Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Ausstülpungsbildungen. Lungensystem. der Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung zu erkennen under ist, wie Rathke (l. c. S. 202.) schon bemerkt, je jünger der Embryo, relativ desto grösser und rundlicher; seine Wandun- gen sind, ehe sich die einzelnen Knorpel geschieden haben, desto dicker. Nach ihm (l. c. S. 203.) bilden sich auch Schild- und Ringknorpel gleichzeitig und früher, als die Cartilagines aryte- noidei aus. Zuletzt entsteht der Knorpel des Kehldeckels. Die Knorpel des Kehlkopfes entwickeln sich früher, als die der Luft- röhrenäste. In der Luftröhre selbst entstehen die Knorpel, nicht wie Fleischmann (de chondrogenesi p. 25--27.) geglaubt hatte, durch Bildung zweier symmetrischer, an einander stossender Hälf- ten, sondern, wie Rathke (l. c. S. 205.) es angegeben und ich selbst es bestätigen kann, durch Bildung einfacher Streifen. Man sieht nämlich zuerst feine, in relativ grossen Distanzen befindliche Querstreifen, welche sich bei microscopischer Untersuchung als dichtere Massen von körnerhaltigem Bildungsgewebe zu erkennen geben. Indem nun dieser Massenansatz immer grösser wird, durch- läuft diese selbst die schon oben geschilderten Metamorphosen der Chondrogenese. Nur schienen mir hier die Körnchen, wenn auch von derselben Grösse, doch von etwas mehr rundlicher und weniger bestimmter Gestalt zu seyn, als ich sie in anderen Knor- plen zu sehen Gelegenheit hatte. Bald darauf sondert sich auch die Schleimhaut der Luftröhre. Die Faserhaut derselben erkannte ich bei 11/2 Zoll langen Schweineembryonen schon deutlich als aus vielen longitudinellen, parallel zarten und sehr zierlichen Fa- sern bestehend. Die Flimmerbewegungen finden sich schon bei 2 Zoll langen Früchten. Mit fernerem Wachsthume vermehrt sich nach Rathke (S. 206.) die Zahl der Luftröhrenringe. -- Was nun die an dem Menschen gemachten Beobachtungen anlangt, so will Fleischmann (l. c. p. 2.) in einem sechswöchentlichen Embryo den Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung gesehen haben. (Ob dieses vielleicht die Andeutung des Mittelstückes des Zungen- beines war?) Hinter diesem lag eine halbmondförmige in zwei Hörner auslaufende Masse, welche er für die Glandula thyreoidea hält. Die Luftröhre selbst war ein dünner Faden. Ihr linker Bronchus war länger, weiter und fester, als der rechte. Ja er war bei einem siebenwöchentlichen Embryo eine Linie lang, kaum 1/4 Linie dick und ohne alle Spur von Knorpeln. Deutlicher wa- ren diese Gebilde schon bei einem achtwöchentlichen Embryo. 32*
Ausstülpungsbildungen. Lungensystem. der Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung zu erkennen under ist, wie Rathke (l. c. S. 202.) schon bemerkt, je jünger der Embryo, relativ desto gröſser und rundlicher; seine Wandun- gen sind, ehe sich die einzelnen Knorpel geschieden haben, desto dicker. Nach ihm (l. c. S. 203.) bilden sich auch Schild- und Ringknorpel gleichzeitig und früher, als die Cartilagines aryte- noidei aus. Zuletzt entsteht der Knorpel des Kehldeckels. Die Knorpel des Kehlkopfes entwickeln sich früher, als die der Luft- röhrenäste. In der Luftröhre selbst entstehen die Knorpel, nicht wie Fleischmann (de chondrogenesi p. 25—27.) geglaubt hatte, durch Bildung zweier symmetrischer, an einander stoſsender Hälf- ten, sondern, wie Rathke (l. c. S. 205.) es angegeben und ich selbst es bestätigen kann, durch Bildung einfacher Streifen. Man sieht nämlich zuerst feine, in relativ groſsen Distanzen befindliche Querstreifen, welche sich bei microscopischer Untersuchung als dichtere Massen von körnerhaltigem Bildungsgewebe zu erkennen geben. Indem nun dieser Massenansatz immer gröſser wird, durch- läuft diese selbst die schon oben geschilderten Metamorphosen der Chondrogenese. Nur schienen mir hier die Körnchen, wenn auch von derselben Gröſse, doch von etwas mehr rundlicher und weniger bestimmter Gestalt zu seyn, als ich sie in anderen Knor- plen zu sehen Gelegenheit hatte. Bald darauf sondert sich auch die Schleimhaut der Luftröhre. Die Faserhaut derselben erkannte ich bei 1½ Zoll langen Schweineembryonen schon deutlich als aus vielen longitudinellen, parallel zarten und sehr zierlichen Fa- sern bestehend. Die Flimmerbewegungen finden sich schon bei 2 Zoll langen Früchten. Mit fernerem Wachsthume vermehrt sich nach Rathke (S. 206.) die Zahl der Luftröhrenringe. — Was nun die an dem Menschen gemachten Beobachtungen anlangt, so will Fleischmann (l. c. p. 2.) in einem sechswöchentlichen Embryo den Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung gesehen haben. (Ob dieses vielleicht die Andeutung des Mittelstückes des Zungen- beines war?) Hinter diesem lag eine halbmondförmige in zwei Hörner auslaufende Masse, welche er für die Glandula thyreoidea hält. Die Luftröhre selbst war ein dünner Faden. Ihr linker Bronchus war länger, weiter und fester, als der rechte. Ja er war bei einem siebenwöchentlichen Embryo eine Linie lang, kaum ¼ Linie dick und ohne alle Spur von Knorpeln. Deutlicher wa- ren diese Gebilde schon bei einem achtwöchentlichen Embryo. 32*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0527" n="499"/><fw place="top" type="header">Ausstülpungsbildungen. Lungensystem.</fw><lb/> der Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung zu erkennen und<lb/> er ist, wie Rathke (l. c. S. 202.) schon bemerkt, je jünger der<lb/> Embryo, relativ desto gröſser und rundlicher; seine Wandun-<lb/> gen sind, ehe sich die einzelnen Knorpel geschieden haben, desto<lb/> dicker. Nach ihm (l. c. S. 203.) bilden sich auch Schild- und<lb/> Ringknorpel gleichzeitig und früher, als die <hi rendition="#i">Cartilagines aryte-<lb/> noidei</hi> aus. Zuletzt entsteht der Knorpel des Kehldeckels. Die<lb/> Knorpel des Kehlkopfes entwickeln sich früher, als die der Luft-<lb/> röhrenäste. In der Luftröhre selbst entstehen die Knorpel, nicht<lb/> wie Fleischmann (<hi rendition="#i">de chondrogenesi</hi> p. 25—27.) geglaubt hatte,<lb/> durch Bildung zweier symmetrischer, an einander stoſsender Hälf-<lb/> ten, sondern, wie Rathke (l. c. S. 205.) es angegeben und ich<lb/> selbst es bestätigen kann, durch Bildung einfacher Streifen. Man<lb/> sieht nämlich zuerst feine, in relativ groſsen Distanzen befindliche<lb/> Querstreifen, welche sich bei microscopischer Untersuchung als<lb/> dichtere Massen von körnerhaltigem Bildungsgewebe zu erkennen<lb/> geben. Indem nun dieser Massenansatz immer gröſser wird, durch-<lb/> läuft diese selbst die schon oben geschilderten Metamorphosen<lb/> der Chondrogenese. Nur schienen mir hier die Körnchen, wenn<lb/> auch von derselben Gröſse, doch von etwas mehr rundlicher und<lb/> weniger bestimmter Gestalt zu seyn, als ich sie in anderen Knor-<lb/> plen zu sehen Gelegenheit hatte. Bald darauf sondert sich auch<lb/> die Schleimhaut der Luftröhre. Die Faserhaut derselben erkannte<lb/> ich bei 1½ Zoll langen Schweineembryonen schon deutlich als<lb/> aus vielen longitudinellen, parallel zarten und sehr zierlichen Fa-<lb/> sern bestehend. Die Flimmerbewegungen finden sich schon bei 2<lb/> Zoll langen Früchten. Mit fernerem Wachsthume vermehrt sich nach<lb/> Rathke (S. 206.) die Zahl der Luftröhrenringe. — Was nun die<lb/> an dem Menschen gemachten Beobachtungen anlangt, so will<lb/> Fleischmann (l. c. p. 2.) in einem sechswöchentlichen Embryo<lb/> den Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung gesehen haben.<lb/> (Ob dieses vielleicht die Andeutung des Mittelstückes des Zungen-<lb/> beines war?) Hinter diesem lag eine halbmondförmige in zwei<lb/> Hörner auslaufende Masse, welche er für die <hi rendition="#i">Glandula thyreoidea</hi><lb/> hält. Die Luftröhre selbst war ein dünner Faden. Ihr linker<lb/> Bronchus war länger, weiter und fester, als der rechte. Ja er<lb/> war bei einem siebenwöchentlichen Embryo eine Linie lang, kaum<lb/> ¼ Linie dick und ohne alle Spur von Knorpeln. Deutlicher wa-<lb/> ren diese Gebilde schon bei einem achtwöchentlichen Embryo.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">32*</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [499/0527]
Ausstülpungsbildungen. Lungensystem.
der Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung zu erkennen und
er ist, wie Rathke (l. c. S. 202.) schon bemerkt, je jünger der
Embryo, relativ desto gröſser und rundlicher; seine Wandun-
gen sind, ehe sich die einzelnen Knorpel geschieden haben, desto
dicker. Nach ihm (l. c. S. 203.) bilden sich auch Schild- und
Ringknorpel gleichzeitig und früher, als die Cartilagines aryte-
noidei aus. Zuletzt entsteht der Knorpel des Kehldeckels. Die
Knorpel des Kehlkopfes entwickeln sich früher, als die der Luft-
röhrenäste. In der Luftröhre selbst entstehen die Knorpel, nicht
wie Fleischmann (de chondrogenesi p. 25—27.) geglaubt hatte,
durch Bildung zweier symmetrischer, an einander stoſsender Hälf-
ten, sondern, wie Rathke (l. c. S. 205.) es angegeben und ich
selbst es bestätigen kann, durch Bildung einfacher Streifen. Man
sieht nämlich zuerst feine, in relativ groſsen Distanzen befindliche
Querstreifen, welche sich bei microscopischer Untersuchung als
dichtere Massen von körnerhaltigem Bildungsgewebe zu erkennen
geben. Indem nun dieser Massenansatz immer gröſser wird, durch-
läuft diese selbst die schon oben geschilderten Metamorphosen
der Chondrogenese. Nur schienen mir hier die Körnchen, wenn
auch von derselben Gröſse, doch von etwas mehr rundlicher und
weniger bestimmter Gestalt zu seyn, als ich sie in anderen Knor-
plen zu sehen Gelegenheit hatte. Bald darauf sondert sich auch
die Schleimhaut der Luftröhre. Die Faserhaut derselben erkannte
ich bei 1½ Zoll langen Schweineembryonen schon deutlich als
aus vielen longitudinellen, parallel zarten und sehr zierlichen Fa-
sern bestehend. Die Flimmerbewegungen finden sich schon bei 2
Zoll langen Früchten. Mit fernerem Wachsthume vermehrt sich nach
Rathke (S. 206.) die Zahl der Luftröhrenringe. — Was nun die
an dem Menschen gemachten Beobachtungen anlangt, so will
Fleischmann (l. c. p. 2.) in einem sechswöchentlichen Embryo
den Kehlkopf als eine rundliche Anschwellung gesehen haben.
(Ob dieses vielleicht die Andeutung des Mittelstückes des Zungen-
beines war?) Hinter diesem lag eine halbmondförmige in zwei
Hörner auslaufende Masse, welche er für die Glandula thyreoidea
hält. Die Luftröhre selbst war ein dünner Faden. Ihr linker
Bronchus war länger, weiter und fester, als der rechte. Ja er
war bei einem siebenwöchentlichen Embryo eine Linie lang, kaum
¼ Linie dick und ohne alle Spur von Knorpeln. Deutlicher wa-
ren diese Gebilde schon bei einem achtwöchentlichen Embryo.
32*
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |