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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Darmkanal.
obere und äussere Lage der wahren Darmzotten, sondern schei-
nen schon in der Mitte der unteren Lage aufzuhören. Leider
ist mir bis jetzt noch keine vollständige feine Injection der Darm-
zotten in so früher Zeit des Fötuslebens gelungen, dass ich mit
Bestimmtheit anzugeben vermöchte, wie weit die Blutgefässe in
die innere Lage derselben hineinreichen. Ist nun diese Urhäutung
vollendet, so erscheinen die Darmzotten zwar freier, es beginnt
aber von nun an der permanente Häutungsprozess derselben, wel-
cher durch das ganze Leben anhält. Nur ist die obere sich ab-
stossende Lage um so dicker, und um so leichter trennbar, je
jünger das Individuum ist. Im Fötus der letzteren Hälfte der
Schwangerschaft sowohl, als in den Neugeborenen, ist das Häut-
chen noch ziemlich fest und man findet in dem frischen Meconium
ausser der nunmehr zum Theil verflüssigten Galle und der schleim-
artigen Masse nicht selten ganze Scheiden der Darmzotten. Nach
Berzelius ist das Meconium des Neugeborenen ohne Geruch und
ohne Geschmack, zuweilen jedoch übelriechend, verliert bei dem
trocknen 4/5 seines Gewichtes, wird braun, süsslich riechend und
pulverisirbar. Bei der trockenen Destillation giebt es brennbare
Gase, kohlensaueres Ammonium, Wasser, empyreumatisches Oel
und hinterlässt 1/6 seines Gewichtes Kohle. Nach Payen zieht
Alkohol aus ihm 1/10 einer grünen dem Gallertharze ähnlichen
Materie aus; Alkali dagegen eine braungelbe Substanz. Die
Asche enthält Kochsalz, kohlensaueres Kali und phosphorsaueren
Kalk. Siehe Berzelius Thierchemie S. 596. 597. -- Wie der
erste Vorläufer der Zotten, die Falten des grösseren Theiles der
oberen und eines kleineren Theiles der unteren Lage sind, so
kehrt durchaus derselbe Prozess in den übrigen Theilen des
Darmkanales wieder. Ja es geht sogar so weit, dass in dem
Magen sowohl, als in dem Dünndarme Zotten zu entstehen
scheinen und zum Theil wahre Zotten sich auch bilden. Es
wird nämlich auch die zuerst entstehende Reihe der Längen-
falten transversal mehr oder minder regelmässig eingekerbt, so
dass, wenn man das Darmrohr, sey es im Magen oder den dicken
Gedärmen, öffnet, man eine mit Zotten besetzte Fläche vor sich
zu sehen glaubt. Man sieht nämlich rundliche oder cylinderför-
mige Erhabenheiten, welche durch Einschnitte deutlich genug von
einander geschieden sind. Zieht man aber die obere Lage der
Schleimhaut ab, so sieht man im Magen verhältnissmässig später,

Darmkanal.
obere und äuſsere Lage der wahren Darmzotten, sondern schei-
nen schon in der Mitte der unteren Lage aufzuhören. Leider
ist mir bis jetzt noch keine vollständige feine Injection der Darm-
zotten in so früher Zeit des Fötuslebens gelungen, daſs ich mit
Bestimmtheit anzugeben vermöchte, wie weit die Blutgefäſse in
die innere Lage derselben hineinreichen. Ist nun diese Urhäutung
vollendet, so erscheinen die Darmzotten zwar freier, es beginnt
aber von nun an der permanente Häutungsprozeſs derselben, wel-
cher durch das ganze Leben anhält. Nur ist die obere sich ab-
stoſsende Lage um so dicker, und um so leichter trennbar, je
jünger das Individuum ist. Im Fötus der letzteren Hälfte der
Schwangerschaft sowohl, als in den Neugeborenen, ist das Häut-
chen noch ziemlich fest und man findet in dem frischen Meconium
auſser der nunmehr zum Theil verflüssigten Galle und der schleim-
artigen Masse nicht selten ganze Scheiden der Darmzotten. Nach
Berzelius ist das Meconium des Neugeborenen ohne Geruch und
ohne Geschmack, zuweilen jedoch übelriechend, verliert bei dem
trocknen ⅘ seines Gewichtes, wird braun, süſslich riechend und
pulverisirbar. Bei der trockenen Destillation giebt es brennbare
Gase, kohlensaueres Ammonium, Wasser, empyreumatisches Oel
und hinterläſst ⅙ seines Gewichtes Kohle. Nach Payen zieht
Alkohol aus ihm 1/10 einer grünen dem Gallertharze ähnlichen
Materie aus; Alkali dagegen eine braungelbe Substanz. Die
Asche enthält Kochsalz, kohlensaueres Kali und phosphorsaueren
Kalk. Siehe Berzelius Thierchemie S. 596. 597. — Wie der
erste Vorläufer der Zotten, die Falten des gröſseren Theiles der
oberen und eines kleineren Theiles der unteren Lage sind, so
kehrt durchaus derselbe Prozeſs in den übrigen Theilen des
Darmkanales wieder. Ja es geht sogar so weit, daſs in dem
Magen sowohl, als in dem Dünndarme Zotten zu entstehen
scheinen und zum Theil wahre Zotten sich auch bilden. Es
wird nämlich auch die zuerst entstehende Reihe der Längen-
falten transversal mehr oder minder regelmäſsig eingekerbt, so
daſs, wenn man das Darmrohr, sey es im Magen oder den dicken
Gedärmen, öffnet, man eine mit Zotten besetzte Fläche vor sich
zu sehen glaubt. Man sieht nämlich rundliche oder cylinderför-
mige Erhabenheiten, welche durch Einschnitte deutlich genug von
einander geschieden sind. Zieht man aber die obere Lage der
Schleimhaut ab, so sieht man im Magen verhältniſsmäſsig später,

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[463/0491] Darmkanal. obere und äuſsere Lage der wahren Darmzotten, sondern schei- nen schon in der Mitte der unteren Lage aufzuhören. Leider ist mir bis jetzt noch keine vollständige feine Injection der Darm- zotten in so früher Zeit des Fötuslebens gelungen, daſs ich mit Bestimmtheit anzugeben vermöchte, wie weit die Blutgefäſse in die innere Lage derselben hineinreichen. Ist nun diese Urhäutung vollendet, so erscheinen die Darmzotten zwar freier, es beginnt aber von nun an der permanente Häutungsprozeſs derselben, wel- cher durch das ganze Leben anhält. Nur ist die obere sich ab- stoſsende Lage um so dicker, und um so leichter trennbar, je jünger das Individuum ist. Im Fötus der letzteren Hälfte der Schwangerschaft sowohl, als in den Neugeborenen, ist das Häut- chen noch ziemlich fest und man findet in dem frischen Meconium auſser der nunmehr zum Theil verflüssigten Galle und der schleim- artigen Masse nicht selten ganze Scheiden der Darmzotten. Nach Berzelius ist das Meconium des Neugeborenen ohne Geruch und ohne Geschmack, zuweilen jedoch übelriechend, verliert bei dem trocknen ⅘ seines Gewichtes, wird braun, süſslich riechend und pulverisirbar. Bei der trockenen Destillation giebt es brennbare Gase, kohlensaueres Ammonium, Wasser, empyreumatisches Oel und hinterläſst ⅙ seines Gewichtes Kohle. Nach Payen zieht Alkohol aus ihm 1/10 einer grünen dem Gallertharze ähnlichen Materie aus; Alkali dagegen eine braungelbe Substanz. Die Asche enthält Kochsalz, kohlensaueres Kali und phosphorsaueren Kalk. Siehe Berzelius Thierchemie S. 596. 597. — Wie der erste Vorläufer der Zotten, die Falten des gröſseren Theiles der oberen und eines kleineren Theiles der unteren Lage sind, so kehrt durchaus derselbe Prozeſs in den übrigen Theilen des Darmkanales wieder. Ja es geht sogar so weit, daſs in dem Magen sowohl, als in dem Dünndarme Zotten zu entstehen scheinen und zum Theil wahre Zotten sich auch bilden. Es wird nämlich auch die zuerst entstehende Reihe der Längen- falten transversal mehr oder minder regelmäſsig eingekerbt, so daſs, wenn man das Darmrohr, sey es im Magen oder den dicken Gedärmen, öffnet, man eine mit Zotten besetzte Fläche vor sich zu sehen glaubt. Man sieht nämlich rundliche oder cylinderför- mige Erhabenheiten, welche durch Einschnitte deutlich genug von einander geschieden sind. Zieht man aber die obere Lage der Schleimhaut ab, so sieht man im Magen verhältniſsmäſsig später,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/491>, abgerufen am 22.11.2024.