Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.V. d. Fruchthälter ausgeseh. Membranen u. Flüssigk. cidua, sondern nur von zwei Lamellen des Chorion, anderseitserwähnt er der hinfälligen Haut, als einer rothen, zottigen und schwammigten Membran (Nov. Acta. Acad. Leopold. Carol. N. C. Vol. X. p. 141.). Nach Dutrochets Untersuchungen (Meck. Arch. V. S. 565.) ist sie bei dem Schaafe eine gefässlose Haut, welche durch Maceration in Schuppen abfällt. In einer Menge anderer Säugethiere haben sie Emmert (Meck. Arch. IV. S. 185.), Breschet (Mem. de l'acad. roy. de medecine. Vol. II. p. 36. III. u. a. v. a. O.), Velpeau (Embryologie p. 8.) u. A. gesehen. Der Letztere spricht sich dahin mit Bestimmtheit aus, dass die Ca- duca reflexa nur dem Menschen zukomme. c. Endlich gehen Einige in ihren Untersuchungen von den Thieren aus und erlau- ben sich von diesen Schlüsse über die Verhältnisse der decidua bei dem Menschen. So hatten wir schon oben gesehen, dass Oken auf diese Weise verfuhr. Jörg (die Zeugung S. 18. fgg. und Meissner anidmadvers. nonnullae ad doctrinam de se- cundinis et superfoetatione. Lips. 1819. 4. p. 2. fgg.) sah die gefässreiche innere Oberfläche des Fruchthälters für die decidua bei den Thieren an, hält sie daher zum Theil consequent mit der pla- centa materna für identisch und läugnet die Anwesenheit einer decidua reflexa in dem Menschen. v. Bär (Untersuchungen über die Gefässverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipz. 1828. Fol. p. 24.) spricht sich, nachdem er die Veränderungen der inneren Oberfläche der Gebärmutter beschrieben, geradezu für Okens Ansicht aus, dass decidua und Schleimhaut der Gebär- mutter eines und dasselbe seyen. Endlich ist hier noch die auf Irrthümern beruhende, abentheuerliche Ansicht von Coste (Revue medic. Fevrier. 1834. p. 285.) zu erwähnen. Nach ihm ist die sogenannte Caduca eine Art von Eiweiss, ähnlich dem der Vö- gel. Es existirt noch nicht in dem Uterus bei der Ankunft des Eies und bildet später um dasselbe eine homogene Masse, welche aus mehreren Lagen besteht. Nur an der Stelle des Embryo (tache embryonaire) ist es dünn und durchsichtig. Offenbar wird hier nur das schon längst durch Cuvier und Bär gekannte Eiweiss des Säugethiereies beschrieben. Wir selbst glauben nach unseren Beobachtungen folgendes hierüber festsetzen zu können. Da ohne Zweifel die decidua ein Product der Thätigkeit der Gebärmutter und nicht des Eies ist, so lässt es sich schon im Voraus erwar- ten, dass nur bei denjenigen Thieren diese Haut den hohen Grad 4
V. d. Fruchthälter ausgeseh. Membranen u. Flüssigk. cidua, sondern nur von zwei Lamellen des Chorion, anderseitserwähnt er der hinfälligen Haut, als einer rothen, zottigen und schwammigten Membran (Nov. Acta. Acad. Leopold. Carol. N. C. Vol. X. p. 141.). Nach Dutrochets Untersuchungen (Meck. Arch. V. S. 565.) ist sie bei dem Schaafe eine gefäſslose Haut, welche durch Maceration in Schuppen abfällt. In einer Menge anderer Säugethiere haben sie Emmert (Meck. Arch. IV. S. 185.), Breschet (Mém. de l’ácad. roy. de medecine. Vol. II. p. 36. III. u. a. v. a. O.), Velpeau (Embryologie p. 8.) u. A. gesehen. Der Letztere spricht sich dahin mit Bestimmtheit aus, daſs die Ca- duca reflexa nur dem Menschen zukomme. c. Endlich gehen Einige in ihren Untersuchungen von den Thieren aus und erlau- ben sich von diesen Schlüsse über die Verhältnisse der decidua bei dem Menschen. So hatten wir schon oben gesehen, daſs Oken auf diese Weise verfuhr. Jörg (die Zeugung S. 18. fgg. und Meissner anidmadvers. nonnullae ad doctrinam de se- cundinis et superfoetatione. Lips. 1819. 4. p. 2. fgg.) sah die gefäſsreiche innere Oberfläche des Fruchthälters für die decidua bei den Thieren an, hält sie daher zum Theil consequent mit der pla- centa materna für identisch und läugnet die Anwesenheit einer decidua reflexa in dem Menschen. v. Bär (Untersuchungen über die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipz. 1828. Fol. p. 24.) spricht sich, nachdem er die Veränderungen der inneren Oberfläche der Gebärmutter beschrieben, geradezu für Okens Ansicht aus, daſs decidua und Schleimhaut der Gebär- mutter eines und dasselbe seyen. Endlich ist hier noch die auf Irrthümern beruhende, abentheuerliche Ansicht von Coste (Revue medic. Février. 1834. p. 285.) zu erwähnen. Nach ihm ist die sogenannte Caduca eine Art von Eiweiſs, ähnlich dem der Vö- gel. Es existirt noch nicht in dem Uterus bei der Ankunft des Eies und bildet später um dasselbe eine homogene Masse, welche aus mehreren Lagen besteht. Nur an der Stelle des Embryo (tache embryonaire) ist es dünn und durchsichtig. Offenbar wird hier nur das schon längst durch Cuvier und Bär gekannte Eiweiſs des Säugethiereies beschrieben. Wir selbst glauben nach unseren Beobachtungen folgendes hierüber festsetzen zu können. Da ohne Zweifel die decidua ein Product der Thätigkeit der Gebärmutter und nicht des Eies ist, so läſst es sich schon im Voraus erwar- ten, daſs nur bei denjenigen Thieren diese Haut den hohen Grad 4
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V. d. Fruchthälter ausgeseh. Membranen u. Flüssigk.
cidua, sondern nur von zwei Lamellen des Chorion, anderseits
erwähnt er der hinfälligen Haut, als einer rothen, zottigen und
schwammigten Membran (Nov. Acta. Acad. Leopold. Carol. N.
C. Vol. X. p. 141.). Nach Dutrochets Untersuchungen (Meck.
Arch. V. S. 565.) ist sie bei dem Schaafe eine gefäſslose Haut,
welche durch Maceration in Schuppen abfällt. In einer Menge
anderer Säugethiere haben sie Emmert (Meck. Arch. IV. S. 185.),
Breschet (Mém. de l’ácad. roy. de medecine. Vol. II. p. 36.
III. u. a. v. a. O.), Velpeau (Embryologie p. 8.) u. A. gesehen. Der
Letztere spricht sich dahin mit Bestimmtheit aus, daſs die Ca-
duca reflexa nur dem Menschen zukomme. c. Endlich gehen
Einige in ihren Untersuchungen von den Thieren aus und erlau-
ben sich von diesen Schlüsse über die Verhältnisse der decidua
bei dem Menschen. So hatten wir schon oben gesehen, daſs
Oken auf diese Weise verfuhr. Jörg (die Zeugung S. 18. fgg.
und Meissner anidmadvers. nonnullae ad doctrinam de se-
cundinis et superfoetatione. Lips. 1819. 4. p. 2. fgg.) sah die
gefäſsreiche innere Oberfläche des Fruchthälters für die decidua bei
den Thieren an, hält sie daher zum Theil consequent mit der pla-
centa materna für identisch und läugnet die Anwesenheit einer
decidua reflexa in dem Menschen. v. Bär (Untersuchungen über
die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipz. 1828.
Fol. p. 24.) spricht sich, nachdem er die Veränderungen der
inneren Oberfläche der Gebärmutter beschrieben, geradezu für
Okens Ansicht aus, daſs decidua und Schleimhaut der Gebär-
mutter eines und dasselbe seyen. Endlich ist hier noch die auf
Irrthümern beruhende, abentheuerliche Ansicht von Coste (Revue
medic. Février. 1834. p. 285.) zu erwähnen. Nach ihm ist die
sogenannte Caduca eine Art von Eiweiſs, ähnlich dem der Vö-
gel. Es existirt noch nicht in dem Uterus bei der Ankunft des
Eies und bildet später um dasselbe eine homogene Masse, welche aus
mehreren Lagen besteht. Nur an der Stelle des Embryo (tache
embryonaire) ist es dünn und durchsichtig. Offenbar wird hier
nur das schon längst durch Cuvier und Bär gekannte Eiweiſs des
Säugethiereies beschrieben. Wir selbst glauben nach unseren
Beobachtungen folgendes hierüber festsetzen zu können. Da ohne
Zweifel die decidua ein Product der Thätigkeit der Gebärmutter
und nicht des Eies ist, so läſst es sich schon im Voraus erwar-
ten, daſs nur bei denjenigen Thieren diese Haut den hohen Grad
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