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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Einfurchungsbildungen. Zähne.
H. Weber (Hildebr. Anat. I. S. 212.) sind beide gefässreich. In
das Säckchen treten durch ein der äusseren Seite entgegengesetz-
tes Loch die Gefässe und Nerven ein. Zwischen den beiden
Blättern befindet sich eine Flüssigkeit, welche nach Meckel (l. c.
S. 214.) zuerst eine röthliche, dann eine weisslich gelbe Farbe
hat und nach Meissners Erfahrung (Meck. Arch. III. S. 642.)
wasserhell und nur durch einige darin schwimmende Flocken ge-
trübt, ohne Geruch und von schleimigem Geschmacke ist, sich
leicht in Fäden zieht und eine freie Säure (wahrscheinlich Milch-
säure), Schleim (nach E. H. Weber zweifelhaft), etwas Eiweiss,
phosphorsaueren Kalk (mehr in der der bleibenden, als in der der
Milchzähne) und salzsauere und schwefelsauere Salze enthält. Bei
der Analyse derselben Flüssigkeit eines jungen Kalbes ergab sich
wesentlich dasselbe. Sie enthielt nur mehr Schleim und es fand
sich statt der freien Säure ein freies Alkali. Innerhalb des Säck-
chens entsteht nun der Keim des Zahnes als ein kleines weiches,
dichtes rundliches Körperchen, welches bald die Gestalt der Krone
annimmt und später erst mit seiner Vergrösserung auch die Form
des Halses neben dieser erhält. Der Verknöcherungsprocess des
Zahnes weicht in histiogenetischer Hinsicht etwas ab. Die Zähne
bestehen, wie Purkinje und ich in unserer Abhandlung über die Struc-
tur der Knochen ausführlich darstellen werden, im Allgemeinen aus
über einander liegenden Fasern oder Röhren, welche wie Radien
nach der Mittelaxe zusammenlaufen und entweder gerade oder nach
oben oder nach unten gleichförmig gebogen sind. Zwischen ihnen fin-
det sich in dem völlig ausgebildeten Zustande keine Spur von Kno-
chenkörperchen. Die erste Bildungsmasse des Zahnes besteht eben-
falls aus einem körnerhaltigen, sonst durchsichtigen Stoffe. Nun ord-
nen sich die Kügelchen nach derselben Richtung, welche die spä-
teren Fasern haben; fast schien es mir, als ob die Kügelchen
selbst aufgelöst zu den Fasern eingingen, während die verbindende
Gallerte hierbei eine mehr untergeordnete Rolle spielte. Nach
Meckel (Anatomie IV. S. 214.) beginnt um die Mitte der Schwan-
gerschaft die Verknöcherung dadurch, dass dünne feine elastische
Scherbchen erscheinen, welche allmählig dicker und fester wer-
den. Sie entsprechen zuerst den Spitzen der künftigen Zähne
und werden bald an der Kaufläche dicker und härter, während
der Zahn noch kurz (ohne Hals) und in dem Inneren hohl ist.
Mit der weiteren Verdickung des Zahnes verringert sich seine

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Einfurchungsbildungen. Zähne.
H. Weber (Hildebr. Anat. I. S. 212.) sind beide gefäſsreich. In
das Säckchen treten durch ein der äuſseren Seite entgegengesetz-
tes Loch die Gefäſse und Nerven ein. Zwischen den beiden
Blättern befindet sich eine Flüssigkeit, welche nach Meckel (l. c.
S. 214.) zuerst eine röthliche, dann eine weiſslich gelbe Farbe
hat und nach Meiſsners Erfahrung (Meck. Arch. III. S. 642.)
wasserhell und nur durch einige darin schwimmende Flocken ge-
trübt, ohne Geruch und von schleimigem Geschmacke ist, sich
leicht in Fäden zieht und eine freie Säure (wahrscheinlich Milch-
säure), Schleim (nach E. H. Weber zweifelhaft), etwas Eiweiſs,
phosphorsaueren Kalk (mehr in der der bleibenden, als in der der
Milchzähne) und salzsauere und schwefelsauere Salze enthält. Bei
der Analyse derselben Flüssigkeit eines jungen Kalbes ergab sich
wesentlich dasselbe. Sie enthielt nur mehr Schleim und es fand
sich statt der freien Säure ein freies Alkali. Innerhalb des Säck-
chens entsteht nun der Keim des Zahnes als ein kleines weiches,
dichtes rundliches Körperchen, welches bald die Gestalt der Krone
annimmt und später erst mit seiner Vergröſserung auch die Form
des Halses neben dieser erhält. Der Verknöcherungsproceſs des
Zahnes weicht in histiogenetischer Hinsicht etwas ab. Die Zähne
bestehen, wie Purkinje und ich in unserer Abhandlung über die Struc-
tur der Knochen ausführlich darstellen werden, im Allgemeinen aus
über einander liegenden Fasern oder Röhren, welche wie Radien
nach der Mittelaxe zusammenlaufen und entweder gerade oder nach
oben oder nach unten gleichförmig gebogen sind. Zwischen ihnen fin-
det sich in dem völlig ausgebildeten Zustande keine Spur von Kno-
chenkörperchen. Die erste Bildungsmasse des Zahnes besteht eben-
falls aus einem körnerhaltigen, sonst durchsichtigen Stoffe. Nun ord-
nen sich die Kügelchen nach derselben Richtung, welche die spä-
teren Fasern haben; fast schien es mir, als ob die Kügelchen
selbst aufgelöst zu den Fasern eingingen, während die verbindende
Gallerte hierbei eine mehr untergeordnete Rolle spielte. Nach
Meckel (Anatomie IV. S. 214.) beginnt um die Mitte der Schwan-
gerschaft die Verknöcherung dadurch, daſs dünne feine elastische
Scherbchen erscheinen, welche allmählig dicker und fester wer-
den. Sie entsprechen zuerst den Spitzen der künftigen Zähne
und werden bald an der Kaufläche dicker und härter, während
der Zahn noch kurz (ohne Hals) und in dem Inneren hohl ist.
Mit der weiteren Verdickung des Zahnes verringert sich seine

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[483/0511] Einfurchungsbildungen. Zähne. H. Weber (Hildebr. Anat. I. S. 212.) sind beide gefäſsreich. In das Säckchen treten durch ein der äuſseren Seite entgegengesetz- tes Loch die Gefäſse und Nerven ein. Zwischen den beiden Blättern befindet sich eine Flüssigkeit, welche nach Meckel (l. c. S. 214.) zuerst eine röthliche, dann eine weiſslich gelbe Farbe hat und nach Meiſsners Erfahrung (Meck. Arch. III. S. 642.) wasserhell und nur durch einige darin schwimmende Flocken ge- trübt, ohne Geruch und von schleimigem Geschmacke ist, sich leicht in Fäden zieht und eine freie Säure (wahrscheinlich Milch- säure), Schleim (nach E. H. Weber zweifelhaft), etwas Eiweiſs, phosphorsaueren Kalk (mehr in der der bleibenden, als in der der Milchzähne) und salzsauere und schwefelsauere Salze enthält. Bei der Analyse derselben Flüssigkeit eines jungen Kalbes ergab sich wesentlich dasselbe. Sie enthielt nur mehr Schleim und es fand sich statt der freien Säure ein freies Alkali. Innerhalb des Säck- chens entsteht nun der Keim des Zahnes als ein kleines weiches, dichtes rundliches Körperchen, welches bald die Gestalt der Krone annimmt und später erst mit seiner Vergröſserung auch die Form des Halses neben dieser erhält. Der Verknöcherungsproceſs des Zahnes weicht in histiogenetischer Hinsicht etwas ab. Die Zähne bestehen, wie Purkinje und ich in unserer Abhandlung über die Struc- tur der Knochen ausführlich darstellen werden, im Allgemeinen aus über einander liegenden Fasern oder Röhren, welche wie Radien nach der Mittelaxe zusammenlaufen und entweder gerade oder nach oben oder nach unten gleichförmig gebogen sind. Zwischen ihnen fin- det sich in dem völlig ausgebildeten Zustande keine Spur von Kno- chenkörperchen. Die erste Bildungsmasse des Zahnes besteht eben- falls aus einem körnerhaltigen, sonst durchsichtigen Stoffe. Nun ord- nen sich die Kügelchen nach derselben Richtung, welche die spä- teren Fasern haben; fast schien es mir, als ob die Kügelchen selbst aufgelöst zu den Fasern eingingen, während die verbindende Gallerte hierbei eine mehr untergeordnete Rolle spielte. Nach Meckel (Anatomie IV. S. 214.) beginnt um die Mitte der Schwan- gerschaft die Verknöcherung dadurch, daſs dünne feine elastische Scherbchen erscheinen, welche allmählig dicker und fester wer- den. Sie entsprechen zuerst den Spitzen der künftigen Zähne und werden bald an der Kaufläche dicker und härter, während der Zahn noch kurz (ohne Hals) und in dem Inneren hohl ist. Mit der weiteren Verdickung des Zahnes verringert sich seine 31*

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/511>, abgerufen am 22.11.2024.