Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Christiani Rosenereütz.
mant das best thun. Wie wir nun die Kugel also
eröffnet/ war nichts rohts mehr vorhanden/ son-
dern ein schön grosses schneeweises Ey: Daß
frewet vns zum höchsten/ daß es so wol gerahten.
Dann die Jungfraw besorget jmmer die Scha-
len wurde villeicht noch zu weich sein. Wir stun-
den vmb diß Ey herumber mit frewden/ als ob
wirs selbstgelegt hetten. Aber die Jungfraw ließOvum can-
didum.

es bald hinauß tragen/ wich auch selbsten wider
von vns vnd beschloß die Thür/ wie allwegen/
zu. Was sie aber darauß mit dem Ey gemacht/
oder ob etwas heimlichs mit jhm fürgenommen
worden/ weiß ich nit/ glaub es auch nit. Doch
musten wir abermal ein viertel stund bey einan-
der Pausieren/ biß daß dritte loch eröffnet wurde/
vnnd wir auff den vierdten Stock oder Boden
durch vnsere Adjumenten kamen. In diesem4 conclave.
Saal funden wir ein grossen kupfferin Kessel/
mit gelbem Sand gefüllet/ der wurde mit einem
schlechten Fewrlin erwärmet/ nachmalen daß
Ey darein verscharret/ daß es darinnen vollends
maturierte: Dieser Kessel war viereckend/ Auff
der einen seiten stunden diese zween verß mit gros-
sen Buchstaben geschrieben:

O. BLI. TO. BIT. MI. LI.
KANT. I. VOLT. BIT. TO. GOLT.

Auff der andern Seiten wahren diese drey
Wörtter.

H iij

Chriſtiani Roſenereuͤtz.
mant das beſt thun. Wie wir nun die Kugel alſo
eroͤffnet/ war nichts rohts mehr vorhanden/ ſon-
dern ein ſchoͤn groſſes ſchneeweiſes Ey: Daß
frewet vns zum hoͤchſten/ daß es ſo wol gerahten.
Dann die Jungfraw beſorget jmmer die Scha-
len wurde villeicht noch zu weich ſein. Wir ſtun-
den vmb diß Ey herumber mit frewden/ als ob
wirs ſelbſtgelegt hetten. Aber die Jungfraw ließOvum can-
didum.

es bald hinauß tragen/ wich auch ſelbſten wider
von vns vnd beſchloß die Thuͤr/ wie allwegen/
zu. Was ſie aber darauß mit dem Ey gemacht/
oder ob etwas heimlichs mit jhm fuͤrgenommen
worden/ weiß ich nit/ glaub es auch nit. Doch
muſten wir abermal ein viertel ſtund bey einan-
der Pauſieren/ biß daß dritte loch eroͤffnet wurde/
vnnd wir auff den vierdten Stock oder Boden
durch vnſere Adjumenten kamen. In dieſem4 conclave.
Saal funden wir ein groſſen kupfferin Keſſel/
mit gelbem Sand gefuͤllet/ der wurde mit einem
ſchlechten Fewrlin erwaͤrmet/ nachmalen daß
Ey darein verſcharꝛet/ daß es darinnen vollends
maturierte: Dieſer Keſſel war viereckend/ Auff
der einen ſeiten ſtunden dieſe zween verß mit groſ-
ſen Buchſtaben geſchrieben:

O. BLI. TO. BIT. MI. LI.
KANT. I. VOLT. BIT. TO. GOLT.

Auff der andern Seiten wahren dieſe drey
Woͤrtter.

H iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0121" n="117"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Chri&#x017F;tiani</hi> Ro&#x017F;enereu&#x0364;tz.</fw><lb/>
mant das be&#x017F;t thun. Wie wir nun die Kugel al&#x017F;o<lb/>
ero&#x0364;ffnet/ war nichts rohts mehr vorhanden/ &#x017F;on-<lb/>
dern ein &#x017F;cho&#x0364;n gro&#x017F;&#x017F;es &#x017F;chneewei&#x017F;es Ey: Daß<lb/>
frewet vns zum ho&#x0364;ch&#x017F;ten/ daß es &#x017F;o wol gerahten.<lb/>
Dann die Jungfraw be&#x017F;orget jmmer die Scha-<lb/>
len wurde villeicht noch zu weich &#x017F;ein. Wir &#x017F;tun-<lb/>
den vmb diß Ey herumber mit frewden/ als ob<lb/>
wirs &#x017F;elb&#x017F;tgelegt hetten. Aber die Jungfraw ließ<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Ovum can-<lb/>
didum.</hi></hi></note><lb/>
es bald hinauß tragen/ wich auch &#x017F;elb&#x017F;ten wider<lb/>
von vns vnd be&#x017F;chloß die Thu&#x0364;r/ wie allwegen/<lb/>
zu. Was &#x017F;ie aber darauß mit dem Ey gemacht/<lb/>
oder ob etwas heimlichs mit jhm fu&#x0364;rgenommen<lb/>
worden/ weiß ich nit/ glaub es auch nit. Doch<lb/>
mu&#x017F;ten wir abermal ein viertel &#x017F;tund bey einan-<lb/>
der Pau&#x017F;ieren/ biß daß dritte loch ero&#x0364;ffnet wurde/<lb/>
vnnd wir auff den vierdten Stock oder Boden<lb/>
durch vn&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Adjumenten</hi> kamen. In die&#x017F;em<note place="right">4 <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">conclave.</hi></hi></note><lb/>
Saal funden wir ein gro&#x017F;&#x017F;en kupfferin Ke&#x017F;&#x017F;el/<lb/>
mit gelbem Sand gefu&#x0364;llet/ der wurde mit einem<lb/>
&#x017F;chlechten Fewrlin erwa&#x0364;rmet/ nachmalen daß<lb/>
Ey darein ver&#x017F;char&#xA75B;et/ daß es darinnen vollends<lb/><hi rendition="#aq">maturierte</hi>: Die&#x017F;er Ke&#x017F;&#x017F;el war viereckend/ Auff<lb/>
der einen &#x017F;eiten &#x017F;tunden die&#x017F;e zween verß mit gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Buch&#x017F;taben ge&#x017F;chrieben:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">O. BLI. TO. BIT. MI. LI.</hi><lb/>
KANT. I. VOLT. BIT. TO. GOLT.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Auff der andern Seiten wahren die&#x017F;e drey<lb/>
Wo&#x0364;rtter.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H iij</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[117/0121] Chriſtiani Roſenereuͤtz. mant das beſt thun. Wie wir nun die Kugel alſo eroͤffnet/ war nichts rohts mehr vorhanden/ ſon- dern ein ſchoͤn groſſes ſchneeweiſes Ey: Daß frewet vns zum hoͤchſten/ daß es ſo wol gerahten. Dann die Jungfraw beſorget jmmer die Scha- len wurde villeicht noch zu weich ſein. Wir ſtun- den vmb diß Ey herumber mit frewden/ als ob wirs ſelbſtgelegt hetten. Aber die Jungfraw ließ es bald hinauß tragen/ wich auch ſelbſten wider von vns vnd beſchloß die Thuͤr/ wie allwegen/ zu. Was ſie aber darauß mit dem Ey gemacht/ oder ob etwas heimlichs mit jhm fuͤrgenommen worden/ weiß ich nit/ glaub es auch nit. Doch muſten wir abermal ein viertel ſtund bey einan- der Pauſieren/ biß daß dritte loch eroͤffnet wurde/ vnnd wir auff den vierdten Stock oder Boden durch vnſere Adjumenten kamen. In dieſem Saal funden wir ein groſſen kupfferin Keſſel/ mit gelbem Sand gefuͤllet/ der wurde mit einem ſchlechten Fewrlin erwaͤrmet/ nachmalen daß Ey darein verſcharꝛet/ daß es darinnen vollends maturierte: Dieſer Keſſel war viereckend/ Auff der einen ſeiten ſtunden dieſe zween verß mit groſ- ſen Buchſtaben geſchrieben: Ovum can- didum. 4 conclave. O. BLI. TO. BIT. MI. LI. KANT. I. VOLT. BIT. TO. GOLT. Auff der andern Seiten wahren dieſe drey Woͤrtter. H iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/121
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/121>, abgerufen am 29.04.2024.