Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

USNEA CRANII

Humani

vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab.

§. X.

Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder

CALCULUM HUMANUM,

absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird.

§. XI.

Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte

LUDUS HELMONTII

ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten.

Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden.

§. XII.

Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden.

§. XIII.

Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

USNEA CRANII

Humani

vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab.

§. X.

Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder

CALCULUM HUMANUM,

absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird.

§. XI.

Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte

LUDUS HELMONTII

ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten.

Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden.

§. XII.

Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden.

§. XIII.

Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0466" n="420"/>
        <p>USNEA CRANII</p>
        <p>Humani</p>
        <p>vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und       ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den       Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich       von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte.       Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein       innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch       diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon       Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico,       Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. X.</head>
        <p>Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">CALCULUM HUMANUM,</hi> </p>
        <p>absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des       Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr       D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney       auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden       Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden       Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem       Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet       und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich /       wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico,       wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und       Blasen-Stein selbsten gerühmet wird.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. XI.</head>
        <p>Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so       genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß       der rechte</p>
        <p> <hi rendition="#k">LUDUS HELMONTII</hi> </p>
        <p>ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat       unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie       Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des       Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie)       Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum       versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch       die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und       806. gedencken und vor einen Kalckstein halten.</p>
        <p>Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst       des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas       von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan      / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb.       Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der       berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen       den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen       werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. XII.</head>
        <p>Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche       insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße       eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich       anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine       sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und       kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der       alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. XIII.</head>
        <p>Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können      / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet       findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28.       Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann       einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck       Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses       Capitels zu sehen ist.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[420/0466] USNEA CRANII Humani vor ein Wesen gemacht werde/ ist gleichfals bekamt/ welches doch selten recht und ohnverfälscht zu finden ist/ indem einige auch das Mooß von den verstorbenen Köpffen in den Bein- und Todten-Häusern abklauben und vor die rechte Usnee verkauffen/ welche doch billich von denen auffgepfälten/ gehänckten oder auffs Rad gelegten Menschen-Köpffen herrühren solte. Soll eine sonderliche Krafft gegen alle Blutstürtzungen haben/ welche es nicht allein innerlich/ sondern auch äusserlich nur in den Händen gehalten/ stillen soll. Es ist auch diese Vsnee das Fundament der Waaffen-Salb und des so berühmbten Lapidis Buttleri, worvon Helmont ein gantz Tractätlein geschrieben hat/ dessen Beschreibung von einem alten Chymico, Namens Kriegsmann vor diesem empfangen hab. §. X. Letzlich findet man auch in einigen Museis und Material-Kammern den Menschen-Stein oder CALCULUM HUMANUM, absonderlich den Blasen-Stein/ welcher vor andern/ (so fast in allen Theilen des Menschlichen Leibes auch generiret werden können/ wie der berühmte Dänische Leib-Medicus Herr D. Franck in Lapicidina Microcosmi auß vielen andern Scribenten auffgezeichnet hat) zur Artzney auffgesuchet wird: Und weilen Er wie die Bezoar-Steine/ auß viel übereinander wachsenden Blättlein und lamellis bestehet/ auch eine dergleichen Gifftreibende Krafft in ansteckenden Fiebern und der Pest selbsten hat: So wird derselbige von Christiano Hieblen in seinem Teutschen Tractat von dem Bezoar-Stein nicht unbillich unter die Bezoartische Steine gerechnet und Bezoar Microcosmicum genennet; hat sehr vieles und zwar gantz flüchtiges Saltz in sich / wie D. Maezius, Prof. zu Leyden/ bey seinem Leben zum öfftern in dasigem Laboratorio Chymico, wie ich selbsten gesehen/ gezeiget hat; in Ansehen dessen er auch gegen den Nieren- und Blasen-Stein selbsten gerühmet wird. §. XI. Weilen inzwischen viele in der Meynung stehen/ daß Paracelsus und Helmontius durch den so genandten LUDUM den Blasen-Stein von einem Menschen verstanden hätten; so ist/ zu wissen/ daß der rechte LUDUS HELMONTII ein gantz anderer Stein sey/ welcher an der Scheld nahe bey Antwerpen gegraben wird: hat unten einen grauen Satz/ wie die Kalck-Steine sind/ oben aber eine durchsichtige Krust/ wie Agstein/ anzusehen/ welches ohnlängst eine sehr vornehine Matron, so vor diesem des Weltberühmten und längst verstorbenen Generalen Rabenhaupt (eins grossen Liebhabers der Chymie) Gemahlin gewesen/ Herr D. Schleirmacher/ Hochfl. Hessen-Darmstädtischen Leib-Medicum versichert/ und daß sie solchen offters in Handen gehabt/ berichtet hat; wie dann dessen auch die Miscellaced Germ. Cur. Dec. A. 7. und Ettmüllerus in Commentario Schroed. pag. 802. und 806. gedencken und vor einen Kalckstein halten. Dieser Ludus soll ein sehr flüchtiger Stein seyn/ welcher vor sich in zwey Tagen vermittelst des Feuers gantz in die Lufft fliegen soll/ welches viel eher geschicht/ wann man ihm etwas von Salpeter zusetzet; und weilen man auch ein bitters und etwas sauers Saltz darauß haben kan / wird er von Paracelso Fel Terrae oder Erd-Galle genennet/ darvon in dessen Tr. de Morb. Tart. Cap. 20. weiter nachzusehen allwo verblümter Weiß davon gehandelt wird. Was aber der berühmte Helmont vor ein Wesen davon mache/ und wie er ein infallibiles Mittel darauß gegen den Stein und andere Gebrechen zu machen suche? kan in dessen Buch de Lithiasi nachgeschlagen werden. §. XII. Zuweilen finden sich auch einige Steine in der Gallen-Blas der Menschlichen Cörper/ welche insgemein gelb/ bitter und leicht sind/ dergleichen Anno 16 -- allhier in der Gallen-Blaße eines Schinders Tochter/ so wegen vieler Delicten enthauptet/ und nachmahlen offentlich anatomiret wurde/ zu sehen ware/ und noch biß dato in meinem Museo zu finden sind: haben eine sonderliche Krafft gegen diejenige Gelbsucht/ so von dergleichen Steinen herrühret/ und kommen in de übrigen Qualitäten mit den jenigen Steinen überein/ so in den Gallen-Blasen der alten Ochsen gefunden werden/ worvon künfftig soll gehandelt werden. §. XIII. Am allerseltzamsten aber ists/ daß auch gantze Kinder in Mutter-Leib zu Stein werden können / dessen man ein curios Exempel in dem Museo Regio Haefniensi Sect. 1. pag. 1. auffgezeichnet findet/ allwo ein Foetus humanus Lapidefactus, welchen eine Schneiders-Frau in Franckreich 28. Jahr bey sich getragen hat/ zu finden ist/ welcher erstlich von einem Parisischen Kauffmann einem Jubilirer zu Venedig und von diesem Anno 1653. dem Großmächtigen König in Dennemarck Friderico III. verkauffet worden/ dessen Abbildung auß gedachtem Museo Regio im Anfang dieses Capitels zu sehen ist.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/466
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/466>, abgerufen am 13.11.2024.