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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Höhere Sinne.
Anhang. Höhere Sinnesorgane.

Als Anhang der Entwickelungsgeschichte des sensiblen Central-
systemes muss die Entstehung der höheren Sinnesorgane, des Auges
und des Ohres abgehandelt werden. Sie gehören zwar später der
peripherischen Schicht des serösen Blattes mehr an, ja scheinen so-
gar in frühester Zeit den ersten Anfang von ihr aus zu nehmen,
sind jedoch ihrer Natur und Bedeutung nach so innig mit dem
Gehirn verbunden, dass eine Trennung von ihm gewaltsam zu
nennen wäre. Wesentlich dürfte freilich dasselbe auch von dem
Geruchssinne gelten. Allein dieser greift nicht bloss von dem
centralen Theile des serösen Blattes in den peripherischen, son-
dern zugleich in das Schleimblatt selbst über und hängt auch mit
dem ganzen Systeme der Respirations- und Kopfverdauungsorgane
so innig zusammen, dass er passender bei Gelegenheit dieses ab-
gehandelt werden kann. Ueberhaupt macht hier das Ueber- und
Ineinandergreifen der Organe, welche verschiedenen Blättern der
Fruchtanlage angehören, wesentliche Distinctionen nothwendig,
wie wir bald auch bei dem peripherischen Theile des serösen
Blattes in Beziehung der Kiemen z. B. dasselbe zu thun uns ge-
nöthigt sehen werden.

Die höheren Sinnesorgane überhaupt sind, wie der Verfolg der
Entwickelung nach den neuesten Beobachtungen zeigt, keine Pro-
duktionen des centralen Theiles des serösen Blattes; denn Auge,
Ohr und Nase stülpen sich nicht, wie v. Bär (üb. Entw. Gesch.
S. 24. 30. u. 65. und bei Burdach S. 252. 260. u. 295.) u. Bur-
dach (Physiol. II. S. 446.) glaubten, aus dem Gehirne hervor.
Sie gehören vielmehr dem grössten Theil ihrer Gebilde nach der
Leibeswand an und zwar den Visceralplatten des serösen Blattes
allein oder vielleicht, wie vorzüglich bei den Organen des Ge-
ruchs und Gehörs, diesen und dem Schleimblatte zugleich. Die
Richtung ihrer Entwickelung entspricht auch durchaus ihren Func-
tionen. Wie diese darin bestehen, dass sie die äusseren Eindrücke
dem sensiblen Centralsystem zuführen, so drängen sie sich auch
bei ihrer ersten Bildung von der dem Centralnervensysteme ent-
gegengesetzten Seite nach diesem hin ein und entstehen als Gruben,
welche in der Visceralseite des Fötus von unten nach oben,
d. h. von der Darm- nach der Hirnseite fortschreiten. Dies bestä-
tigt sich allgemein bei allen Sinnesorganen; nur muss man nicht

Höhere Sinne.
Anhang. Höhere Sinnesorgane.

Als Anhang der Entwickelungsgeschichte des sensiblen Central-
systemes muſs die Entstehung der höheren Sinnesorgane, des Auges
und des Ohres abgehandelt werden. Sie gehören zwar später der
peripherischen Schicht des serösen Blattes mehr an, ja scheinen so-
gar in frühester Zeit den ersten Anfang von ihr aus zu nehmen,
sind jedoch ihrer Natur und Bedeutung nach so innig mit dem
Gehirn verbunden, daſs eine Trennung von ihm gewaltsam zu
nennen wäre. Wesentlich dürfte freilich dasselbe auch von dem
Geruchssinne gelten. Allein dieser greift nicht bloſs von dem
centralen Theile des serösen Blattes in den peripherischen, son-
dern zugleich in das Schleimblatt selbst über und hängt auch mit
dem ganzen Systeme der Respirations- und Kopfverdauungsorgane
so innig zusammen, daſs er passender bei Gelegenheit dieses ab-
gehandelt werden kann. Ueberhaupt macht hier das Ueber- und
Ineinandergreifen der Organe, welche verschiedenen Blättern der
Fruchtanlage angehören, wesentliche Distinctionen nothwendig,
wie wir bald auch bei dem peripherischen Theile des serösen
Blattes in Beziehung der Kiemen z. B. dasselbe zu thun uns ge-
nöthigt sehen werden.

Die höheren Sinnesorgane überhaupt sind, wie der Verfolg der
Entwickelung nach den neuesten Beobachtungen zeigt, keine Pro-
duktionen des centralen Theiles des serösen Blattes; denn Auge,
Ohr und Nase stülpen sich nicht, wie v. Bär (üb. Entw. Gesch.
S. 24. 30. u. 65. und bei Burdach S. 252. 260. u. 295.) u. Bur-
dach (Physiol. II. S. 446.) glaubten, aus dem Gehirne hervor.
Sie gehören vielmehr dem gröſsten Theil ihrer Gebilde nach der
Leibeswand an und zwar den Visceralplatten des serösen Blattes
allein oder vielleicht, wie vorzüglich bei den Organen des Ge-
ruchs und Gehörs, diesen und dem Schleimblatte zugleich. Die
Richtung ihrer Entwickelung entspricht auch durchaus ihren Func-
tionen. Wie diese darin bestehen, daſs sie die äuſseren Eindrücke
dem sensiblen Centralsystem zuführen, so drängen sie sich auch
bei ihrer ersten Bildung von der dem Centralnervensysteme ent-
gegengesetzten Seite nach diesem hin ein und entstehen als Gruben,
welche in der Visceralseite des Fötus von unten nach oben,
d. h. von der Darm- nach der Hirnseite fortschreiten. Dies bestä-
tigt sich allgemein bei allen Sinnesorganen; nur muſs man nicht

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[185/0213] Höhere Sinne. Anhang. Höhere Sinnesorgane. Als Anhang der Entwickelungsgeschichte des sensiblen Central- systemes muſs die Entstehung der höheren Sinnesorgane, des Auges und des Ohres abgehandelt werden. Sie gehören zwar später der peripherischen Schicht des serösen Blattes mehr an, ja scheinen so- gar in frühester Zeit den ersten Anfang von ihr aus zu nehmen, sind jedoch ihrer Natur und Bedeutung nach so innig mit dem Gehirn verbunden, daſs eine Trennung von ihm gewaltsam zu nennen wäre. Wesentlich dürfte freilich dasselbe auch von dem Geruchssinne gelten. Allein dieser greift nicht bloſs von dem centralen Theile des serösen Blattes in den peripherischen, son- dern zugleich in das Schleimblatt selbst über und hängt auch mit dem ganzen Systeme der Respirations- und Kopfverdauungsorgane so innig zusammen, daſs er passender bei Gelegenheit dieses ab- gehandelt werden kann. Ueberhaupt macht hier das Ueber- und Ineinandergreifen der Organe, welche verschiedenen Blättern der Fruchtanlage angehören, wesentliche Distinctionen nothwendig, wie wir bald auch bei dem peripherischen Theile des serösen Blattes in Beziehung der Kiemen z. B. dasselbe zu thun uns ge- nöthigt sehen werden. Die höheren Sinnesorgane überhaupt sind, wie der Verfolg der Entwickelung nach den neuesten Beobachtungen zeigt, keine Pro- duktionen des centralen Theiles des serösen Blattes; denn Auge, Ohr und Nase stülpen sich nicht, wie v. Bär (üb. Entw. Gesch. S. 24. 30. u. 65. und bei Burdach S. 252. 260. u. 295.) u. Bur- dach (Physiol. II. S. 446.) glaubten, aus dem Gehirne hervor. Sie gehören vielmehr dem gröſsten Theil ihrer Gebilde nach der Leibeswand an und zwar den Visceralplatten des serösen Blattes allein oder vielleicht, wie vorzüglich bei den Organen des Ge- ruchs und Gehörs, diesen und dem Schleimblatte zugleich. Die Richtung ihrer Entwickelung entspricht auch durchaus ihren Func- tionen. Wie diese darin bestehen, daſs sie die äuſseren Eindrücke dem sensiblen Centralsystem zuführen, so drängen sie sich auch bei ihrer ersten Bildung von der dem Centralnervensysteme ent- gegengesetzten Seite nach diesem hin ein und entstehen als Gruben, welche in der Visceralseite des Fötus von unten nach oben, d. h. von der Darm- nach der Hirnseite fortschreiten. Dies bestä- tigt sich allgemein bei allen Sinnesorganen; nur muſs man nicht

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/213>, abgerufen am 24.11.2024.