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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Darm und Gekröse.
liche, leicht bewegliche Flüssigkeit; Pockels (Isis 1825. S. 1346.)
in der Vesicula umbilicalis des Menschen eine klare Flüssigkeit,
welche sich durch Weingeist nicht trübte. Nach Velpeau (Heu-
singers Zeitschr. der organ. Physik II. S. 80.) ist diese blassgelb
undurchsichtig, von der Consistenz einer etwas dickeren Emulsion
bald flüssiger und heller, bald dicker und undurchsichtiger. Bis-
weilen enthält sie geronnene Klumpen, dem gekochten in einer
wenig gefärbten Flüssigkeit schwimmenden Dotter der Hühnereier
nicht unähnlich. Joh. Müller (de ovo humano p. 13. Meckels
Arch. 1830. S. 430.) sah das Nabelbläschen in einem fünf Linien
langen Embryo mit einer weissen dichten Materie gefüllt. -- Wir
selbst haben in sieben bis achtwöchentlichen menschlichen Früch-
ten, welche längere Zeit schon im Weingeist aufbewahrt waren,
eine geringe Quantität einer gelblichen, körnigen Masse gefunden,
welche unter dem Microscope wie gekochter Dotter nur entfernt
aussah. Jedenfalls dürfte sich aus den bisherigen sicheren, aber
sparsamen Erfahrungen so viel ergeben, dass der Dotter der Säuge-
thiere zwar functionell in frühester Zeit dem Dotter der Vögel gleich
ist, in seiner äusseren und chemischen Beschaffenheit dagegen auf
eine eigenthümliche und wesentliche Weise von diesem abweicht.
Mehreres hierüber siehe oben in dem Abschnitte von dem Eie.

Die Existenz des Nabelbläschens ist allen Säugethieren
gemein. Doch war auch diese Behauptung Gegenstand des
Streites. Was den Menschen betrifft, so erklärte es Osian-
der (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 415.) für eine krank-
hafte Erscheinung und bald nach ihm läugneten Döllinger und
Samuel (de ovorum mammalium velamentis. 1816. 8. p. 82.)
seine Anwesenheit in der Klasse der Wiederkäuer. Allein alle
nachfolgenden Beobachter, selbst Döllinger (siehe Meck. Arch. II.
S. 401.) haben später die paradoxe Osiandersche Behauptung nicht
bestätigt gefunden, so dass wohl jetzt kaum Jemand seyn dürfte,
welcher an der Existenz der Nabel- oder Darmblase in normalen,
sehr frühzeitigen Früchten mit Ernst zweifelte. -- Die äussere
Form der Darmblase ist bei den verschiedenen Säugethieren ver-
schieden (vergl. Cuvier in Mem. de Museum d'hist. nat. Tom.
III
. p. 114--138.). So beschreiben sie Emmert und Hochstetter
(Reils Arch. X. S. 56.) bei den Wiederkäuern, wo sie sehr zei-
tig schwindet, als ein dünnes mit vielen Blutgefässen durchzoge-
nes Bläschen und Bojanus (Meck. Arch. IV. S. 44.) bei jungen

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Darm und Gekröse.
liche, leicht bewegliche Flüssigkeit; Pockels (Isis 1825. S. 1346.)
in der Vesicula umbilicalis des Menschen eine klare Flüssigkeit,
welche sich durch Weingeist nicht trübte. Nach Velpeau (Heu-
singers Zeitschr. der organ. Physik II. S. 80.) ist diese blaſsgelb
undurchsichtig, von der Consistenz einer etwas dickeren Emulsion
bald flüssiger und heller, bald dicker und undurchsichtiger. Bis-
weilen enthält sie geronnene Klumpen, dem gekochten in einer
wenig gefärbten Flüssigkeit schwimmenden Dotter der Hühnereier
nicht unähnlich. Joh. Müller (de ovo humano p. 13. Meckels
Arch. 1830. S. 430.) sah das Nabelbläschen in einem fünf Linien
langen Embryo mit einer weiſsen dichten Materie gefüllt. — Wir
selbst haben in sieben bis achtwöchentlichen menschlichen Früch-
ten, welche längere Zeit schon im Weingeist aufbewahrt waren,
eine geringe Quantität einer gelblichen, körnigen Masse gefunden,
welche unter dem Microscope wie gekochter Dotter nur entfernt
aussah. Jedenfalls dürfte sich aus den bisherigen sicheren, aber
sparsamen Erfahrungen so viel ergeben, daſs der Dotter der Säuge-
thiere zwar functionell in frühester Zeit dem Dotter der Vögel gleich
ist, in seiner äuſseren und chemischen Beschaffenheit dagegen auf
eine eigenthümliche und wesentliche Weise von diesem abweicht.
Mehreres hierüber siehe oben in dem Abschnitte von dem Eie.

Die Existenz des Nabelbläschens ist allen Säugethieren
gemein. Doch war auch diese Behauptung Gegenstand des
Streites. Was den Menschen betrifft, so erklärte es Osian-
der (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 415.) für eine krank-
hafte Erscheinung und bald nach ihm läugneten Döllinger und
Samuel (de ovorum mammalium velamentis. 1816. 8. p. 82.)
seine Anwesenheit in der Klasse der Wiederkäuer. Allein alle
nachfolgenden Beobachter, selbst Döllinger (siehe Meck. Arch. II.
S. 401.) haben später die paradoxe Osiandersche Behauptung nicht
bestätigt gefunden, so daſs wohl jetzt kaum Jemand seyn dürfte,
welcher an der Existenz der Nabel- oder Darmblase in normalen,
sehr frühzeitigen Früchten mit Ernst zweifelte. — Die äuſsere
Form der Darmblase ist bei den verschiedenen Säugethieren ver-
schieden (vergl. Cuvier in Mém. de Muséum d’hist. nat. Tom.
III
. p. 114—138.). So beschreiben sie Emmert und Hochstetter
(Reils Arch. X. S. 56.) bei den Wiederkäuern, wo sie sehr zei-
tig schwindet, als ein dünnes mit vielen Blutgefäſsen durchzoge-
nes Bläschen und Bojanus (Meck. Arch. IV. S. 44.) bei jungen

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[435/0463] Darm und Gekröse. liche, leicht bewegliche Flüssigkeit; Pockels (Isis 1825. S. 1346.) in der Vesicula umbilicalis des Menschen eine klare Flüssigkeit, welche sich durch Weingeist nicht trübte. Nach Velpeau (Heu- singers Zeitschr. der organ. Physik II. S. 80.) ist diese blaſsgelb undurchsichtig, von der Consistenz einer etwas dickeren Emulsion bald flüssiger und heller, bald dicker und undurchsichtiger. Bis- weilen enthält sie geronnene Klumpen, dem gekochten in einer wenig gefärbten Flüssigkeit schwimmenden Dotter der Hühnereier nicht unähnlich. Joh. Müller (de ovo humano p. 13. Meckels Arch. 1830. S. 430.) sah das Nabelbläschen in einem fünf Linien langen Embryo mit einer weiſsen dichten Materie gefüllt. — Wir selbst haben in sieben bis achtwöchentlichen menschlichen Früch- ten, welche längere Zeit schon im Weingeist aufbewahrt waren, eine geringe Quantität einer gelblichen, körnigen Masse gefunden, welche unter dem Microscope wie gekochter Dotter nur entfernt aussah. Jedenfalls dürfte sich aus den bisherigen sicheren, aber sparsamen Erfahrungen so viel ergeben, daſs der Dotter der Säuge- thiere zwar functionell in frühester Zeit dem Dotter der Vögel gleich ist, in seiner äuſseren und chemischen Beschaffenheit dagegen auf eine eigenthümliche und wesentliche Weise von diesem abweicht. Mehreres hierüber siehe oben in dem Abschnitte von dem Eie. Die Existenz des Nabelbläschens ist allen Säugethieren gemein. Doch war auch diese Behauptung Gegenstand des Streites. Was den Menschen betrifft, so erklärte es Osian- der (Salzb. medizin. chirurg. Zeit. 1814. S. 415.) für eine krank- hafte Erscheinung und bald nach ihm läugneten Döllinger und Samuel (de ovorum mammalium velamentis. 1816. 8. p. 82.) seine Anwesenheit in der Klasse der Wiederkäuer. Allein alle nachfolgenden Beobachter, selbst Döllinger (siehe Meck. Arch. II. S. 401.) haben später die paradoxe Osiandersche Behauptung nicht bestätigt gefunden, so daſs wohl jetzt kaum Jemand seyn dürfte, welcher an der Existenz der Nabel- oder Darmblase in normalen, sehr frühzeitigen Früchten mit Ernst zweifelte. — Die äuſsere Form der Darmblase ist bei den verschiedenen Säugethieren ver- schieden (vergl. Cuvier in Mém. de Muséum d’hist. nat. Tom. III. p. 114—138.). So beschreiben sie Emmert und Hochstetter (Reils Arch. X. S. 56.) bei den Wiederkäuern, wo sie sehr zei- tig schwindet, als ein dünnes mit vielen Blutgefäſsen durchzoge- nes Bläschen und Bojanus (Meck. Arch. IV. S. 44.) bei jungen 28*

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/463>, abgerufen am 22.11.2024.