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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. I.

DEr Marmor-Stein (MARMOR) ist ein harter und glatter Stein/ von vielerley Couleur, nach deren Unterscheid derselbe mit verschiedenen Nahmen beleget wird/ indem der weisse und weiche / Alabaster/ der schwartze/ Lapis Lydius, der rothe/ Porphyrites, der grüne/ Malakit, der grün-buntige Serpentin-Stein/ andere anderst benahmset werden: Wird hin und wieder in Europa gegraben/ und findet man denselben in der Graffschafft Idstein und Wißbaden in grosser Menge / von dannen er in Holland und anderstwo verführet wird.

§. 2.

Was den weissen Marmor anlanget/ so finden sich derselben unterschiedene Species, deren einige hart/ als der so genandte

LAPIS PARIUS,

welcher von einem alten Künstler/ so die Venus zum erstenmahl darauß gehauen/ seinen Nahmen hat: einige aber sehr zart und weich sind/ als der Alabaster oder

ALABASTRUM,

worauß nicht allein allerhand Geschirr und Haußrath gedrehet/ sondern auch einige Artzneyen / als das bekandte Unguentum Alabastrinum gemachet werden; und wann er zu einem Kalck gebrenner und calciniret wird/ so bekommet man den so genandten Spat oder Gypß/ Lateinisch

GYPSUM,

wie in des Wormii, Mus. pag. 64. und auß demselben bey dem Dale pag. 87. zu sehen. Wiewohlen andere auch den geringeren Alabaster-Stein selbsten SPATUM oder GYPSUM heissen/ wie bey dem Agricola und Christoph Entzeln/ in Corpor. Jur. Metall. pag. 55. zu sehen ist; wie dann Graff Marsigli in seiner Epistel del Fosforo Minerale noch verschiedene Gypß-Steine erzehlet hat. Dieser Gypß nun dienet hauptsächlich zur Stockatur-Arbeit in Fürstlichen und andern vornehmen Gemächern/ und wird auch von dem gemeinen Mann innerlich gegen die rothe Ruhr und andere Bauch-Flüsse mit Nutzen genommen/ indem er die böse Säure versüsset/ außtrucknet und stopffet / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 797. zeiget. So dienet er auch gegen das Blut-Speyen/ übermässiges Schwitzen und andere Gebrechen/ wie obbelobter Marsig. l. c. schreibet.

§. 3.

Zu dem schwartzen Marmor gehöret der bekandte Probier-Stein oder

LAPIS LYDIUS,

welcher zum erstenmahl auß Lydien gebracht/ und deßwegen so genennet worden: dienet das Silber und Gold darauff gegen die Streich-Nadeln zu probiren/ über welche man noch einen andern eisenfarbichten Marmor-Stein hat/ so in länglichten Stücken und Stangen wächset/ und der Meißnische Probier-Stein/ Lateinisch

BASALTES

genennet wird/ dessen Figur in des Boetij de Boot Tr. de Lapid. pag. 497. zu sehen; gleichwie die Italiäner einen grünen Marmor/ den sie VERDELLO nennen/ an statt unsers Probir-Steins gebrauchen/ worvon Wormius in Muse[unleserliches Material] pag. 43. kan nachgesehen werden.

§. 4.

Der rothe Marmor oder

PORPHYRITES

ist ein sehr harter Stein/ welchem durch das Reiben nichts oder sehr wenig abgehet / weßwegen er auch zu denen Mörsern und Reibsteinen/ worauff die Mahler ihre Farbe/ und die Apothecker ihre praeparata klein reiben/ angewendet wird/ und siehet man in Italien viele kostbare Seulen davon/ Vid. Boetius de Boot. l. c. p. 506.

§. 5.

Zu dem grünen Marmor-Stein gehöret der so genandte

MALACHITES, MOLOCHITES, LAPIS PAVONIUS

oder

MALAQUITTE,

dessen Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. l. 3. pag. 100. und 104. gedencket/ und bey denen Materialisten in unterschiedenen Sorten geführet wird; wiewohlen andere diesen Stein vor eine Art Jaspis halten: ist dunckel-grün/ wie die Malva/ daher er genennet/ und wird nach den Adern die er führet unterschieden. Er wird gegen den Donnerschlag/ Magen-Geschwär / schwere Geburt/ Krampff und schwere Noth gerühmet/ und kommet am Preiß dem Achat gleich / besiehe davon Boet. pag. 265. &amp;amp; Ettmüller. c. l. pag. 807.

§. 6.

Unter denen bunten und von Natur gemahlten Marmor-Steinen sind die

LAPIDES FLORENTINI

oder die Florentinische Marmor-Steine wohl am schönsten/ in welchen die Natur viel artige Figuren/ als Bäume/ Häusser/ Städte und dergleichen abgebildet/ wie in denen Figuren/ so im Anfang dieses Capitels beygesetzet/ zu sehen ist; dergleichen Steine auch auff dem Berg Sinai sollen gefunden werden/ wie in des Worm. Mus p. 44. davon bericht zu hohlen ist: wer-

§. I.

DEr Marmor-Stein (MARMOR) ist ein harter und glatter Stein/ von vielerley Couleur, nach deren Unterscheid derselbe mit verschiedenen Nahmen beleget wird/ indem der weisse und weiche / Alabaster/ der schwartze/ Lapis Lydius, der rothe/ Porphyrites, der grüne/ Malakit, der grün-buntige Serpentin-Stein/ andere anderst benahmset werden: Wird hin und wieder in Europa gegraben/ und findet man denselben in der Graffschafft Idstein und Wißbaden in grosser Menge / von dannen er in Holland und anderstwo verführet wird.

§. 2.

Was den weissen Marmor anlanget/ so finden sich derselben unterschiedene Species, deren einige hart/ als der so genandte

LAPIS PARIUS,

welcher von einem alten Künstler/ so die Venus zum erstenmahl darauß gehauen/ seinen Nahmen hat: einige aber sehr zart und weich sind/ als der Alabaster oder

ALABASTRUM,

worauß nicht allein allerhand Geschirr und Haußrath gedrehet/ sondern auch einige Artzneyen / als das bekandte Unguentum Alabastrinum gemachet werden; und wann er zu einem Kalck gebrenner und calciniret wird/ so bekommet man den so genandten Spat oder Gypß/ Lateinisch

GYPSUM,

wie in des Wormii, Mus. pag. 64. und auß demselben bey dem Dale pag. 87. zu sehen. Wiewohlen andere auch den geringeren Alabaster-Stein selbsten SPATUM oder GYPSUM heissen/ wie bey dem Agricola und Christoph Entzeln/ in Corpor. Jur. Metall. pag. 55. zu sehen ist; wie dann Graff Marsigli in seiner Epistel del Fosforo Minerale noch verschiedene Gypß-Steine erzehlet hat. Dieser Gypß nun dienet hauptsächlich zur Stockatur-Arbeit in Fürstlichen und andern vornehmen Gemächern/ und wird auch von dem gemeinen Mann innerlich gegen die rothe Ruhr und andere Bauch-Flüsse mit Nutzen genommen/ indem er die böse Säure versüsset/ außtrucknet und stopffet / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 797. zeiget. So dienet er auch gegen das Blut-Speyen/ übermässiges Schwitzen und andere Gebrechen/ wie obbelobter Marsig. l. c. schreibet.

§. 3.

Zu dem schwartzen Marmor gehöret der bekandte Probier-Stein oder

LAPIS LYDIUS,

welcher zum erstenmahl auß Lydien gebracht/ und deßwegen so genennet worden: dienet das Silber und Gold darauff gegen die Streich-Nadeln zu probiren/ über welche man noch einen andern eisenfarbichten Marmor-Stein hat/ so in länglichten Stücken und Stangen wächset/ und der Meißnische Probier-Stein/ Lateinisch

BASALTES

genennet wird/ dessen Figur in des Boëtij de Boot Tr. de Lapid. pag. 497. zu sehen; gleichwie die Italiäner einen grünen Marmor/ den sie VERDELLO nennen/ an statt unsers Probir-Steins gebrauchen/ worvon Wormius in Muse[unleserliches Material] pag. 43. kan nachgesehen werden.

§. 4.

Der rothe Marmor oder

PORPHYRITES

ist ein sehr harter Stein/ welchem durch das Reiben nichts oder sehr wenig abgehet / weßwegen er auch zu denen Mörsern und Reibsteinen/ worauff die Mahler ihre Farbe/ und die Apothecker ihre praeparata klein reiben/ angewendet wird/ und siehet man in Italien viele kostbare Seulen davon/ Vid. Boetius de Boot. l. c. p. 506.

§. 5.

Zu dem grünen Marmor-Stein gehöret der so genandte

MALACHITES, MOLOCHITES, LAPIS PAVONIUS

oder

MALAQUITTE,

dessen Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. l. 3. pag. 100. und 104. gedencket/ und bey denen Materialisten in unterschiedenen Sorten geführet wird; wiewohlen andere diesen Stein vor eine Art Jaspis halten: ist dunckel-grün/ wie die Malva/ daher er genennet/ und wird nach den Adern die er führet unterschieden. Er wird gegen den Donnerschlag/ Magen-Geschwär / schwere Geburt/ Krampff und schwere Noth gerühmet/ und kommet am Preiß dem Achat gleich / besiehe davon Boët. pag. 265. &amp;amp; Ettmüller. c. l. pag. 807.

§. 6.

Unter denen bunten und von Natur gemahlten Marmor-Steinen sind die

LAPIDES FLORENTINI

oder die Florentinische Marmor-Steine wohl am schönsten/ in welchen die Natur viel artige Figuren/ als Bäume/ Häusser/ Städte und dergleichen abgebildet/ wie in denen Figuren/ so im Anfang dieses Capitels beygesetzet/ zu sehen ist; dergleichen Steine auch auff dem Berg Sinai sollen gefunden werden/ wie in des Worm. Mus p. 44. davon bericht zu hohlen ist: wer-

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        <p>oder die Florentinische Marmor-Steine wohl am schönsten/ in welchen die Natur viel artige       Figuren/ als Bäume/ Häusser/ Städte und dergleichen abgebildet/ wie in denen Figuren/ so       im Anfang dieses Capitels beygesetzet/ zu sehen ist; dergleichen Steine auch auff dem Berg       Sinai sollen gefunden werden/ wie in des Worm. Mus p. 44. davon bericht zu hohlen ist: wer-
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[56/0100] §. I. DEr Marmor-Stein (MARMOR) ist ein harter und glatter Stein/ von vielerley Couleur, nach deren Unterscheid derselbe mit verschiedenen Nahmen beleget wird/ indem der weisse und weiche / Alabaster/ der schwartze/ Lapis Lydius, der rothe/ Porphyrites, der grüne/ Malakit, der grün-buntige Serpentin-Stein/ andere anderst benahmset werden: Wird hin und wieder in Europa gegraben/ und findet man denselben in der Graffschafft Idstein und Wißbaden in grosser Menge / von dannen er in Holland und anderstwo verführet wird. §. 2. Was den weissen Marmor anlanget/ so finden sich derselben unterschiedene Species, deren einige hart/ als der so genandte LAPIS PARIUS, welcher von einem alten Künstler/ so die Venus zum erstenmahl darauß gehauen/ seinen Nahmen hat: einige aber sehr zart und weich sind/ als der Alabaster oder ALABASTRUM, worauß nicht allein allerhand Geschirr und Haußrath gedrehet/ sondern auch einige Artzneyen / als das bekandte Unguentum Alabastrinum gemachet werden; und wann er zu einem Kalck gebrenner und calciniret wird/ so bekommet man den so genandten Spat oder Gypß/ Lateinisch GYPSUM, wie in des Wormii, Mus. pag. 64. und auß demselben bey dem Dale pag. 87. zu sehen. Wiewohlen andere auch den geringeren Alabaster-Stein selbsten SPATUM oder GYPSUM heissen/ wie bey dem Agricola und Christoph Entzeln/ in Corpor. Jur. Metall. pag. 55. zu sehen ist; wie dann Graff Marsigli in seiner Epistel del Fosforo Minerale noch verschiedene Gypß-Steine erzehlet hat. Dieser Gypß nun dienet hauptsächlich zur Stockatur-Arbeit in Fürstlichen und andern vornehmen Gemächern/ und wird auch von dem gemeinen Mann innerlich gegen die rothe Ruhr und andere Bauch-Flüsse mit Nutzen genommen/ indem er die böse Säure versüsset/ außtrucknet und stopffet / wie Ettmüllerus in Comment. Schroed. pag. 797. zeiget. So dienet er auch gegen das Blut-Speyen/ übermässiges Schwitzen und andere Gebrechen/ wie obbelobter Marsig. l. c. schreibet. §. 3. Zu dem schwartzen Marmor gehöret der bekandte Probier-Stein oder LAPIS LYDIUS, welcher zum erstenmahl auß Lydien gebracht/ und deßwegen so genennet worden: dienet das Silber und Gold darauff gegen die Streich-Nadeln zu probiren/ über welche man noch einen andern eisenfarbichten Marmor-Stein hat/ so in länglichten Stücken und Stangen wächset/ und der Meißnische Probier-Stein/ Lateinisch BASALTES genennet wird/ dessen Figur in des Boëtij de Boot Tr. de Lapid. pag. 497. zu sehen; gleichwie die Italiäner einen grünen Marmor/ den sie VERDELLO nennen/ an statt unsers Probir-Steins gebrauchen/ worvon Wormius in Muse_ pag. 43. kan nachgesehen werden. §. 4. Der rothe Marmor oder PORPHYRITES ist ein sehr harter Stein/ welchem durch das Reiben nichts oder sehr wenig abgehet / weßwegen er auch zu denen Mörsern und Reibsteinen/ worauff die Mahler ihre Farbe/ und die Apothecker ihre praeparata klein reiben/ angewendet wird/ und siehet man in Italien viele kostbare Seulen davon/ Vid. Boetius de Boot. l. c. p. 506. §. 5. Zu dem grünen Marmor-Stein gehöret der so genandte MALACHITES, MOLOCHITES, LAPIS PAVONIUS oder MALAQUITTE, dessen Pomet in seiner Histoire des Drogues Part. 3. l. 3. pag. 100. und 104. gedencket/ und bey denen Materialisten in unterschiedenen Sorten geführet wird; wiewohlen andere diesen Stein vor eine Art Jaspis halten: ist dunckel-grün/ wie die Malva/ daher er genennet/ und wird nach den Adern die er führet unterschieden. Er wird gegen den Donnerschlag/ Magen-Geschwär / schwere Geburt/ Krampff und schwere Noth gerühmet/ und kommet am Preiß dem Achat gleich / besiehe davon Boët. pag. 265. &amp;amp; Ettmüller. c. l. pag. 807. §. 6. Unter denen bunten und von Natur gemahlten Marmor-Steinen sind die LAPIDES FLORENTINI oder die Florentinische Marmor-Steine wohl am schönsten/ in welchen die Natur viel artige Figuren/ als Bäume/ Häusser/ Städte und dergleichen abgebildet/ wie in denen Figuren/ so im Anfang dieses Capitels beygesetzet/ zu sehen ist; dergleichen Steine auch auff dem Berg Sinai sollen gefunden werden/ wie in des Worm. Mus p. 44. davon bericht zu hohlen ist: wer-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/100>, abgerufen am 21.11.2024.