II. Das Ei v. d. Momente s. Lostrennung v. Eierstocke.
Kanincheneier sind auf der Stufe der Ausbildung, auf welcher sich wenigstens 13tägige Hundeeier befinden (p. 131. 132.).
4. Karl Ernst von Bär (de ovi mamalium et hominis ge- nesi 1827. 4. und Heusingers Zeitschrift II. S. 125. fgg.) hat eine Reihe hierhergehörender Beobachtungen, vorzüglich an Hun- den, angestellt. So hatte er (de ovi genesi p. 7.) oft Gelegen- heit, eine halbe Linie im Durchmesser haltende Eichen zu beob- achten. Diese waren vollkommen durchsichtig und lagen ganz frei in der Höhlung des Fruchthälters. Bei der Untersuchung unter dem Microscope ergab es sich, dass sie von nicht ganz run- der, sondern etwas länglicher Form waren (p. 8.). Anfangs schie- nen sie nur eine einfache Haut zu haben. In weniger, als einer Minute trennte sich aber die innere Membran von den beiden Enden her von der äusseren los, so dass ein gebogener leerer Raum zwischen beiden entstand. Diese Trennung schritt bis auf einen hestimmten Punkt, an welchem sie verbunden blieben, im- mer fort. Allmählig collabirte so die innere und später auch die äussere Haut des Eies. Die äussere Haut (p. 9.) ist halb durch- sichtig und mit kleinen warzigen Erhabenheiten versehen und scheint aus zwei Lamellen zu bestehen. An der inneren Haut befinden sich eine Menge kleiner, runder Ringe, welche in ihrer Mitte durchsichtig sind. Diese Ringe aber bestehen, wie eine stärkere Vergrösserung zeigt, aus vielen, einander nicht berühren- den, im Kreise gestellten Körnchen. Ausserdem zeigt sich ein noch weit grösserer, dunkeler, runder Fleck, die Keimhaut (blastoderma), die schon mit blossem Auge als ein weisses Pünkt- chen gesehen werden kann, von der inneren Haut des Eies et- was absteht und mit einem äusserst zarten Hofe umgeben ist. Andere Eier des Hundes von 1/3 Linie im Durchmesser waren we- niger durchsichtig und mehr rundlich, als die eben beschriebenen. Sie hatten ebenfalls zwei Häute, von denen die äussere aber die Körnchen (oder Wärzchen) kaum erkennen liess, die innere da- gegen aus Körnchenhaufen bestehende, kleine Flecke zeigte. Die Keimhaut war dicker und nicht eben, wie in dem vorigen Fal- le, sondern hügelig. An der Mündung der Tube fand sich in dem- selben Fruchthälter frei ein sehr kleines, weisses Körnchen, welches unter dem Microscope einen dunkelen Kern mit einem hellen Ringe zeigte. Ob dieses ein eben aus der Tube gefallenes Eichen war? (p. 11.) v. Bär untersuchte deshalb in den Tuben
II. Das Ei v. d. Momente s. Lostrennung v. Eierstocke.
Kanincheneier sind auf der Stufe der Ausbildung, auf welcher sich wenigstens 13tägige Hundeeier befinden (p. 131. 132.).
4. Karl Ernst von Bär (de ovi mamalium et hominis ge- nesi 1827. 4. und Heusingers Zeitschrift II. S. 125. fgg.) hat eine Reihe hierhergehörender Beobachtungen, vorzüglich an Hun- den, angestellt. So hatte er (de ovi genesi p. 7.) oft Gelegen- heit, eine halbe Linie im Durchmesser haltende Eichen zu beob- achten. Diese waren vollkommen durchsichtig und lagen ganz frei in der Höhlung des Fruchthälters. Bei der Untersuchung unter dem Microscope ergab es sich, daſs sie von nicht ganz run- der, sondern etwas länglicher Form waren (p. 8.). Anfangs schie- nen sie nur eine einfache Haut zu haben. In weniger, als einer Minute trennte sich aber die innere Membran von den beiden Enden her von der äuſseren los, so daſs ein gebogener leerer Raum zwischen beiden entstand. Diese Trennung schritt bis auf einen hestimmten Punkt, an welchem sie verbunden blieben, im- mer fort. Allmählig collabirte so die innere und später auch die äuſsere Haut des Eies. Die äuſsere Haut (p. 9.) ist halb durch- sichtig und mit kleinen warzigen Erhabenheiten versehen und scheint aus zwei Lamellen zu bestehen. An der inneren Haut befinden sich eine Menge kleiner, runder Ringe, welche in ihrer Mitte durchsichtig sind. Diese Ringe aber bestehen, wie eine stärkere Vergröſserung zeigt, aus vielen, einander nicht berühren- den, im Kreise gestellten Körnchen. Auſserdem zeigt sich ein noch weit gröſserer, dunkeler, runder Fleck, die Keimhaut (blastoderma), die schon mit bloſsem Auge als ein weiſses Pünkt- chen gesehen werden kann, von der inneren Haut des Eies et- was absteht und mit einem äuſserst zarten Hofe umgeben ist. Andere Eier des Hundes von ⅓ Linie im Durchmesser waren we- niger durchsichtig und mehr rundlich, als die eben beschriebenen. Sie hatten ebenfalls zwei Häute, von denen die äuſsere aber die Körnchen (oder Wärzchen) kaum erkennen lieſs, die innere da- gegen aus Körnchenhaufen bestehende, kleine Flecke zeigte. Die Keimhaut war dicker und nicht eben, wie in dem vorigen Fal- le, sondern hügelig. An der Mündung der Tube fand sich in dem- selben Fruchthälter frei ein sehr kleines, weiſses Körnchen, welches unter dem Microscope einen dunkelen Kern mit einem hellen Ringe zeigte. Ob dieses ein eben aus der Tube gefallenes Eichen war? (p. 11.) v. Bär untersuchte deshalb in den Tuben
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II. Das Ei v. d. Momente s. Lostrennung v. Eierstocke.
Kanincheneier sind auf der Stufe der Ausbildung, auf welcher
sich wenigstens 13tägige Hundeeier befinden (p. 131. 132.).
4. Karl Ernst von Bär (de ovi mamalium et hominis ge-
nesi 1827. 4. und Heusingers Zeitschrift II. S. 125. fgg.) hat
eine Reihe hierhergehörender Beobachtungen, vorzüglich an Hun-
den, angestellt. So hatte er (de ovi genesi p. 7.) oft Gelegen-
heit, eine halbe Linie im Durchmesser haltende Eichen zu beob-
achten. Diese waren vollkommen durchsichtig und lagen ganz
frei in der Höhlung des Fruchthälters. Bei der Untersuchung
unter dem Microscope ergab es sich, daſs sie von nicht ganz run-
der, sondern etwas länglicher Form waren (p. 8.). Anfangs schie-
nen sie nur eine einfache Haut zu haben. In weniger, als einer
Minute trennte sich aber die innere Membran von den beiden
Enden her von der äuſseren los, so daſs ein gebogener leerer
Raum zwischen beiden entstand. Diese Trennung schritt bis auf
einen hestimmten Punkt, an welchem sie verbunden blieben, im-
mer fort. Allmählig collabirte so die innere und später auch die
äuſsere Haut des Eies. Die äuſsere Haut (p. 9.) ist halb durch-
sichtig und mit kleinen warzigen Erhabenheiten versehen und
scheint aus zwei Lamellen zu bestehen. An der inneren Haut
befinden sich eine Menge kleiner, runder Ringe, welche in ihrer
Mitte durchsichtig sind. Diese Ringe aber bestehen, wie eine
stärkere Vergröſserung zeigt, aus vielen, einander nicht berühren-
den, im Kreise gestellten Körnchen. Auſserdem zeigt sich ein
noch weit gröſserer, dunkeler, runder Fleck, die Keimhaut
(blastoderma), die schon mit bloſsem Auge als ein weiſses Pünkt-
chen gesehen werden kann, von der inneren Haut des Eies et-
was absteht und mit einem äuſserst zarten Hofe umgeben ist.
Andere Eier des Hundes von ⅓ Linie im Durchmesser waren we-
niger durchsichtig und mehr rundlich, als die eben beschriebenen.
Sie hatten ebenfalls zwei Häute, von denen die äuſsere aber die
Körnchen (oder Wärzchen) kaum erkennen lieſs, die innere da-
gegen aus Körnchenhaufen bestehende, kleine Flecke zeigte. Die
Keimhaut war dicker und nicht eben, wie in dem vorigen Fal-
le, sondern hügelig. An der Mündung der Tube fand sich in dem-
selben Fruchthälter frei ein sehr kleines, weiſses Körnchen,
welches unter dem Microscope einen dunkelen Kern mit einem
hellen Ringe zeigte. Ob dieses ein eben aus der Tube gefallenes
Eichen war? (p. 11.) v. Bär untersuchte deshalb in den Tuben
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/64>, abgerufen am 22.11.2024.
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