freie Beobachter sich bald überzeugt, dass die Form der Darm- zotten z. B. keineswegs eine so entschieden bestimmte ist, als von manchen Schriftstellern angegeben wird, so ist es auch mit ih- rer Grösse der Fall. Die Extreme, zwischen welchen die dicht neben einander stehenden Zotten variiren, sind so bedeutend, dass die Sicherheit des Resultates dadurch um Vieles geschmälert wird. Wir geben daher nur mit einer gewissen Zurückhaltung die aus diesen und noch manchen andern von uns veranstalteten Messun- gen folgenden Resultate und können höchstens nur, so sehr wir auch die Grössen genau zu finden uns bemüheten, für die Wahr- scheinlichkeit derselben als approximative Werthe stehen.
1. Die Breite der Zotten wird im Allgemeinen in derselben absoluten Extension beinahe angelegt, welche sie späterhin besitzen. Ihre relative Ausdehnung ist aber daher früher natürlich um Vieles grösser. Mit dem Wachsthume des Embryo überhaupt und des Darm- kanales insbesondere vergrössert sich auch die Zahl der Zotten des- selben. Bei Vermehrung derselben aber nimmt ihre Breite immer ab, bis sie zu einem bestimmten persistirenden Verhältnisse ge- langt. Diese letztere Grösse weicht absolut im Ganzen nur wenig von der primären Grösse der zuerst angelegten Zotten ab. Belege hierzu sind besonders A. b. No. 1. c. a. d. No. 1. e. No. 1. b. No. 1. c. No. 2. Ausserdem spricht auch die Analogie der anderen Ge- bilde für diesen Satz.
2. Die Länge der Zotten wird auch in einer gewissen ab- soluten Grösse angelegt, die natürlich relativ so bedeutend ist, dass dadurch die Höhlung des Darmrohres fast ganz ausgefüllt wird. Nachdem sie sich im Mittelmasse etwas verkleinert hat, vergrössert sie sich wieder, so dass sie bald um etwas ihre zuerst angelegte Grösse übersteigt und in diesem mittleren Masse zuletzt verharrt.
3. Die obere Lage ist absolut sowohl, als relativ vor der Urhäutung am dicksten und jede nächstfolgende neu sich bildende oder vielmehr neu erscheinende Lage ist dünner, als die vorher- gehende.
4. Die absolute Zahl der Zotten vermehrt sich natürlich bei vorschreitendem Wachsthume des Darmkanales immer mehr. Die relative dagegen wird immer geringer, nicht sowohl dadurch dass die Zotten sich vergrössern (welches zum Theil an ihrer Basis unläugbar der Fall zu seyn scheint), als durch Grösserwer- den ihrer Distanzen oder durch Weiterrücken der Zotten selbst.
Von dem Embryo.
freie Beobachter sich bald überzeugt, daſs die Form der Darm- zotten z. B. keineswegs eine so entschieden bestimmte ist, als von manchen Schriftstellern angegeben wird, so ist es auch mit ih- rer Gröſse der Fall. Die Extreme, zwischen welchen die dicht neben einander stehenden Zotten variiren, sind so bedeutend, daſs die Sicherheit des Resultates dadurch um Vieles geschmälert wird. Wir geben daher nur mit einer gewissen Zurückhaltung die aus diesen und noch manchen andern von uns veranstalteten Messun- gen folgenden Resultate und können höchstens nur, so sehr wir auch die Gröſsen genau zu finden uns bemüheten, für die Wahr- scheinlichkeit derselben als approximative Werthe stehen.
1. Die Breite der Zotten wird im Allgemeinen in derselben absoluten Extension beinahe angelegt, welche sie späterhin besitzen. Ihre relative Ausdehnung ist aber daher früher natürlich um Vieles gröſser. Mit dem Wachsthume des Embryo überhaupt und des Darm- kanales insbesondere vergröſsert sich auch die Zahl der Zotten des- selben. Bei Vermehrung derselben aber nimmt ihre Breite immer ab, bis sie zu einem bestimmten persistirenden Verhältnisse ge- langt. Diese letztere Gröſse weicht absolut im Ganzen nur wenig von der primären Gröſse der zuerst angelegten Zotten ab. Belege hierzu sind besonders A. b. No. 1. c. a. d. No. 1. e. No. 1. b. No. 1. c. No. 2. Auſserdem spricht auch die Analogie der anderen Ge- bilde für diesen Satz.
2. Die Länge der Zotten wird auch in einer gewissen ab- soluten Gröſse angelegt, die natürlich relativ so bedeutend ist, daſs dadurch die Höhlung des Darmrohres fast ganz ausgefüllt wird. Nachdem sie sich im Mittelmaſse etwas verkleinert hat, vergröſsert sie sich wieder, so daſs sie bald um etwas ihre zuerst angelegte Gröſse übersteigt und in diesem mittleren Maſse zuletzt verharrt.
3. Die obere Lage ist absolut sowohl, als relativ vor der Urhäutung am dicksten und jede nächstfolgende neu sich bildende oder vielmehr neu erscheinende Lage ist dünner, als die vorher- gehende.
4. Die absolute Zahl der Zotten vermehrt sich natürlich bei vorschreitendem Wachsthume des Darmkanales immer mehr. Die relative dagegen wird immer geringer, nicht sowohl dadurch daſs die Zotten sich vergröſsern (welches zum Theil an ihrer Basis unläugbar der Fall zu seyn scheint), als durch Gröſserwer- den ihrer Distanzen oder durch Weiterrücken der Zotten selbst.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0496"n="468"/><fwplace="top"type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
freie Beobachter sich bald überzeugt, daſs die Form der Darm-<lb/>
zotten z. B. keineswegs eine so entschieden bestimmte ist, als<lb/>
von manchen Schriftstellern angegeben wird, so ist es auch mit ih-<lb/>
rer Gröſse der Fall. Die Extreme, zwischen welchen die dicht neben<lb/>
einander stehenden Zotten variiren, sind so bedeutend, daſs die<lb/>
Sicherheit des Resultates dadurch um Vieles geschmälert wird.<lb/>
Wir geben daher nur mit einer gewissen Zurückhaltung die aus<lb/>
diesen und noch manchen andern von uns veranstalteten Messun-<lb/>
gen folgenden Resultate und können höchstens nur, so sehr wir<lb/>
auch die Gröſsen genau zu finden uns bemüheten, für die Wahr-<lb/>
scheinlichkeit derselben als approximative Werthe stehen.</p><lb/><p>1. Die Breite der Zotten wird im Allgemeinen in derselben<lb/>
absoluten Extension beinahe angelegt, welche sie späterhin besitzen.<lb/>
Ihre relative Ausdehnung ist aber daher früher natürlich um Vieles<lb/>
gröſser. Mit dem Wachsthume des Embryo überhaupt und des Darm-<lb/>
kanales insbesondere vergröſsert sich auch die Zahl der Zotten des-<lb/>
selben. Bei Vermehrung derselben aber nimmt ihre Breite immer<lb/>
ab, bis sie zu einem bestimmten persistirenden Verhältnisse ge-<lb/>
langt. Diese letztere Gröſse weicht absolut im Ganzen nur wenig<lb/>
von der primären Gröſse der zuerst angelegten Zotten ab. Belege<lb/>
hierzu sind besonders A. b. No. 1. c. a. d. No. 1. e. No. 1. b. No.<lb/>
1. c. No. 2. Auſserdem spricht auch die Analogie der anderen Ge-<lb/>
bilde für diesen Satz.</p><lb/><p>2. Die Länge der Zotten wird auch in einer gewissen ab-<lb/>
soluten Gröſse angelegt, die natürlich relativ so bedeutend ist,<lb/>
daſs dadurch die Höhlung des Darmrohres fast ganz ausgefüllt wird.<lb/>
Nachdem sie sich im Mittelmaſse etwas verkleinert hat, vergröſsert<lb/>
sie sich wieder, so daſs sie bald um etwas ihre zuerst angelegte<lb/>
Gröſse übersteigt und in diesem mittleren Maſse zuletzt verharrt.</p><lb/><p>3. Die obere Lage ist absolut sowohl, als relativ vor der<lb/>
Urhäutung am dicksten und jede nächstfolgende neu sich bildende<lb/>
oder vielmehr neu erscheinende Lage ist dünner, als die vorher-<lb/>
gehende.</p><lb/><p>4. Die absolute Zahl der Zotten vermehrt sich natürlich bei<lb/>
vorschreitendem Wachsthume des Darmkanales immer mehr.<lb/>
Die relative dagegen wird immer geringer, nicht sowohl dadurch<lb/>
daſs die Zotten sich vergröſsern (welches zum Theil an ihrer<lb/>
Basis unläugbar der Fall zu seyn scheint), als durch Gröſserwer-<lb/>
den ihrer Distanzen oder durch Weiterrücken der Zotten selbst.</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[468/0496]
Von dem Embryo.
freie Beobachter sich bald überzeugt, daſs die Form der Darm-
zotten z. B. keineswegs eine so entschieden bestimmte ist, als
von manchen Schriftstellern angegeben wird, so ist es auch mit ih-
rer Gröſse der Fall. Die Extreme, zwischen welchen die dicht neben
einander stehenden Zotten variiren, sind so bedeutend, daſs die
Sicherheit des Resultates dadurch um Vieles geschmälert wird.
Wir geben daher nur mit einer gewissen Zurückhaltung die aus
diesen und noch manchen andern von uns veranstalteten Messun-
gen folgenden Resultate und können höchstens nur, so sehr wir
auch die Gröſsen genau zu finden uns bemüheten, für die Wahr-
scheinlichkeit derselben als approximative Werthe stehen.
1. Die Breite der Zotten wird im Allgemeinen in derselben
absoluten Extension beinahe angelegt, welche sie späterhin besitzen.
Ihre relative Ausdehnung ist aber daher früher natürlich um Vieles
gröſser. Mit dem Wachsthume des Embryo überhaupt und des Darm-
kanales insbesondere vergröſsert sich auch die Zahl der Zotten des-
selben. Bei Vermehrung derselben aber nimmt ihre Breite immer
ab, bis sie zu einem bestimmten persistirenden Verhältnisse ge-
langt. Diese letztere Gröſse weicht absolut im Ganzen nur wenig
von der primären Gröſse der zuerst angelegten Zotten ab. Belege
hierzu sind besonders A. b. No. 1. c. a. d. No. 1. e. No. 1. b. No.
1. c. No. 2. Auſserdem spricht auch die Analogie der anderen Ge-
bilde für diesen Satz.
2. Die Länge der Zotten wird auch in einer gewissen ab-
soluten Gröſse angelegt, die natürlich relativ so bedeutend ist,
daſs dadurch die Höhlung des Darmrohres fast ganz ausgefüllt wird.
Nachdem sie sich im Mittelmaſse etwas verkleinert hat, vergröſsert
sie sich wieder, so daſs sie bald um etwas ihre zuerst angelegte
Gröſse übersteigt und in diesem mittleren Maſse zuletzt verharrt.
3. Die obere Lage ist absolut sowohl, als relativ vor der
Urhäutung am dicksten und jede nächstfolgende neu sich bildende
oder vielmehr neu erscheinende Lage ist dünner, als die vorher-
gehende.
4. Die absolute Zahl der Zotten vermehrt sich natürlich bei
vorschreitendem Wachsthume des Darmkanales immer mehr.
Die relative dagegen wird immer geringer, nicht sowohl dadurch
daſs die Zotten sich vergröſsern (welches zum Theil an ihrer
Basis unläugbar der Fall zu seyn scheint), als durch Gröſserwer-
den ihrer Distanzen oder durch Weiterrücken der Zotten selbst.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/496>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.