Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. Beschreibung hier wörtlich ein: "Das Wunderbarste in diesemDotter," sagt er (Beitr. S. 168.), "der durch die Brütung schon sehr verdünnt war, waren jene, fast wie Granit-Infusorien so kleine Körperchen, von nicht genau begrenzt gesehener Gestalt, die in ungeheuerer Menge da sind, welche Bewegung sich von der Bewegung der Infusorien dadurch unterscheidet, dass sie äu- sserst gleichmässig ist und nie aufhört; es unterscheidet sich aber diese Bewegung auch von der dynamischen und chemischen da- durch, dass diese beim Anziehen des Körperchens in der Bewe- gung beschleunigt, beim Abstossen retardirt werden, jene Körper aber immer eine gleichmässige Bewegung beibehalten, so wie sie fast nur allein von lebenden Organismen hervorgebracht werden kann." -- 2. Wahre Dotterkugeln hat Gruithuisen (l. c. S. 169.) in der Terminalvene und in dem Gefässkreise beobachtet, nie aber in der Aorta und Vena cava. Er sieht daher das Blut der Terminalvene als diluirten Dotter an (l. c. S. 166.) und vermu- thet (l. c. S. 169.), dass es im Küchlein mehrere Kreisläufe gäbe, dass der Dotterkreislauf vielleicht ein blosser Abdominalkreislauf sey und die Leber die Scheidung des reinen Blutes vom Dotter- blute bewirke. -- Wir selbst haben unter einer sehr grossen Zahl von Hühnerembryonen, welche wir seit mehreren Jahren unter- suchten, zweimal wahre Dotterkugeln im Herzen gefunden. Das eine Mal wurden sie durch die noch bestehende Systole weiter fortgetrieben. Entstünden die Blutkörperchen aus Dotterkugeln, so müsste dieser Fall tagtäglich zu sehen seyn und nicht, wie es in der That ist, zu den grössten Seltenheiten gehören. Wir glau- ben vielmehr, dass diese zwei Fälle pathologisch waren und da- durch entstanden, dass das Blut ein zu grosses Maass von Dot- tersubstanz eingesogen hatte, mehr als es zu fassen im Stande war, daher sich aus dem Blute erst die Oelsubstanz in freien Tropfen ausschied und mit demselben circulirte. c. Die Blutbahnen. -- Wir müssen hier zwei verschiedene Von dem Embryo. Beschreibung hier wörtlich ein: „Das Wunderbarste in diesemDotter,“ sagt er (Beitr. S. 168.), „der durch die Brütung schon sehr verdünnt war, waren jene, fast wie Granit-Infusorien so kleine Körperchen, von nicht genau begrenzt gesehener Gestalt, die in ungeheuerer Menge da sind, welche Bewegung sich von der Bewegung der Infusorien dadurch unterscheidet, daſs sie äu- ſserst gleichmäſsig ist und nie aufhört; es unterscheidet sich aber diese Bewegung auch von der dynamischen und chemischen da- durch, daſs diese beim Anziehen des Körperchens in der Bewe- gung beschleunigt, beim Abstoſsen retardirt werden, jene Körper aber immer eine gleichmäſsige Bewegung beibehalten, so wie sie fast nur allein von lebenden Organismen hervorgebracht werden kann.“ — 2. Wahre Dotterkugeln hat Gruithuisen (l. c. S. 169.) in der Terminalvene und in dem Gefäſskreise beobachtet, nie aber in der Aorta und Vena cava. Er sieht daher das Blut der Terminalvene als diluirten Dotter an (l. c. S. 166.) und vermu- thet (l. c. S. 169.), daſs es im Küchlein mehrere Kreisläufe gäbe, daſs der Dotterkreislauf vielleicht ein bloſser Abdominalkreislauf sey und die Leber die Scheidung des reinen Blutes vom Dotter- blute bewirke. — Wir selbst haben unter einer sehr groſsen Zahl von Hühnerembryonen, welche wir seit mehreren Jahren unter- suchten, zweimal wahre Dotterkugeln im Herzen gefunden. Das eine Mal wurden sie durch die noch bestehende Systole weiter fortgetrieben. Entstünden die Blutkörperchen aus Dotterkugeln, so müſste dieser Fall tagtäglich zu sehen seyn und nicht, wie es in der That ist, zu den gröſsten Seltenheiten gehören. Wir glau- ben vielmehr, daſs diese zwei Fälle pathologisch waren und da- durch entstanden, daſs das Blut ein zu groſses Maaſs von Dot- tersubstanz eingesogen hatte, mehr als es zu fassen im Stande war, daher sich aus dem Blute erst die Oelsubstanz in freien Tropfen ausschied und mit demselben circulirte. c. Die Blutbahnen. — Wir müssen hier zwei verschiedene <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0326" n="298"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/> Beschreibung hier wörtlich ein: „Das Wunderbarste in diesem<lb/> Dotter,“ sagt er (Beitr. 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Von dem Embryo.
Beschreibung hier wörtlich ein: „Das Wunderbarste in diesem
Dotter,“ sagt er (Beitr. S. 168.), „der durch die Brütung schon
sehr verdünnt war, waren jene, fast wie Granit-Infusorien so
kleine Körperchen, von nicht genau begrenzt gesehener Gestalt,
die in ungeheuerer Menge da sind, welche Bewegung sich von
der Bewegung der Infusorien dadurch unterscheidet, daſs sie äu-
ſserst gleichmäſsig ist und nie aufhört; es unterscheidet sich aber
diese Bewegung auch von der dynamischen und chemischen da-
durch, daſs diese beim Anziehen des Körperchens in der Bewe-
gung beschleunigt, beim Abstoſsen retardirt werden, jene Körper
aber immer eine gleichmäſsige Bewegung beibehalten, so wie sie
fast nur allein von lebenden Organismen hervorgebracht werden
kann.“ — 2. Wahre Dotterkugeln hat Gruithuisen (l. c. S. 169.)
in der Terminalvene und in dem Gefäſskreise beobachtet, nie
aber in der Aorta und Vena cava. Er sieht daher das Blut der
Terminalvene als diluirten Dotter an (l. c. S. 166.) und vermu-
thet (l. c. S. 169.), daſs es im Küchlein mehrere Kreisläufe gäbe,
daſs der Dotterkreislauf vielleicht ein bloſser Abdominalkreislauf
sey und die Leber die Scheidung des reinen Blutes vom Dotter-
blute bewirke. — Wir selbst haben unter einer sehr groſsen Zahl
von Hühnerembryonen, welche wir seit mehreren Jahren unter-
suchten, zweimal wahre Dotterkugeln im Herzen gefunden. Das
eine Mal wurden sie durch die noch bestehende Systole weiter
fortgetrieben. Entstünden die Blutkörperchen aus Dotterkugeln,
so müſste dieser Fall tagtäglich zu sehen seyn und nicht, wie es
in der That ist, zu den gröſsten Seltenheiten gehören. Wir glau-
ben vielmehr, daſs diese zwei Fälle pathologisch waren und da-
durch entstanden, daſs das Blut ein zu groſses Maaſs von Dot-
tersubstanz eingesogen hatte, mehr als es zu fassen im Stande
war, daher sich aus dem Blute erst die Oelsubstanz in freien
Tropfen ausschied und mit demselben circulirte.
c. Die Blutbahnen. — Wir müssen hier zwei verschiedene
Momente nothwendig unterscheiden, nämlich das histiologische
oder die Bildung der Gefäſswandungen und das morphologische
oder den Verlauf und die Ramificationen der Gefäſse. Was das
Erstere betrifft, so haben wir oben gesehen, daſs aus der Ansamm-
lungsflüssigkeit des Gefäſsblattes die Wände entstehen und da-
durch sich bilden, daſs die Masse nach auſsen sich consolidirt, im
Innern dagegen colliquescirt. Dies sieht man am deutlichsten im
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