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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gleich alle Theile an den Citronen dem Gifft/ aller Fäulung/ Scharbock und dergleichen zuwider sind/ so haben doch dieselbe nicht alle einerley Qualitäten/ indem die eussere Rinde erwärmend/ und gantz aromatisch/ das Marck oder der Safft hergegen kühlend und sauer: die Kerne aber bitter und derowegen den Würmen zuwider sind. Alle diese Theile aber kommen dem Magen und dem Hertzen sehr zu gut/ welche sie beyde stärcken; und weilen/ wie obgedacht/ sie aller Fäulung wehren/ so bedienen sich deren diejenige/ welche auff den weiten Schiffarten mit dem Scorbuto angefeindet werden/ nicht allein innerlich/ sondern auch ensserlich/ wie beym Simon. Paulli in Quadripart. Bot. p. 383. zu sehen ist. Was die Citronen in der letzten Pest zu Wien/ wie auch zu Basel/ vor Nutzen geschafft haben/ bezeuget Herr D. Nebel aus andern pag. 32. in seiner Disputation. Weswegen dann auch in andern hitzigen Fiebern/ Ohnmachten und dergleichen selbige mit gutem Success auff vielerley Manier gebrauchet werden/ worvon der gelehrte Italianer / Johann. Baptista Ferrarius S. I. in seinem Buch de Malorum aureorum Cultura &amp;amp; Usu mit mehrerem kan gelesen werden. Was aber D. Hoffmannn in Clav. Pharm. Schroed. pag. 444. von einem Studioso, so zu Paris in des Charas Apothecken von einer Viper gebissen/ und mit einer Citronen curiret worden/ erzehlet/ ist mit Behutsamkeit zu lesen/ und kan Charas selbsten davon gesehen werden.

§. 6.

Gleichen Effect thun auch alle Condita und Praeparata, so darvon herrühren/ als I. Die gantz-überzogene oder eingemachte Citronen/ welche aus Madera gebracht werden und sehr annehmlich zu geniessen sind/ absonderlich/ wann sie wohl condirt, zart/ grün und noch frisch sind. Wann man solche hier zu Land condiren will/ müssen die Kerne erst heraus genommen werden/ ehe man sie in Zucker kochet und einmachet/ und ist die Brühe nicht wegzuschütten / sondern mit Zucker zu einem Syrop zu kochen/ wie Zvvelferus in Pharm. Aug. Ref. c. 14. pag. 472. unterrichtet. II. Die überzogene oder truckene und weiche eingemachte Citronen-Schalen / welche auch aus Madera gebracht werden/ müssen frisch/ klar und durchsichtig/ oben grün und unten gleichsam mit Eiß überzogen/ leicht zu zerschneiden/ doch aber recht trucken/ und mit keinen schwartzen Flecken und Löchern geschändet seyn/ welche eine Anzeigung sind/ daß sie alt und naß worden/ wie Pomet pag. 232. in seiner Material-Kammer berichtet. III. Das Oehl von den Schalen/ welches insgemein die Essentz von den Italianern genennet wird/ dessen man zweyerley hat/ nemblich das Feine/ welches aus dem abgeriebenen gelben von der Schale mit Wasser destilliret wird/ schön weiß ist und einen sehr starcken aromatischen Geruch hat: Hernach das Gemeine/ welches aus der Häfen/ so sich auff dem Grunde derjenigen Fässer und Tonnen/ wo sich der Citronen-Safft setzet/ destilliret wird/ zwar auch hell und wohlriechend / aber grünlicht ist/ und berichtet jetztgemeldter Frantzöischer Materialist/ daß man insgemein aus 50. Pfund solcher Häfen drey Pfund klares Oehl haben könte/ doch mehr oder weniger/ nachdem die Citronen gewesen. Sie werden beyde in grosser Menge von den Parfumierern verthan. IV. Kan man auch ein Oehl aus dem gelben pressen/ welches/ aber sich so lang nicht halten lässet/ wie das vorige; doch lässet sich die Ambra gleich darin solviren/ und hernach zu vielerley gebrauchen. V. Hat man den sauren Citronen-Safft oder Acidum Citri, welcher sonsten auch VINUM CITRI genennet wird/ kombt auch aus Italien und wird von den unzeitigen und gar kleinen Citronen gemacht. Man machet ihn auch wohl in Teutschland/ aber gemeiniglich von angesteckten Citronen/ weswegen man ihn lieber selbsten machen soll/ wann man was gutes haben will. Die Türcken machen einen Tranck davon/ welchen sie SOR BEC nennen und über Alexandrien heraus senden/ bestehet aus Zucker und Citronen-Safft; wie dann die Holländer und Engeländer ein dergleichen Gemeng aus Citronen-Safft/ Zucker/ Muscaten und Branden-Wein machen und Poleponze nennen/ wormit sie diejenige/ so auff dem Meer mit der See-Kranckheit geplaget sind / stärcken/ auch sich damit praeserviren. In den Apothecken machet man den Syrupum acetositatis citri darvon/ welcher sehr wohl refraichirt, stärcket und kühlet. VI. Hat man in den Apothecken das Elixir Citri, doch auch zweyerley/ eines welches zur Artzney Tropffen-weis gebrauchet wird/ das andere so an statt eines Branden-Weins und Aquavits getruncken wird / welches mehr ein infusum zu nennen ist. VII. Machen die Zucker-Becker auch allerhand Confect von den Citronen-Schalen/ welche sie entweder zu Kräntzlein winden und mit Canarien-Zucker zu Candisirten Citronen-Schalen machen/ oder diese Schalen in kleine Stücklein zerschnitten entweder glatt oder krauß mit Zucker in dem Conficir-Kessel überziehen/ woraus die Zucker-Stengel meistens unter dem feinen Confect bestehen. So wissen auch die geschickte Hauß-Mütter den Citronen-Biscuit, Citronen-Salat und andere Lecker-Bißlein daraus zu machen / worvon jetzo weitläufftig zu handeln nicht nöthig seyn wird.

gleich alle Theile an den Citronen dem Gifft/ aller Fäulung/ Scharbock und dergleichen zuwider sind/ so haben doch dieselbe nicht alle einerley Qualitäten/ indem die eussere Rinde erwärmend/ und gantz aromatisch/ das Marck oder der Safft hergegen kühlend und sauer: die Kerne aber bitter und derowegen den Würmen zuwider sind. Alle diese Theile aber kommen dem Magen und dem Hertzen sehr zu gut/ welche sie beyde stärcken; und weilen/ wie obgedacht/ sie aller Fäulung wehren/ so bedienen sich deren diejenige/ welche auff den weiten Schiffarten mit dem Scorbutô angefeindet werden/ nicht allein innerlich/ sondern auch ensserlich/ wie beym Simon. Paulli in Quadripart. Bot. p. 383. zu sehen ist. Was die Citronen in der letzten Pest zu Wien/ wie auch zu Basel/ vor Nutzen geschafft haben/ bezeuget Herr D. Nebel aus andern pag. 32. in seiner Disputation. Weswegen dann auch in andern hitzigen Fiebern/ Ohnmachten und dergleichen selbige mit gutem Success auff vielerley Manier gebrauchet werden/ worvon der gelehrte Italianer / Johann. Baptista Ferrarius S. I. in seinem Buch de Malorum aureorum Cultura &amp;amp; Usu mit mehrerem kan gelesen werden. Was aber D. Hoffmannn in Clav. Pharm. Schroed. pag. 444. von einem Studioso, so zu Paris in des Charas Apothecken von einer Viper gebissen/ und mit einer Citronen curiret worden/ erzehlet/ ist mit Behutsamkeit zu lesen/ und kan Charas selbsten davon gesehen werden.

§. 6.

Gleichen Effect thun auch alle Condita und Praeparata, so darvon herrühren/ als I. Die gantz-überzogene oder eingemachte Citronen/ welche aus Madera gebracht werden und sehr annehmlich zu geniessen sind/ absonderlich/ wann sie wohl condirt, zart/ grün und noch frisch sind. Wann man solche hier zu Land condiren will/ müssen die Kerne erst heraus genommen werden/ ehe man sie in Zucker kochet und einmachet/ und ist die Brühe nicht wegzuschütten / sondern mit Zucker zu einem Syrop zu kochen/ wie Zvvelferus in Pharm. Aug. Ref. c. 14. pag. 472. unterrichtet. II. Die überzogene oder truckene und weiche eingemachte Citronen-Schalen / welche auch aus Madera gebracht werden/ müssen frisch/ klar und durchsichtig/ oben grün und unten gleichsam mit Eiß überzogen/ leicht zu zerschneiden/ doch aber recht trucken/ und mit keinen schwartzen Flecken und Löchern geschändet seyn/ welche eine Anzeigung sind/ daß sie alt und naß worden/ wie Pomet pag. 232. in seiner Material-Kammer berichtet. III. Das Oehl von den Schalen/ welches insgemein die Essentz von den Italianern genennet wird/ dessen man zweyerley hat/ nemblich das Feine/ welches aus dem abgeriebenen gelben von der Schale mit Wasser destilliret wird/ schön weiß ist und einen sehr starcken aromatischen Geruch hat: Hernach das Gemeine/ welches aus der Häfen/ so sich auff dem Grunde derjenigen Fässer und Tonnen/ wo sich der Citronen-Safft setzet/ destilliret wird/ zwar auch hell und wohlriechend / aber grünlicht ist/ und berichtet jetztgemeldter Frantzöischer Materialist/ daß man insgemein aus 50. Pfund solcher Häfen drey Pfund klares Oehl haben könte/ doch mehr oder weniger/ nachdem die Citronen gewesen. Sie werden beyde in grosser Menge von den Parfumierern verthan. IV. Kan man auch ein Oehl aus dem gelben pressen/ welches/ aber sich so lang nicht halten lässet/ wie das vorige; doch lässet sich die Ambra gleich darin solviren/ und hernach zu vielerley gebrauchen. V. Hat man den sauren Citronen-Safft oder Acidum Citri, welcher sonsten auch VINUM CITRI genennet wird/ kombt auch aus Italien und wird von den unzeitigen und gar kleinen Citronen gemacht. Man machet ihn auch wohl in Teutschland/ aber gemeiniglich von angesteckten Citronen/ weswegen man ihn lieber selbsten machen soll/ wann man was gutes haben will. Die Türcken machen einen Tranck davon/ welchen sie SOR BEC nennen und über Alexandrien heraus senden/ bestehet aus Zucker und Citronen-Safft; wie dann die Holländer und Engeländer ein dergleichen Gemeng aus Citronen-Safft/ Zucker/ Muscaten und Branden-Wein machen und Poleponze nennen/ wormit sie diejenige/ so auff dem Meer mit der See-Kranckheit geplaget sind / stärcken/ auch sich damit praeserviren. In den Apothecken machet man den Syrupum acetositatis citri darvon/ welcher sehr wohl refraichirt, stärcket und kühlet. VI. Hat man in den Apothecken das Elixir Citri, doch auch zweyerley/ eines welches zur Artzney Tropffen-weis gebrauchet wird/ das andere so an statt eines Branden-Weins und Aquavits getruncken wird / welches mehr ein infusum zu nennen ist. VII. Machen die Zucker-Becker auch allerhand Confect von den Citronen-Schalen/ welche sie entweder zu Kräntzlein winden und mit Canarien-Zucker zu Candisirten Citronen-Schalen machen/ oder diese Schalen in kleine Stücklein zerschnitten entweder glatt oder krauß mit Zucker in dem Conficir-Kessel überziehen/ woraus die Zucker-Stengel meistens unter dem feinen Confect bestehen. So wissen auch die geschickte Hauß-Mütter den Citronen-Biscuit, Citronen-Salat und andere Lecker-Bißlein daraus zu machen / worvon jetzo weitläufftig zu handeln nicht nöthig seyn wird.

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[307/0353] gleich alle Theile an den Citronen dem Gifft/ aller Fäulung/ Scharbock und dergleichen zuwider sind/ so haben doch dieselbe nicht alle einerley Qualitäten/ indem die eussere Rinde erwärmend/ und gantz aromatisch/ das Marck oder der Safft hergegen kühlend und sauer: die Kerne aber bitter und derowegen den Würmen zuwider sind. Alle diese Theile aber kommen dem Magen und dem Hertzen sehr zu gut/ welche sie beyde stärcken; und weilen/ wie obgedacht/ sie aller Fäulung wehren/ so bedienen sich deren diejenige/ welche auff den weiten Schiffarten mit dem Scorbutô angefeindet werden/ nicht allein innerlich/ sondern auch ensserlich/ wie beym Simon. Paulli in Quadripart. Bot. p. 383. zu sehen ist. Was die Citronen in der letzten Pest zu Wien/ wie auch zu Basel/ vor Nutzen geschafft haben/ bezeuget Herr D. Nebel aus andern pag. 32. in seiner Disputation. Weswegen dann auch in andern hitzigen Fiebern/ Ohnmachten und dergleichen selbige mit gutem Success auff vielerley Manier gebrauchet werden/ worvon der gelehrte Italianer / Johann. Baptista Ferrarius S. I. in seinem Buch de Malorum aureorum Cultura &amp;amp; Usu mit mehrerem kan gelesen werden. Was aber D. Hoffmannn in Clav. Pharm. Schroed. pag. 444. von einem Studioso, so zu Paris in des Charas Apothecken von einer Viper gebissen/ und mit einer Citronen curiret worden/ erzehlet/ ist mit Behutsamkeit zu lesen/ und kan Charas selbsten davon gesehen werden. §. 6. Gleichen Effect thun auch alle Condita und Praeparata, so darvon herrühren/ als I. Die gantz-überzogene oder eingemachte Citronen/ welche aus Madera gebracht werden und sehr annehmlich zu geniessen sind/ absonderlich/ wann sie wohl condirt, zart/ grün und noch frisch sind. Wann man solche hier zu Land condiren will/ müssen die Kerne erst heraus genommen werden/ ehe man sie in Zucker kochet und einmachet/ und ist die Brühe nicht wegzuschütten / sondern mit Zucker zu einem Syrop zu kochen/ wie Zvvelferus in Pharm. Aug. Ref. c. 14. pag. 472. unterrichtet. II. Die überzogene oder truckene und weiche eingemachte Citronen-Schalen / welche auch aus Madera gebracht werden/ müssen frisch/ klar und durchsichtig/ oben grün und unten gleichsam mit Eiß überzogen/ leicht zu zerschneiden/ doch aber recht trucken/ und mit keinen schwartzen Flecken und Löchern geschändet seyn/ welche eine Anzeigung sind/ daß sie alt und naß worden/ wie Pomet pag. 232. in seiner Material-Kammer berichtet. III. Das Oehl von den Schalen/ welches insgemein die Essentz von den Italianern genennet wird/ dessen man zweyerley hat/ nemblich das Feine/ welches aus dem abgeriebenen gelben von der Schale mit Wasser destilliret wird/ schön weiß ist und einen sehr starcken aromatischen Geruch hat: Hernach das Gemeine/ welches aus der Häfen/ so sich auff dem Grunde derjenigen Fässer und Tonnen/ wo sich der Citronen-Safft setzet/ destilliret wird/ zwar auch hell und wohlriechend / aber grünlicht ist/ und berichtet jetztgemeldter Frantzöischer Materialist/ daß man insgemein aus 50. Pfund solcher Häfen drey Pfund klares Oehl haben könte/ doch mehr oder weniger/ nachdem die Citronen gewesen. Sie werden beyde in grosser Menge von den Parfumierern verthan. IV. Kan man auch ein Oehl aus dem gelben pressen/ welches/ aber sich so lang nicht halten lässet/ wie das vorige; doch lässet sich die Ambra gleich darin solviren/ und hernach zu vielerley gebrauchen. V. Hat man den sauren Citronen-Safft oder Acidum Citri, welcher sonsten auch VINUM CITRI genennet wird/ kombt auch aus Italien und wird von den unzeitigen und gar kleinen Citronen gemacht. Man machet ihn auch wohl in Teutschland/ aber gemeiniglich von angesteckten Citronen/ weswegen man ihn lieber selbsten machen soll/ wann man was gutes haben will. Die Türcken machen einen Tranck davon/ welchen sie SOR BEC nennen und über Alexandrien heraus senden/ bestehet aus Zucker und Citronen-Safft; wie dann die Holländer und Engeländer ein dergleichen Gemeng aus Citronen-Safft/ Zucker/ Muscaten und Branden-Wein machen und Poleponze nennen/ wormit sie diejenige/ so auff dem Meer mit der See-Kranckheit geplaget sind / stärcken/ auch sich damit praeserviren. In den Apothecken machet man den Syrupum acetositatis citri darvon/ welcher sehr wohl refraichirt, stärcket und kühlet. VI. Hat man in den Apothecken das Elixir Citri, doch auch zweyerley/ eines welches zur Artzney Tropffen-weis gebrauchet wird/ das andere so an statt eines Branden-Weins und Aquavits getruncken wird / welches mehr ein infusum zu nennen ist. VII. Machen die Zucker-Becker auch allerhand Confect von den Citronen-Schalen/ welche sie entweder zu Kräntzlein winden und mit Canarien-Zucker zu Candisirten Citronen-Schalen machen/ oder diese Schalen in kleine Stücklein zerschnitten entweder glatt oder krauß mit Zucker in dem Conficir-Kessel überziehen/ woraus die Zucker-Stengel meistens unter dem feinen Confect bestehen. So wissen auch die geschickte Hauß-Mütter den Citronen-Biscuit, Citronen-Salat und andere Lecker-Bißlein daraus zu machen / worvon jetzo weitläufftig zu handeln nicht nöthig seyn wird.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/353>, abgerufen am 22.11.2024.