Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Christiani Rosencreütz.
vnnd doch ohne weiter Gefahr so darvon kämen.
Hierzwischen hätten sich meine Gesellen auch außCupido il-
ludit Au-
tori.

den Betten gemacht/ vnd in dem Saal eingestelt,
zu denen füget ich mich auch/ vnd stellet mich/ als
wer ich erst auffgestanden. Nach dem Cupido al-
les fleissig verriglet/ kam er auch zu vns/ vnd mu-Mirae Cupi-
dinis laeti-
tiae.

ste ich jhm die Hand zeigen. Da befand sich dan-
noch ein tröpfflin Bluts/ dessen er wolgelacht/
auch den andern angezeigt/ sie solten meiner Acht
haben/ ich wurde in kurtzem veriaren. Vns wun-
dert alle wie Cupido könte so lustig sein: Vnd der
gesterigen trawrigen Geschicht/ so gar nichts ach-
tete: Aber da war kein trawren. Nuhn hätte sich
vnter deß auch vnser Praesidentin zur wegfart be-Praesidißae
vestitus lu-
gubris.

reittet. Die zog auff in gantz schwartzem Samet:
vnd trug doch jhren Lorbeerzweig: So hatten
auch jhre Jungfrawen alle Lorbeerzweig. Wie
nun alles fertig: Heisset vns die Jungfraw erst-
lich einen Trunck zu vns nemmen/ darnach bald
zur Procession fertig machen/ deßwegen wir vns
nit lang saumbten/ sondern folgeten jhr nach für
den Saal hinauß/ biß in den Hoff. Im Hoff
stunden sechs Sarch/ vnnd meineten meine Ge-
sellen anderst nit/ dann es legen die sechs Köni-
gliche Personen darinnen. Ich aber mercket den
bossen wol. Doch wust ich nit/ was man mit den
anderen thun würde. Bey jedem Sarch waren
acht vermumte Männer. So bald nun die Music
angieng (daß war so ein trawrig gravitetisch Mu-
sicieren/ daß ich mich entsetzet) huben die Männer
die Särch auff/ vnd musten wir/ wie wir geord-

net
G iij

Chriſtiani Roſencreuͤtz.
vnnd doch ohne weiter Gefahr ſo darvon kaͤmen.
Hierzwiſchen haͤtten ſich meine Geſellen auch außCupido il-
ludit Au-
tori.

den Betten gemacht/ vnd in dem Saal eingeſtelt,
zu denen fuͤget ich mich auch/ vnd ſtellet mich/ als
wer ich erſt auffgeſtanden. Nach dem Cupido al-
les fleiſſig verriglet/ kam er auch zu vns/ vnd mu-Miræ Cupi-
dinis læti-
tiæ.

ſte ich jhm die Hand zeigen. Da befand ſich dan-
noch ein troͤpfflin Bluts/ deſſen er wolgelacht/
auch den andern angezeigt/ ſie ſolten meiner Acht
haben/ ich wurde in kurtzem veriaren. Vns wun-
dert alle wie Cupido koͤnte ſo luſtig ſein: Vnd der
geſterigen trawrigen Geſchicht/ ſo gar nichts ach-
tete: Aber da war kein trawren. Nuhn haͤtte ſich
vnter deß auch vnſer Præſidentin zur wegfart be-Præſidißæ
veſtitus lu-
gubris.

reittet. Die zog auff in gantz ſchwartzem Samet:
vnd trug doch jhren Lorbeerzweig: So hatten
auch jhre Jungfrawen alle Lorbeerzweig. Wie
nun alles fertig: Heiſſet vns die Jungfraw erſt-
lich einen Trunck zu vns nemmen/ darnach bald
zur Proceſſion fertig machen/ deßwegen wir vns
nit lang ſaumbten/ ſondern folgeten jhr nach fuͤr
den Saal hinauß/ biß in den Hoff. Im Hoff
ſtunden ſechs Sarch/ vnnd meineten meine Ge-
ſellen anderſt nit/ dann es legen die ſechs Koͤni-
gliche Perſonen darinnen. Ich aber mercket den
boſſen wol. Doch wuſt ich nit/ was man mit den
anderen thun wuͤrde. Bey jedem Sarch waren
acht vermumte Maͤnner. So bald nun die Muſic
angieng (daß war ſo ein trawrig gravitetiſch Mu-
ſicieren/ daß ich mich entſetzet) huben die Maͤnner
die Saͤrch auff/ vnd muſten wir/ wie wir geord-

net
G iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tiani</hi> Ro&#x017F;encreu&#x0364;tz.</fw><lb/>
vnnd doch ohne weiter Gefahr &#x017F;o darvon ka&#x0364;men.<lb/>
Hierzwi&#x017F;chen ha&#x0364;tten &#x017F;ich meine Ge&#x017F;ellen auch auß<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Cupido il-<lb/>
ludit Au-<lb/>
tori.</hi></hi></note><lb/>
den Betten gemacht/ vnd in dem Saal einge&#x017F;telt,<lb/>
zu denen fu&#x0364;get ich mich auch/ vnd &#x017F;tellet mich/ als<lb/>
wer ich er&#x017F;t auffge&#x017F;tanden. Nach dem Cupido al-<lb/>
les flei&#x017F;&#x017F;ig verriglet/ kam er auch zu vns/ vnd mu-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Miræ Cupi-<lb/>
dinis læti-<lb/>
tiæ.</hi></hi></note><lb/>
&#x017F;te ich jhm die Hand zeigen. Da befand &#x017F;ich dan-<lb/>
noch ein tro&#x0364;pfflin Bluts/ de&#x017F;&#x017F;en er wolgelacht/<lb/>
auch den andern angezeigt/ &#x017F;ie &#x017F;olten meiner Acht<lb/>
haben/ ich wurde in kurtzem veriaren. Vns wun-<lb/>
dert alle wie Cupido ko&#x0364;nte &#x017F;o lu&#x017F;tig &#x017F;ein: Vnd der<lb/>
ge&#x017F;terigen trawrigen Ge&#x017F;chicht/ &#x017F;o gar nichts ach-<lb/>
tete: Aber da war kein trawren. Nuhn ha&#x0364;tte &#x017F;ich<lb/>
vnter deß auch vn&#x017F;er Pr<hi rendition="#aq">æ</hi>&#x017F;identin zur wegfart be-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Præ&#x017F;idißæ<lb/>
ve&#x017F;titus lu-<lb/>
gubris.</hi></hi></note><lb/>
reittet. Die zog auff in gantz &#x017F;chwartzem Samet:<lb/>
vnd trug doch jhren Lorbeerzweig: So hatten<lb/>
auch jhre Jungfrawen alle Lorbeerzweig. Wie<lb/>
nun alles fertig: Hei&#x017F;&#x017F;et vns die Jungfraw er&#x017F;t-<lb/>
lich einen Trunck zu vns nemmen/ darnach bald<lb/>
zur Proce&#x017F;&#x017F;ion fertig machen/ deßwegen wir vns<lb/>
nit lang &#x017F;aumbten/ &#x017F;ondern folgeten jhr nach fu&#x0364;r<lb/>
den Saal hinauß/ biß in den Hoff. Im Hoff<lb/>
&#x017F;tunden &#x017F;echs Sarch/ vnnd meineten meine Ge-<lb/>
&#x017F;ellen ander&#x017F;t nit/ dann es legen die &#x017F;echs Ko&#x0364;ni-<lb/>
gliche Per&#x017F;onen darinnen. Ich aber mercket den<lb/>
bo&#x017F;&#x017F;en wol. Doch wu&#x017F;t ich nit/ was man mit den<lb/>
anderen thun wu&#x0364;rde. Bey jedem Sarch waren<lb/>
acht vermumte Ma&#x0364;nner. So bald nun die Mu&#x017F;ic<lb/>
angieng (daß war &#x017F;o ein trawrig graviteti&#x017F;ch Mu-<lb/>
&#x017F;icieren/ daß ich mich ent&#x017F;etzet) huben die Ma&#x0364;nner<lb/>
die Sa&#x0364;rch auff/ vnd mu&#x017F;ten wir/ wie wir geord-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G iij</fw><fw place="bottom" type="catch">net</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0105] Chriſtiani Roſencreuͤtz. vnnd doch ohne weiter Gefahr ſo darvon kaͤmen. Hierzwiſchen haͤtten ſich meine Geſellen auch auß den Betten gemacht/ vnd in dem Saal eingeſtelt, zu denen fuͤget ich mich auch/ vnd ſtellet mich/ als wer ich erſt auffgeſtanden. Nach dem Cupido al- les fleiſſig verriglet/ kam er auch zu vns/ vnd mu- ſte ich jhm die Hand zeigen. Da befand ſich dan- noch ein troͤpfflin Bluts/ deſſen er wolgelacht/ auch den andern angezeigt/ ſie ſolten meiner Acht haben/ ich wurde in kurtzem veriaren. Vns wun- dert alle wie Cupido koͤnte ſo luſtig ſein: Vnd der geſterigen trawrigen Geſchicht/ ſo gar nichts ach- tete: Aber da war kein trawren. Nuhn haͤtte ſich vnter deß auch vnſer Præſidentin zur wegfart be- reittet. Die zog auff in gantz ſchwartzem Samet: vnd trug doch jhren Lorbeerzweig: So hatten auch jhre Jungfrawen alle Lorbeerzweig. Wie nun alles fertig: Heiſſet vns die Jungfraw erſt- lich einen Trunck zu vns nemmen/ darnach bald zur Proceſſion fertig machen/ deßwegen wir vns nit lang ſaumbten/ ſondern folgeten jhr nach fuͤr den Saal hinauß/ biß in den Hoff. Im Hoff ſtunden ſechs Sarch/ vnnd meineten meine Ge- ſellen anderſt nit/ dann es legen die ſechs Koͤni- gliche Perſonen darinnen. Ich aber mercket den boſſen wol. Doch wuſt ich nit/ was man mit den anderen thun wuͤrde. Bey jedem Sarch waren acht vermumte Maͤnner. So bald nun die Muſic angieng (daß war ſo ein trawrig gravitetiſch Mu- ſicieren/ daß ich mich entſetzet) huben die Maͤnner die Saͤrch auff/ vnd muſten wir/ wie wir geord- net Cupido il- ludit Au- tori. Miræ Cupi- dinis læti- tiæ. Præſidißæ veſtitus lu- gubris. G iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/105
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/105>, abgerufen am 29.04.2024.