mittelbar anliegende Platte des Amnion als seröse Hülle und die Vesicula erythroides, wie Joh. Müller schon gethan, als Allan- tois deuten. Mit Bestimmtheit lässt sich aber selbst über diese Punkte nicht entscheiden. --
Anhang. II. Ueber kranke, durch Abortus abgegangene Eier.
Wiewohl es unserem Plane durchaus fremd ist, von patho- logischen Erscheinungen hier zu reden, so müssen wir doch ei- nige Worte über krankhaft verbildete Eier und Embryonen aus- sprechen, weil unbedingt die meisten frühzeitigen menschlichen Embryonen Produkten der Art entnommen sind. Fast alle durch Abortus abgegangene Eier sind krankhaft, und dieses fühlten manche Beobachter so sehr, dass z. B. Samuel schon sagt (l. c. p. 7.): "Vix fieri posse videtur, quin, quae sint ovorum attributa essentialia et quasi legalia, eruantur, et ab his se- jungantur accidentalia, praeternaturalia et morbosa." -- Die Mannigfaltigkeit ist hier so gross, dass der abnorme Zustand von einzelnen, mehr unbedeutenden Erscheinungen an dem Em- bryo bis zu dem Fehlen desselben mit völliger Degeneration der Eihäute sich durch Mittelstufen nachweisen lässt. Ja es dürfte nicht selten ganz unmöglich seyn, in den sogenannten Molen zu bestimmen, ob sie degenerirte Eier oder krankhafte, selbststän- dige Produkte sind. Das ganze hierher gehörende Gebiet von Erscheinungen hat, so interessant und wichtig es auch für die Physiologie sowohl, als für die Geburtshilfe ist, doch bisher eine fast stiefmütterliche Behandlung erfahren und muss für die Zu- kunft einer vollständigen, genauen und umfassenden Bearbeitung entgegensehen, wiewohl in neuester Zeit schon Breschet u. Vel- peau mit mehr Ausführlichkeit, als es vor ihnen geschehen, dar- auf Rücksicht genommen haben. -- Die Degenerationen scheinen aber entweder von dem Embryo oder von den Eihäuten, oder von beiden zugleich auszugehen, sich auf einige Theile zu be- schränken oder alle zu ergreifen. In den meisten Fällen scheinen sie auch dadurch bedingt zu seyn, dass der Embryo in dem Eie, sey es in Folge pathologischer Erscheinungen an ihm, oder aus
Anhang zum ersten Abschnitt.
mittelbar anliegende Platte des Amnion als seröse Hülle und die Vesicula erythroides, wie Joh. Müller schon gethan, als Allan- tois deuten. Mit Bestimmtheit läſst sich aber selbst über diese Punkte nicht entscheiden. —
Anhang. II. Ueber kranke, durch Abortus abgegangene Eier.
Wiewohl es unserem Plane durchaus fremd ist, von patho- logischen Erscheinungen hier zu reden, so müssen wir doch ei- nige Worte über krankhaft verbildete Eier und Embryonen aus- sprechen, weil unbedingt die meisten frühzeitigen menschlichen Embryonen Produkten der Art entnommen sind. Fast alle durch Abortus abgegangene Eier sind krankhaft, und dieses fühlten manche Beobachter so sehr, daſs z. B. Samuel schon sagt (l. c. p. 7.): „Vix fieri posse videtur, quin, quae sint ovorum attributa essentialia et quasi legalia, eruantur, et ab his se- jungantur accidentalia, praeternaturalia et morbosa.“ — Die Mannigfaltigkeit ist hier so groſs, daſs der abnorme Zustand von einzelnen, mehr unbedeutenden Erscheinungen an dem Em- bryo bis zu dem Fehlen desselben mit völliger Degeneration der Eihäute sich durch Mittelstufen nachweisen läſst. Ja es dürfte nicht selten ganz unmöglich seyn, in den sogenannten Molen zu bestimmen, ob sie degenerirte Eier oder krankhafte, selbststän- dige Produkte sind. Das ganze hierher gehörende Gebiet von Erscheinungen hat, so interessant und wichtig es auch für die Physiologie sowohl, als für die Geburtshilfe ist, doch bisher eine fast stiefmütterliche Behandlung erfahren und muſs für die Zu- kunft einer vollständigen, genauen und umfassenden Bearbeitung entgegensehen, wiewohl in neuester Zeit schon Breschet u. Vel- peau mit mehr Ausführlichkeit, als es vor ihnen geschehen, dar- auf Rücksicht genommen haben. — Die Degenerationen scheinen aber entweder von dem Embryo oder von den Eihäuten, oder von beiden zugleich auszugehen, sich auf einige Theile zu be- schränken oder alle zu ergreifen. In den meisten Fällen scheinen sie auch dadurch bedingt zu seyn, daſs der Embryo in dem Eie, sey es in Folge pathologischer Erscheinungen an ihm, oder aus
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Anhang zum ersten Abschnitt.
mittelbar anliegende Platte des Amnion als seröse Hülle und die
Vesicula erythroides, wie Joh. Müller schon gethan, als Allan-
tois deuten. Mit Bestimmtheit läſst sich aber selbst über diese
Punkte nicht entscheiden. —
Anhang.
II. Ueber kranke, durch Abortus abgegangene Eier.
Wiewohl es unserem Plane durchaus fremd ist, von patho-
logischen Erscheinungen hier zu reden, so müssen wir doch ei-
nige Worte über krankhaft verbildete Eier und Embryonen aus-
sprechen, weil unbedingt die meisten frühzeitigen menschlichen
Embryonen Produkten der Art entnommen sind. Fast alle durch
Abortus abgegangene Eier sind krankhaft, und dieses fühlten
manche Beobachter so sehr, daſs z. B. Samuel schon sagt (l. c.
p. 7.): „Vix fieri posse videtur, quin, quae sint ovorum
attributa essentialia et quasi legalia, eruantur, et ab his se-
jungantur accidentalia, praeternaturalia et morbosa.“ —
Die Mannigfaltigkeit ist hier so groſs, daſs der abnorme Zustand
von einzelnen, mehr unbedeutenden Erscheinungen an dem Em-
bryo bis zu dem Fehlen desselben mit völliger Degeneration der
Eihäute sich durch Mittelstufen nachweisen läſst. Ja es dürfte
nicht selten ganz unmöglich seyn, in den sogenannten Molen zu
bestimmen, ob sie degenerirte Eier oder krankhafte, selbststän-
dige Produkte sind. Das ganze hierher gehörende Gebiet von
Erscheinungen hat, so interessant und wichtig es auch für die
Physiologie sowohl, als für die Geburtshilfe ist, doch bisher eine
fast stiefmütterliche Behandlung erfahren und muſs für die Zu-
kunft einer vollständigen, genauen und umfassenden Bearbeitung
entgegensehen, wiewohl in neuester Zeit schon Breschet u. Vel-
peau mit mehr Ausführlichkeit, als es vor ihnen geschehen, dar-
auf Rücksicht genommen haben. — Die Degenerationen scheinen
aber entweder von dem Embryo oder von den Eihäuten, oder
von beiden zugleich auszugehen, sich auf einige Theile zu be-
schränken oder alle zu ergreifen. In den meisten Fällen scheinen
sie auch dadurch bedingt zu seyn, daſs der Embryo in dem Eie,
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/164>, abgerufen am 24.11.2024.
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