der Mittellinie zu wendet und so eine Art von S Romanum zuletzt darstellt. Im Laufe der Entwickelung verlängert sich nun der auf- steigende Theil und rückt mehr nach rechts, der absteigende da- gegen mehr nach links. Die Grimmdarmklappe ist bis zu dem dritten Monate nach Meckel (l. c. S. 70.) sehr unvollkommen, dann aber sehr deutlich. Den Blinddarm fand er (l. c. S. 79.) zuerst bei einem in der zweiten Hälfte des zweiten Monates be- findlichen sieben Linien langen Embryo. Anfangs sind beide, Blinddarm und Wurmfortsatz, nicht wie in dem Erwachsenen von einander geschieden, sondern mehr eins. Der Wurmfortsatz ist zuerst das ein wenig zusammengezogene, über den Krumm- darm hinausreichende blinde Ende des dicken Darmes (Meckels Anatomie IV. S. 309.). Dass er kein Ueberrest der früheren Communication des Darmkanales mit der Nabelblase sey, haben wir schon oben angeführt.
Es bleibt uns nur noch übrig, die den Darmkanal zusammen- setzenden und an den übrigen Theil des Embryonalkörpers befe- stigenden Häute durchzugehen. Die Schleimhaut ist ohne Zwei- fel ein reines Produkt des Schleimblattes. Ob aber die Gefäss- haut eine Hineinbildung des Gefässblattes sey oder nicht, muss noch unentschieden bleiben. Nach v. Bärs Ansicht scheint dieses wenigstens der Fall zu seyn. Ebenso wenig wagen wir über das Bauchfell zu entscheiden, welches das Darmrohr völlig um- schliesst, als Gekröse an die Wirbelsäule anheftet und zuletzt noch die ganze innere Oberfläche der Rumpfwände der Bauchhöhle (nebst der Oberfläche der harn- und keimbereitenden Organe) theilweise bekleidet. Ihr Ursprung aus den Blättern der Keim- haut ist aber auch für diesen unseren nächsten Zweck von ge- ringerem Interesse, da ihre speciellere histiologische Ausbildung in eine weit spätere Zeit fällt, und daher auch ohne diese Kennt- niss sicher verfolgt werden kann.
Das Bauchfell bildet sich wahrscheinlich in frühester Zeit auf dieselbe Weise bei den Säugethieren, wie bei den Vögeln. Wenigstens hat v. Bär (de ovo fig. VII. b.) aus seinen vier Li- nien langen Hundeembryonen den Zustand des Gekröses so dar- gestellt, wie er bei dem Hühnchen unmittelbar nach begonnener Nathbildung vorkommt. So lange der Darm noch einfach gebo- gen ist, heftet ihn das Gekröse als eine einfache Doppellamelle an die Mittellinie des Körpers. Am Anfang- und Enddarme ist
Darmkanal.
der Mittellinie zu wendet und so eine Art von S Romanum zuletzt darstellt. Im Laufe der Entwickelung verlängert sich nun der auf- steigende Theil und rückt mehr nach rechts, der absteigende da- gegen mehr nach links. Die Grimmdarmklappe ist bis zu dem dritten Monate nach Meckel (l. c. S. 70.) sehr unvollkommen, dann aber sehr deutlich. Den Blinddarm fand er (l. c. S. 79.) zuerst bei einem in der zweiten Hälfte des zweiten Monates be- findlichen sieben Linien langen Embryo. Anfangs sind beide, Blinddarm und Wurmfortsatz, nicht wie in dem Erwachsenen von einander geschieden, sondern mehr eins. Der Wurmfortsatz ist zuerst das ein wenig zusammengezogene, über den Krumm- darm hinausreichende blinde Ende des dicken Darmes (Meckels Anatomie IV. S. 309.). Daſs er kein Ueberrest der früheren Communication des Darmkanales mit der Nabelblase sey, haben wir schon oben angeführt.
Es bleibt uns nur noch übrig, die den Darmkanal zusammen- setzenden und an den übrigen Theil des Embryonalkörpers befe- stigenden Häute durchzugehen. Die Schleimhaut ist ohne Zwei- fel ein reines Produkt des Schleimblattes. Ob aber die Gefäſs- haut eine Hineinbildung des Gefäſsblattes sey oder nicht, muſs noch unentschieden bleiben. Nach v. Bärs Ansicht scheint dieses wenigstens der Fall zu seyn. Ebenso wenig wagen wir über das Bauchfell zu entscheiden, welches das Darmrohr völlig um- schlieſst, als Gekröse an die Wirbelsäule anheftet und zuletzt noch die ganze innere Oberfläche der Rumpfwände der Bauchhöhle (nebst der Oberfläche der harn- und keimbereitenden Organe) theilweise bekleidet. Ihr Ursprung aus den Blättern der Keim- haut ist aber auch für diesen unseren nächsten Zweck von ge- ringerem Interesse, da ihre speciellere histiologische Ausbildung in eine weit spätere Zeit fällt, und daher auch ohne diese Kennt- niſs sicher verfolgt werden kann.
Das Bauchfell bildet sich wahrscheinlich in frühester Zeit auf dieselbe Weise bei den Säugethieren, wie bei den Vögeln. Wenigstens hat v. Bär (de ovo fig. VII. b.) aus seinen vier Li- nien langen Hundeembryonen den Zustand des Gekröses so dar- gestellt, wie er bei dem Hühnchen unmittelbar nach begonnener Nathbildung vorkommt. So lange der Darm noch einfach gebo- gen ist, heftet ihn das Gekröse als eine einfache Doppellamelle an die Mittellinie des Körpers. Am Anfang- und Enddarme ist
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0483"n="455"/><fwplace="top"type="header">Darmkanal.</fw><lb/>
der Mittellinie zu wendet und so eine Art von S Romanum zuletzt<lb/>
darstellt. Im Laufe der Entwickelung verlängert sich nun der auf-<lb/>
steigende Theil und rückt mehr nach rechts, der absteigende da-<lb/>
gegen mehr nach links. Die Grimmdarmklappe ist bis zu dem<lb/>
dritten Monate nach Meckel (l. c. S. 70.) sehr unvollkommen,<lb/>
dann aber sehr deutlich. Den Blinddarm fand er (l. c. S. 79.)<lb/>
zuerst bei einem in der zweiten Hälfte des zweiten Monates be-<lb/>
findlichen sieben Linien langen Embryo. Anfangs sind beide,<lb/>
Blinddarm und Wurmfortsatz, nicht wie in dem Erwachsenen<lb/>
von einander geschieden, sondern mehr eins. Der Wurmfortsatz<lb/>
ist zuerst das ein wenig zusammengezogene, über den Krumm-<lb/>
darm hinausreichende blinde Ende des dicken Darmes (Meckels<lb/>
Anatomie IV. S. 309.). Daſs er kein Ueberrest der früheren<lb/>
Communication des Darmkanales mit der Nabelblase sey, haben<lb/>
wir schon oben angeführt.</p><lb/><p>Es bleibt uns nur noch übrig, die den Darmkanal zusammen-<lb/>
setzenden und an den übrigen Theil des Embryonalkörpers befe-<lb/>
stigenden Häute durchzugehen. Die Schleimhaut ist ohne Zwei-<lb/>
fel ein reines Produkt des Schleimblattes. Ob aber die Gefäſs-<lb/>
haut eine Hineinbildung des Gefäſsblattes sey oder nicht, muſs<lb/>
noch unentschieden bleiben. Nach v. Bärs Ansicht scheint dieses<lb/>
wenigstens der Fall zu seyn. Ebenso wenig wagen wir über<lb/>
das Bauchfell zu entscheiden, welches das Darmrohr völlig um-<lb/>
schlieſst, als Gekröse an die Wirbelsäule anheftet und zuletzt noch<lb/>
die ganze innere Oberfläche der Rumpfwände der Bauchhöhle<lb/>
(nebst der Oberfläche der harn- und keimbereitenden Organe)<lb/>
theilweise bekleidet. Ihr Ursprung aus den Blättern der Keim-<lb/>
haut ist aber auch für diesen unseren nächsten Zweck von ge-<lb/>
ringerem Interesse, da ihre speciellere histiologische Ausbildung<lb/>
in eine weit spätere Zeit fällt, und daher auch ohne diese Kennt-<lb/>
niſs sicher verfolgt werden kann.</p><lb/><p>Das Bauchfell bildet sich wahrscheinlich in frühester Zeit<lb/>
auf dieselbe Weise bei den Säugethieren, wie bei den Vögeln.<lb/>
Wenigstens hat v. Bär (<hirendition="#i">de ovo</hi> fig. VII. b.) aus seinen vier Li-<lb/>
nien langen Hundeembryonen den Zustand des Gekröses so dar-<lb/>
gestellt, wie er bei dem Hühnchen unmittelbar nach begonnener<lb/>
Nathbildung vorkommt. So lange der Darm noch einfach gebo-<lb/>
gen ist, heftet ihn das Gekröse als eine einfache Doppellamelle<lb/>
an die Mittellinie des Körpers. Am Anfang- und Enddarme ist<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[455/0483]
Darmkanal.
der Mittellinie zu wendet und so eine Art von S Romanum zuletzt
darstellt. Im Laufe der Entwickelung verlängert sich nun der auf-
steigende Theil und rückt mehr nach rechts, der absteigende da-
gegen mehr nach links. Die Grimmdarmklappe ist bis zu dem
dritten Monate nach Meckel (l. c. S. 70.) sehr unvollkommen,
dann aber sehr deutlich. Den Blinddarm fand er (l. c. S. 79.)
zuerst bei einem in der zweiten Hälfte des zweiten Monates be-
findlichen sieben Linien langen Embryo. Anfangs sind beide,
Blinddarm und Wurmfortsatz, nicht wie in dem Erwachsenen
von einander geschieden, sondern mehr eins. Der Wurmfortsatz
ist zuerst das ein wenig zusammengezogene, über den Krumm-
darm hinausreichende blinde Ende des dicken Darmes (Meckels
Anatomie IV. S. 309.). Daſs er kein Ueberrest der früheren
Communication des Darmkanales mit der Nabelblase sey, haben
wir schon oben angeführt.
Es bleibt uns nur noch übrig, die den Darmkanal zusammen-
setzenden und an den übrigen Theil des Embryonalkörpers befe-
stigenden Häute durchzugehen. Die Schleimhaut ist ohne Zwei-
fel ein reines Produkt des Schleimblattes. Ob aber die Gefäſs-
haut eine Hineinbildung des Gefäſsblattes sey oder nicht, muſs
noch unentschieden bleiben. Nach v. Bärs Ansicht scheint dieses
wenigstens der Fall zu seyn. Ebenso wenig wagen wir über
das Bauchfell zu entscheiden, welches das Darmrohr völlig um-
schlieſst, als Gekröse an die Wirbelsäule anheftet und zuletzt noch
die ganze innere Oberfläche der Rumpfwände der Bauchhöhle
(nebst der Oberfläche der harn- und keimbereitenden Organe)
theilweise bekleidet. Ihr Ursprung aus den Blättern der Keim-
haut ist aber auch für diesen unseren nächsten Zweck von ge-
ringerem Interesse, da ihre speciellere histiologische Ausbildung
in eine weit spätere Zeit fällt, und daher auch ohne diese Kennt-
niſs sicher verfolgt werden kann.
Das Bauchfell bildet sich wahrscheinlich in frühester Zeit
auf dieselbe Weise bei den Säugethieren, wie bei den Vögeln.
Wenigstens hat v. Bär (de ovo fig. VII. b.) aus seinen vier Li-
nien langen Hundeembryonen den Zustand des Gekröses so dar-
gestellt, wie er bei dem Hühnchen unmittelbar nach begonnener
Nathbildung vorkommt. So lange der Darm noch einfach gebo-
gen ist, heftet ihn das Gekröse als eine einfache Doppellamelle
an die Mittellinie des Körpers. Am Anfang- und Enddarme ist
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/483>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.