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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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wieder abgenommen. Alsdann wird über das Fell ein klemer doppelter Filtz gelegt/ und der Saame mit blossen Füssen dicht an und eingetretten/ aber behutsam/ damit der Filtz nicht vergleite und durch Verschiebung des Saamens das Fell unscheinlich werde. Doch ist diese Ubertrettung nicht an allen Fellen nöthig / sondern nur an denen/ die gar dick und von dem Saamen nicht gern vestigia annehmen oder behalten möchten.

7. Wann das Fell also in der Sonen ausgedorret/ (welches einen halben Tagdes Sommers/ des Winters einen gantzen erfordert) wird es loß gespannt/ der Saame abgethan/ und nachdem er durch ein Sieb vom Staub gesäubert/ zum künfftigen Gebrauch auffgehoben. Die fest-ansitzende Körner aber werden mit einem dürren Steckgen abgeschlagen. Doch halte ich/ weilen sie es bey einer halben Stunde also schlagen/ es geschehe vielmehr darumb/ daß es tractabler werde.

8. Dieses Fell wird also trucken auff selbige Seiten/ wo der Saame gelegen/ an einemgleich auffste heudem Gerber-Klotze/ so dünne es immer möglich/ wieder abgegerbet/ so daß es fast durchscheinend werde. Hierzu gebrauchen sie ein anders Instrument mit einem höltzernen Stiel / welches sie Tischri nennen; wird gar offt in der Arbeit umb die Schärffe mit einem Wetz-Eisen bestrichen/ wie unsere Strohschneider ihre Sensen ohne Unterlaß pflegen zu wetzen.

9. Darnach wird dieses Fell auffgerollet/ und so complicate mit beydeu Händen vor sich auff den Knien mit aller macht gerieben und tractirt/ wie man die lederne Hosen nach der Wäsche pfleget auszureiben/ biß es in etwas geschmeidig worden: Ist eine schlimme und vielleicht die schwereste Arbeit/ so in dem gantzen Process vorfället.

10. Wann dieses geschehen/ wird es in Wasser getaucht oder angefeuchtet/ daß es gantz weich werde/ und alsdann mit Schurae, oder wie es ein anderer nennete/ mit Schuraekat (ist eine Saltz-Ende oder weises Salpetrisches Minerale, so unfern Ispsahan und vielen andern Oerter in Persien zu diesem Gebrauch gegraben wird) auff der Fleisch-Seiten mit Masu aber auff der Narb-Seiten bestreuet/ mit Wasser besprützt/ und eingerieben. Doch liegt nichts daran/ ob auff ungehöriger Seite von besagter Materie etwas kommen m öchte. Dann wird das Fell so complicate, wie ohngefehr ein Leinwad in der Wasche auff einen reinen Boden mit beyden Händen gewalcket/ damit die Materie desto besser das Fell penetrire. Benanntes Masu ist ein weises oder vielmehr graues Pulver/ von welchem ich nichts anderst annoch eingenommen/ als daß es eine zermalmete Frucht sey/ von einem gewissen Baum in Meistan und umb Hamadan. Ich erachte es entweder Gall-Aepffel/ Nuces, Cupressi, Faufel oder dergleichen adstringirende Frucht zu seyn.

II. Dieses Fell mit sothaner Materie eingebeitzet/ wird über die Lohe oder kleines Flamm-Feuer von zwey Personen gehalten und per partes gezogen/ damit es sich vermittelst einer mittelmässigen Wärme zusammen ziehen/ und die Signaturen sich erheben mögen. Es gehet dieses aber geschwinde zu/ so daß man es kaum eines Batter Unsers lang über der Flamm hält.

12. Dann wird es dem dritten zugeworffen/ welcher es also warm compliciret und auff der Erden mit beyden Händen/ wie zuvor wallet und handthieret. Hier aber ist zu wissen/ daß der Process a Num. 10. ad finem mit einer Quantität vieler Fellen vorgenommen und in einem Tag absolviret wird. Dahero zwey Personen gerben/ zwey die eingegrabene Felle über das Feuer ziehen/ und dem dritten zuwerffen/ welcher die Felle wellet.

13. Dieses Fell wird abermahl auff der Fleisch-Seiten reichlich abgegerbet/ weilen es sich contrahiret und auff benannter Seiten wider rauh worden. Alsdann wird es wieder mit Massu und Wasser (nicht aber mit Schurae) bestrichen/ umb die Signatur durch diese adstringirende Materie noch besser zu erheben/ und also wieder über das Feuer gehalten/ abgenommen/ und wie Num. XII. ferner auff den Boden gewalcket.

14. Abermahl auff der Fleisch-Seiten mit dem Kart überzogen.

15. In die Sonne ausgeleget und getrocknet.

16. Mit dem Kart also trocken hier und da beschnitten/ besonders an den Enden/ woselbst sich diese Rugae auffgeworffen/ verbo: Wo das Fell sich zu sehr zusammen gezogen und uneben worden.

17. Diese Rugae werden ferner auff einem Alabaster-Stein mit einem anderen glatten Stein gekopfft und aequal gemacht.

18. Hernach wird es mit einem Stück eines zerbrochenen Färber-Topffs (dann solche fragmenta sind convex und hierzu bequem) übergerieben/ auff beyden Seiten und per partes gewalcket / auch die Farben (so gemeiniglich Kermausch-Kräuter sind/ und das Fett augenblicklich tingire) zugleich auffgestrichen und haß wieder mit der Scherbe gewallet/ doch nicht zu vehement/ daß nicht die grübige Narbe offendiret werde. Im wallen gebrauchen sie einen schlechten/ doch vorthelhafften Hand-Griff/ daß sie einen ledernen runden Riemen zwischen legen/ wie aus der Figur zu sehen.

wieder abgenommen. Alsdann wird über das Fell ein klemer doppelter Filtz gelegt/ und der Saame mit blossen Füssen dicht an und eingetretten/ aber behutsam/ damit der Filtz nicht vergleite und durch Verschiebung des Saamens das Fell unscheinlich werde. Doch ist diese Ubertrettung nicht an allen Fellen nöthig / sondern nur an denen/ die gar dick und von dem Saamen nicht gern vestigia annehmen oder behalten möchten.

7. Wann das Fell also in der Sonen ausgedorret/ (welches einen halben Tagdes Sommers/ des Winters einen gantzen erfordert) wird es loß gespannt/ der Saame abgethan/ und nachdem er durch ein Sieb vom Staub gesäubert/ zum künfftigen Gebrauch auffgehoben. Die fest-ansitzende Körner aber werden mit einem dürren Steckgen abgeschlagen. Doch halte ich/ weilen sie es bey einer halben Stunde also schlagen/ es geschehe vielmehr darumb/ daß es tractabler werde.

8. Dieses Fell wird also trucken auff selbige Seiten/ wo der Saame gelegen/ an einemgleich auffste heudem Gerber-Klotze/ so dünne es immer möglich/ wieder abgegerbet/ so daß es fast durchscheinend werde. Hierzu gebrauchen sie ein anders Instrument mit einem höltzernen Stiel / welches sie Tischri nennen; wird gar offt in der Arbeit umb die Schärffe mit einem Wetz-Eisen bestrichen/ wie unsere Strohschneider ihre Sensen ohne Unterlaß pflegen zu wetzen.

9. Darnach wird dieses Fell auffgerollet/ und so complicatè mit beydeu Händen vor sich auff den Knien mit aller macht gerieben und tractirt/ wie man die lederne Hosen nach der Wäsche pfleget auszureiben/ biß es in etwas geschmeidig worden: Ist eine schlimme und vielleicht die schwereste Arbeit/ so in dem gantzen Process vorfället.

10. Wann dieses geschehen/ wird es in Wasser getaucht oder angefeuchtet/ daß es gantz weich werde/ und alsdann mit Schurae, oder wie es ein anderer nennete/ mit Schuraekat (ist eine Saltz-Ende oder weises Salpetrisches Minerale, so unfern Ispsahan und vielen andern Oerter in Persien zu diesem Gebrauch gegraben wird) auff der Fleisch-Seiten mit Masu aber auff der Narb-Seiten bestreuet/ mit Wasser besprützt/ und eingerieben. Doch liegt nichts daran/ ob auff ungehöriger Seite von besagter Materie etwas kommen m öchte. Dañ wird das Fell so complicate, wie ohngefehr ein Leinwad in der Wasche auff einen reinen Boden mit beyden Händen gewalcket/ damit die Materie desto besser das Fell penetrire. Benanntes Masu ist ein weises oder vielmehr graues Pulver/ von welchem ich nichts anderst annoch eingenommen/ als daß es eine zermalmete Frucht sey/ von einem gewissen Baum in Meistan und umb Hamadan. Ich erachte es entweder Gall-Aepffel/ Nuces, Cupressi, Faufel oder dergleichen adstringirende Frucht zu seyn.

II. Dieses Fell mit sothaner Materie eingebeitzet/ wird über die Lohe oder kleines Flamm-Feuer von zwey Personen gehalten und per partes gezogen/ damit es sich vermittelst einer mittelmässigen Wärme zusammen ziehen/ und die Signaturen sich erheben mögen. Es gehet dieses aber geschwinde zu/ so daß man es kaum eines Batter Unsers lang über der Flamm hält.

12. Dann wird es dem dritten zugeworffen/ welcher es also warm compliciret und auff der Erden mit beyden Händen/ wie zuvor wallet und handthieret. Hier aber ist zu wissen/ daß der Process à Num. 10. ad finem mit einer Quantität vieler Fellen vorgenommen und in einem Tag absolviret wird. Dahero zwey Personen gerben/ zwey die eingegrabene Felle über das Feuer ziehen/ und dem dritten zuwerffen/ welcher die Felle wellet.

13. Dieses Fell wird abermahl auff der Fleisch-Seiten reichlich abgegerbet/ weilen es sich contrahiret und auff benannter Seiten wider rauh worden. Alsdann wird es wieder mit Massu und Wasser (nicht aber mit Schurae) bestrichen/ umb die Signatur durch diese adstringirende Materie noch besser zu erheben/ und also wieder über das Feuer gehalten/ abgenommen/ und wie Num. XII. ferner auff den Boden gewalcket.

14. Abermahl auff der Fleisch-Seiten mit dem Kart überzogen.

15. In die Sonne ausgeleget und getrocknet.

16. Mit dem Kart also trocken hier und da beschnitten/ besonders an den Enden/ woselbst sich diese Rugae auffgeworffen/ verbo: Wo das Fell sich zu sehr zusammen gezogen und uneben worden.

17. Diese Rugae werden ferner auff einem Alabaster-Stein mit einem anderen glatten Stein gekopfft und aequal gemacht.

18. Hernach wird es mit einem Stück eines zerbrochenen Färber-Topffs (dann solche fragmenta sind convex und hierzu bequem) übergerieben/ auff beyden Seiten und per partes gewalcket / auch die Farben (so gemeiniglich Kermausch-Kräuter sind/ und das Fett augenblicklich tingire) zugleich auffgestrichen und haß wieder mit der Scherbe gewallet/ doch nicht zu vehement/ daß nicht die grübige Narbe offendiret werde. Im wallen gebrauchen sie einen schlechten/ doch vorthelhafften Hand-Griff/ daß sie einen ledernen runden Riemen zwischen legen/ wie aus der Figur zu sehen.

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wieder abgenommen. Alsdann wird über das       Fell ein klemer doppelter Filtz gelegt/ und der Saame mit blossen Füssen dicht an und       eingetretten/ aber behutsam/ damit der Filtz nicht vergleite und durch Verschiebung des       Saamens das Fell unscheinlich werde. Doch ist diese Ubertrettung nicht an allen Fellen nöthig /       sondern nur an denen/ die gar dick und von dem Saamen nicht gern vestigia annehmen oder       behalten möchten.</p>
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        <p>8. Dieses Fell wird also trucken auff selbige Seiten/ wo der Saame gelegen/ an einemgleich       auffste heudem Gerber-Klotze/ so dünne es immer möglich/ wieder abgegerbet/ so daß es fast       durchscheinend werde. Hierzu gebrauchen sie ein anders Instrument mit einem höltzernen Stiel /       welches sie Tischri nennen; wird gar offt in der Arbeit umb die Schärffe mit einem Wetz-Eisen       bestrichen/ wie unsere Strohschneider ihre Sensen ohne Unterlaß pflegen zu wetzen.</p>
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        <p>10. Wann dieses geschehen/ wird es in Wasser getaucht oder angefeuchtet/ daß es gantz weich       werde/ und alsdann mit Schurae, oder wie es ein anderer nennete/ mit Schuraekat (ist eine       Saltz-Ende oder weises Salpetrisches Minerale, so unfern Ispsahan und vielen andern Oerter in       Persien zu diesem Gebrauch gegraben wird) auff der Fleisch-Seiten mit Masu aber auff der       Narb-Seiten bestreuet/ mit Wasser besprützt/ und eingerieben. Doch liegt nichts daran/ ob       auff ungehöriger Seite von besagter Materie etwas kommen m öchte. Dan&#x0303; wird das Fell so       complicate, wie ohngefehr ein Leinwad in der Wasche auff einen reinen Boden mit beyden Händen       gewalcket/ damit die Materie desto besser das Fell penetrire. Benanntes Masu ist ein weises       oder vielmehr graues Pulver/ von welchem ich nichts anderst annoch eingenommen/ als daß es       eine zermalmete Frucht sey/ von einem gewissen Baum in Meistan und umb Hamadan. Ich erachte es       entweder Gall-Aepffel/ Nuces, Cupressi, Faufel oder dergleichen adstringirende Frucht zu       seyn.</p>
        <p>II. Dieses Fell mit sothaner Materie eingebeitzet/ wird über die Lohe oder kleines       Flamm-Feuer von zwey Personen gehalten und per partes gezogen/ damit es sich vermittelst einer       mittelmässigen Wärme zusammen ziehen/ und die Signaturen sich erheben mögen. Es gehet dieses       aber geschwinde zu/ so daß man es kaum eines Batter Unsers lang über der Flamm hält.</p>
        <p>12. Dann wird es dem dritten zugeworffen/ welcher es also warm compliciret und auff der       Erden mit beyden Händen/ wie zuvor wallet und handthieret. Hier aber ist zu wissen/ daß der       Process à Num. 10. ad finem mit einer Quantität vieler Fellen vorgenommen und in einem Tag       absolviret wird. Dahero zwey Personen gerben/ zwey die eingegrabene Felle über das Feuer       ziehen/ und dem dritten zuwerffen/ welcher die Felle wellet.</p>
        <p>13. Dieses Fell wird abermahl auff der Fleisch-Seiten reichlich abgegerbet/ weilen es sich       contrahiret und auff benannter Seiten wider rauh worden. Alsdann wird es wieder mit Massu und       Wasser (nicht aber mit Schurae) bestrichen/ umb die Signatur durch diese adstringirende       Materie noch besser zu erheben/ und also wieder über das Feuer gehalten/ abgenommen/ und wie       Num. XII. ferner auff den Boden gewalcket.</p>
        <p>14. Abermahl auff der Fleisch-Seiten mit dem Kart überzogen.</p>
        <p>15. In die Sonne ausgeleget und getrocknet.</p>
        <p>16. Mit dem Kart also trocken hier und da beschnitten/ besonders an den Enden/ woselbst       sich diese Rugae auffgeworffen/ verbo: Wo das Fell sich zu sehr zusammen gezogen und uneben       worden.</p>
        <p>17. Diese Rugae werden ferner auff einem Alabaster-Stein mit einem anderen glatten Stein       gekopfft und aequal gemacht.</p>
        <p>18. Hernach wird es mit einem Stück eines zerbrochenen Färber-Topffs (dann solche fragmenta       sind convex und hierzu bequem) übergerieben/ auff beyden Seiten und per partes gewalcket /       auch die Farben (so gemeiniglich Kermausch-Kräuter sind/ und das Fett augenblicklich tingire)       zugleich auffgestrichen und haß wieder mit der Scherbe gewallet/ doch nicht zu vehement/ daß       nicht die grübige Narbe offendiret werde. Im wallen gebrauchen sie einen schlechten/ doch       vorthelhafften Hand-Griff/ daß sie einen ledernen runden Riemen zwischen legen/ wie aus der       Figur zu sehen.</p>
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[440/0486] wieder abgenommen. Alsdann wird über das Fell ein klemer doppelter Filtz gelegt/ und der Saame mit blossen Füssen dicht an und eingetretten/ aber behutsam/ damit der Filtz nicht vergleite und durch Verschiebung des Saamens das Fell unscheinlich werde. Doch ist diese Ubertrettung nicht an allen Fellen nöthig / sondern nur an denen/ die gar dick und von dem Saamen nicht gern vestigia annehmen oder behalten möchten. 7. Wann das Fell also in der Sonen ausgedorret/ (welches einen halben Tagdes Sommers/ des Winters einen gantzen erfordert) wird es loß gespannt/ der Saame abgethan/ und nachdem er durch ein Sieb vom Staub gesäubert/ zum künfftigen Gebrauch auffgehoben. Die fest-ansitzende Körner aber werden mit einem dürren Steckgen abgeschlagen. Doch halte ich/ weilen sie es bey einer halben Stunde also schlagen/ es geschehe vielmehr darumb/ daß es tractabler werde. 8. Dieses Fell wird also trucken auff selbige Seiten/ wo der Saame gelegen/ an einemgleich auffste heudem Gerber-Klotze/ so dünne es immer möglich/ wieder abgegerbet/ so daß es fast durchscheinend werde. Hierzu gebrauchen sie ein anders Instrument mit einem höltzernen Stiel / welches sie Tischri nennen; wird gar offt in der Arbeit umb die Schärffe mit einem Wetz-Eisen bestrichen/ wie unsere Strohschneider ihre Sensen ohne Unterlaß pflegen zu wetzen. 9. Darnach wird dieses Fell auffgerollet/ und so complicatè mit beydeu Händen vor sich auff den Knien mit aller macht gerieben und tractirt/ wie man die lederne Hosen nach der Wäsche pfleget auszureiben/ biß es in etwas geschmeidig worden: Ist eine schlimme und vielleicht die schwereste Arbeit/ so in dem gantzen Process vorfället. 10. Wann dieses geschehen/ wird es in Wasser getaucht oder angefeuchtet/ daß es gantz weich werde/ und alsdann mit Schurae, oder wie es ein anderer nennete/ mit Schuraekat (ist eine Saltz-Ende oder weises Salpetrisches Minerale, so unfern Ispsahan und vielen andern Oerter in Persien zu diesem Gebrauch gegraben wird) auff der Fleisch-Seiten mit Masu aber auff der Narb-Seiten bestreuet/ mit Wasser besprützt/ und eingerieben. Doch liegt nichts daran/ ob auff ungehöriger Seite von besagter Materie etwas kommen m öchte. Dañ wird das Fell so complicate, wie ohngefehr ein Leinwad in der Wasche auff einen reinen Boden mit beyden Händen gewalcket/ damit die Materie desto besser das Fell penetrire. Benanntes Masu ist ein weises oder vielmehr graues Pulver/ von welchem ich nichts anderst annoch eingenommen/ als daß es eine zermalmete Frucht sey/ von einem gewissen Baum in Meistan und umb Hamadan. Ich erachte es entweder Gall-Aepffel/ Nuces, Cupressi, Faufel oder dergleichen adstringirende Frucht zu seyn. II. Dieses Fell mit sothaner Materie eingebeitzet/ wird über die Lohe oder kleines Flamm-Feuer von zwey Personen gehalten und per partes gezogen/ damit es sich vermittelst einer mittelmässigen Wärme zusammen ziehen/ und die Signaturen sich erheben mögen. Es gehet dieses aber geschwinde zu/ so daß man es kaum eines Batter Unsers lang über der Flamm hält. 12. Dann wird es dem dritten zugeworffen/ welcher es also warm compliciret und auff der Erden mit beyden Händen/ wie zuvor wallet und handthieret. Hier aber ist zu wissen/ daß der Process à Num. 10. ad finem mit einer Quantität vieler Fellen vorgenommen und in einem Tag absolviret wird. Dahero zwey Personen gerben/ zwey die eingegrabene Felle über das Feuer ziehen/ und dem dritten zuwerffen/ welcher die Felle wellet. 13. Dieses Fell wird abermahl auff der Fleisch-Seiten reichlich abgegerbet/ weilen es sich contrahiret und auff benannter Seiten wider rauh worden. Alsdann wird es wieder mit Massu und Wasser (nicht aber mit Schurae) bestrichen/ umb die Signatur durch diese adstringirende Materie noch besser zu erheben/ und also wieder über das Feuer gehalten/ abgenommen/ und wie Num. XII. ferner auff den Boden gewalcket. 14. Abermahl auff der Fleisch-Seiten mit dem Kart überzogen. 15. In die Sonne ausgeleget und getrocknet. 16. Mit dem Kart also trocken hier und da beschnitten/ besonders an den Enden/ woselbst sich diese Rugae auffgeworffen/ verbo: Wo das Fell sich zu sehr zusammen gezogen und uneben worden. 17. Diese Rugae werden ferner auff einem Alabaster-Stein mit einem anderen glatten Stein gekopfft und aequal gemacht. 18. Hernach wird es mit einem Stück eines zerbrochenen Färber-Topffs (dann solche fragmenta sind convex und hierzu bequem) übergerieben/ auff beyden Seiten und per partes gewalcket / auch die Farben (so gemeiniglich Kermausch-Kräuter sind/ und das Fett augenblicklich tingire) zugleich auffgestrichen und haß wieder mit der Scherbe gewallet/ doch nicht zu vehement/ daß nicht die grübige Narbe offendiret werde. Im wallen gebrauchen sie einen schlechten/ doch vorthelhafften Hand-Griff/ daß sie einen ledernen runden Riemen zwischen legen/ wie aus der Figur zu sehen.

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/486>, abgerufen am 22.11.2024.