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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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§. 7.

Endlich brauchet man noch andere Theile von dem Biber/ als dessen förderste lange Zähne oder

DENTES CASTOREI,

welche/ wie die wilde Schwein-Zähn gegen das Seitenstechen dienen. Und das Fett von dem Thier oder

AXUNGIAM CASTORIS,

welches wohl von dem Fett der Bibergailen zu unterscheiden ist/ und deswegen

AXUNGIA CASTOREI

zu nennen/ dienen beyde äusserlich gegen obgemeldete Kranckheiten/ wiewohl das letztere durchdringender/ aber auch viel theuver ist. Wie angenehm aber die Haut dieses Thiers oder

PELLIS CASTORIS

wegen der sehr zarten und sauberen Haaren sey/ ist zur Gnüge bekandt: worvon diejenige/ so von fetten Thieren kommen/ besser und theurer sind/ als die magere/ und je schwärtzer sie sind/ je höher sie gehalten werden. Die PILI CASTORIS oder Haar davon werden von den Hutmachern auffgesucht/ und zu den kostbaren Castor-Hüten employiret/ absonderlich die kurtze: Aus den langen machet man auch Castor-Strümpffe/ und wann man sie verbrennet/ stillen sie das Nasenbluten.

Das XXVII. Capitel.

Von der See-Kuhund deren Stein.

[Abbildung]

§. 1.

DEr See-Kuh Stein oder so genandte

LAPIS MANATI

ist ein länglicht runder weisser Stein/ wie Helffenbein anzusehen/ in der Grösse eines kleinen Ballens/ ohne Geruch und Geschmack; kommet meistens aus West-Judien/ und wird in dem Kopff der See-Kuh gefunden.

§. 2.

Die See-Kuh selbsten wird MANATI genennet/ weilen sie fornen zwey Füsse wie Hände hat: Ist einsehr ungestaltes Thier/ äusserlich braun: hat einen Kopff wie eine Geiß/ aber grösser / mit einem Kalbs-Maul/ grossen Naßlöchern/ kleine Augen/ ohne Ohren/ einen Leib/ so dick wie ein Ochs/ mit einem breiten und rund-stumpffen Schwantz/ wie solches in des Hernand. Histor. Rerum Medicar. Nov. Hispan. p. 323. beschrieben und abgemahlet wird; Gehöret eigentlich unter die Amphibia oder die jenige Thiere/ so in- und ausser dem Wasser leben: Und ob es schon von einigen unter die Wallfische gerechnet wirdso ist es doch kein Raubfisch / sondern nehret sich von dem Meer-Grase: Ist etwa 16. Schuh lang/ und 7. biß 8. Schuh breit / so gar/ daß wie Jonsthonus schreibt/ man dieses Thier kaum mit 2. Ochsen führen könne.

§. 3.

Auff was Art und Weise dieses Thier gefangen werde/ hat Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 83. aus andern weitläufftig beschrieben/ und in einer kleinen Figur gezeiget: Es begeben sich nemlich 4. oder 5. Männer in eine Chaloupe/ und rudern auff das Thier in aller Still zu/ dann es gar ein leises und genaues Gehör haben soll. Wann sie ihm nun nahe gnug auff den

§. 7.

Endlich brauchet man noch andere Theile von dem Biber/ als dessen förderste lange Zähne oder

DENTES CASTOREI,

welche/ wie die wilde Schwein-Zähn gegen das Seitenstechen dienen. Und das Fett von dem Thier oder

AXUNGIAM CASTORIS,

welches wohl von dem Fett der Bibergailen zu unterscheiden ist/ und deswegen

AXUNGIA CASTOREI

zu nennen/ dienen beyde äusserlich gegen obgemeldete Kranckheiten/ wiewohl das letztere durchdringender/ aber auch viel theuver ist. Wie angenehm aber die Haut dieses Thiers oder

PELLIS CASTORIS

wegen der sehr zarten und sauberen Haaren sey/ ist zur Gnüge bekandt: worvon diejenige/ so von fetten Thieren kommen/ besser und theurer sind/ als die magere/ und je schwärtzer sie sind/ je höher sie gehalten werden. Die PILI CASTORIS oder Haar davon werden von den Hutmachern auffgesucht/ und zu den kostbaren Castor-Hüten employiret/ absonderlich die kurtze: Aus den langen machet man auch Castor-Strümpffe/ und wann man sie verbrennet/ stillen sie das Nasenbluten.

Das XXVII. Capitel.

Von der See-Kuhund deren Stein.

[Abbildung]

§. 1.

DEr See-Kuh Stein oder so genandte

LAPIS MANATI

ist ein länglicht runder weisser Stein/ wie Helffenbein anzusehen/ in der Grösse eines kleinen Ballens/ ohne Geruch und Geschmack; kommet meistens aus West-Judien/ und wird in dem Kopff der See-Kuh gefunden.

§. 2.

Die See-Kuh selbsten wird MANATI genennet/ weilen sie fornen zwey Füsse wie Hände hat: Ist einsehr ungestaltes Thier/ äusserlich braun: hat einen Kopff wie eine Geiß/ aber grösser / mit einem Kalbs-Maul/ grossen Naßlöchern/ kleine Augen/ ohne Ohren/ einen Leib/ so dick wie ein Ochs/ mit einem breiten uñ rund-stumpffen Schwantz/ wie solches in des Hernand. Histor. Rerum Medicar. Nov. Hispan. p. 323. beschrieben und abgemahlet wird; Gehöret eigentlich unter die Amphibia oder die jenige Thiere/ so in- und ausser dem Wasser leben: Und ob es schon von einigen unter die Wallfische gerechnet wirdso ist es doch kein Raubfisch / sondern nehret sich von dem Meer-Grase: Ist etwa 16. Schuh lang/ und 7. biß 8. Schuh breit / so gar/ daß wie Jonsthonus schreibt/ man dieses Thier kaum mit 2. Ochsen führen könne.

§. 3.

Auff was Art und Weise dieses Thier gefangen werde/ hat Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 83. aus andern weitläufftig beschrieben/ und in einer kleinen Figur gezeiget: Es begeben sich nemlich 4. oder 5. Männer in eine Chaloupe/ und rudern auff das Thier in aller Still zu/ dann es gar ein leises und genaues Gehör haben soll. Wann sie ihm nun nahe gnug auff den

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[475/0522] §. 7. Endlich brauchet man noch andere Theile von dem Biber/ als dessen förderste lange Zähne oder DENTES CASTOREI, welche/ wie die wilde Schwein-Zähn gegen das Seitenstechen dienen. Und das Fett von dem Thier oder AXUNGIAM CASTORIS, welches wohl von dem Fett der Bibergailen zu unterscheiden ist/ und deswegen AXUNGIA CASTOREI zu nennen/ dienen beyde äusserlich gegen obgemeldete Kranckheiten/ wiewohl das letztere durchdringender/ aber auch viel theuver ist. Wie angenehm aber die Haut dieses Thiers oder PELLIS CASTORIS wegen der sehr zarten und sauberen Haaren sey/ ist zur Gnüge bekandt: worvon diejenige/ so von fetten Thieren kommen/ besser und theurer sind/ als die magere/ und je schwärtzer sie sind/ je höher sie gehalten werden. Die PILI CASTORIS oder Haar davon werden von den Hutmachern auffgesucht/ und zu den kostbaren Castor-Hüten employiret/ absonderlich die kurtze: Aus den langen machet man auch Castor-Strümpffe/ und wann man sie verbrennet/ stillen sie das Nasenbluten. Das XXVII. Capitel. Von der See-Kuhund deren Stein. [Abbildung] §. 1. DEr See-Kuh Stein oder so genandte LAPIS MANATI ist ein länglicht runder weisser Stein/ wie Helffenbein anzusehen/ in der Grösse eines kleinen Ballens/ ohne Geruch und Geschmack; kommet meistens aus West-Judien/ und wird in dem Kopff der See-Kuh gefunden. §. 2. Die See-Kuh selbsten wird MANATI genennet/ weilen sie fornen zwey Füsse wie Hände hat: Ist einsehr ungestaltes Thier/ äusserlich braun: hat einen Kopff wie eine Geiß/ aber grösser / mit einem Kalbs-Maul/ grossen Naßlöchern/ kleine Augen/ ohne Ohren/ einen Leib/ so dick wie ein Ochs/ mit einem breiten uñ rund-stumpffen Schwantz/ wie solches in des Hernand. Histor. Rerum Medicar. Nov. Hispan. p. 323. beschrieben und abgemahlet wird; Gehöret eigentlich unter die Amphibia oder die jenige Thiere/ so in- und ausser dem Wasser leben: Und ob es schon von einigen unter die Wallfische gerechnet wirdso ist es doch kein Raubfisch / sondern nehret sich von dem Meer-Grase: Ist etwa 16. Schuh lang/ und 7. biß 8. Schuh breit / so gar/ daß wie Jonsthonus schreibt/ man dieses Thier kaum mit 2. Ochsen führen könne. §. 3. Auff was Art und Weise dieses Thier gefangen werde/ hat Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 83. aus andern weitläufftig beschrieben/ und in einer kleinen Figur gezeiget: Es begeben sich nemlich 4. oder 5. Männer in eine Chaloupe/ und rudern auff das Thier in aller Still zu/ dann es gar ein leises und genaues Gehör haben soll. Wann sie ihm nun nahe gnug auff den

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 475. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/522>, abgerufen am 22.11.2024.