Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.oder Corallen-Blumen genenner werden/ so kan er sie doch vor keine Pflantzen oder Vegetabilia erkennen/ weilen sie weder Wurtzel/ Blätter/ noch einige Folia haben/ wodurch sie/ wie andere Kräuter/ könten genehret werden; Und ob sie schon äusserlich auch eine schleimichte Haut (welche dem gemeinen Irrthumb/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen / Ursach gegeben) umb sich haben/ so ist doch solche vor kein natürlich Häutchen/ wie an den Kräutern/ zu halten/ sondern vor eine Unreinigkeit des Meers/ welche sich umb die Corallen anhänget/ worvon der berühmte Svvammerdam in einer Epistel an obbelobten Bocconem c. l. pag. 177. gar schön handelt. Was aber Plinius von seinen rothen Beeren gedrucket/ ist im Grund erdichtet/ wie Wormius in Mus. pag. 231. erwiesen hat. §. 3. Die Corallen-Fischeren geschiehet von Anfang des Aprilis bis zu End des Julii, und werden offters 200 leichte Fahrzeuge darzu gebrauchet/ welche mit grossen Seegelen versehen sind / auf daß sie den Corsaren und Türckischen Galeeren entwischen können. Damit sie nun die Corallen/ welche unter hohen Ritzen und Felssen tieff im Meer wachsen/ hervorbingen mögen / so fügen die Fischer zwey Zimmer-Höltzer Creutz-weiß zusammen/ setzen in die Mitte ein groß Stück Bley/ das Holtz damit sinckend zu machen: alsdann binden sie Hanf oder langen Flachs umd die Höltzer/ und lassen denselben also zottig/ eines Fingers dick herab hangen: das Kreutz-Holtz aber binden sie mit zwey langen Seilern an das forder und hinder Theil des Schiffs / und also fahren sie neben den Felsen. So bald nun der Flachs oder Hanf an einen Corallen-Zweig kombt/ wickelt er sich umb denselben und ziehet ihn mit fort. Wann dann das Kreutz-Holtz soll gehoben werden/ müssen wohl 15. bis 20. Schiffe darzu helffen/ das sie dasselbe mit den Corallen hervorbringen/ von welchen doch viele abbrechen und wieder in das Meer fallen/ wie solches Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung und auß demselben Pomet pag. 163. und Marxius in der Teutschen Material-Kammer pag. 82. beschreiben. In der Barbarey aber sollen so geschickte und verwegene Wasser-Taucher seyn/ welche die Corallen mit Händen abreissen und vor den Augen Brillen-Gläser haben/ daß sie auch unter dem Wasser sehen können / wie Mallet solches in seiner Welt-Beschreibung Part. 1. pag. 1159. zeiget/ und in einem Kupffer-Stuck unter Augen geleget hat. §. 4. Sonsten werden die Corallen in Ansehen der couleur in rothe und weisse Unterscheiden. Zu jenen gehören auch die eine bleichere Färb/ wie Rosen haben; jedoch je röther sie sind/ je besser sie gehalten werden. Einige thun noch die dritte speciem, nemblich die schwartze Corallen hinzu/ welche doch etwas anders zu seyn scheinen/ indem sie viel zäher und wie Horn anzusehen sind/ auch lang und strack wachsen/ daß man sie an statt eines Stocks brauchen kan / wie mir neulich ein dergleichen Stück von Hn. Vito/ welcher sie auß Ost-Indien gebracht / verehret worden ist. Diese Art heisset sonsten Antipathes, dessen Abriß oben in der Figur zu sehen. Doch setzet Pomet auch in seiner Figur ein veritabel schwartzes/ welches doch nie gesehen hab. Indessen kan man von beyden gewisse Nachricht auß des Hn. Rumphen Beschreibung des Calbahars, im Anhang dieses Wercks/ finden. Von den beyden ersten haben die Materialisten noch verschiedene Sorten/ nachdem sie auß etwas schonen oder mittelmäsigen Corallen-Zincken / oder auch Fragmenris bestehen/ welche viel wolfeiler sind/ als die Zincken/ ob sie wohl einerley Krafft haben. Das Gewicht aber/ da die Corallen in Genua oder anderstwo ins groß verkauffet werden/ ist umb 15. pro cento grösser/ als sonsten das ordinari, nemblich 115. [unleserliches Material]. Genueser Corallen [unleserliches Material]. thun 100. [unleserliches Material]. Nürnberger. Deßgleichen ist auch zu Antorff/ Bruck und Bergen das Corallen-Gewicht umb 5. pro Cento grösser/ dann das Cölnische Gewicht/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 25. erwehnet. Die Dicke werden rarer und theurer gehalten/ welche die Japponeser sehr aestimiren/ vid. Franc. Calceolarius in Mus. Sect. I. pag. 3. §. 5. Was ihre Kräfften und Tugenden belanget/ so haben sie eine versüssende Krafft/ wormit sie alle Säuer im Leibe lindern und versüssen/ und also alle Auffwallung und effervescens in den Gedärmen und dem Geblüt verhindern: halten auch etwas an und stopffen in der rothen Ruhr/ Blut Stürtzungen und dergleichen; weßwegen sie in sehr vielen Kranckheiten des gantzen Leibs gebraucht werden/ wie Gansius in einem besondern Buch von den Corallen weitläufftig gezeiget hat/ dessen Begriff kürtzlich in meiner Historia Literaria, in Append. Miscell. Acad. Nat. Cur. Dec. 2. A. 2. zu finden ist. Einige wollen sie auch gegen die Hexerey und Zauber-Kranckheiten rühmen/ und so wohl auß verschiedenen Welt- berühmten Scribenten/ als Zoroast. Metrodori, Orphei, Alberti Magni, Paracelsi, Libavii und anderer Schrifften/ als auß der täglichen Erfahrung solches behaupten; wie dann obbelobter Gansius einen gewissen Medicum kennet/ welcher viele dergleichen Kranckheiten mit folgendem Recept, darinnen die rothe und weisse Corallen den Reyhen führen/ soll curirt haben: Rec. Corall. rubr. alb. oder Corallen-Blumen genenner werden/ so kan er sie doch vor keine Pflantzen oder Vegetabilia erkennen/ weilen sie weder Wurtzel/ Blätter/ noch einige Folia haben/ wodurch sie/ wie andere Kräuter/ könten genehret werden; Und ob sie schon äusserlich auch eine schleimichte Haut (welche dem gemeinen Irrthumb/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen / Ursach gegeben) umb sich haben/ so ist doch solche vor kein natürlich Häutchen/ wie an den Kräutern/ zu halten/ sondern vor eine Unreinigkeit des Meers/ welche sich umb die Corallen anhänget/ worvon der berühmte Svvammerdam in einer Epistel an obbelobten Bocconem c. l. pag. 177. gar schön handelt. Was aber Plinius von seinen rothen Beeren gedrucket/ ist im Grund erdichtet/ wie Wormius in Mus. pag. 231. erwiesen hat. §. 3. Die Corallen-Fischeren geschiehet von Anfang des Aprilis bis zu End des Julii, und werden offters 200 leichte Fahrzeuge darzu gebrauchet/ welche mit grossen Seegelen versehen sind / auf daß sie den Corsarẽ und Türckischen Galeeren entwischen können. Damit sie nun die Corallen/ welche unter hohen Ritzen und Felssen tieff im Meer wachsen/ hervorbingen mögen / so fügen die Fischer zwey Zimmer-Höltzer Creutz-weiß zusammen/ setzen in die Mitte ein groß Stück Bley/ das Holtz damit sinckend zu machen: alsdann binden sie Hanf oder langen Flachs umd die Höltzer/ und lassen denselben also zottig/ eines Fingers dick herab hangen: das Kreutz-Holtz aber binden sie mit zwey langen Seilern an das forder und hinder Theil des Schiffs / und also fahren sie neben den Felsen. So bald nun der Flachs oder Hanf an einen Corallen-Zweig kombt/ wickelt er sich umb denselben und ziehet ihn mit fort. Wann dann das Kreutz-Holtz soll gehoben werden/ müssen wohl 15. bis 20. Schiffe darzu helffen/ das sie dasselbe mit den Corallen hervorbringen/ von welchen doch viele abbrechen und wieder in das Meer fallen/ wie solches Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung und auß demselben Pomet pag. 163. und Marxius in der Teutschen Material-Kammer pag. 82. beschreiben. In der Barbarey aber sollen so geschickte und verwegene Wasser-Taucher seyn/ welche die Corallen mit Händen abreissen und vor den Augen Brillen-Gläser haben/ daß sie auch unter dem Wasser sehen können / wie Mallet solches in seiner Welt-Beschreibung Part. 1. pag. 1159. zeiget/ und in einem Kupffer-Stuck unter Augen geleget hat. §. 4. Sonsten werden die Corallen in Ansehen der couleur in rothe und weisse Unterscheiden. Zu jenen gehören auch die eine bleichere Färb/ wie Rosen haben; jedoch je röther sie sind/ je besser sie gehalten werden. Einige thun noch die dritte speciem, nemblich die schwartze Corallen hinzu/ welche doch etwas anders zu seyn scheinen/ indem sie viel zäher und wie Horn anzusehen sind/ auch lang und strack wachsen/ daß man sie an statt eines Stocks brauchen kan / wie mir neulich ein dergleichen Stück von Hn. Vito/ welcher sie auß Ost-Indien gebracht / verehret worden ist. Diese Art heisset sonsten Antipathes, dessen Abriß oben in der Figur zu sehen. Doch setzet Pomet auch in seiner Figur ein veritabel schwartzes/ welches doch nie gesehen hab. Indessen kan man von beyden gewisse Nachricht auß des Hn. Rumphen Beschreibung des Calbahars, im Anhang dieses Wercks/ finden. Von den beyden ersten haben die Materialisten noch verschiedene Sorten/ nachdem sie auß etwas schonen oder mittelmäsigẽ Corallen-Zincken / oder auch Fragmenris bestehen/ welche viel wolfeiler sind/ als die Zincken/ ob sie wohl einerley Krafft haben. Das Gewicht aber/ da die Corallen in Genua oder anderstwo ins groß verkauffet werden/ ist umb 15. pro cento grösser/ als sonsten das ordinari, nemblich 115. [unleserliches Material]. Genueser Corallen [unleserliches Material]. thun 100. [unleserliches Material]. Nürnberger. Deßgleichen ist auch zu Antorff/ Bruck und Bergen das Corallen-Gewicht umb 5. pro Cento grösser/ dann das Cölnische Gewicht/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 25. erwehnet. Die Dicke werden rarer und theurer gehalten/ welche die Japponeser sehr aestimiren/ vid. Franc. Calceolarius in Mus. Sect. I. pag. 3. §. 5. Was ihre Kräfften und Tugenden belanget/ so haben sie eine versüssende Krafft/ wormit sie alle Säuer im Leibe lindern und versüssen/ und also alle Auffwallung und effervescens in den Gedärmen und dem Geblüt verhindern: halten auch etwas an und stopffen in der rothen Ruhr/ Blut Stürtzungen und dergleichen; weßwegen sie in sehr vielen Kranckheiten des gantzen Leibs gebraucht werden/ wie Gansius in einem besondern Buch von den Corallen weitläufftig gezeiget hat/ dessen Begriff kürtzlich in meiner Historiâ Literariâ, in Append. Miscell. Acad. Nat. Cur. Dec. 2. A. 2. zu finden ist. Einige wollen sie auch gegen die Hexerey und Zauber-Kranckheiten rühmen/ und so wohl auß verschiedenen Welt- berühmten Scribenten/ als Zoroast. Metrodori, Orphei, Alberti Magni, Paracelsi, Libavii und anderer Schrifften/ als auß der täglichen Erfahrung solches behaupten; wie dann obbelobter Gansius einen gewissen Medicum kennet/ welcher viele dergleichen Kranckheiten mit folgendem Recept, darinnen die rothe und weisse Corallen den Reyhen führen/ soll curirt haben: Rec. Corall. rubr. alb. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0151" n="105"/> <p>oder Corallen-Blumen genenner werden/ so kan er sie doch vor keine Pflantzen oder Vegetabilia erkennen/ weilen sie weder Wurtzel/ Blätter/ noch einige Folia haben/ wodurch sie/ wie andere Kräuter/ könten genehret werden; Und ob sie schon äusserlich auch eine schleimichte Haut (welche dem gemeinen Irrthumb/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen / Ursach gegeben) umb sich haben/ so ist doch solche vor kein natürlich Häutchen/ wie an den Kräutern/ zu halten/ sondern vor eine Unreinigkeit des Meers/ welche sich umb die Corallen anhänget/ worvon der berühmte Svvammerdam in einer Epistel an obbelobten Bocconem c. l. pag. 177. gar schön handelt. Was aber Plinius von seinen rothen Beeren gedrucket/ ist im Grund erdichtet/ wie Wormius in Mus. pag. 231. erwiesen hat.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Die Corallen-Fischeren geschiehet von Anfang des Aprilis bis zu End des Julii, und werden offters 200 leichte Fahrzeuge darzu gebrauchet/ welche mit grossen Seegelen versehen sind / auf daß sie den Corsarẽ und Türckischen Galeeren entwischen können. Damit sie nun die Corallen/ welche unter hohen Ritzen und Felssen tieff im Meer wachsen/ hervorbingen mögen / so fügen die Fischer zwey Zimmer-Höltzer Creutz-weiß zusammen/ setzen in die Mitte ein groß Stück Bley/ das Holtz damit sinckend zu machen: alsdann binden sie Hanf oder langen Flachs umd die Höltzer/ und lassen denselben also zottig/ eines Fingers dick herab hangen: das Kreutz-Holtz aber binden sie mit zwey langen Seilern an das forder und hinder Theil des Schiffs / und also fahren sie neben den Felsen. So bald nun der Flachs oder Hanf an einen Corallen-Zweig kombt/ wickelt er sich umb denselben und ziehet ihn mit fort. Wann dann das Kreutz-Holtz soll gehoben werden/ müssen wohl 15. bis 20. Schiffe darzu helffen/ das sie dasselbe mit den Corallen hervorbringen/ von welchen doch viele abbrechen und wieder in das Meer fallen/ wie solches Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung und auß demselben Pomet pag. 163. und Marxius in der Teutschen Material-Kammer pag. 82. beschreiben. In der Barbarey aber sollen so geschickte und verwegene Wasser-Taucher seyn/ welche die Corallen mit Händen abreissen und vor den Augen Brillen-Gläser haben/ daß sie auch unter dem Wasser sehen können / wie Mallet solches in seiner Welt-Beschreibung Part. 1. pag. 1159. zeiget/ und in einem Kupffer-Stuck unter Augen geleget hat.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Sonsten werden die Corallen in Ansehen der couleur in rothe und weisse Unterscheiden. Zu jenen gehören auch die eine bleichere Färb/ wie Rosen haben; jedoch je röther sie sind/ je besser sie gehalten werden. Einige thun noch die dritte speciem, nemblich die schwartze Corallen hinzu/ welche doch etwas anders zu seyn scheinen/ indem sie viel zäher und wie Horn anzusehen sind/ auch lang und strack wachsen/ daß man sie an statt eines Stocks brauchen kan / wie mir neulich ein dergleichen Stück von Hn. Vito/ welcher sie auß Ost-Indien gebracht / verehret worden ist. Diese Art heisset sonsten Antipathes, dessen Abriß oben in der Figur zu sehen. Doch setzet Pomet auch in seiner Figur ein veritabel schwartzes/ welches doch nie gesehen hab. Indessen kan man von beyden gewisse Nachricht auß des Hn. Rumphen Beschreibung des Calbahars, im Anhang dieses Wercks/ finden. Von den beyden ersten haben die Materialisten noch verschiedene Sorten/ nachdem sie auß etwas schonen oder mittelmäsigẽ Corallen-Zincken / oder auch Fragmenris bestehen/ welche viel wolfeiler sind/ als die Zincken/ ob sie wohl einerley Krafft haben. Das Gewicht aber/ da die Corallen in Genua oder anderstwo ins groß verkauffet werden/ ist umb 15. pro cento grösser/ als sonsten das ordinari, nemblich 115. <gap reason="illegible"/>. Genueser Corallen <gap reason="illegible"/>. thun 100. <gap reason="illegible"/>. Nürnberger. Deßgleichen ist auch zu Antorff/ Bruck und Bergen das Corallen-Gewicht umb 5. pro Cento grösser/ dann das Cölnische Gewicht/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 25. erwehnet. Die Dicke werden rarer und theurer gehalten/ welche die Japponeser sehr aestimiren/ vid. Franc. Calceolarius in Mus. Sect. I. pag. 3.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Was ihre Kräfften und Tugenden belanget/ so haben sie eine versüssende Krafft/ wormit sie alle Säuer im Leibe lindern und versüssen/ und also alle Auffwallung und effervescens in den Gedärmen und dem Geblüt verhindern: halten auch etwas an und stopffen in der rothen Ruhr/ Blut Stürtzungen und dergleichen; weßwegen sie in sehr vielen Kranckheiten des gantzen Leibs gebraucht werden/ wie Gansius in einem besondern Buch von den Corallen weitläufftig gezeiget hat/ dessen Begriff kürtzlich in meiner Historiâ Literariâ, in Append. Miscell. Acad. Nat. Cur. Dec. 2. A. 2. zu finden ist. Einige wollen sie auch gegen die Hexerey und Zauber-Kranckheiten rühmen/ und so wohl auß verschiedenen Welt- berühmten Scribenten/ als Zoroast. Metrodori, Orphei, Alberti Magni, Paracelsi, Libavii und anderer Schrifften/ als auß der täglichen Erfahrung solches behaupten; wie dann obbelobter Gansius einen gewissen Medicum kennet/ welcher viele dergleichen Kranckheiten mit folgendem Recept, darinnen die rothe und weisse Corallen den Reyhen führen/ soll curirt haben:</p> <p>Rec. Corall. rubr.</p> <p>alb.</p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0151]
oder Corallen-Blumen genenner werden/ so kan er sie doch vor keine Pflantzen oder Vegetabilia erkennen/ weilen sie weder Wurtzel/ Blätter/ noch einige Folia haben/ wodurch sie/ wie andere Kräuter/ könten genehret werden; Und ob sie schon äusserlich auch eine schleimichte Haut (welche dem gemeinen Irrthumb/ daß die Corallen unter dem Wasser weich seyen / Ursach gegeben) umb sich haben/ so ist doch solche vor kein natürlich Häutchen/ wie an den Kräutern/ zu halten/ sondern vor eine Unreinigkeit des Meers/ welche sich umb die Corallen anhänget/ worvon der berühmte Svvammerdam in einer Epistel an obbelobten Bocconem c. l. pag. 177. gar schön handelt. Was aber Plinius von seinen rothen Beeren gedrucket/ ist im Grund erdichtet/ wie Wormius in Mus. pag. 231. erwiesen hat.
§. 3. Die Corallen-Fischeren geschiehet von Anfang des Aprilis bis zu End des Julii, und werden offters 200 leichte Fahrzeuge darzu gebrauchet/ welche mit grossen Seegelen versehen sind / auf daß sie den Corsarẽ und Türckischen Galeeren entwischen können. Damit sie nun die Corallen/ welche unter hohen Ritzen und Felssen tieff im Meer wachsen/ hervorbingen mögen / so fügen die Fischer zwey Zimmer-Höltzer Creutz-weiß zusammen/ setzen in die Mitte ein groß Stück Bley/ das Holtz damit sinckend zu machen: alsdann binden sie Hanf oder langen Flachs umd die Höltzer/ und lassen denselben also zottig/ eines Fingers dick herab hangen: das Kreutz-Holtz aber binden sie mit zwey langen Seilern an das forder und hinder Theil des Schiffs / und also fahren sie neben den Felsen. So bald nun der Flachs oder Hanf an einen Corallen-Zweig kombt/ wickelt er sich umb denselben und ziehet ihn mit fort. Wann dann das Kreutz-Holtz soll gehoben werden/ müssen wohl 15. bis 20. Schiffe darzu helffen/ das sie dasselbe mit den Corallen hervorbringen/ von welchen doch viele abbrechen und wieder in das Meer fallen/ wie solches Tavernier in seiner Reiß-Beschreibung und auß demselben Pomet pag. 163. und Marxius in der Teutschen Material-Kammer pag. 82. beschreiben. In der Barbarey aber sollen so geschickte und verwegene Wasser-Taucher seyn/ welche die Corallen mit Händen abreissen und vor den Augen Brillen-Gläser haben/ daß sie auch unter dem Wasser sehen können / wie Mallet solches in seiner Welt-Beschreibung Part. 1. pag. 1159. zeiget/ und in einem Kupffer-Stuck unter Augen geleget hat.
§. 4. Sonsten werden die Corallen in Ansehen der couleur in rothe und weisse Unterscheiden. Zu jenen gehören auch die eine bleichere Färb/ wie Rosen haben; jedoch je röther sie sind/ je besser sie gehalten werden. Einige thun noch die dritte speciem, nemblich die schwartze Corallen hinzu/ welche doch etwas anders zu seyn scheinen/ indem sie viel zäher und wie Horn anzusehen sind/ auch lang und strack wachsen/ daß man sie an statt eines Stocks brauchen kan / wie mir neulich ein dergleichen Stück von Hn. Vito/ welcher sie auß Ost-Indien gebracht / verehret worden ist. Diese Art heisset sonsten Antipathes, dessen Abriß oben in der Figur zu sehen. Doch setzet Pomet auch in seiner Figur ein veritabel schwartzes/ welches doch nie gesehen hab. Indessen kan man von beyden gewisse Nachricht auß des Hn. Rumphen Beschreibung des Calbahars, im Anhang dieses Wercks/ finden. Von den beyden ersten haben die Materialisten noch verschiedene Sorten/ nachdem sie auß etwas schonen oder mittelmäsigẽ Corallen-Zincken / oder auch Fragmenris bestehen/ welche viel wolfeiler sind/ als die Zincken/ ob sie wohl einerley Krafft haben. Das Gewicht aber/ da die Corallen in Genua oder anderstwo ins groß verkauffet werden/ ist umb 15. pro cento grösser/ als sonsten das ordinari, nemblich 115. _ . Genueser Corallen _ . thun 100. _ . Nürnberger. Deßgleichen ist auch zu Antorff/ Bruck und Bergen das Corallen-Gewicht umb 5. pro Cento grösser/ dann das Cölnische Gewicht/ wie Schurzius in seiner Material-Kammer pag. 25. erwehnet. Die Dicke werden rarer und theurer gehalten/ welche die Japponeser sehr aestimiren/ vid. Franc. Calceolarius in Mus. Sect. I. pag. 3.
§. 5. Was ihre Kräfften und Tugenden belanget/ so haben sie eine versüssende Krafft/ wormit sie alle Säuer im Leibe lindern und versüssen/ und also alle Auffwallung und effervescens in den Gedärmen und dem Geblüt verhindern: halten auch etwas an und stopffen in der rothen Ruhr/ Blut Stürtzungen und dergleichen; weßwegen sie in sehr vielen Kranckheiten des gantzen Leibs gebraucht werden/ wie Gansius in einem besondern Buch von den Corallen weitläufftig gezeiget hat/ dessen Begriff kürtzlich in meiner Historiâ Literariâ, in Append. Miscell. Acad. Nat. Cur. Dec. 2. A. 2. zu finden ist. Einige wollen sie auch gegen die Hexerey und Zauber-Kranckheiten rühmen/ und so wohl auß verschiedenen Welt- berühmten Scribenten/ als Zoroast. Metrodori, Orphei, Alberti Magni, Paracelsi, Libavii und anderer Schrifften/ als auß der täglichen Erfahrung solches behaupten; wie dann obbelobter Gansius einen gewissen Medicum kennet/ welcher viele dergleichen Kranckheiten mit folgendem Recept, darinnen die rothe und weisse Corallen den Reyhen führen/ soll curirt haben:
Rec. Corall. rubr.
alb.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |