Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat.

§. 3.

Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist.

§. 4.

Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben.

§. 5.

Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet.

§. 6.

Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack /

oder Siegel-Wachs

gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. [unleserliches Material]. damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat.

§. 3.

Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist.

§. 4.

Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben.

§. 5.

Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet.

§. 6.

Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack /

oder Siegel-Wachs

gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. [unleserliches Material]. damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0444" n="398"/>
hat.       Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben       kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern       Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige       Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in       Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung       Cleyeri vereiniget hat.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius       in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis,       so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche       an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402.       haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten       Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche       Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die       beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet /       welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der       Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden       ist.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller       will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter       Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß /       nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur       heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen       anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr       trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar /       hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr       oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine       rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth       färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn      / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges       Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney       zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher       geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre       Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen       das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur       sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel       darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu       der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider       außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin       damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen      / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird /       wie Schurtzius l. c. schreibet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack /</p>
        <p>oder Siegel-Wachs</p>
        <p>gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die       Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet       c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten       gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über       20000. <gap reason="illegible"/>. damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das       Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele       Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth /       gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten       Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und       darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75.       judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus       vermischet und
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[398/0444] hat. Unterdessen können beyde Theile wohl recht haben/ indem es verschiedene Arten der Bäumen geben kan/ an welchen solches gezeuget wird/ da bey uns auß den Kirschen-Pflaumen- nnd und andern Bäumen wohl auch ein Gummi/ so sich einander gleichen thut/ fliesset/ wie also obige Scribenten der berümbte Augspurgische Medicus und vornehme Praeses der Käyserlichen Societät in Teutschland/ Herr Doct. Lucas Schroeckius, in seinen Anmerckungen über gedachte Beschreibung Cleyeri vereiniget hat. §. 3. Im übrigen wird das Gummi Lac in verschiedenen Sorten zu uns herauß gebracht/ deren Marxius in seiner Material Kammer pag. 109. nur zwey erzehlet/ nemblich das granulirte oder in Granis, so in kleinen gelb-röthlichten Körnlein ist/ und die Holtz-Lac oder. Laccam in Ramulis, welche an kleinen Aestlein/ eines Fingers groß/ hanget. Andere aber/ als Dale in Phytol. pag. 402. haben noch die dritte Art/ nemblich Laccam in masis oder Tabulatam, Platt-Lac/ so in breyten Täfflein kommet/ und von dem Holtz-Lac also gegossen wird/ nach dessen Unterscheid solche Täffelein entweder roth durchscheinend/ gelb/ oder schwartz sind/ von welchen letzteren die beste Tinctur außgezogen ist/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 274. berichtet / welcher noch einer vierdten Sorte gedencket/ die vor diesem auß Engeland/ in Gestalt der Ohren/ in Franckreich verhandelt und Gomme en Oreilles, oder Ohr-Lac/ genennet worden ist. §. 4. Nun fragt sichs/ welche Sorte zu eligiren und vor die beste zu halten sey? Doct. Ettmüller will die erste/ nemblich die Laccam in granis vor die beste halten: Allein obgemeldter Materialist Pomet gibt dieser ein sehr schlechtes Lob/ indem er l. c. schreibet/ daß / nachdem die Holländer und Engeländer die Holtz Lacc gemahlen und vom dem besten die Tinctur heraußgezogen/ sie solches mit der schlechten vermischten und nachmahlen in grossen Ballen anderwerts verschickten/ welches die granuliree Lacca sey; weßwegen er der Holtz-Lac mehr trauet/ auch nur diejenige anzunehmen räthet/ welche derselben am nähesten kommet/ klar / hell und durchsichtig ist/ wohl fliesset/ nicht zu viel Holtz/ auch nichts schwartzes mehr oder andern Unflat oder Staub untermischet hat/ ingleichem/ wann sie gekäuet wird/ eine rothe Farb von sich gibt/ auch das Wasser/ worinnen sie mit etwas saueres gekocht wird/ roth färbet. Die Platt-Lacc muß schön klar/ durchsichtig und nicht körnericht oder grummelicht seyn / auch so roth/ als es seyn kan scheinen und färben. §. 5. Den Nutzen dieses Gummi betreffend/ so ist es ein sehr gutes und zu vielen Dingen nöthiges Ding/ dessen man sich sowohl in der Artzney/ als andern Künsten bedienen kan. In der Artzney zwar wird es innerlich zu Eröffnung der verstopfften Leber und Miltz-Aederlein und daher geleiteten Kranckheiten/ als Wassersucht und dergleichen gerühmet/ weßwegen die Alte ihre Trochiscos de Lacca erfunden und verschrieben haben. Heutiges Tages aber wird es meistens gegen das Bluten und Scharbock der Zähnen gebraucht/ worzu des Mynsichti R. Laccae oder Lac-Tinctur sehr heilsam ist/ worvon Ettmüllerus cit. loc. weitläufftig handelt. Sonsten aber wird viel darvon von den Färbern verthan/ indem nicht allein die Japonier/ Türcken und andere solche zu der rothen Farb/ wormit sie den Cattun und andere Sachen also färben/ daß es nicht wider außgewaschen werden kan/ brauchen/ auch das rothe und so genandte Saffian-Leder oder Maroquin damit schmutzen/ sondern auch die Holl- und Engeländer zu ihrer Scharlach-Färb brauchen sollen / wie Pomet c. l. berichtet; wie dann auch in Teutschland das Leder braun damit gefärbet wird / wie Schurtzius l. c. schreibet. §. 6. Hauptsächlich aber wird es sehr zu dem Siegel-Lack / oder Siegel-Wachs gebrauchet/ welches insgemein CERA HISPANICA und Spanisch-Wachs genennet wird/ da doch die Spanier nichts davon wissen/ sondern die Brieffe nur mit Oblaten versiegeln sollen/ wie Pomet c. l. schreibet und anbey berichtet/ daß ein Frantzöischer Kauffmann Rousseau, so es am besten gemacht und nachdem er durch den Brand zuvor zum Bettler worden/ binnen Jahres frist über 20000. _ . damit erworden/ zum Unterscheid des Portugisischen Siegel-Wachs/ solches das Spanische genennet habe. Die gröste Kunst bestehet in dem malaxiren/ und findet man sehr viele Sorten/ als das wohlriechende/ Feine/ Mittel und Gemeine: welche entweder schwartz/ roth / gelb oder bund sind. Man bringt auch dergleichen auß China, so auß krummen und zerkerbten Stangen bestehet. Das beste muß schön an Farben/ rein im Brechen/ leicht im Gewicht seyn und darbey im Brennen nicht bald ablauffen/ wie Marxius in seiner Material-Kammer p. 75. judiciret. Man muß Achtung geben/ daß es nicht auß schlechter Lac mit andern Gummatibus vermischet und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/444
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/444>, abgerufen am 22.11.2024.