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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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gebrauchet werden/ von welchen Wormius in Museo pag. 4. und obberührter Pomet pag. 106. mit mehrerem zu sehen ist.

§. 9.

Man hat auch eine Art brauner Kreyden/ welche

CRETA UMBRIA,

Terra Umbria oder Umber genennet wird/ weilen sie auß einer Landschafft in Italien/ so vor diesem Umbria geheissen/ numnehr aber Ducatus Spoletanus ist/ gebracht worden; wiewohlen sie auch in verschiedenen Stücken auß Egypten und Orient kommen soll. Die Beste ist in grossen Stücken/ schön zart und von einer recht braunen Couleur. Sie wird zur Mahlerey gebraucht / zuvor aber gebrant/ ehe sie mit Oehle angemacht und auch zu den Handschuhen gebrauchet wird / allwo man sich von dem Dunst und Rauch zu hüten hat/ welcher sehr stinckend und schädlich ist.

§. 10.

Mit dieser Umber-Erde hat die Cöllnische Erd oder

TERRA COLONIENSIS

eine grosse Gleichheit/ welche doch viel dunckelbrauner ist als jene. Sie muß ingleichem zart und zerreiblich/ auch rein/ und so viel möglich/ mit keinem kleinen Unrath vermischet seyn: wird auch zur Mahlerey gebrauchet.

§. 11.

Man hat auch verschiedene rothe Erden in den Material Stuben/ unter welchen die rothe Nürnberger Farb oder

TERRA RUBRA NORIMBERGENSIS

am gemeinesten und wolfeilesten ist: wird bey Pätzenstein/ einem Nürnbergischen Städtlein / benebenst der gelben Erden/ viel Klaffter tieff unter der Erden gegraben/ im Backofen gedörret und Fuder-weiß nach Nürnberg verkaufft: von dar aber viel hundert Sentner-weiß verschicket. Sie muß recht trocken und nicht steinicht seyn/ worvon der Nürnbergische Materialist Marxius pag. 206. in seiner Material-Kammer zu sehen ist.

§. 12.

Dergleichen rothe Farb gibt auch der Röhtelstein oder

RUBRICA FABRILIS,

welcher doch viel härter/ und einem Stein fast ähnlicher/ als einer Erden siehet/ ist auch schwerer/ dunckel-roth und eines anhaltenden Geschmacks. Diese Erde kombt fast mit dem Blutstein überein/ wird auch in denjenigen Kranckheiten/ wo der Blutstein gut ist/ gebraucht / als im übermässigen Bluten/ innerlich und eusserlich/ in der Rothen-Ruhr und dergleichen / absonderlich bey armen unvermögenden Leuten. Daß sie sonsten von den Zimmerleuten und anderen zum Abzeichnen gebrauchet werde/ ist jederman bekandt. Ohne die gemeine Sorte/ hat man noch eine zärtere/ welche sich spalten/ und/ wie das Reiß-Bley/ in Holtz einfassen lässet/ wie es auß Engeland zum Zeichnen gebracht wird.

§. 13.

Endlich hat man noch eine andere rothe Farb/ welche inßgemein

Englisch Braunroth

genennet wird/ ob sie wohl billicher Indianisch-Roth heissen solte/ indem es eine Persianische Erde seyn soll/ wie Pomet lib. cit. pag. 115. meldet. Die beste und kostbahreste ist/ so in kleinen und hoch-rothen Steinen/ von einer mittelmässigen Härte/ bestehet: wird aber fast zu nichts anderst/ als zu denen Absätzen an denen Weibs-Schuhen gebrauchet/ welche die Schuhmacher roth damit färben/ nachdem sie solche Erde zuvor mit Eyer-Weiß angemachet haben.

§. 14.

Das so genandte

Kessel-braun

brauchen die Kupffer-Schmiedte/ den neuen Kesseln und Gefässen eine braune Farbe damit zu geben.

§. 15.

Endlich rechnen die Färber auch den so bekandten

ORLEAN

unter die Erd-Farben/ welcher doch nichts anderst ist/ als eine Faecula oder häfichter Satz einer Tinctur, so von einem frembden Saamen gemachet wird: hat eine dunckel und röthlich-gelbe Farbe/ Violen-Geruch und etwas anhaltenden Geschmack; kombt auß West-Indien theils in viereckichten Kuchen/ theils in runden Klumpen.

§. 16.

Ermeldter Saame rühret von einem kleinen Baum her/ welchen die wilden ACHIOTL, auch URUCU, die Holländer aber Orellana nennen: hat einen Stamm/ wie der Pomerantzen-Baum/ welchem er auch an der Gestalt und der Grösse nahe kombt/ mit einer eusserlich gelben und inwendig grünen Rinde umbgeben/ dessen Aeste/ mit rauhen und grünen Blättern/ wie die Rusten-Bäume gezieret sind: träget weisse und etwas röthliche Blumen/ wie der Helleborus Niger, so inwendig voller gelben und oben roth-gespitzter Fäserlein ist/ nach welchem rauhe/ doch nicht stechende Igeln oder Schooten/ in der Grösse einer grünen Mandel folgen/ so in obiger Figur Lit. A. zu

gebrauchet werden/ von welchen Wormius in Museo pag. 4. und obberührter Pomet pag. 106. mit mehrerem zu sehen ist.

§. 9.

Man hat auch eine Art brauner Kreyden/ welche

CRETA UMBRIA,

Terra Umbria oder Umber genennet wird/ weilen sie auß einer Landschafft in Italien/ so vor diesem Umbria geheissen/ numnehr aber Ducatus Spoletanus ist/ gebracht worden; wiewohlen sie auch in verschiedenen Stücken auß Egypten und Orient kommen soll. Die Beste ist in grossen Stücken/ schön zart und von einer recht braunen Couleur. Sie wird zur Mahlerey gebraucht / zuvor aber gebrant/ ehe sie mit Oehle angemacht und auch zu den Handschuhen gebrauchet wird / allwo man sich von dem Dunst und Rauch zu hüten hat/ welcher sehr stinckend und schädlich ist.

§. 10.

Mit dieser Umber-Erde hat die Cöllnische Erd oder

TERRA COLONIENSIS

eine grosse Gleichheit/ welche doch viel dunckelbrauner ist als jene. Sie muß ingleichem zart und zerreiblich/ auch rein/ und so viel möglich/ mit keinem kleinen Unrath vermischet seyn: wird auch zur Mahlerey gebrauchet.

§. 11.

Man hat auch verschiedene rothe Erden in den Material Stuben/ unter welchen die rothe Nürnberger Farb oder

TERRA RUBRA NORIMBERGENSIS

am gemeinesten und wolfeilesten ist: wird bey Pätzenstein/ einem Nürnbergischen Städtlein / benebenst der gelben Erden/ viel Klaffter tieff unter der Erden gegraben/ im Backofen gedörret und Fuder-weiß nach Nürnberg verkaufft: von dar aber viel hundert Sentner-weiß verschicket. Sie muß recht trocken und nicht steinicht seyn/ worvon der Nürnbergische Materialist Marxius pag. 206. in seiner Material-Kammer zu sehen ist.

§. 12.

Dergleichen rothe Farb gibt auch der Röhtelstein oder

RUBRICA FABRILIS,

welcher doch viel härter/ und einem Stein fast ähnlicher/ als einer Erden siehet/ ist auch schwerer/ dunckel-roth und eines anhaltenden Geschmacks. Diese Erde kombt fast mit dem Blutstein überein/ wird auch in denjenigen Kranckheiten/ wo der Blutstein gut ist/ gebraucht / als im übermässigen Bluten/ innerlich und eusserlich/ in der Rothen-Ruhr und dergleichen / absonderlich bey armen unvermögenden Leuten. Daß sie sonsten von den Zimmerleuten und anderen zum Abzeichnen gebrauchet werde/ ist jederman bekandt. Ohne die gemeine Sorte/ hat man noch eine zärtere/ welche sich spalten/ und/ wie das Reiß-Bley/ in Holtz einfassen lässet/ wie es auß Engeland zum Zeichnen gebracht wird.

§. 13.

Endlich hat man noch eine andere rothe Farb/ welche inßgemein

Englisch Braunroth

genennet wird/ ob sie wohl billicher Indianisch-Roth heissen solte/ indem es eine Persianische Erde seyn soll/ wie Pomet lib. cit. pag. 115. meldet. Die beste und kostbahreste ist/ so in kleinen und hoch-rothen Steinen/ von einer mittelmässigen Härte/ bestehet: wird aber fast zu nichts anderst/ als zu denen Absätzen an denen Weibs-Schuhen gebrauchet/ welche die Schuhmacher roth damit färben/ nachdem sie solche Erde zuvor mit Eyer-Weiß angemachet haben.

§. 14.

Das so genandte

Kessel-braun

brauchen die Kupffer-Schmiedte/ den neuen Kesseln und Gefässen eine braune Farbe damit zu geben.

§. 15.

Endlich rechnen die Färber auch den so bekandten

ORLEAN

unter die Erd-Farben/ welcher doch nichts anderst ist/ als eine Faecula oder häfichter Satz einer Tinctur, so von einem frembden Saamen gemachet wird: hat eine dunckel und röthlich-gelbe Farbe/ Violen-Geruch und etwas anhaltenden Geschmack; kombt auß West-Indien theils in viereckichten Kuchen/ theils in runden Klumpen.

§. 16.

Ermeldter Saame rühret von einem kleinen Baum her/ welchen die wilden ACHIOTL, auch URUCU, die Holländer aber Orellana nennen: hat einen Stamm/ wie der Pomerantzen-Baum/ welchem er auch an der Gestalt und der Grösse nahe kombt/ mit einer eusserlich gelben und inwendig grünen Rinde umbgeben/ dessen Aeste/ mit rauhen und grünen Blättern/ wie die Rusten-Bäume gezieret sind: träget weisse und etwas röthliche Blumen/ wie der Helleborus Niger, so inwendig voller gelben und oben roth-gespitzter Fäserlein ist/ nach welchem rauhe/ doch nicht stechende Igeln oder Schooten/ in der Grösse einer grünen Mandel folgen/ so in obiger Figur Lit. A. zu

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[8/0052] gebrauchet werden/ von welchen Wormius in Museo pag. 4. und obberührter Pomet pag. 106. mit mehrerem zu sehen ist. §. 9. Man hat auch eine Art brauner Kreyden/ welche CRETA UMBRIA, Terra Umbria oder Umber genennet wird/ weilen sie auß einer Landschafft in Italien/ so vor diesem Umbria geheissen/ numnehr aber Ducatus Spoletanus ist/ gebracht worden; wiewohlen sie auch in verschiedenen Stücken auß Egypten und Orient kommen soll. Die Beste ist in grossen Stücken/ schön zart und von einer recht braunen Couleur. Sie wird zur Mahlerey gebraucht / zuvor aber gebrant/ ehe sie mit Oehle angemacht und auch zu den Handschuhen gebrauchet wird / allwo man sich von dem Dunst und Rauch zu hüten hat/ welcher sehr stinckend und schädlich ist. §. 10. Mit dieser Umber-Erde hat die Cöllnische Erd oder TERRA COLONIENSIS eine grosse Gleichheit/ welche doch viel dunckelbrauner ist als jene. Sie muß ingleichem zart und zerreiblich/ auch rein/ und so viel möglich/ mit keinem kleinen Unrath vermischet seyn: wird auch zur Mahlerey gebrauchet. §. 11. Man hat auch verschiedene rothe Erden in den Material Stuben/ unter welchen die rothe Nürnberger Farb oder TERRA RUBRA NORIMBERGENSIS am gemeinesten und wolfeilesten ist: wird bey Pätzenstein/ einem Nürnbergischen Städtlein / benebenst der gelben Erden/ viel Klaffter tieff unter der Erden gegraben/ im Backofen gedörret und Fuder-weiß nach Nürnberg verkaufft: von dar aber viel hundert Sentner-weiß verschicket. Sie muß recht trocken und nicht steinicht seyn/ worvon der Nürnbergische Materialist Marxius pag. 206. in seiner Material-Kammer zu sehen ist. §. 12. Dergleichen rothe Farb gibt auch der Röhtelstein oder RUBRICA FABRILIS, welcher doch viel härter/ und einem Stein fast ähnlicher/ als einer Erden siehet/ ist auch schwerer/ dunckel-roth und eines anhaltenden Geschmacks. Diese Erde kombt fast mit dem Blutstein überein/ wird auch in denjenigen Kranckheiten/ wo der Blutstein gut ist/ gebraucht / als im übermässigen Bluten/ innerlich und eusserlich/ in der Rothen-Ruhr und dergleichen / absonderlich bey armen unvermögenden Leuten. Daß sie sonsten von den Zimmerleuten und anderen zum Abzeichnen gebrauchet werde/ ist jederman bekandt. Ohne die gemeine Sorte/ hat man noch eine zärtere/ welche sich spalten/ und/ wie das Reiß-Bley/ in Holtz einfassen lässet/ wie es auß Engeland zum Zeichnen gebracht wird. §. 13. Endlich hat man noch eine andere rothe Farb/ welche inßgemein Englisch Braunroth genennet wird/ ob sie wohl billicher Indianisch-Roth heissen solte/ indem es eine Persianische Erde seyn soll/ wie Pomet lib. cit. pag. 115. meldet. Die beste und kostbahreste ist/ so in kleinen und hoch-rothen Steinen/ von einer mittelmässigen Härte/ bestehet: wird aber fast zu nichts anderst/ als zu denen Absätzen an denen Weibs-Schuhen gebrauchet/ welche die Schuhmacher roth damit färben/ nachdem sie solche Erde zuvor mit Eyer-Weiß angemachet haben. §. 14. Das so genandte Kessel-braun brauchen die Kupffer-Schmiedte/ den neuen Kesseln und Gefässen eine braune Farbe damit zu geben. §. 15. Endlich rechnen die Färber auch den so bekandten ORLEAN unter die Erd-Farben/ welcher doch nichts anderst ist/ als eine Faecula oder häfichter Satz einer Tinctur, so von einem frembden Saamen gemachet wird: hat eine dunckel und röthlich-gelbe Farbe/ Violen-Geruch und etwas anhaltenden Geschmack; kombt auß West-Indien theils in viereckichten Kuchen/ theils in runden Klumpen. §. 16. Ermeldter Saame rühret von einem kleinen Baum her/ welchen die wilden ACHIOTL, auch URUCU, die Holländer aber Orellana nennen: hat einen Stamm/ wie der Pomerantzen-Baum/ welchem er auch an der Gestalt und der Grösse nahe kombt/ mit einer eusserlich gelben und inwendig grünen Rinde umbgeben/ dessen Aeste/ mit rauhen und grünen Blättern/ wie die Rusten-Bäume gezieret sind: träget weisse und etwas röthliche Blumen/ wie der Helleborus Niger, so inwendig voller gelben und oben roth-gespitzter Fäserlein ist/ nach welchem rauhe/ doch nicht stechende Igeln oder Schooten/ in der Grösse einer grünen Mandel folgen/ so in obiger Figur Lit. A. zu

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/52>, abgerufen am 21.11.2024.