Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

S. Johannes Brod genennet/ welchen Nahmen (wie der berümbte Herr Ludolf in Comm. ad Hist. AEthiop. pag. 181. muthmaset) ihnen etwa vor diesem ein Storger mag gegeben haben/ indem S. Johannes davon nie gelebet hat; weßwegen andere sie besser Sooden-Brod nennen/ weilen sie gegen den Sood ein gewisses Remedium abgeben: kommen aus Syrien / Indien und heut zu Tag aus Spanten.

§. 8.

Der Baum/ woran sie wachsen/ ist ziemlich groß und kan auch in Teutschland erzogen werden / wo doch die Früchte nicht zur Zeitigung gelangen; wie dann Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien. pag 157. berichtet/ daß er vor diesem zu Leiptzig in dem Weidmannischen Garten dergleichen im Pomerantzen-Hauß gesehen/ welcher trefflich schöne Pfirsings-Blüt-farbichte Blumen/ auch endlich grosse Schoten getragen habe/ so aber nicht vollkommen reiff worden seyen.

§. 9.

Die Schoten oder Siliquae selbsten sollen frisch und noch grün einen widrigen Geschmack haben; sobald sie aber auffgetrucknet worden/ werden sie süß und lieblich. Sie müssen wohl gewachsen/ frisch und safftig/ auch nicht Wurm- stichicht seyn/ denn in dem Safft und dicken Honig/ so darinnen stecket/ die beste Krafft verborgen lieget; weßwegen auch die Indianer solchen herauß pressen/ und den Ingber/ Tamarinden/ myrobolanen und dergleichen damit einmachen sollen. Ettmüllerus gedencket pag. 663. Comment. Schroed. daß man auch in Teutschland nicht allein die gantze Frucht/ sondern auch die Hülss[unleserliches Material] ohne Safft gebrauche.

§. 10

Den Nutzen betreffend/ so hat die gantze Frucht/ da der Safft noch innen ist/ eine sonderliche Krafft die saltzichre scharste Flüsse zu besänst tigen/ und bekommet deßwegen der Brust sehr wohl; weßhalben sie auch unter den Syr. Diacod. Montani kommen. Die Hülsse aber ist gegen den Sood und brennen des Magens dienlich/ weilen sie die scharffe Säuer in sich frisset: muß aber auch mästglich gebrauchet werden/ indem sie/ wie alle holtzichte Dinge/ übel zu verdäuen ist/ welches Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 43. erinnert. Die Mohren essen diese Früchte sehr gern und weilen sie in Orient häuffig wachsen/ sollen auch die Schweine / entweder mit der gantzen Frucht/ oder mit den Hülssen gemestet und ernehret werden; dahero die Außleger Heil. Schrifft dafür halten/ daß durch die Trebern/ wormit der verlohrne Sohn sich bey den Schweinen beholffen/ diese Siliquae zu verstehen seyen/ wie Ursinus in Arboreto Biblico pag. 558. und obbelobter Herr Ludolf. cit. loc. vor andern davon gelesen werden können.

S. Johannes Brod genennet/ welchen Nahmen (wie der berümbte Herr Ludolf in Comm. ad Hist. AEthiop. pag. 181. muthmaset) ihnen etwa vor diesem ein Storger mag gegeben haben/ indem S. Johannes davon nie gelebet hat; weßwegen andere sie besser Sooden-Brod nennen/ weilen sie gegen den Sood ein gewisses Remedium abgeben: kommen aus Syrien / Indien und heut zu Tag aus Spanten.

§. 8.

Der Baum/ woran sie wachsen/ ist ziemlich groß und kan auch in Teutschland erzogen werden / wo doch die Früchte nicht zur Zeitigung gelangen; wie dann Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien. pag 157. berichtet/ daß er vor diesem zu Leiptzig in dem Weidmannischen Garten dergleichen im Pomerantzen-Hauß gesehen/ welcher trefflich schöne Pfirsings-Blüt-farbichte Blumen/ auch endlich grosse Schoten getragen habe/ so aber nicht vollkommen reiff worden seyen.

§. 9.

Die Schoten oder Siliquae selbsten sollen frisch und noch grün einen widrigen Geschmack haben; sobald sie aber auffgetrucknet worden/ werden sie süß und lieblich. Sie müssen wohl gewachsen/ frisch und safftig/ auch nicht Wurm- stichicht seyn/ denn in dem Safft und dicken Honig/ so darinnen stecket/ die beste Krafft verborgen lieget; weßwegen auch die Indianer solchen herauß pressen/ und den Ingber/ Tamarinden/ myrobolanen und dergleichen damit einmachen sollen. Ettmüllerus gedencket pag. 663. Comment. Schroed. daß man auch in Teutschland nicht allein die gantze Frucht/ sondern auch die Hülss[unleserliches Material] ohne Safft gebrauche.

§. 10

Den Nutzen betreffend/ so hat die gantze Frucht/ da der Safft noch innen ist/ eine sonderliche Krafft die saltzichre scharste Flüsse zu besänst tigen/ und bekommet deßwegen der Brust sehr wohl; weßhalben sie auch unter den Syr. Diacod. Montani kommen. Die Hülsse aber ist gegen den Sood und brennen des Magens dienlich/ weilen sie die scharffe Säuer in sich frisset: muß aber auch mästglich gebrauchet werden/ indem sie/ wie alle holtzichte Dinge/ übel zu verdäuen ist/ welches Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 43. erinnert. Die Mohren essen diese Früchte sehr gern und weilen sie in Orient häuffig wachsen/ sollen auch die Schweine / entweder mit der gantzen Frucht/ oder mit den Hülssen gemestet und ernehret werden; dahero die Außleger Heil. Schrifft dafür halten/ daß durch die Trebern/ wormit der verlohrne Sohn sich bey den Schweinen beholffen/ diese Siliquae zu verstehen seyen/ wie Ursinus in Arboreto Biblico pag. 558. und obbelobter Herr Ludolf. cit. loc. vor andern davon gelesen werden können.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0360" n="314"/>
S. Johannes Brod genennet/ welchen Nahmen (wie der       berümbte Herr Ludolf in Comm. ad Hist. AEthiop. pag. 181. muthmaset) ihnen etwa vor diesem ein       Storger mag gegeben haben/ indem S. Johannes davon nie gelebet hat; weßwegen andere sie besser       Sooden-Brod nennen/ weilen sie gegen den Sood ein gewisses Remedium abgeben: kommen aus Syrien      / Indien und heut zu Tag aus Spanten.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 8.</head>
        <p>Der Baum/ woran sie wachsen/ ist ziemlich groß und kan auch in Teutschland erzogen werden /       wo doch die Früchte nicht zur Zeitigung gelangen; wie dann Vielheuer in Beschreibung frembder       Materialien. pag 157. berichtet/ daß er vor diesem zu Leiptzig in dem Weidmannischen Garten       dergleichen im Pomerantzen-Hauß gesehen/ welcher trefflich schöne Pfirsings-Blüt-farbichte       Blumen/ auch endlich grosse Schoten getragen habe/ so aber nicht vollkommen reiff worden       seyen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 9.</head>
        <p>Die Schoten oder Siliquae selbsten sollen frisch und noch grün einen widrigen Geschmack       haben; sobald sie aber auffgetrucknet worden/ werden sie süß und lieblich. Sie müssen wohl       gewachsen/ frisch und safftig/ auch nicht Wurm- stichicht seyn/ denn in dem Safft und dicken       Honig/ so darinnen stecket/ die beste Krafft verborgen lieget; weßwegen auch die Indianer       solchen herauß pressen/ und den Ingber/ Tamarinden/ myrobolanen und dergleichen damit       einmachen sollen. Ettmüllerus gedencket pag. 663. Comment. Schroed. daß man auch in Teutschland       nicht allein die gantze Frucht/ sondern auch die Hülss<gap reason="illegible"/> ohne Safft gebrauche.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 10</head>
        <p>Den Nutzen betreffend/ so hat die gantze Frucht/ da der Safft noch innen ist/ eine       sonderliche Krafft die saltzichre scharste Flüsse zu besänst tigen/ und bekommet deßwegen der       Brust sehr wohl; weßhalben sie auch unter den Syr. Diacod. Montani kommen. Die Hülsse aber ist       gegen den Sood und brennen des Magens dienlich/ weilen sie die scharffe Säuer in sich frisset:       muß aber auch mästglich gebrauchet werden/ indem sie/ wie alle holtzichte Dinge/ übel zu       verdäuen ist/ welches Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 43. erinnert. Die Mohren essen diese       Früchte sehr gern und weilen sie in Orient häuffig wachsen/ sollen auch die Schweine /       entweder mit der gantzen Frucht/ oder mit den Hülssen gemestet und ernehret werden; dahero die       Außleger Heil. Schrifft dafür halten/ daß durch die Trebern/ wormit der verlohrne Sohn sich       bey den Schweinen beholffen/ diese Siliquae zu verstehen seyen/ wie Ursinus in Arboreto       Biblico pag. 558. und obbelobter Herr Ludolf. cit. loc. vor andern davon gelesen werden       können.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0360] S. Johannes Brod genennet/ welchen Nahmen (wie der berümbte Herr Ludolf in Comm. ad Hist. AEthiop. pag. 181. muthmaset) ihnen etwa vor diesem ein Storger mag gegeben haben/ indem S. Johannes davon nie gelebet hat; weßwegen andere sie besser Sooden-Brod nennen/ weilen sie gegen den Sood ein gewisses Remedium abgeben: kommen aus Syrien / Indien und heut zu Tag aus Spanten. §. 8. Der Baum/ woran sie wachsen/ ist ziemlich groß und kan auch in Teutschland erzogen werden / wo doch die Früchte nicht zur Zeitigung gelangen; wie dann Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien. pag 157. berichtet/ daß er vor diesem zu Leiptzig in dem Weidmannischen Garten dergleichen im Pomerantzen-Hauß gesehen/ welcher trefflich schöne Pfirsings-Blüt-farbichte Blumen/ auch endlich grosse Schoten getragen habe/ so aber nicht vollkommen reiff worden seyen. §. 9. Die Schoten oder Siliquae selbsten sollen frisch und noch grün einen widrigen Geschmack haben; sobald sie aber auffgetrucknet worden/ werden sie süß und lieblich. Sie müssen wohl gewachsen/ frisch und safftig/ auch nicht Wurm- stichicht seyn/ denn in dem Safft und dicken Honig/ so darinnen stecket/ die beste Krafft verborgen lieget; weßwegen auch die Indianer solchen herauß pressen/ und den Ingber/ Tamarinden/ myrobolanen und dergleichen damit einmachen sollen. Ettmüllerus gedencket pag. 663. Comment. Schroed. daß man auch in Teutschland nicht allein die gantze Frucht/ sondern auch die Hülss_ ohne Safft gebrauche. §. 10 Den Nutzen betreffend/ so hat die gantze Frucht/ da der Safft noch innen ist/ eine sonderliche Krafft die saltzichre scharste Flüsse zu besänst tigen/ und bekommet deßwegen der Brust sehr wohl; weßhalben sie auch unter den Syr. Diacod. Montani kommen. Die Hülsse aber ist gegen den Sood und brennen des Magens dienlich/ weilen sie die scharffe Säuer in sich frisset: muß aber auch mästglich gebrauchet werden/ indem sie/ wie alle holtzichte Dinge/ übel zu verdäuen ist/ welches Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 43. erinnert. Die Mohren essen diese Früchte sehr gern und weilen sie in Orient häuffig wachsen/ sollen auch die Schweine / entweder mit der gantzen Frucht/ oder mit den Hülssen gemestet und ernehret werden; dahero die Außleger Heil. Schrifft dafür halten/ daß durch die Trebern/ wormit der verlohrne Sohn sich bey den Schweinen beholffen/ diese Siliquae zu verstehen seyen/ wie Ursinus in Arboreto Biblico pag. 558. und obbelobter Herr Ludolf. cit. loc. vor andern davon gelesen werden können.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/360
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/360>, abgerufen am 22.11.2024.