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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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und auff der Erd liegende Gewächse/ welches von Rajo in Hist. Plant. Tom. 1. L. 13. cap. 17. p. 669. Herba Paris Brasiliana genennet wird: Pomet aber in seiner Frantzöisch-geschriebenen Historie der Materialien (auß welcher unser Abriß genommen) schreibet/ daß solches theils auff der Erd krieche/ theils aber in die Höhe wachse/ hätte länglichte-außgespitzte Blätter/ wie die Parietariae oder Tag und Nacht/ auch weisse Blümcher und gelbe Beerlein/ welche/ wann sie reiffworden/ dunckel-roth seyen. Wo es aber eigentlich in West-Indien zu finden seye / davon sind unter denen Kauff-Leuten und Indianischen Scribenten verschiedene Meynumgen. Grenerius, ein Kauffmann von Paris/ schreibet in seinen Anmerckungen über des Helvetii Gebrauch dieser Wurtzel/ daß man sie auß Peru, überkomme/ hergegen Piso und Marggravius, und andere sagen/ daß sie in Brasilien/ umb die gegend Rio de Genecyn gefunden werde. Pomet endlich gibt vor/ daß die braune und weisse auß Brasilien: die gelbe aber auß Peru, über Cadix herauß gebracht werde. Unterdessen kan es wohl seyn/ daß dieses Kraut in allen beyden Provintzen gefunden/ oder die Wurtzel auß einer in die andere gebracht und verkauffet werde / wie der berühmte Hr. Leibnitz beyde Meynungen in seinem Brieffe/ so er an die curiose Teutsche Societat von dem neuen Americanischen Medicament gegen die rothe Ruhr im Lateinischen herauß gegeben/ zu vereinigen suchet.

§. 3.

Sonsten gibt es unterschiedene Gattungen von dieser Wurtzel/ dann schon Piso in seiner Histor. Nat. &amp;amp; Med. Brasiliae Lib. 4. cap. 53. p. 131. zweyerley benambset / nemblich die schwartzbraune und die weisse. Jene ist die gemeineste/ so zu uns gebracht wird: diese aber/ so von den Portugiesen Ipecacuanha Blanca genennet wird/ ist viel rarer und in Europa nicht im Gebrauch/ soll wie das Been album oder wie die weisse Diptam-Wurtzel außsehen. Welcher obenberührter Herr Pomet in dem Anhang seiner Materialien-Historie, die dritte Gattung / nemblich/ die Gelbe hinzusetzet/ welche in der Höhe der Gold-Bergen gefunden werden soll / weßwegen solche die beste/ doch auch die rarest- und theureste von ihm gehalten wird.

§. 4.

Bey Einkauffung und Verschreibung dieser Wurtzel ist wohl in Acht zu nehmen/ daß die glatte Zasern davon abgesöndert/ und nur dasjenige/ was rauh und viele Ringlein hat/ außerlesen werde/ indem jene keine Krafft haben und doch das Gewicht und Preiß vermehren. Es muß auch die Wurtzel nicht zu alt/ sonder zähe/ dicht/ fleischicht und hartzicht seyn/ weßwegen diejenige am besten ist/ so eine dicke Schale oder Rinde hat/ und wann sie die rothe ist/ so hat und führet sie nebst einem scharff- und bittern Geschmack etwas schleimichtes/ so man sie im Munde kauet/ mit sich und gehet mitten ein Fäserlein/ gleich einem dicken Zwirn-Faden dadurch/ welches eben den Geschmack hat.

§. 5.

Was deren Nutzen und Gebrauch anlanget/ so pfleget sie zwar oben herauß durch Erbrechen zu purgiere/ doch aber also/ daß sie eine zusammenziehend- und anhaltende Krafft zurück lasse und zu gleich durch die Schweislöcher außtreibe; weßwegen sie dann hauptsächtlich in der rothen und weissen Ruhr/ sie seye auch so gifftig und ansteckend als sie wolle/ vortreffliche Würckung thut/ und dadurch in dem letzteren Krieg bey der Frantzöischen Armee und von dem berühmten Holläudischen Medico D. Helvetio in Pariß viele hundert Personen sind erhalten worden / obwohlen demselben/ da er sich die Erfindung dieses Mittels zugemessen/ von einem Kauffman zu Pariß ein grosser Process an Hals gehänget/ und endlich durch einen Außspruck des Parlaments geschlichtet worden/ darvon weitläufftiger in meinen/ Polychrestis Exoticis, und absonderlich in der Disputation von dieser Wurtzel c. 1. §. 2. gehandelt wird. Der seel. Hr. D. Hermann, weyland Prof. Bontan. zu Leyden hat sie in denen Wechsel-Fiebern auch sehr gut befunden/ wie er in seinem berühmten geschriebenen Collegio über die Materialien bezeuget / und pflege ich sie auch in andern Kranckheiten/ wo eines Brechmittels vonnöthen/ entweder allein/ oder mit andern Artzneyen zu verschreiben/ dann sie gar gelind würcket und den Leuten nach dieser Wurtzel Gebrauch gantz wohl und ruhig ist/ wie Piso schon zu seiner Zeit in Acht genommen hat.

§. 6.

Ehe man aber diese Ipecacuanham denjenigen so mit der rothen und weissen Ruhr behafftet sind verordne/ muß man zuvor zusehen/ ob der Magen Gedärme und übriges Eingeweid noch nicht entzündet oder gar mit einer Fäulung und kalten Brand angestecket seyen/ welches auß einem cadaverosen und abscheulichen Gestanck abzumercken; dann den solchen Umbständen dieses Medicament keine statt findet/ wie Doct. Helvetius in seinem Bericht davon wohl anmercket / welcher doch hierinnen sick zu irren scheinet/ wann er vorgibt/ man solle nach Einnehmung dieser Wurtzel das Erbrechen mit Gewalt zurück halten/ indem solches vielmehr zu befördern als zu hemmen ist. Man soll auch nicht erschrecken/ wann so bald drauf ein Eckel/ Bangichkeit und dergleichen erfolgen/ dann wo dieses nicht ist und auch weder Erbrechen oder Stuhlgang darauff erfolget/ wird der Krancke gemei-

und auff der Erd liegende Gewächse/ welches von Rajo in Hist. Plant. Tom. 1. L. 13. cap. 17. p. 669. Herba Paris Brasiliana genennet wird: Pomet aber in seiner Frantzöisch-geschriebenen Historie der Materialien (auß welcher unser Abriß genommen) schreibet/ daß solches theils auff der Erd krieche/ theils aber in die Höhe wachse/ hätte länglichte-außgespitzte Blätter/ wie die Parietariae oder Tag und Nacht/ auch weisse Blümcher und gelbe Beerlein/ welche/ wann sie reiffworden/ dunckel-roth seyen. Wo es aber eigentlich in West-Indien zu finden seye / davon sind unter denen Kauff-Leuten und Indianischen Scribenten verschiedene Meynumgen. Grenerius, ein Kauffmann von Paris/ schreibet in seinen Anmerckungen über des Helvetii Gebrauch dieser Wurtzel/ daß man sie auß Peru, überkomme/ hergegen Piso und Marggravius, und andere sagen/ daß sie in Brasilien/ umb die gegend Rio de Genecyn gefunden werde. Pomet endlich gibt vor/ daß die braune und weisse auß Brasilien: die gelbe aber auß Peru, über Cadix herauß gebracht werde. Unterdessen kan es wohl seyn/ daß dieses Kraut in allen beyden Provintzen gefunden/ oder die Wurtzel auß einer in die andere gebracht und verkauffet werde / wie der berühmte Hr. Leibnitz beyde Meynungen in seinem Brieffe/ so er an die curiose Teutsche Societàt von dem neuen Americanischen Medicament gegen die rothe Ruhr im Lateinischen herauß gegeben/ zu vereinigen suchet.

§. 3.

Sonsten gibt es unterschiedene Gattungen von dieser Wurtzel/ dann schon Piso in seiner Histor. Nat. &amp;amp; Med. Brasiliae Lib. 4. cap. 53. p. 131. zweyerley benambset / nemblich die schwartzbraune und die weisse. Jene ist die gemeineste/ so zu uns gebracht wird: diese aber/ so von den Portugiesen Ipecacuanha Blanca genennet wird/ ist viel rarer und in Europa nicht im Gebrauch/ soll wie das Been album oder wie die weisse Diptam-Wurtzel außsehen. Welcher obenberührter Herr Pomet in dem Anhang seiner Materialien-Historie, die dritte Gattung / nemblich/ die Gelbe hinzusetzet/ welche in der Höhe der Gold-Bergen gefunden werden soll / weßwegen solche die beste/ doch auch die rarest- und theureste von ihm gehalten wird.

§. 4.

Bey Einkauffung und Verschreibung dieser Wurtzel ist wohl in Acht zu nehmen/ daß die glatte Zasern davon abgesöndert/ und nur dasjenige/ was rauh und viele Ringlein hat/ außerlesen werde/ indem jene keine Krafft haben und doch das Gewicht und Preiß vermehren. Es muß auch die Wurtzel nicht zu alt/ sonder zähe/ dicht/ fleischicht und hartzicht seyn/ weßwegen diejenige am besten ist/ so eine dicke Schale oder Rinde hat/ und wann sie die rothe ist/ so hat und führet sie nebst einem scharff- und bittern Geschmack etwas schleimichtes/ so man sie im Munde kauet/ mit sich und gehet mitten ein Fäserlein/ gleich einem dicken Zwirn-Faden dadurch/ welches eben den Geschmack hat.

§. 5.

Was deren Nutzen und Gebrauch anlanget/ so pfleget sie zwar oben herauß durch Erbrechen zu purgiere/ doch aber also/ daß sie eine zusammenziehend- und anhaltende Krafft zurück lasse und zu gleich durch die Schweislöcher außtreibe; weßwegen sie dann hauptsächtlich in der rothen und weissen Ruhr/ sie seye auch so gifftig und ansteckend als sie wolle/ vortreffliche Würckung thut/ und dadurch in dem letzteren Krieg bey der Frantzöischen Armee und von dem berühmten Holläudischen Medico D. Helvetio in Pariß viele hundert Personen sind erhalten worden / obwohlen demselben/ da er sich die Erfindung dieses Mittels zugemessen/ von einem Kauffman zu Pariß ein grosser Process an Hals gehänget/ und endlich durch einen Außspruck des Parlaments geschlichtet worden/ darvon weitläufftiger in meinen/ Polychrestis Exoticis, und absonderlich in der Disputation von dieser Wurtzel c. 1. §. 2. gehandelt wird. Der seel. Hr. D. Hermann, weyland Prof. Bontan. zu Leyden hat sie in denen Wechsel-Fiebern auch sehr gut befunden/ wie er in seinem berühmten geschriebenen Collegio über die Materialien bezeuget / und pflege ich sie auch in andern Kranckheiten/ wo eines Brechmittels vonnöthen/ entweder allein/ oder mit andern Artzneyen zu verschreiben/ dann sie gar gelind würcket und den Leuten nach dieser Wurtzel Gebrauch gantz wohl und ruhig ist/ wie Piso schon zu seiner Zeit in Acht genommen hat.

§. 6.

Ehe man aber diese Ipecacuanham denjenigen so mit der rothen und weissen Ruhr behafftet sind verordne/ muß man zuvor zusehen/ ob der Magen Gedärme und übriges Eingeweid noch nicht entzündet oder gar mit einer Fäulung und kalten Brand angestecket seyen/ welches auß einem cadaverosen und abscheulichen Gestanck abzumercken; dann den solchen Umbständen dieses Medicament keine statt findet/ wie Doct. Helvetius in seinem Bericht davon wohl anmercket / welcher doch hierinnen sick zu irren scheinet/ wann er vorgibt/ man solle nach Einnehmung dieser Wurtzel das Erbrechen mit Gewalt zurück halten/ indem solches vielmehr zu befördern als zu hemmen ist. Man soll auch nicht erschrecken/ wann so bald drauf ein Eckel/ Bangichkeit und dergleichen erfolgen/ dann wo dieses nicht ist und auch weder Erbrechen oder Stuhlgang darauff erfolget/ wird der Krancke gemei-

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und       auff der Erd liegende Gewächse/ welches von Rajo in Hist. Plant. Tom. 1. L. 13. cap. 17. p.       669. Herba Paris Brasiliana genennet wird: Pomet aber in seiner Frantzöisch-geschriebenen       Historie der Materialien (auß welcher unser Abriß genommen) schreibet/ daß solches theils auff       der Erd krieche/ theils aber in die Höhe wachse/ hätte länglichte-außgespitzte Blätter/ wie       die Parietariae oder Tag und Nacht/ auch weisse Blümcher und gelbe Beerlein/ welche/ wann       sie reiffworden/ dunckel-roth seyen. Wo es aber eigentlich in West-Indien zu finden seye /       davon sind unter denen Kauff-Leuten und Indianischen Scribenten verschiedene Meynumgen.       Grenerius, ein Kauffmann von Paris/ schreibet in seinen Anmerckungen über des Helvetii       Gebrauch dieser Wurtzel/ daß man sie auß Peru, überkomme/ hergegen Piso und Marggravius, und       andere sagen/ daß sie in Brasilien/ umb die gegend Rio de Genecyn gefunden werde. Pomet       endlich gibt vor/ daß die braune und weisse auß Brasilien: die gelbe aber auß Peru, über Cadix       herauß gebracht werde. Unterdessen kan es wohl seyn/ daß dieses Kraut in allen beyden       Provintzen gefunden/ oder die Wurtzel auß einer in die andere gebracht und verkauffet werde /       wie der berühmte Hr. Leibnitz beyde Meynungen in seinem Brieffe/ so er an die curiose Teutsche       Societàt von dem neuen Americanischen Medicament gegen die rothe Ruhr im Lateinischen herauß       gegeben/ zu vereinigen suchet.</p>
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        <head>§. 5.</head>
        <p>Was deren Nutzen und Gebrauch anlanget/ so pfleget sie zwar oben herauß durch Erbrechen zu       purgiere/ doch aber also/ daß sie eine zusammenziehend- und anhaltende Krafft zurück lasse       und zu gleich durch die Schweislöcher außtreibe; weßwegen sie dann hauptsächtlich in der rothen       und weissen Ruhr/ sie seye auch so gifftig und ansteckend als sie wolle/ vortreffliche       Würckung thut/ und dadurch in dem letzteren Krieg bey der Frantzöischen Armee und von dem       berühmten Holläudischen Medico D. Helvetio in Pariß viele hundert Personen sind erhalten worden      / obwohlen demselben/ da er sich die Erfindung dieses Mittels zugemessen/ von einem Kauffman       zu Pariß ein grosser Process an Hals gehänget/ und endlich durch einen Außspruck des       Parlaments geschlichtet worden/ darvon weitläufftiger in meinen/ Polychrestis Exoticis, und       absonderlich in der Disputation von dieser Wurtzel c. 1. §. 2. gehandelt wird. Der seel. Hr. D.       Hermann, weyland Prof. Bontan. zu Leyden hat sie in denen Wechsel-Fiebern auch sehr gut       befunden/ wie er in seinem berühmten geschriebenen Collegio über die Materialien bezeuget /       und pflege ich sie auch in andern Kranckheiten/ wo eines Brechmittels vonnöthen/ entweder       allein/ oder mit andern Artzneyen zu verschreiben/ dann sie gar gelind würcket und den Leuten       nach dieser Wurtzel Gebrauch gantz wohl und ruhig ist/ wie Piso schon zu seiner Zeit in Acht       genommen hat.</p>
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[148/0194] und auff der Erd liegende Gewächse/ welches von Rajo in Hist. Plant. Tom. 1. L. 13. cap. 17. p. 669. Herba Paris Brasiliana genennet wird: Pomet aber in seiner Frantzöisch-geschriebenen Historie der Materialien (auß welcher unser Abriß genommen) schreibet/ daß solches theils auff der Erd krieche/ theils aber in die Höhe wachse/ hätte länglichte-außgespitzte Blätter/ wie die Parietariae oder Tag und Nacht/ auch weisse Blümcher und gelbe Beerlein/ welche/ wann sie reiffworden/ dunckel-roth seyen. Wo es aber eigentlich in West-Indien zu finden seye / davon sind unter denen Kauff-Leuten und Indianischen Scribenten verschiedene Meynumgen. Grenerius, ein Kauffmann von Paris/ schreibet in seinen Anmerckungen über des Helvetii Gebrauch dieser Wurtzel/ daß man sie auß Peru, überkomme/ hergegen Piso und Marggravius, und andere sagen/ daß sie in Brasilien/ umb die gegend Rio de Genecyn gefunden werde. Pomet endlich gibt vor/ daß die braune und weisse auß Brasilien: die gelbe aber auß Peru, über Cadix herauß gebracht werde. Unterdessen kan es wohl seyn/ daß dieses Kraut in allen beyden Provintzen gefunden/ oder die Wurtzel auß einer in die andere gebracht und verkauffet werde / wie der berühmte Hr. Leibnitz beyde Meynungen in seinem Brieffe/ so er an die curiose Teutsche Societàt von dem neuen Americanischen Medicament gegen die rothe Ruhr im Lateinischen herauß gegeben/ zu vereinigen suchet. §. 3. Sonsten gibt es unterschiedene Gattungen von dieser Wurtzel/ dann schon Piso in seiner Histor. Nat. &amp;amp; Med. Brasiliae Lib. 4. cap. 53. p. 131. zweyerley benambset / nemblich die schwartzbraune und die weisse. Jene ist die gemeineste/ so zu uns gebracht wird: diese aber/ so von den Portugiesen Ipecacuanha Blanca genennet wird/ ist viel rarer und in Europa nicht im Gebrauch/ soll wie das Been album oder wie die weisse Diptam-Wurtzel außsehen. Welcher obenberührter Herr Pomet in dem Anhang seiner Materialien-Historie, die dritte Gattung / nemblich/ die Gelbe hinzusetzet/ welche in der Höhe der Gold-Bergen gefunden werden soll / weßwegen solche die beste/ doch auch die rarest- und theureste von ihm gehalten wird. §. 4. Bey Einkauffung und Verschreibung dieser Wurtzel ist wohl in Acht zu nehmen/ daß die glatte Zasern davon abgesöndert/ und nur dasjenige/ was rauh und viele Ringlein hat/ außerlesen werde/ indem jene keine Krafft haben und doch das Gewicht und Preiß vermehren. Es muß auch die Wurtzel nicht zu alt/ sonder zähe/ dicht/ fleischicht und hartzicht seyn/ weßwegen diejenige am besten ist/ so eine dicke Schale oder Rinde hat/ und wann sie die rothe ist/ so hat und führet sie nebst einem scharff- und bittern Geschmack etwas schleimichtes/ so man sie im Munde kauet/ mit sich und gehet mitten ein Fäserlein/ gleich einem dicken Zwirn-Faden dadurch/ welches eben den Geschmack hat. §. 5. Was deren Nutzen und Gebrauch anlanget/ so pfleget sie zwar oben herauß durch Erbrechen zu purgiere/ doch aber also/ daß sie eine zusammenziehend- und anhaltende Krafft zurück lasse und zu gleich durch die Schweislöcher außtreibe; weßwegen sie dann hauptsächtlich in der rothen und weissen Ruhr/ sie seye auch so gifftig und ansteckend als sie wolle/ vortreffliche Würckung thut/ und dadurch in dem letzteren Krieg bey der Frantzöischen Armee und von dem berühmten Holläudischen Medico D. Helvetio in Pariß viele hundert Personen sind erhalten worden / obwohlen demselben/ da er sich die Erfindung dieses Mittels zugemessen/ von einem Kauffman zu Pariß ein grosser Process an Hals gehänget/ und endlich durch einen Außspruck des Parlaments geschlichtet worden/ darvon weitläufftiger in meinen/ Polychrestis Exoticis, und absonderlich in der Disputation von dieser Wurtzel c. 1. §. 2. gehandelt wird. Der seel. Hr. D. Hermann, weyland Prof. Bontan. zu Leyden hat sie in denen Wechsel-Fiebern auch sehr gut befunden/ wie er in seinem berühmten geschriebenen Collegio über die Materialien bezeuget / und pflege ich sie auch in andern Kranckheiten/ wo eines Brechmittels vonnöthen/ entweder allein/ oder mit andern Artzneyen zu verschreiben/ dann sie gar gelind würcket und den Leuten nach dieser Wurtzel Gebrauch gantz wohl und ruhig ist/ wie Piso schon zu seiner Zeit in Acht genommen hat. §. 6. Ehe man aber diese Ipecacuanham denjenigen so mit der rothen und weissen Ruhr behafftet sind verordne/ muß man zuvor zusehen/ ob der Magen Gedärme und übriges Eingeweid noch nicht entzündet oder gar mit einer Fäulung und kalten Brand angestecket seyen/ welches auß einem cadaverosen und abscheulichen Gestanck abzumercken; dann den solchen Umbständen dieses Medicament keine statt findet/ wie Doct. Helvetius in seinem Bericht davon wohl anmercket / welcher doch hierinnen sick zu irren scheinet/ wann er vorgibt/ man solle nach Einnehmung dieser Wurtzel das Erbrechen mit Gewalt zurück halten/ indem solches vielmehr zu befördern als zu hemmen ist. Man soll auch nicht erschrecken/ wann so bald drauf ein Eckel/ Bangichkeit und dergleichen erfolgen/ dann wo dieses nicht ist und auch weder Erbrechen oder Stuhlgang darauff erfolget/ wird der Krancke gemei-

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/194>, abgerufen am 28.11.2024.