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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.

b. Die Vorstellung von Meckel. Dieser glaubt (menschliche
Anatomie IV. S. 702.) dass das Eichen in die weiche und lockere
Substanz der decidua dringe, die dadurch entstandene Lücke sich
wiederum schliesse und das Eichen nun innerhalb der Substanz
der hinfälligen Haut sich weiter entwickele.

c. Die Vorstellung von Carus. Sie ist ähnlich, fast iden-
tisch mit der von Meckel und besteht in Folgendem (Zur Schwan-
gerschaft Bd. 2. S. 7.). Das Eichen dringt in die weiche deci-
dua
und ist von ihrer Substanz überall umgeben. Die nach in-
nen liegende Schicht der decidua wird nun vorwärts gedrängt
und durch Vergrösserung zur reflexa, während die Eintrittsstelle
des Eichens verwächst und die Lücke sich schliesst. Dieser Mei-
nung pflichtet auch Heusinger (Zeitschr. für org. Physik II. S.
514.) bei.

5. Die Theorie der Einstülpung. Wenn man die decidua
für eine überall geschlossene Membran ansieht, welche in dieser
Qualität früher gebildet ist, als das Eichen in den Uterus eintritt,
so kann dieses, sobald es sich durch keine entstehende Oeffnung
in die Cavität derselben einen Weg zu bahnen vermag, nur zwi-
schen der äusseren Oberfläche der decidua und der inneren des
Uterus in den Fruchthälter eintreten und muss bei seiner weite-
ren Vergrösserung die losgelöste Lamelle der decidua vor sich
hertreiben und nicht sowohl in die Höhlung der decidua vera ein-
dringen, als diese verengen und so sich seinen eigenen Raum schaffen.
An der Stelle, wo es auf diese Weise die decidua vera ein-
stülpte, muss nothwendiger Weise eine Lücke entstehen, die, wenn
sie ausgefüllt wird, entweder durch eine Verlängerung der deci-
dua
oder durch eine neu entstehende Membran sich ersetzt. Diese
Einstülpungstheorie ist also unter den oben angegebenen Annah-
men eine von selbst sich ergebende Folge, und wenn auch Hunter
ihr schon sehr nahe war, indem er die beiden deciduae mit der
Einsackung des Herzbeutels verglich und vielleicht nur durch die
von ihm aufgestellte Angabe der drei Oeffnungen von ihrer voll-
ständigen Durchführung abgehalten wurde, so hat Lobstein merk-
würdiger Weise, indem er die Mündungen läugnete, diese Durch-
führung ganz ausser Acht gelassen. Von späteren Schriftstellern
haben sich vorzüglich folgende zu ihr bekannt:

a. F. J. Moreau (Essai sur la disposition de la membrane
caducque, sa formation et ses usages Paris
1814. bei Bre-

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.

b. Die Vorstellung von Meckel. Dieser glaubt (menschliche
Anatomie IV. S. 702.) daſs das Eichen in die weiche und lockere
Substanz der decidua dringe, die dadurch entstandene Lücke sich
wiederum schlieſse und das Eichen nun innerhalb der Substanz
der hinfälligen Haut sich weiter entwickele.

c. Die Vorstellung von Carus. Sie ist ähnlich, fast iden-
tisch mit der von Meckel und besteht in Folgendem (Zur Schwan-
gerschaft Bd. 2. S. 7.). Das Eichen dringt in die weiche deci-
dua
und ist von ihrer Substanz überall umgeben. Die nach in-
nen liegende Schicht der decidua wird nun vorwärts gedrängt
und durch Vergröſserung zur reflexa, während die Eintrittsstelle
des Eichens verwächst und die Lücke sich schlieſst. Dieser Mei-
nung pflichtet auch Heusinger (Zeitschr. für org. Physik II. S.
514.) bei.

5. Die Theorie der Einstülpung. Wenn man die decidua
für eine überall geschlossene Membran ansieht, welche in dieser
Qualität früher gebildet ist, als das Eichen in den Uterus eintritt,
so kann dieses, sobald es sich durch keine entstehende Oeffnung
in die Cavität derselben einen Weg zu bahnen vermag, nur zwi-
schen der äuſseren Oberfläche der decidua und der inneren des
Uterus in den Fruchthälter eintreten und muſs bei seiner weite-
ren Vergröſserung die losgelöste Lamelle der decidua vor sich
hertreiben und nicht sowohl in die Höhlung der decidua vera ein-
dringen, als diese verengen und so sich seinen eigenen Raum schaffen.
An der Stelle, wo es auf diese Weise die decidua vera ein-
stülpte, muſs nothwendiger Weise eine Lücke entstehen, die, wenn
sie ausgefüllt wird, entweder durch eine Verlängerung der deci-
dua
oder durch eine neu entstehende Membran sich ersetzt. Diese
Einstülpungstheorie ist also unter den oben angegebenen Annah-
men eine von selbst sich ergebende Folge, und wenn auch Hunter
ihr schon sehr nahe war, indem er die beiden deciduae mit der
Einsackung des Herzbeutels verglich und vielleicht nur durch die
von ihm aufgestellte Angabe der drei Oeffnungen von ihrer voll-
ständigen Durchführung abgehalten wurde, so hat Lobstein merk-
würdiger Weise, indem er die Mündungen läugnete, diese Durch-
führung ganz auſser Acht gelassen. Von späteren Schriftstellern
haben sich vorzüglich folgende zu ihr bekannt:

a. F. J. Moreau (Essai sur la disposition de la membrane
caducque, sa formation et ses usages Paris
1814. bei Bre-

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[68/0096] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. b. Die Vorstellung von Meckel. Dieser glaubt (menschliche Anatomie IV. S. 702.) daſs das Eichen in die weiche und lockere Substanz der decidua dringe, die dadurch entstandene Lücke sich wiederum schlieſse und das Eichen nun innerhalb der Substanz der hinfälligen Haut sich weiter entwickele. c. Die Vorstellung von Carus. Sie ist ähnlich, fast iden- tisch mit der von Meckel und besteht in Folgendem (Zur Schwan- gerschaft Bd. 2. S. 7.). Das Eichen dringt in die weiche deci- dua und ist von ihrer Substanz überall umgeben. Die nach in- nen liegende Schicht der decidua wird nun vorwärts gedrängt und durch Vergröſserung zur reflexa, während die Eintrittsstelle des Eichens verwächst und die Lücke sich schlieſst. Dieser Mei- nung pflichtet auch Heusinger (Zeitschr. für org. Physik II. S. 514.) bei. 5. Die Theorie der Einstülpung. Wenn man die decidua für eine überall geschlossene Membran ansieht, welche in dieser Qualität früher gebildet ist, als das Eichen in den Uterus eintritt, so kann dieses, sobald es sich durch keine entstehende Oeffnung in die Cavität derselben einen Weg zu bahnen vermag, nur zwi- schen der äuſseren Oberfläche der decidua und der inneren des Uterus in den Fruchthälter eintreten und muſs bei seiner weite- ren Vergröſserung die losgelöste Lamelle der decidua vor sich hertreiben und nicht sowohl in die Höhlung der decidua vera ein- dringen, als diese verengen und so sich seinen eigenen Raum schaffen. An der Stelle, wo es auf diese Weise die decidua vera ein- stülpte, muſs nothwendiger Weise eine Lücke entstehen, die, wenn sie ausgefüllt wird, entweder durch eine Verlängerung der deci- dua oder durch eine neu entstehende Membran sich ersetzt. Diese Einstülpungstheorie ist also unter den oben angegebenen Annah- men eine von selbst sich ergebende Folge, und wenn auch Hunter ihr schon sehr nahe war, indem er die beiden deciduae mit der Einsackung des Herzbeutels verglich und vielleicht nur durch die von ihm aufgestellte Angabe der drei Oeffnungen von ihrer voll- ständigen Durchführung abgehalten wurde, so hat Lobstein merk- würdiger Weise, indem er die Mündungen läugnete, diese Durch- führung ganz auſser Acht gelassen. Von späteren Schriftstellern haben sich vorzüglich folgende zu ihr bekannt: a. F. J. Moreau (Essai sur la disposition de la membrane caducque, sa formation et ses usages Paris 1814. bei Bre-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/96>, abgerufen am 22.11.2024.