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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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(welche über Venedig komt und deßwegen auch die Venedische genennet wird) weit vorgezogen / absonderlich/ wann sie an feinen grossen Stückern/ so zugleich dick und dicht sind/ herauß kommer/ wohl außgedörret und doch nicht zerbrüchlich ist; die dünne runtzelichte/ magere und weiche/ so fast keinen Geruch hat und Wurmstiche zeiget/ ist kein Kauffmans-Gut. Je weisser und säuber sie ist/ je besser ist sie: Dann auch diese keine weitere Zubereitung bedarff / weilen sie in Italien zuvor gescheelet und gesäubert wird; solte aber dieselbe an einigen Orten röthlich oder trüb scheinen/ kan man es leichtlich so weit mit einem Messer abschaben.

§. 4.

Der innerliche Gebrauch dieser Wurtzel ist hauptsächlich in allen Brustbeschwerungen/ welche von einem Zähen Schleim herrühren/ sehr dienlich/ indem derselbe hierdurch auffgelöset und zum Außwurff bequem gemacht wird/ welches in der kleinen Kinder Husten/ Grimmen und andern affecten mit desto grösserem Nutzen geschiehet/ weiln das Pulver darvon in wenig Granen zuweilen auch ein gelindes Erbrechen in denselben verursachet. Man kan es mit etwas rein gestossen Schweffel und gebacken Süßholtz vermischen/ so hat man ein vortreffliches Brust-Pulver zu vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Eusserlich wird diese Wurtzel zu dem so genandien Haar-Pouder, welches die Apothecker Pulv. de Cypro nennen/ wie auch zu den Savonetten und andern wohlriechenden Dingen gebrauche; weßwegen nicht allein die Parfumierer / sondern auch die Färber sich derselben bedienen/ daß sie den bösen Oehl-Geruch auß den Tücher bringen. Sie komt auch unter den gantz kleinen Confect, welchen die Frantzosen Nompareille nennen.

§. 5.

In den Apothecken macht man ein Extract davon/ und gibt ein Pfund der Wurtzel 6. Loth des Extracts, wie es der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 115. observiret hat. In Italien machen sie auch diese Wurtzel ein/ welches Conditum bey uns nicht bekandt/ noch gebräuchlich ist. Die Species diaireos hergegen sind in der Artzney sehr gebräuchlich/ deren Zubereitungen in denen Dispensatoriis gelesen werden.

§. 6.

Einige Materialisten coufundiren die Florentinische Viol-Wurtz mit den blauen Lilien oder der Iride Nostrate, wie in des Schurtzen und Pomets Material. Kammer zusehen/ unter welchen der letztere in dem Anhang seines/ sonsten schönen/ Buchs einen Wiederruff thut und solches vor einen groben Fehler achtet/ wie es dann in der That selbsten ist/ sintemahl die Blumen zeigen / daß

IRIS NOSTRAS,

sonsten die blaue Schwert-Lilien genandt/ von der Violwurtz unterschieden seye/ in dem diese weise/ jene aber blaue oder mit andern Farben versetzte Blumen trägt; So haben auch die Radices Ir. Nostratis so keinen lieblichen Geruch und werden nur frisch gebrauchet/ da hergegen die Violwurtz mehr dürr zugeniesen ist.

§. 7.

Es wird nemblich die Blau-Lilien Wurtzel oder Rad. Ireos Nostratis wegen ihres Saffts von den Medicis gebraucht/ welcher das Gewässer in Hydrope gewaltig treibt/ so man ein paar Loth davon mit Spanischem Wein vermischet und einnimbt: auß welchem sich auch ein meelichtes Pulver praecipitiret/ so Faecula ireos genennet wird/ aber nicht viel tauget. So ist auch der Syrup darauß nicht viel werth/ weilen im Rochen die purgirende Krafft weggehet. Eusserlich komt er zu dem Empl. diachylon. So wird auch auß den blauen Blumen von den Mahlern eine kostbahre Farb oder Lacca extrahiret/ welche die Frantzosen Verd d' Iris nennen und zur Mignatur-Arbeit gebrauchen/ deren Zubereitung in dem Frantzösischen Büchlein/ welches von der Mignature handelt/ be schrieben ist und mit dem Carmin und andern Laccen übereinkommek. Das Oleum Irinum oder Violwurtz-Oehl wird auch auß dieser Wurtzel/ und nicht auß der rechten Violwurtz gemacht. Vid. Dispens. Augustan. Zvvelf. pag. 319. Ist in Verstopffung der Naßen/ Schnupffen und dergl. ein gut Ding/ wie Ettmüller in Comment. Schroed. p. 588. schreibet.

§. 8.

Hierher gehören auch die gelbe Schwert-Lilien/ deren Wurtzel insgemein

ACORUS ADULTERINUS

genennet wird: ist eine erwa Fringers dicke länglichte Wurtzel/ außwendig braun und inwendig roth: wird in runden Scheiblein zerschnitten und auffgehoben/ und hat einen anhaltenden und herben Geschmack.

§. 9.

Diese gelbe Schwerdt-Lilien wächset in sumpffichten Orten und Gräben/ weßwegen sie auch Iris lutea palustris und von andern Pseudo-iris genennet wird; wie dann auch Ettmullerus l. c. dieselbe vor keine Iridem erkennen will/ sondern gladiolum luteum nennet/ welches zu erörtern hier zu weitläufftig und ohnnöthig seyn würde.

§. 10.

Diese Wurtzel wird von einigen sehr zur Rothen-Ruhr gerühmet/ wie dann auß dem

(welche über Venedig komt und deßwegen auch die Venedische genennet wird) weit vorgezogen / absonderlich/ wann sie an feinen grossen Stückern/ so zugleich dick und dicht sind/ herauß kommer/ wohl außgedörret und doch nicht zerbrüchlich ist; die dünne runtzelichte/ magere und weiche/ so fast keinen Geruch hat und Wurmstiche zeiget/ ist kein Kauffmans-Gut. Je weisser und säuber sie ist/ je besser ist sie: Dann auch diese keine weitere Zubereitung bedarff / weilen sie in Italien zuvor gescheelet und gesäubert wird; solte aber dieselbe an einigen Orten röthlich oder trüb scheinen/ kan man es leichtlich so weit mit einem Messer abschaben.

§. 4.

Der innerliche Gebrauch dieser Wurtzel ist hauptsächlich in allen Brustbeschwerungen/ welche von einem Zähen Schleim herrühren/ sehr dienlich/ indem derselbe hierdurch auffgelöset und zum Außwurff bequem gemacht wird/ welches in der kleinen Kinder Husten/ Grimmen und andern affecten mit desto grösserem Nutzen geschiehet/ weiln das Pulver darvon in wenig Granen zuweilen auch ein gelindes Erbrechen in denselben verursachet. Man kan es mit etwas rein gestossen Schweffel und gebacken Süßholtz vermischen/ so hat man ein vortreffliches Brust-Pulver zu vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Eusserlich wird diese Wurtzel zu dem so genandien Haar-Pouder, welches die Apothecker Pulv. de Cypro nennen/ wie auch zu den Savonetten und andern wohlriechenden Dingen gebrauche; weßwegen nicht allein die Parfumierer / sondern auch die Färber sich derselben bedienen/ daß sie den bösen Oehl-Geruch auß den Tücher bringen. Sie komt auch unter den gantz kleinen Confect, welchen die Frantzosen Nompareille nennen.

§. 5.

In den Apothecken macht man ein Extract davon/ und gibt ein Pfund der Wurtzel 6. Loth des Extracts, wie es der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 115. observiret hat. In Italien machen sie auch diese Wurtzel ein/ welches Conditum bey uns nicht bekandt/ noch gebräuchlich ist. Die Species diaireos hergegen sind in der Artzney sehr gebräuchlich/ deren Zubereitungen in denen Dispensatoriis gelesen werden.

§. 6.

Einige Materialisten coufundiren die Florentinische Viol-Wurtz mit den blauen Lilien oder der Iride Nostrate, wie in des Schurtzen und Pomets Material. Kammer zusehen/ unter welchen der letztere in dem Anhang seines/ sonsten schönen/ Buchs einen Wiederruff thut und solches vor einen groben Fehler achtet/ wie es dann in der That selbsten ist/ sintemahl die Blumen zeigen / daß

IRIS NOSTRAS,

sonsten die blaue Schwert-Lilien genandt/ von der Violwurtz unterschieden seye/ in dem diese weise/ jene aber blaue oder mit andern Farben versetzte Blumen trägt; So haben auch die Radices Ir. Nostratis so keinen lieblichen Geruch und werden nur frisch gebrauchet/ da hergegen die Violwurtz mehr dürr zugeniesen ist.

§. 7.

Es wird nemblich die Blau-Lilien Wurtzel oder Rad. Ireos Nostratis wegen ihres Saffts von den Medicis gebraucht/ welcher das Gewässer in Hydrope gewaltig treibt/ so man ein paar Loth davon mit Spanischem Wein vermischet und einnimbt: auß welchem sich auch ein meelichtes Pulver praecipitiret/ so Faecula ireos genennet wird/ aber nicht viel tauget. So ist auch der Syrup darauß nicht viel werth/ weilen im Rochen die purgirende Krafft weggehet. Eusserlich komt er zu dem Empl. diachylon. So wird auch auß den blauen Blumen von den Mahlern eine kostbahre Farb oder Lacca extrahiret/ welche die Frantzosen Verd d' Iris nennen und zur Mignatur-Arbeit gebrauchen/ deren Zubereitung in dem Frantzösischen Büchlein/ welches von der Mignature handelt/ be schrieben ist und mit dem Carmin und andern Laccen übereinkommek. Das Oleum Irinum oder Violwurtz-Oehl wird auch auß dieser Wurtzel/ und nicht auß der rechten Violwurtz gemacht. Vid. Dispens. Augustan. Zvvelf. pag. 319. Ist in Verstopffung der Naßen/ Schnupffen und dergl. ein gut Ding/ wie Ettmüller in Comment. Schroed. p. 588. schreibet.

§. 8.

Hierher gehören auch die gelbe Schwert-Lilien/ deren Wurtzel insgemein

ACORUS ADULTERINUS

genennet wird: ist eine erwa Fringers dicke länglichte Wurtzel/ außwendig braun und inwendig roth: wird in runden Scheiblein zerschnitten und auffgehoben/ und hat einen anhaltenden und herben Geschmack.

§. 9.

Diese gelbe Schwerdt-Lilien wächset in sumpffichten Orten und Gräben/ weßwegen sie auch Iris lutea palustris und von andern Pseudo-iris genennet wird; wie dann auch Ettmullerus l. c. dieselbe vor keine Iridem erkennen will/ sondern gladiolum luteum nennet/ welches zu erörtern hier zu weitläufftig und ohnnöthig seyn würde.

§. 10.

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[180 /0226] (welche über Venedig komt und deßwegen auch die Venedische genennet wird) weit vorgezogen / absonderlich/ wann sie an feinen grossen Stückern/ so zugleich dick und dicht sind/ herauß kommer/ wohl außgedörret und doch nicht zerbrüchlich ist; die dünne runtzelichte/ magere und weiche/ so fast keinen Geruch hat und Wurmstiche zeiget/ ist kein Kauffmans-Gut. Je weisser und säuber sie ist/ je besser ist sie: Dann auch diese keine weitere Zubereitung bedarff / weilen sie in Italien zuvor gescheelet und gesäubert wird; solte aber dieselbe an einigen Orten röthlich oder trüb scheinen/ kan man es leichtlich so weit mit einem Messer abschaben. §. 4. Der innerliche Gebrauch dieser Wurtzel ist hauptsächlich in allen Brustbeschwerungen/ welche von einem Zähen Schleim herrühren/ sehr dienlich/ indem derselbe hierdurch auffgelöset und zum Außwurff bequem gemacht wird/ welches in der kleinen Kinder Husten/ Grimmen und andern affecten mit desto grösserem Nutzen geschiehet/ weiln das Pulver darvon in wenig Granen zuweilen auch ein gelindes Erbrechen in denselben verursachet. Man kan es mit etwas rein gestossen Schweffel und gebacken Süßholtz vermischen/ so hat man ein vortreffliches Brust-Pulver zu vielen Kranckheiten zu gebrauchen. Eusserlich wird diese Wurtzel zu dem so genandien Haar-Pouder, welches die Apothecker Pulv. de Cypro nennen/ wie auch zu den Savonetten und andern wohlriechenden Dingen gebrauche; weßwegen nicht allein die Parfumierer / sondern auch die Färber sich derselben bedienen/ daß sie den bösen Oehl-Geruch auß den Tücher bringen. Sie komt auch unter den gantz kleinen Confect, welchen die Frantzosen Nompareille nennen. §. 5. In den Apothecken macht man ein Extract davon/ und gibt ein Pfund der Wurtzel 6. Loth des Extracts, wie es der Apothecker Vielheuer in der Beschreibung frembder Materialien pag. 115. observiret hat. In Italien machen sie auch diese Wurtzel ein/ welches Conditum bey uns nicht bekandt/ noch gebräuchlich ist. Die Species diaireos hergegen sind in der Artzney sehr gebräuchlich/ deren Zubereitungen in denen Dispensatoriis gelesen werden. §. 6. Einige Materialisten coufundiren die Florentinische Viol-Wurtz mit den blauen Lilien oder der Iride Nostrate, wie in des Schurtzen und Pomets Material. Kammer zusehen/ unter welchen der letztere in dem Anhang seines/ sonsten schönen/ Buchs einen Wiederruff thut und solches vor einen groben Fehler achtet/ wie es dann in der That selbsten ist/ sintemahl die Blumen zeigen / daß IRIS NOSTRAS, sonsten die blaue Schwert-Lilien genandt/ von der Violwurtz unterschieden seye/ in dem diese weise/ jene aber blaue oder mit andern Farben versetzte Blumen trägt; So haben auch die Radices Ir. Nostratis so keinen lieblichen Geruch und werden nur frisch gebrauchet/ da hergegen die Violwurtz mehr dürr zugeniesen ist. §. 7. Es wird nemblich die Blau-Lilien Wurtzel oder Rad. Ireos Nostratis wegen ihres Saffts von den Medicis gebraucht/ welcher das Gewässer in Hydrope gewaltig treibt/ so man ein paar Loth davon mit Spanischem Wein vermischet und einnimbt: auß welchem sich auch ein meelichtes Pulver praecipitiret/ so Faecula ireos genennet wird/ aber nicht viel tauget. So ist auch der Syrup darauß nicht viel werth/ weilen im Rochen die purgirende Krafft weggehet. Eusserlich komt er zu dem Empl. diachylon. So wird auch auß den blauen Blumen von den Mahlern eine kostbahre Farb oder Lacca extrahiret/ welche die Frantzosen Verd d' Iris nennen und zur Mignatur-Arbeit gebrauchen/ deren Zubereitung in dem Frantzösischen Büchlein/ welches von der Mignature handelt/ be schrieben ist und mit dem Carmin und andern Laccen übereinkommek. Das Oleum Irinum oder Violwurtz-Oehl wird auch auß dieser Wurtzel/ und nicht auß der rechten Violwurtz gemacht. Vid. Dispens. Augustan. Zvvelf. pag. 319. Ist in Verstopffung der Naßen/ Schnupffen und dergl. ein gut Ding/ wie Ettmüller in Comment. Schroed. p. 588. schreibet. §. 8. Hierher gehören auch die gelbe Schwert-Lilien/ deren Wurtzel insgemein ACORUS ADULTERINUS genennet wird: ist eine erwa Fringers dicke länglichte Wurtzel/ außwendig braun und inwendig roth: wird in runden Scheiblein zerschnitten und auffgehoben/ und hat einen anhaltenden und herben Geschmack. §. 9. Diese gelbe Schwerdt-Lilien wächset in sumpffichten Orten und Gräben/ weßwegen sie auch Iris lutea palustris und von andern Pseudo-iris genennet wird; wie dann auch Ettmullerus l. c. dieselbe vor keine Iridem erkennen will/ sondern gladiolum luteum nennet/ welches zu erörtern hier zu weitläufftig und ohnnöthig seyn würde. §. 10. Diese Wurtzel wird von einigen sehr zur Rothen-Ruhr gerühmet/ wie dann auß dem

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 180 . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/226>, abgerufen am 25.11.2024.