Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Einleitung oder Vorbericht/ Von Den Natur- und Material-Kammern auch denen sich darinn befin- denden Simplicien ins gemein. MErckwürdig und überaus nachdencklich ists/ wann mann im Buch der Schöpffung lieset/ daß / als der höchste GOTT nach Hervorbringung aller Dingen ein jedes Geschöpff augesehen habe / dasselbige immer gut befunden worden: Welches nicht allein zum fünfftenmal ven jeder Art absonderlich zulesen ist/ sondern es wird auch solches zuletzt nochmahlen von allen über haupt mit einem fonderlichen Nachdruck wiederhohlet/ indem der H. Geist im 31. Vers des i. Capitels Geneseos setzet: Und GOTT sahe an alles was er gemacht hatte/ und sihe/ es war sehr gut. Es wuste nemlich der Allerweise GOTT schon längst aus seiner ewigen Providentz/ daß sich der undanckbare Mensch nach dem leidigen Sündenfall endlich auch dahin würde verleiten lassen/ daß er seine so herrlich gute und wohl gebildete Geschöpff auff allerhand Art und-Weist zumeistern oder wohl gar zuverbessern trachten werde: Zu dessen Uberzeugung der Heil. Geist die vollkommene Gürigkeit aller und jeden Geschöpiffen so offt und nachdrücklich ausgesprochen hat. Ich will jetzo nicht sagen/ daß die eitele und Tag so sehr einreisende Goldmacher hier ihren Text schon finden/ als welche die geringere Merallen/ so ihnen nicht gut genug sind/ in die edlere und köstlichere/ als Gold und Silber zuerhöhen/ und also Gottes Geschöpffe auch zuverbessern suchen: Indem ihre wunderliche und sehr verblümte Schrifften (davon jüngsthin zu Genev eine gantze Bibliotheca Chymica zusammen gedrucket worden) zur Genüge bekand sind/ auch die tägliche Erfahrung dezeuget/ daß ihre von lauter Gold und Panaceen geschwängerte Berge endlich kaum ein lächerliches Mäußlein gebähren; vielmehr gebe jetzo dieses zu überlegen/ ob sich diejenige Aertzte nicht auch dieser Sünden theilhafftig machen/ welche die von GOTT so weißlich erschaffene natürliche Mittel oder so genandte Simplicia wo nicht gar hindansetzen/ doch nicht mit zulänglicher Sorgfalt auffsuchen / sondern an deren Stell entweder nur lange Galenische Rece[unleserliches Material]t: oder durch Chymische Kunst daraus gezogene Quint Essentzen/ Spiritus, Olea, Salia, extracta und dergleichen gebrauchen / und solches alles unter dem zwar scheinbahren aber doch nichtigen Vorwand/ daß sie purum ab impuro oder das Reine von dem Unreinen/ das Gute von dem Bösen scheiden thäten. Heiset das nicht auch des Allerhöchsten Geschöpffe meistern und verbessern? Wie reimet sich aber dieses mit der Heil. Schrifft/ welche bezeuget/ daß alles was GOtterschaffen hatte/ valde bonum und sehr gut gewesen seye: Gut nach dem Wesen/ gut nach den Kräffren und Würckungen. Wolte man vielleicht sagen/ daß doch gleichwohl augenscheinlich ein grosser untauglicher Unrath zurück bliebe/ welchen sie deswegen caput mortuum/ ja gar terram damnatam schelten: so ist zu wissen / daß dieser so genandte todte Satz in solcher Gestallt mit nichten in denen Simplicibus gestocken/ sondern von den Menschen durch das Feuer also gemacher werde/ welches der gelahrte Helmont deswegen nicht unbillich mortem in manu ar[unleserliches Material]tier, das ist: den Tod in des Künstlers Hand genennet hat. Man lasse sie nur in ihrer Textur und Zusammensetzung unter dem andern Theilgen/ wie sie der Allweise Schöpffer zusammen gefüget und geflochten hat/ so werden sie nicht weniger eine lebendige und viel bessere Krafft haben/ als alle gekünstelte Salia, Spiritus, Olea und dergleichen. Wann man aber dasjenige/ was Gott zusammen gefüget und gleichsam vermählet hat/ aus menschlicher Aberwitz scheiden thut/ so macht man alsdann aus denen irdischen und in der Vermischung sehr guten Theilgen lauter capita mortua, terras damnatas &amp;amp; inutilia terrae pondera. Glaube mir/ mein lieber Pyrophile daß dieses eine von den grösten Ursachen seye/ daß man heut zu tag so viel unheilbahre Kranckheiten (von welchen Seidelius ein gantzes Buch geschrieben) zehlet/ gegen welche der höchste Gott ohn allen Zweiffel auch gewisse Mittel/ so aus der Erden wachsen/ gestiftet hat / wann man sie nur mit gehörigem Fleis und Sorgfalt auff/ suchte/ und wie sie Gott geschaffen / unverändert brauchen thäte. Nachdem man aber mehr auff einen menschlichen Mischmasch/ oder durch das Feuer zerzerrete Mittel bauet/ hergegen diejenige Simplicia, welche Gott aus der Erden geschaffen/ und ein Vernünfftiger nicht verachten solte/ fast gäntzlich hindan setzet: so ist nicht wunder/ daß die edle Heil Kunst von so vielen Jahrhunderten nicht allein wenig oder gar nichts zugenommen/ sondern von ihrer alten Würde und Adel sehr abgenommen habe. Man sehe doch nur ein wenig in die alte Zeiten (da sich die erste Meister in der Medicin, als AEsculapius, Hippocrates und andere fast einig und allein an die Simplicia oder einfache Artzneyen gehalten) zurück so wird sich befinden/ daß sie damahlen viel grössere Thaten/ und Curen gethan/ als die heutige Chymisten: auch deßwegen in solchen Ehren gehalten worden/ daß man ihnen zur Zeit der Noth soviel Geld und Gut/ als sie nur haben wollen/ angebotten/ die gröste Ehr erwiesen/ ja endlich/ auff heydnische Art und Weise/ gar vergöttert hat. Man Einleitung oder Vorbericht/ Von Den Natur- und Material-Kammern auch denen sich darinn befin- denden Simplicien ins gemein. MErckwürdig und überaus nachdencklich ists/ wann mann im Buch der Schöpffung lieset/ daß / als der höchste GOTT nach Hervorbringung aller Dingen ein jedes Geschöpff augesehen habe / dasselbige immer gut befunden worden: Welches nicht allein zum fünfftenmal ven jeder Art absonderlich zulesen ist/ sondern es wird auch solches zuletzt nochmahlen von allen über haupt mit einem fonderlichen Nachdruck wiederhohlet/ indem der H. Geist im 31. Vers des i. Capitels Geneseos setzet: Und GOTT sahe an alles was er gemacht hatte/ und sihe/ es war sehr gut. Es wuste nemlich der Allerweise GOTT schon längst aus seiner ewigen Providentz/ daß sich der undanckbare Mensch nach dem leidigen Sündenfall endlich auch dahin würde verleiten lassen/ daß er seine so herrlich gute und wohl gebildete Geschöpff auff allerhand Art und-Weist zumeistern oder wohl gar zuverbessern trachten werde: Zu dessen Uberzeugung der Heil. Geist die vollkommene Gürigkeit aller und jeden Geschöpiffen so offt und nachdrücklich ausgesprochen hat. Ich will jetzo nicht sagen/ daß die eitele und Tag so sehr einreisende Goldmacher hier ihren Text schon finden/ als welche die geringere Merallen/ so ihnen nicht gut genug sind/ in die edlere und köstlichere/ als Gold und Silber zuerhöhen/ und also Gottes Geschöpffe auch zuverbessern suchen: Indem ihre wunderliche und sehr verblümte Schrifften (davon jüngsthin zu Genev eine gantze Bibliotheca Chymica zusammen gedrucket worden) zur Genüge bekand sind/ auch die tägliche Erfahrung dezeuget/ daß ihre von lauter Gold und Panaceen geschwängerte Berge endlich kaum ein lächerliches Mäußlein gebähren; vielmehr gebe jetzo dieses zu überlegen/ ob sich diejenige Aertzte nicht auch dieser Sünden theilhafftig machen/ welche die von GOTT so weißlich erschaffene natürliche Mittel oder so genandte Simplicia wo nicht gar hindansetzen/ doch nicht mit zulänglicher Sorgfalt auffsuchen / sondern an deren Stell entweder nur lange Galenische Rece[unleserliches Material]t: oder durch Chymische Kunst daraus gezogene Quint Essentzen/ Spiritus, Olea, Salia, extracta und dergleichen gebrauchen / und solches alles unter dem zwar scheinbahren aber doch nichtigen Vorwand/ daß sie purum ab impuro oder das Reine von dem Unreinen/ das Gute von dem Bösen scheiden thäten. Heiset das nicht auch des Allerhöchsten Geschöpffe meistern und verbessern? Wie reimet sich aber dieses mit der Heil. Schrifft/ welche bezeuget/ daß alles was GOtterschaffen hatte/ valdè bonum und sehr gut gewesen seye: Gut nach dem Wesen/ gut nach den Kräffren und Würckungen. Wolte man vielleicht sagen/ daß doch gleichwohl augenscheinlich ein grosser untauglicher Unrath zurück bliebe/ welchen sie deswegen caput mortuum/ ja gar terram damnatam schelten: so ist zu wissen / daß dieser so genandte todte Satz in solcher Gestallt mit nichten in denen Simplicibus gestocken/ sondern von den Menschen durch das Feuer also gemacher werde/ welches der gelahrte Helmont deswegen nicht unbillich mortem in manu ar[unleserliches Material]tier, das ist: den Tod in des Künstlers Hand genennet hat. Man lasse sie nur in ihrer Textur und Zusammensetzung unter dem andern Theilgen/ wie sie der Allweise Schöpffer zusammen gefüget und geflochten hat/ so werden sie nicht weniger eine lebendige und viel bessere Krafft haben/ als alle gekünstelte Salia, Spiritus, Olea und dergleichen. Wann man aber dasjenige/ was Gott zusammen gefüget und gleichsam vermählet hat/ aus menschlicher Aberwitz scheiden thut/ so macht man alsdann aus denen irdischen und in der Vermischung sehr guten Theilgen lauter capita mortua, terras damnatas &amp;amp; inutilia terrae pondera. Glaube mir/ mein lieber Pyrophile daß dieses eine von den grösten Ursachen seye/ daß man heut zu tag so viel unheilbahre Kranckheiten (von welchen Seidelius ein gantzes Buch geschrieben) zehlet/ gegen welche der höchste Gott ohn allen Zweiffel auch gewisse Mittel/ so aus der Erden wachsen/ gestiftet hat / wann man sie nur mit gehörigem Fleis und Sorgfalt auff/ suchte/ und wie sie Gott geschaffen / unverändert brauchen thäte. Nachdem man aber mehr auff einen menschlichen Mischmasch/ oder durch das Feuer zerzerrete Mittel bauet/ hergegen diejenige Simplicia, welche Gott aus der Erden geschaffen/ und ein Vernünfftiger nicht verachten solte/ fast gäntzlich hindan setzet: so ist nicht wunder/ daß die edle Heil Kunst von so vielen Jahrhunderten nicht allein wenig oder gar nichts zugenommen/ sondern von ihrer alten Würde und Adel sehr abgenommen habe. Man sehe doch nur ein wenig in die alte Zeiten (da sich die erste Meister in der Medicin, als AEsculapius, Hippocrates und andere fast einig und allein an die Simplicia oder einfache Artzneyen gehalten) zurück so wird sich befinden/ daß sie damahlen viel grössere Thaten/ und Curen gethan/ als die heutige Chymisten: auch deßwegen in solchen Ehren gehalten worden/ daß man ihnen zur Zeit der Noth soviel Geld und Gut/ als sie nur haben wollen/ angebotten/ die gröste Ehr erwiesen/ ja endlich/ auff heydnische Art und Weise/ gar vergöttert hat. Man <TEI> <text> <front> <div> <pb facs="#f0025"/> </div> <div> <head>Einleitung oder Vorbericht/<lb/> Von<lb/> Den Natur- und Material-Kammern auch denen sich darinn befin-<lb/> denden Simplicien ins gemein.</head> <p>MErckwürdig und überaus nachdencklich ists/ wann mann im Buch der Schöpffung lieset/ daß / als der höchste GOTT nach Hervorbringung aller Dingen ein jedes Geschöpff augesehen habe / dasselbige immer gut befunden worden: Welches nicht allein zum fünfftenmal ven jeder Art absonderlich zulesen ist/ sondern es wird auch solches zuletzt nochmahlen von allen über haupt mit einem fonderlichen Nachdruck wiederhohlet/ indem der H. Geist im 31. Vers des i. Capitels Geneseos setzet: Und GOTT sahe an alles was er gemacht hatte/ und sihe/ es war sehr gut. Es wuste nemlich der Allerweise GOTT schon längst aus seiner ewigen Providentz/ daß sich der undanckbare Mensch nach dem leidigen Sündenfall endlich auch dahin würde verleiten lassen/ daß er seine so herrlich gute und wohl gebildete Geschöpff auff allerhand Art und-Weist zumeistern oder wohl gar zuverbessern trachten werde: Zu dessen Uberzeugung der Heil. Geist die vollkommene Gürigkeit aller und jeden Geschöpiffen so offt und nachdrücklich ausgesprochen hat. Ich will jetzo nicht sagen/ daß die eitele und Tag so sehr einreisende Goldmacher hier ihren Text schon finden/ als welche die geringere Merallen/ so ihnen nicht gut genug sind/ in die edlere und köstlichere/ als Gold und Silber zuerhöhen/ und also Gottes Geschöpffe auch zuverbessern suchen: Indem ihre wunderliche und sehr verblümte Schrifften (davon jüngsthin zu Genev eine gantze Bibliotheca Chymica zusammen gedrucket worden) zur Genüge bekand sind/ auch die tägliche Erfahrung dezeuget/ daß ihre von lauter Gold</p> <p>und Panaceen geschwängerte Berge endlich kaum ein lächerliches Mäußlein gebähren; vielmehr gebe jetzo dieses zu überlegen/ ob sich diejenige Aertzte nicht auch dieser Sünden theilhafftig machen/ welche die von GOTT so weißlich erschaffene natürliche Mittel oder so genandte Simplicia wo nicht gar hindansetzen/ doch nicht mit zulänglicher Sorgfalt auffsuchen / sondern an deren Stell entweder nur lange Galenische Rece<gap reason="illegible"/>t: oder durch Chymische Kunst daraus gezogene Quint Essentzen/ Spiritus, Olea, Salia, extracta und dergleichen gebrauchen / und solches alles unter dem zwar scheinbahren aber doch nichtigen Vorwand/ daß sie purum ab impuro oder das Reine von dem Unreinen/ das Gute von dem Bösen scheiden thäten. Heiset das nicht auch des Allerhöchsten Geschöpffe meistern und verbessern? Wie reimet sich aber dieses mit der Heil. Schrifft/ welche bezeuget/ daß alles was GOtterschaffen hatte/ valdè bonum und sehr gut gewesen seye: Gut nach dem Wesen/ gut nach den Kräffren und Würckungen. Wolte man vielleicht sagen/ daß doch gleichwohl augenscheinlich ein grosser untauglicher Unrath zurück bliebe/ welchen sie deswegen caput mortuum/ ja gar terram damnatam schelten: so ist zu wissen / daß dieser so genandte todte Satz in solcher Gestallt mit nichten in denen Simplicibus gestocken/ sondern von den Menschen durch das Feuer also gemacher werde/ welches der gelahrte Helmont deswegen nicht unbillich mortem in manu ar<gap reason="illegible"/>tier, das ist: den Tod in des Künstlers Hand genennet hat. Man lasse sie nur in ihrer Textur und Zusammensetzung unter dem andern Theilgen/ wie sie der Allweise Schöpffer zusammen gefüget und geflochten hat/ so werden sie nicht weniger eine lebendige und viel bessere Krafft haben/ als alle gekünstelte Salia, Spiritus, Olea und dergleichen. Wann man aber dasjenige/ was Gott zusammen gefüget und gleichsam vermählet hat/ aus menschlicher Aberwitz scheiden thut/ so macht man alsdann aus denen irdischen und in der Vermischung sehr guten Theilgen lauter capita mortua, terras damnatas &amp;amp;amp; inutilia terrae pondera. Glaube mir/ mein lieber Pyrophile daß dieses eine von den grösten Ursachen seye/ daß man heut zu tag so viel unheilbahre Kranckheiten (von welchen Seidelius ein gantzes Buch geschrieben) zehlet/ gegen welche der höchste Gott ohn allen Zweiffel auch gewisse Mittel/ so aus der Erden wachsen/ gestiftet hat / wann man sie nur mit gehörigem Fleis und Sorgfalt auff/ suchte/ und wie sie Gott geschaffen / unverändert brauchen thäte. Nachdem man aber mehr auff einen menschlichen Mischmasch/ oder durch das Feuer zerzerrete Mittel bauet/ hergegen diejenige Simplicia, welche Gott aus der Erden geschaffen/ und ein Vernünfftiger nicht verachten solte/ fast gäntzlich hindan setzet: so ist nicht wunder/ daß die edle Heil Kunst von so vielen Jahrhunderten nicht allein wenig oder gar nichts zugenommen/ sondern von ihrer alten Würde und Adel sehr abgenommen habe. Man sehe doch nur ein wenig in die alte Zeiten (da sich die erste Meister in der Medicin, als AEsculapius, Hippocrates und andere fast einig und allein an die Simplicia oder einfache Artzneyen gehalten) zurück so wird sich befinden/ daß sie damahlen viel grössere Thaten/ und Curen gethan/ als die heutige Chymisten: auch deßwegen in solchen Ehren gehalten worden/ daß man ihnen zur Zeit der Noth soviel Geld und Gut/ als sie nur haben wollen/ angebotten/ die gröste Ehr erwiesen/ ja endlich/ auff heydnische Art und Weise/ gar vergöttert hat. Man </p> </div> </front> </text> </TEI> [0025]
Einleitung oder Vorbericht/
Von
Den Natur- und Material-Kammern auch denen sich darinn befin-
denden Simplicien ins gemein. MErckwürdig und überaus nachdencklich ists/ wann mann im Buch der Schöpffung lieset/ daß / als der höchste GOTT nach Hervorbringung aller Dingen ein jedes Geschöpff augesehen habe / dasselbige immer gut befunden worden: Welches nicht allein zum fünfftenmal ven jeder Art absonderlich zulesen ist/ sondern es wird auch solches zuletzt nochmahlen von allen über haupt mit einem fonderlichen Nachdruck wiederhohlet/ indem der H. Geist im 31. Vers des i. Capitels Geneseos setzet: Und GOTT sahe an alles was er gemacht hatte/ und sihe/ es war sehr gut. Es wuste nemlich der Allerweise GOTT schon längst aus seiner ewigen Providentz/ daß sich der undanckbare Mensch nach dem leidigen Sündenfall endlich auch dahin würde verleiten lassen/ daß er seine so herrlich gute und wohl gebildete Geschöpff auff allerhand Art und-Weist zumeistern oder wohl gar zuverbessern trachten werde: Zu dessen Uberzeugung der Heil. Geist die vollkommene Gürigkeit aller und jeden Geschöpiffen so offt und nachdrücklich ausgesprochen hat. Ich will jetzo nicht sagen/ daß die eitele und Tag so sehr einreisende Goldmacher hier ihren Text schon finden/ als welche die geringere Merallen/ so ihnen nicht gut genug sind/ in die edlere und köstlichere/ als Gold und Silber zuerhöhen/ und also Gottes Geschöpffe auch zuverbessern suchen: Indem ihre wunderliche und sehr verblümte Schrifften (davon jüngsthin zu Genev eine gantze Bibliotheca Chymica zusammen gedrucket worden) zur Genüge bekand sind/ auch die tägliche Erfahrung dezeuget/ daß ihre von lauter Gold
und Panaceen geschwängerte Berge endlich kaum ein lächerliches Mäußlein gebähren; vielmehr gebe jetzo dieses zu überlegen/ ob sich diejenige Aertzte nicht auch dieser Sünden theilhafftig machen/ welche die von GOTT so weißlich erschaffene natürliche Mittel oder so genandte Simplicia wo nicht gar hindansetzen/ doch nicht mit zulänglicher Sorgfalt auffsuchen / sondern an deren Stell entweder nur lange Galenische Rece_ t: oder durch Chymische Kunst daraus gezogene Quint Essentzen/ Spiritus, Olea, Salia, extracta und dergleichen gebrauchen / und solches alles unter dem zwar scheinbahren aber doch nichtigen Vorwand/ daß sie purum ab impuro oder das Reine von dem Unreinen/ das Gute von dem Bösen scheiden thäten. Heiset das nicht auch des Allerhöchsten Geschöpffe meistern und verbessern? Wie reimet sich aber dieses mit der Heil. Schrifft/ welche bezeuget/ daß alles was GOtterschaffen hatte/ valdè bonum und sehr gut gewesen seye: Gut nach dem Wesen/ gut nach den Kräffren und Würckungen. Wolte man vielleicht sagen/ daß doch gleichwohl augenscheinlich ein grosser untauglicher Unrath zurück bliebe/ welchen sie deswegen caput mortuum/ ja gar terram damnatam schelten: so ist zu wissen / daß dieser so genandte todte Satz in solcher Gestallt mit nichten in denen Simplicibus gestocken/ sondern von den Menschen durch das Feuer also gemacher werde/ welches der gelahrte Helmont deswegen nicht unbillich mortem in manu ar_ tier, das ist: den Tod in des Künstlers Hand genennet hat. Man lasse sie nur in ihrer Textur und Zusammensetzung unter dem andern Theilgen/ wie sie der Allweise Schöpffer zusammen gefüget und geflochten hat/ so werden sie nicht weniger eine lebendige und viel bessere Krafft haben/ als alle gekünstelte Salia, Spiritus, Olea und dergleichen. Wann man aber dasjenige/ was Gott zusammen gefüget und gleichsam vermählet hat/ aus menschlicher Aberwitz scheiden thut/ so macht man alsdann aus denen irdischen und in der Vermischung sehr guten Theilgen lauter capita mortua, terras damnatas &amp;amp; inutilia terrae pondera. Glaube mir/ mein lieber Pyrophile daß dieses eine von den grösten Ursachen seye/ daß man heut zu tag so viel unheilbahre Kranckheiten (von welchen Seidelius ein gantzes Buch geschrieben) zehlet/ gegen welche der höchste Gott ohn allen Zweiffel auch gewisse Mittel/ so aus der Erden wachsen/ gestiftet hat / wann man sie nur mit gehörigem Fleis und Sorgfalt auff/ suchte/ und wie sie Gott geschaffen / unverändert brauchen thäte. Nachdem man aber mehr auff einen menschlichen Mischmasch/ oder durch das Feuer zerzerrete Mittel bauet/ hergegen diejenige Simplicia, welche Gott aus der Erden geschaffen/ und ein Vernünfftiger nicht verachten solte/ fast gäntzlich hindan setzet: so ist nicht wunder/ daß die edle Heil Kunst von so vielen Jahrhunderten nicht allein wenig oder gar nichts zugenommen/ sondern von ihrer alten Würde und Adel sehr abgenommen habe. Man sehe doch nur ein wenig in die alte Zeiten (da sich die erste Meister in der Medicin, als AEsculapius, Hippocrates und andere fast einig und allein an die Simplicia oder einfache Artzneyen gehalten) zurück so wird sich befinden/ daß sie damahlen viel grössere Thaten/ und Curen gethan/ als die heutige Chymisten: auch deßwegen in solchen Ehren gehalten worden/ daß man ihnen zur Zeit der Noth soviel Geld und Gut/ als sie nur haben wollen/ angebotten/ die gröste Ehr erwiesen/ ja endlich/ auff heydnische Art und Weise/ gar vergöttert hat. Man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |