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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
ader. -- Was nun die vereinzelten Beobachtungen bei dem Men-
schen betrifft, so beschreiben Haller (Grundr. der Physiol. übers.
v. Leveling II. S. 609.) und mit ihm Hildebrandt, Sömmering,
E. H. Weber u. A. Aeste, welche vor der Theilung der Leber-
vene in der Leber selbst verlaufen, die jedoch von Heister, Trew,
Rösslein und Morgagni bestritten werden. (S. Danz l. c. S. 221.)
In einem 31/2 Zoll langen Fötus sah Meckel (Abhandl. S. 454.) die
Nabelvene, nachdem sie an die Leber getreten, einen grossen Ast
nach oben und einen kleineren nach unten in den rechten Leber-
lappen abgeben. Bei ihrem Eintritte in die Pfortader erweiterte
sie sich beträchtlich, setzte sich dann nach links fort, sendete
nach dem linken Leberlappen kleinere Aeste und verband sich
durch den venösen Gang mit der hinteren Hohlvene kurz vor dem
Eintritte derselben in die Brusthöhle. An dem Anfange und
Ende des ductus venosus Arantii glaubte Trew (de diff.
inter h. natum et nascendum.
1736. 4. p. 75.) Klappen
gesehen zu haben, welches aber unrichtig ist, wie schon
Danz (l. c. S. 223.), Schrag (de diff. int. h. nasc. et nat. 1827.
4. p. 21.) u. A. bemerken. Denn die Nabelvene ist durchaus
ohne Klappen. -- Nach Burdach (Physiol. II. S. 520.) geht wahr-
scheinlich eine einfache Gefässschlinge zur Leber, die in ihrem
arteriösen Schenkel zur Pfortaderverzweigung, in ihrem venösen
zur Lebervene wird. -- Die Aberrationen der Venen (vollständig
zusammengetragen bei Otto l. c. S. 347.) lassen sich ebenfalls
zum grössten Theile auf Bildungshemmungen reduciren.

b. Ein zweiter Athmungskreislauf entsteht an dem hinteren
Ende des Körpers. Wenn der Kiemenkreislauf in dem Embryo
der höheren Wirbelthiere nur angedeutet wird, bald schwindet
und zum Theil in die Vorbereitung des Athmungskreislaufes des
Erwachsenen eingeht, so versieht der entgegengesetzt gelagerte
Kreislauf während des grössten Theiles des Fötuslebens die Res-
pirationsfunctionen und schwindet erst in dem Momente, wo
Mutter und Frucht sich trennen d. h. wo die letztere wahre
Selbsständigkeit erlangt. Die Entstehung dieses Kreislaufes geht
aber primär von dem schon relativ selbstständigen Embryonal-
körper aus, schmiegt sich an den mütterlichen, ihm als ernähren-
des Medium dienenden Körpertheil an und kommt mit dessen
Blute in dieselbe Berührung, in welcher späterhin die feinsten
Blutgefässnetze der Lungen mit der äusseren Luft stehen. Was

aber

Von dem Embryo.
ader. — Was nun die vereinzelten Beobachtungen bei dem Men-
schen betrifft, so beschreiben Haller (Grundr. der Physiol. übers.
v. Leveling II. S. 609.) und mit ihm Hildebrandt, Sömmering,
E. H. Weber u. A. Aeste, welche vor der Theilung der Leber-
vene in der Leber selbst verlaufen, die jedoch von Heister, Trew,
Röſslein und Morgagni bestritten werden. (S. Danz l. c. S. 221.)
In einem 3½ Zoll langen Fötus sah Meckel (Abhandl. S. 454.) die
Nabelvene, nachdem sie an die Leber getreten, einen groſsen Ast
nach oben und einen kleineren nach unten in den rechten Leber-
lappen abgeben. Bei ihrem Eintritte in die Pfortader erweiterte
sie sich beträchtlich, setzte sich dann nach links fort, sendete
nach dem linken Leberlappen kleinere Aeste und verband sich
durch den venösen Gang mit der hinteren Hohlvene kurz vor dem
Eintritte derselben in die Brusthöhle. An dem Anfange und
Ende des ductus venosus Arantii glaubte Trew (de diff.
inter h. natum et nascendum.
1736. 4. p. 75.) Klappen
gesehen zu haben, welches aber unrichtig ist, wie schon
Danz (l. c. S. 223.), Schrag (de diff. int. h. nasc. et nat. 1827.
4. p. 21.) u. A. bemerken. Denn die Nabelvene ist durchaus
ohne Klappen. — Nach Burdach (Physiol. II. S. 520.) geht wahr-
scheinlich eine einfache Gefäſsschlinge zur Leber, die in ihrem
arteriösen Schenkel zur Pfortaderverzweigung, in ihrem venösen
zur Lebervene wird. — Die Aberrationen der Venen (vollständig
zusammengetragen bei Otto l. c. S. 347.) lassen sich ebenfalls
zum gröſsten Theile auf Bildungshemmungen reduciren.

b. Ein zweiter Athmungskreislauf entsteht an dem hinteren
Ende des Körpers. Wenn der Kiemenkreislauf in dem Embryo
der höheren Wirbelthiere nur angedeutet wird, bald schwindet
und zum Theil in die Vorbereitung des Athmungskreislaufes des
Erwachsenen eingeht, so versieht der entgegengesetzt gelagerte
Kreislauf während des gröſsten Theiles des Fötuslebens die Res-
pirationsfunctionen und schwindet erst in dem Momente, wo
Mutter und Frucht sich trennen d. h. wo die letztere wahre
Selbsständigkeit erlangt. Die Entstehung dieses Kreislaufes geht
aber primär von dem schon relativ selbstständigen Embryonal-
körper aus, schmiegt sich an den mütterlichen, ihm als ernähren-
des Medium dienenden Körpertheil an und kommt mit dessen
Blute in dieselbe Berührung, in welcher späterhin die feinsten
Blutgefäſsnetze der Lungen mit der äuſseren Luft stehen. Was

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[320/0348] Von dem Embryo. ader. — Was nun die vereinzelten Beobachtungen bei dem Men- schen betrifft, so beschreiben Haller (Grundr. der Physiol. übers. v. Leveling II. S. 609.) und mit ihm Hildebrandt, Sömmering, E. H. Weber u. A. Aeste, welche vor der Theilung der Leber- vene in der Leber selbst verlaufen, die jedoch von Heister, Trew, Röſslein und Morgagni bestritten werden. (S. Danz l. c. S. 221.) In einem 3½ Zoll langen Fötus sah Meckel (Abhandl. S. 454.) die Nabelvene, nachdem sie an die Leber getreten, einen groſsen Ast nach oben und einen kleineren nach unten in den rechten Leber- lappen abgeben. Bei ihrem Eintritte in die Pfortader erweiterte sie sich beträchtlich, setzte sich dann nach links fort, sendete nach dem linken Leberlappen kleinere Aeste und verband sich durch den venösen Gang mit der hinteren Hohlvene kurz vor dem Eintritte derselben in die Brusthöhle. An dem Anfange und Ende des ductus venosus Arantii glaubte Trew (de diff. inter h. natum et nascendum. 1736. 4. p. 75.) Klappen gesehen zu haben, welches aber unrichtig ist, wie schon Danz (l. c. S. 223.), Schrag (de diff. int. h. nasc. et nat. 1827. 4. p. 21.) u. A. bemerken. Denn die Nabelvene ist durchaus ohne Klappen. — Nach Burdach (Physiol. II. S. 520.) geht wahr- scheinlich eine einfache Gefäſsschlinge zur Leber, die in ihrem arteriösen Schenkel zur Pfortaderverzweigung, in ihrem venösen zur Lebervene wird. — Die Aberrationen der Venen (vollständig zusammengetragen bei Otto l. c. S. 347.) lassen sich ebenfalls zum gröſsten Theile auf Bildungshemmungen reduciren. b. Ein zweiter Athmungskreislauf entsteht an dem hinteren Ende des Körpers. Wenn der Kiemenkreislauf in dem Embryo der höheren Wirbelthiere nur angedeutet wird, bald schwindet und zum Theil in die Vorbereitung des Athmungskreislaufes des Erwachsenen eingeht, so versieht der entgegengesetzt gelagerte Kreislauf während des gröſsten Theiles des Fötuslebens die Res- pirationsfunctionen und schwindet erst in dem Momente, wo Mutter und Frucht sich trennen d. h. wo die letztere wahre Selbsständigkeit erlangt. Die Entstehung dieses Kreislaufes geht aber primär von dem schon relativ selbstständigen Embryonal- körper aus, schmiegt sich an den mütterlichen, ihm als ernähren- des Medium dienenden Körpertheil an und kommt mit dessen Blute in dieselbe Berührung, in welcher späterhin die feinsten Blutgefäſsnetze der Lungen mit der äuſseren Luft stehen. Was aber

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/348>, abgerufen am 22.11.2024.