnion über den Embryonalkörper hinaus liegt, deren schmäleres Ende in die Bauchseite desselben mündet. In Eiern von 8—12 Tagen ist sie ungefähr dreimal so lang, als der Embryo; in der vierten Woche dagegen nicht mehr sichtbar. Sie ist durchschei- nend, milchweiſs. In ihren Wänden lassen sich im frischen Zu- stande eine Menge rother Kügelchen erkennen, welche sich in

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/162>, abgerufen am 24.11.2024.