Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Biesem und Amber miscirt ist/ weßwegen dieser Saamen auch von den Frantzosen l' Ambrette genennet wird.

§. 2.

Das Gewächs/ daran sich diese wohl-riechende Körner finden/ ist in Ost-Indien/ Egypten / America/ in den Antillen-Insulen/ und besonders in der Insul Martinique anzutreffen/ welches letztere die besten Körner gibet: Ist eine Art Fellriß und wird deßwegen auch von den Botanicis Alcea Indica Villosa, von andern aber Althaea AEgyptiaca genennet: wächset gerad über sich / hat breite/ grosse und grüne Blätter/ so wie Sammet anzugreiffen: trägt gelbe Glocken-Blumen / nach welchen dreyeckichte/ außwendig braune und inwendig weisse Hülsen/ eines Fingers lang folgen/ welche den Saamen in sich halten/ wie alles gar schön im zweyten Theil des Horti Malab. Fig. 38. unter Augen geleget wird.

§. 3.

Weilen aber diese Körner mit der Zeit ihren Geruch verlieren/ so muß man zusehen/ daß man keine alt - verlegene und wurmstichichte Waare überkomme/ sondern nach dem noch frischen Saamen/ welcher doch recht außgetrucknet sey/ auch vollkommene und dicke Körner und einen noch guten Geruch habe/ trachte.

§. 4.

Was den Gebrauch dieser Körner anlanget/ so werden sie in der Medicin noch sonderlich nicht verschrieben/ und findet man auch wenig oder gar nichts von ihren Qualitäten und Tugenden bey den Scribenten/ ausser daß Ettmüllerus mit sehr wenigen Worten in seinem Comment. in Schroed. setzet/ daß man diesen Saamen in Spiritu Vini lege/ und demselben einen Biesem-Geschmack damit zuwegen bringe. Unterdessen warnet und erinnert Mons. Pomet in seiner Historia Simpl. pag. 29. daß wann man nicht wohl wisse damit umbzugehen/ man diese Körner nicht leicht unter andere Dinge mische/ solchen einen Geruch damit zu machen/ weilen an statt eines Biesems-Geruch man leichtlich alles verderben könne. Sonsten aber bedienen sich die Parfumirer in Italien dieses Saamens/ welcher auch eingeschnürt und zu Rosen-Kräntzen/ Hals- und Arm-Bändern (welche vornehme Damen des guten Geruchs wegen tragen) zubereitet und also von den Gänglern und Italiänern hin und wider verkauffet wird.

Das II. Capitel /lbVon dem AMOMO und der Rosen von Jericho.

[Abbildung]

Biesem und Amber miscirt ist/ weßwegen dieser Saamen auch von den Frantzosen l' Ambrette genennet wird.

§. 2.

Das Gewächs/ daran sich diese wohl-riechende Körner finden/ ist in Ost-Indien/ Egypten / America/ in den Antillen-Insulen/ und besonders in der Insul Martinique anzutreffen/ welches letztere die besten Körner gibet: Ist eine Art Fellriß und wird deßwegen auch von den Botanicis Alcea Indica Villosa, von andern aber Althaea AEgyptiaca genennet: wächset gerad über sich / hat breite/ grosse und grüne Blätter/ so wie Sammet anzugreiffen: trägt gelbe Glocken-Blumen / nach welchen dreyeckichte/ außwendig braune und inwendig weisse Hülsen/ eines Fingers lang folgen/ welche den Saamen in sich halten/ wie alles gar schön im zweyten Theil des Horti Malab. Fig. 38. unter Augen geleget wird.

§. 3.

Weilen aber diese Körner mit der Zeit ihren Geruch verlieren/ so muß man zusehen/ daß man keine alt - verlegene und wurmstichichte Waare überkomme/ sondern nach dem noch frischen Saamen/ welcher doch recht außgetrucknet sey/ auch vollkommene und dicke Körner und einen noch guten Geruch habe/ trachte.

§. 4.

Was den Gebrauch dieser Körner anlanget/ so werden sie in der Medicin noch sonderlich nicht verschrieben/ und findet man auch wenig oder gar nichts von ihren Qualitäten und Tugenden bey den Scribenten/ ausser daß Ettmüllerus mit sehr wenigen Worten in seinem Comment. in Schroed. setzet/ daß man diesen Saamen in Spiritu Vini lege/ und demselben einen Biesem-Geschmack damit zuwegen bringe. Unterdessen warnet und erinnert Mons. Pomet in seiner Historiâ Simpl. pag. 29. daß wann man nicht wohl wisse damit umbzugehen/ man diese Körner nicht leicht unter andere Dinge mische/ solchen einen Geruch damit zu machen/ weilen an statt eines Biesems-Geruch man leichtlich alles verderben könne. Sonsten aber bedienen sich die Parfumirer in Italien dieses Saamens/ welcher auch eingeschnürt und zu Rosen-Kräntzen/ Hals- und Arm-Bändern (welche vornehme Damen des guten Geruchs wegen tragen) zubereitet und also von den Gänglern und Italiänern hin und wider verkauffet wird.

Das II. Capitel /lbVon dem AMOMO und der Rosen von Jericho.

[Abbildung]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0154" n="108"/>
Biesem und Amber miscirt ist/ weßwegen dieser Saamen auch von den Frantzosen l'       Ambrette genennet wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Das Gewächs/ daran sich diese wohl-riechende Körner finden/ ist in Ost-Indien/ Egypten /       America/ in den Antillen-Insulen/ und besonders in der Insul Martinique anzutreffen/ welches       letztere die besten Körner gibet: Ist eine Art Fellriß und wird deßwegen auch von den Botanicis       Alcea Indica Villosa, von andern aber Althaea AEgyptiaca genennet: wächset gerad über sich /       hat breite/ grosse und grüne Blätter/ so wie Sammet anzugreiffen: trägt gelbe Glocken-Blumen      / nach welchen dreyeckichte/ außwendig braune und inwendig weisse Hülsen/ eines Fingers lang       folgen/ welche den Saamen in sich halten/ wie alles gar schön im zweyten Theil des Horti       Malab. Fig. 38. unter Augen geleget wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Weilen aber diese Körner mit der Zeit ihren Geruch verlieren/ so muß man zusehen/ daß man       keine alt - verlegene und wurmstichichte Waare überkomme/ sondern nach dem noch frischen       Saamen/ welcher doch recht außgetrucknet sey/ auch vollkommene und dicke Körner und einen       noch guten Geruch habe/ trachte.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Was den Gebrauch dieser Körner anlanget/ so werden sie in der Medicin noch sonderlich nicht       verschrieben/ und findet man auch wenig oder gar nichts von ihren Qualitäten und Tugenden bey       den Scribenten/ ausser daß Ettmüllerus mit sehr wenigen Worten in seinem Comment. in Schroed.       setzet/ daß man diesen Saamen in Spiritu Vini lege/ und demselben einen Biesem-Geschmack       damit zuwegen bringe. Unterdessen warnet und erinnert Mons. Pomet in seiner Historiâ Simpl.       pag. 29. daß wann man nicht wohl wisse damit umbzugehen/ man diese Körner nicht leicht unter       andere Dinge mische/ solchen einen Geruch damit zu machen/ weilen an statt eines       Biesems-Geruch man leichtlich alles verderben könne. Sonsten aber bedienen sich die Parfumirer       in Italien dieses Saamens/ welcher auch eingeschnürt und zu Rosen-Kräntzen/ Hals- und       Arm-Bändern (welche vornehme Damen des guten Geruchs wegen tragen) zubereitet und also von den       Gänglern und Italiänern hin und wider verkauffet wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>Das II. Capitel /lbVon dem AMOMO und der Rosen von Jericho.</head>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[108/0154] Biesem und Amber miscirt ist/ weßwegen dieser Saamen auch von den Frantzosen l' Ambrette genennet wird. §. 2. Das Gewächs/ daran sich diese wohl-riechende Körner finden/ ist in Ost-Indien/ Egypten / America/ in den Antillen-Insulen/ und besonders in der Insul Martinique anzutreffen/ welches letztere die besten Körner gibet: Ist eine Art Fellriß und wird deßwegen auch von den Botanicis Alcea Indica Villosa, von andern aber Althaea AEgyptiaca genennet: wächset gerad über sich / hat breite/ grosse und grüne Blätter/ so wie Sammet anzugreiffen: trägt gelbe Glocken-Blumen / nach welchen dreyeckichte/ außwendig braune und inwendig weisse Hülsen/ eines Fingers lang folgen/ welche den Saamen in sich halten/ wie alles gar schön im zweyten Theil des Horti Malab. Fig. 38. unter Augen geleget wird. §. 3. Weilen aber diese Körner mit der Zeit ihren Geruch verlieren/ so muß man zusehen/ daß man keine alt - verlegene und wurmstichichte Waare überkomme/ sondern nach dem noch frischen Saamen/ welcher doch recht außgetrucknet sey/ auch vollkommene und dicke Körner und einen noch guten Geruch habe/ trachte. §. 4. Was den Gebrauch dieser Körner anlanget/ so werden sie in der Medicin noch sonderlich nicht verschrieben/ und findet man auch wenig oder gar nichts von ihren Qualitäten und Tugenden bey den Scribenten/ ausser daß Ettmüllerus mit sehr wenigen Worten in seinem Comment. in Schroed. setzet/ daß man diesen Saamen in Spiritu Vini lege/ und demselben einen Biesem-Geschmack damit zuwegen bringe. Unterdessen warnet und erinnert Mons. Pomet in seiner Historiâ Simpl. pag. 29. daß wann man nicht wohl wisse damit umbzugehen/ man diese Körner nicht leicht unter andere Dinge mische/ solchen einen Geruch damit zu machen/ weilen an statt eines Biesems-Geruch man leichtlich alles verderben könne. Sonsten aber bedienen sich die Parfumirer in Italien dieses Saamens/ welcher auch eingeschnürt und zu Rosen-Kräntzen/ Hals- und Arm-Bändern (welche vornehme Damen des guten Geruchs wegen tragen) zubereitet und also von den Gänglern und Italiänern hin und wider verkauffet wird. Das II. Capitel /lbVon dem AMOMO und der Rosen von Jericho. [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/154
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/154>, abgerufen am 27.11.2024.