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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Extremitätengürtel. Ligamente.
an ihnen ausfindig machen kann, doch so zierlich, dass eine ge-
wisse Regelmässigkeit schon bei dem ersten Blicke auffällt. Sie
sind bei dem Erwachsenen sowohl, als bei dem Fötus von mehr
rundlicher Form. Selbst bei dem Ersteren ist es möglich, die
Uebergänge derselben bis in die Knochensubstanz auf feinen Per-
pendikularschnitten zu verfolgen. Der knorpelige Theil löst sich
von dem verknöcherten sehr leicht los, wie dieses schon Haller
(Elem. physiol. VIII. p. 310. 314.) bekannt war. -- Mehreres
mit blossem Auge über das Knochengewebe des Fötus zu Beob-
achtende haben Haller (sur la formation de os und Opp.
min. Tom II
.), Howship (Meck. Arch. III. S. 288--297.) und
E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 334--38.) schon be-
schrieben.

Ueber die Entstehung der Ligamente sind die Beobachtungen
noch mangelhaft. Man muss offenbar zwei Zustände an ihnen un-
terscheiden: 1. denjenigen, in welchem sie ihrer änsseren Form
und ihrer histiologischen Grundgestalt nach gebildet erscheinen
und 2. denjenigen, in welchem sie das ihnen eigenthümliche Aus-
sehen und den Grad ihrer Festigkeit erhalten. Der letztere Zu-
stand folgt im Allgemeinen erst spät auf den ersten. Mit der
Trennung der knorpelig körnigen Hauptanlage in Knorpelstück-
chen als Rudimente der künftigen Knochen bleibt in dem Zwi-
schenraume eine dichte körnige Masse übrig, welche heller und
durchsichtiger wird, in eine Membran sich umgestaltet und die
Endflächen der beiden Knochengrundlagen umfasst. Diese stellt
entweder das künftige Band allein oder wie an den Gelenken
der Extremitäten, die Synovialmembran nebst den ihr unmittel-
bar anliegenden Bändern im ersten Rudimente dar. Die Körn-
chen ordnen sich bald nach einem gewissen Längentypus, doch
nicht so, dass die hierdurch entstehenden Linien immer parallel
laufen, sondern dass sie oft an einander stossen und dann Eine
Linie ausmachen. Die Unterscheidung der einzelnen Gelenkbän-
der von der Synovialhaut wird bald darauf deutlicher, indem jene
etwas dichter sind, fester werden und eine hellere Farbe erhal-
ten. Eine Structurdifferenz ist jedoch mit Bestimmtheit noch
nicht wahrzunehmen. So dauert es, während diese Theile sich
stets vergrössern, bis zum siebenten Monate, wo an den Extremi-
tätengelenken der zweite Zustand seinen Anfang nimmt. Später
als hier tritt er an der Wirbelsäule des Menschen ein. Bei Säu-

Extremitätengürtel. Ligamente.
an ihnen ausfindig machen kann, doch so zierlich, daſs eine ge-
wisse Regelmäſsigkeit schon bei dem ersten Blicke auffällt. Sie
sind bei dem Erwachsenen sowohl, als bei dem Fötus von mehr
rundlicher Form. Selbst bei dem Ersteren ist es möglich, die
Uebergänge derselben bis in die Knochensubstanz auf feinen Per-
pendikularschnitten zu verfolgen. Der knorpelige Theil löst sich
von dem verknöcherten sehr leicht los, wie dieses schon Haller
(Elem. physiol. VIII. p. 310. 314.) bekannt war. — Mehreres
mit bloſsem Auge über das Knochengewebe des Fötus zu Beob-
achtende haben Haller (sur la formation de os und Opp.
min. Tom II
.), Howship (Meck. Arch. III. S. 288—297.) und
E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 334—38.) schon be-
schrieben.

Ueber die Entstehung der Ligamente sind die Beobachtungen
noch mangelhaft. Man muſs offenbar zwei Zustände an ihnen un-
terscheiden: 1. denjenigen, in welchem sie ihrer änſseren Form
und ihrer histiologischen Grundgestalt nach gebildet erscheinen
und 2. denjenigen, in welchem sie das ihnen eigenthümliche Aus-
sehen und den Grad ihrer Festigkeit erhalten. Der letztere Zu-
stand folgt im Allgemeinen erst spät auf den ersten. Mit der
Trennung der knorpelig körnigen Hauptanlage in Knorpelstück-
chen als Rudimente der künftigen Knochen bleibt in dem Zwi-
schenraume eine dichte körnige Masse übrig, welche heller und
durchsichtiger wird, in eine Membran sich umgestaltet und die
Endflächen der beiden Knochengrundlagen umfaſst. Diese stellt
entweder das künftige Band allein oder wie an den Gelenken
der Extremitäten, die Synovialmembran nebst den ihr unmittel-
bar anliegenden Bändern im ersten Rudimente dar. Die Körn-
chen ordnen sich bald nach einem gewissen Längentypus, doch
nicht so, daſs die hierdurch entstehenden Linien immer parallel
laufen, sondern daſs sie oft an einander stoſsen und dann Eine
Linie ausmachen. Die Unterscheidung der einzelnen Gelenkbän-
der von der Synovialhaut wird bald darauf deutlicher, indem jene
etwas dichter sind, fester werden und eine hellere Farbe erhal-
ten. Eine Structurdifferenz ist jedoch mit Bestimmtheit noch
nicht wahrzunehmen. So dauert es, während diese Theile sich
stets vergröſsern, bis zum siebenten Monate, wo an den Extremi-
tätengelenken der zweite Zustand seinen Anfang nimmt. Später
als hier tritt er an der Wirbelsäule des Menschen ein. Bei Säu-

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[265/0293] Extremitätengürtel. Ligamente. an ihnen ausfindig machen kann, doch so zierlich, daſs eine ge- wisse Regelmäſsigkeit schon bei dem ersten Blicke auffällt. Sie sind bei dem Erwachsenen sowohl, als bei dem Fötus von mehr rundlicher Form. Selbst bei dem Ersteren ist es möglich, die Uebergänge derselben bis in die Knochensubstanz auf feinen Per- pendikularschnitten zu verfolgen. Der knorpelige Theil löst sich von dem verknöcherten sehr leicht los, wie dieses schon Haller (Elem. physiol. VIII. p. 310. 314.) bekannt war. — Mehreres mit bloſsem Auge über das Knochengewebe des Fötus zu Beob- achtende haben Haller (sur la formation de os und Opp. min. Tom II.), Howship (Meck. Arch. III. S. 288—297.) und E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 334—38.) schon be- schrieben. Ueber die Entstehung der Ligamente sind die Beobachtungen noch mangelhaft. Man muſs offenbar zwei Zustände an ihnen un- terscheiden: 1. denjenigen, in welchem sie ihrer änſseren Form und ihrer histiologischen Grundgestalt nach gebildet erscheinen und 2. denjenigen, in welchem sie das ihnen eigenthümliche Aus- sehen und den Grad ihrer Festigkeit erhalten. Der letztere Zu- stand folgt im Allgemeinen erst spät auf den ersten. Mit der Trennung der knorpelig körnigen Hauptanlage in Knorpelstück- chen als Rudimente der künftigen Knochen bleibt in dem Zwi- schenraume eine dichte körnige Masse übrig, welche heller und durchsichtiger wird, in eine Membran sich umgestaltet und die Endflächen der beiden Knochengrundlagen umfaſst. Diese stellt entweder das künftige Band allein oder wie an den Gelenken der Extremitäten, die Synovialmembran nebst den ihr unmittel- bar anliegenden Bändern im ersten Rudimente dar. Die Körn- chen ordnen sich bald nach einem gewissen Längentypus, doch nicht so, daſs die hierdurch entstehenden Linien immer parallel laufen, sondern daſs sie oft an einander stoſsen und dann Eine Linie ausmachen. Die Unterscheidung der einzelnen Gelenkbän- der von der Synovialhaut wird bald darauf deutlicher, indem jene etwas dichter sind, fester werden und eine hellere Farbe erhal- ten. Eine Structurdifferenz ist jedoch mit Bestimmtheit noch nicht wahrzunehmen. So dauert es, während diese Theile sich stets vergröſsern, bis zum siebenten Monate, wo an den Extremi- tätengelenken der zweite Zustand seinen Anfang nimmt. Später als hier tritt er an der Wirbelsäule des Menschen ein. Bei Säu-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/293>, abgerufen am 22.11.2024.