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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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men zu geben/ die Ihrer Natur gemäß/ unser erster Philosophus, Adam solcher Gestalt/ auch dis sein erstes Schul-Recht rühmlich gethan/ und so wol Sich/ als alle seine Nachkommen/ mehr und mehr in heiliger Betrachtung der Wunderthaten Gottes/ geübet hätte/ im fall er nicht den höchsterbärinlichen Sünden-Fall gethan/ und der vermeinten Süssigkeit eines blosen verbothenen Apfels/ die allerunschätzbahreste fernere Vollkommenhelt Seiner selbst/ und in derselben die täglich-mehr- und mehr-anwachsende Erkäntnüß des Apfelrunden Kreises der gantzen Welt/ mit Ihren Behältmüssen/ nebenst der Wolfahrt so vieler tausend von Ihm fortgepflantzten Seelen / hindan gesetzet hätte.

§. 5. Wiewol Er nun durch solchen grossen Fehl-tritt ein hoch-schätzbares Gut verlohren/ und das Ihm-eingedrückte Bild Göttlicher Majestät so liederlich verderbt und zerbrochen: So sind doch/ dem Höchsten sey Danck/ aus solchem Schiff-bruch noch etliche wenig Stück und Taffeln von jetzt-gedachter Gerecht-Heilig-Unsterblichkeit/ Schönheit/ Herrschafft/ und anderer hoher Gemüths-Gaben über geblieben. Er hat die göldene Wagschale der angeschaffenen Gerechtigkeit zerbrochen/ und gantz zur Ungerechtigkeit gemacht: Christus aber hat Sie durch sein Verdienst wiederum ergäntzet. Das Ihm anvertraute Räuchfaß siener Heiligkeit und geziemenden Lob-Opffers gegen GOtt/ hat Er durch ungehor jam von dem Altar seines Hertzens herabgestürtzet/ und die feurige Kohlen des Antriebs zu himmlischer Andacht auff die Erden / ja gar der Hollen zu/ verstreuet: Christus hat dieselbigen von Ewigkeit her schon wieder zusammen gesucht/ auff den Altar seines Creutzes gebracht/ und den Myrrhen-Geruch Seines Leydens angeflammet/ umb/ uns in Sünden erkalteten/ neue Heiligung vom Himmel herab gedeylich zu erwecken. Adam hatte den Rock seiner und unser Unsterblichkeit durch thörichte Aussreckung seiner Hand zurissen: Christus hat das Kleid seiner Menschligkeit aus dem Schoß der Mutter hervorgebracht/ und die schändliche Blöße unserer zum ewigen Tort verdammten Seelen / vor dem zornigen Antlitz und grimmigen Rach-Schwert seines Vatters damit bedecket. Adam/ weil Er sich zum verbotenen Baum zu nahe gemacht/ hat die Rofen-Blüthe seiner Uhr-springlichen Schönheit den Nord-Winden Göttlichen Fluchs unterwürffig gemacht/ und die stachlige Dornen tausenderley Kranckheiten zu Seiner und Unser Bestraffung erhalten: Jedoch ist dieser Rosen-Garten menschlicher Schönheit nicht gäntzlich vertilget/ und sind noch etliche Bett und Pflantzen desselben übrig blieben: ja deroselbigen so ein schönes und unvergleichliches Comportament, daß sinnreiche Gemüther biß auff den heutigen Tag kaunt tüchtig sein mögen/ die köstliche Proportion aller Glieder/ die wundersamen Bluthund Wasser-gänge/ und alle Bewegung des überauß-künstlichen Uhrwercks des gantzen menschlichen Leibes/ außer welchem keine Edlere und schönere Creatur auff Erden ist/ gnugsam heraus zu streichen/ oder absonderlich den warhafftig-darin-liegenden Grund der meistund schönsten Mathemattschen Wissenschafften / gnugsam zu Tage zu legen.

§. 6. Ferner so war Adam/ nechst GOtt/ ein Monarche der gantzen Welt/ und kriegte von GOtt seinem Schöpfer Krohn und Scepter über Erd und Meer/ über zahm- und wilde Thiere; den Er aber nicht mit treuen Händen geführet/ sondern zerbrochen/ und in seinen Nachkommen/ gleich wie vor der Härte und Rauhigkeit der Lufft in Kleider/ also vor vielerley Thiere Gewalt/ in Höhlen/ Häuser/ und Städte sich verbergen müssen: Nichts desto minder zu schlüssen/ was für eine vollkommene Majestät des Menschen vor Alters nur aus blossem Gesichte unjerer ersten Eltern gegen alle andere Creaturen/ hervorgeleuchtet haben muß; so erhellet solches theils aus der Schrisft/ theils aus der natürlichen Erfahrung. Die Schrifft lehret uns/ daß die allerliebsten Bothen GOttes/ die heiligen Engel/ nus zu unsern Dienern und Wächtern gegeben sind/ und auffs genaneste auffuns ja auff unser Füsse und Tritt achtung geben. Die Erfahrung aber bezeugt/ daß kein Tieger/ kein Löw oder Wolff so grimmig/ der einen Menschen für sich anfallen solte/ Er seye denn von Hunger/ von Zorn/ oder andern Begebenheiten dazu gereitzet. Und ist im Gegentheil aus Exempelnbekand/ welcher gestalt/ wenn solchen Bestien beständig nur wohl gethan wird/ Sie durch zahm-werden/ ihre Demuth und Reverentz dem Menschen gnung bezengen.

§. 7. Und endlich zu unserm Zweck/ oder auf unserer ersten Eltern angeschaffene schöne Gemüths-Gaben wieder zu kommen/ die theils im Willen zum Guten und theils Verstand oder Neigung zur Warheit und Wissenschafften allerhand schöner natürlicher Dinge bestanden; So ist zwar nicht ohne/ daß Adam auch deßfals ein Principal-Stück vom ersten mehr-als göldenen Kleinod seiner Glücksecligkeit/ [verstehe den Witz/ natürlicher Dingen vollkömmlich nachzudencken] verunehrt und zernichtet/ und gleichsam von der Taffel seines Gehirns/ so viel schön- und herrliche darin-aufgezeichnete Dinge/ vorsetzlich/ ja grausam und thöricht außgelescht: jedennoch/ und zum wenigsten/ ist jetzt-gedachte geblößte Taffel/ so fern uns noch geblieben/ das wiederumb und auffs neu was darauff notiret werden kan/ und gleichsam von selbstbegierig/ was scheinbahres anzunehmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Natura Humana Novitatis avida; Ein jeder Menjch mag von Natur gern etwas Neues wissen. Ein neugebohren Kind / wegen seiner in weltlichen Dingen/ angeerbten Uner fahrenheit/ ist gleich

men zu geben/ die Ihrer Natur gemäß/ unser erster Philosophus, Adam solcher Gestalt/ auch dis sein erstes Schul-Recht rühmlich gethan/ und so wol Sich/ als alle seine Nachkommen/ mehr und mehr in heiliger Betrachtung der Wunderthaten Gottes/ geübet hätte/ im fall er nicht den höchsterbärinlichen Sünden-Fall gethan/ und der vermeinten Süssigkeit eines blosen verbothenen Apfels/ die allerunschätzbahreste fernere Vollkommenhelt Seiner selbst/ und in derselben die täglich-mehr- und mehr-anwachsende Erkäntnüß des Apfelrunden Kreises der gantzen Welt/ mit Ihren Behältmüssen/ nebenst der Wolfahrt so vieler tausend von Ihm fortgepflantzten Seelen / hindan gesetzet hätte.

§. 5. Wiewol Er nun durch solchen grossen Fehl-tritt ein hoch-schätzbares Gut verlohren/ und das Ihm-eingedrückte Bild Göttlicher Majestät so liederlich verderbt und zerbrochen: So sind doch/ dem Höchsten sey Danck/ aus solchem Schiff-bruch noch etliche wenig Stück und Taffeln von jetzt-gedachter Gerecht-Heilig-Unsterblichkeit/ Schönheit/ Herrschafft/ und anderer hoher Gemüths-Gaben über geblieben. Er hat die göldene Wagschale der angeschaffenen Gerechtigkeit zerbrochen/ und gantz zur Ungerechtigkeit gemacht: Christus aber hat Sie durch sein Verdienst wiederum ergäntzet. Das Ihm anvertraute Räuchfaß siener Heiligkeit und geziemenden Lob-Opffers gegen GOtt/ hat Er durch ungehor jam von dem Altar seines Hertzens herabgestürtzet/ und die feurige Kohlen des Antriebs zu himmlischer Andacht auff die Erden / ja gar der Hollen zu/ verstreuet: Christus hat dieselbigen von Ewigkeit her schon wieder zusammen gesucht/ auff den Altar seines Creutzes gebracht/ und den Myrrhen-Geruch Seines Leydens angeflammet/ umb/ uns in Sünden erkalteten/ neue Heiligung vom Himmel herab gedeylich zu erwecken. Adam hatte den Rock seiner und unser Unsterblichkeit durch thörichte Aussreckung seiner Hand zurissen: Christus hat das Kleid seiner Menschligkeit aus dem Schoß der Mutter hervorgebracht/ und die schändliche Blöße unserer zum ewigen Tort verdammten Seelen / vor dem zornigen Antlitz und grimmigen Rach-Schwert seines Vatters damit bedecket. Adam/ weil Er sich zum verbotenen Baum zu nahe gemacht/ hat die Rofen-Blüthe seiner Uhr-springlichen Schönheit den Nord-Winden Göttlichen Fluchs unterwürffig gemacht/ und die stachlige Dornen tausenderley Kranckheiten zu Seiner und Unser Bestraffung erhalten: Jedoch ist dieser Rosen-Garten menschlicher Schönheit nicht gäntzlich vertilget/ und sind noch etliche Bett und Pflantzen desselben übrig blieben: ja deroselbigen so ein schönes und unvergleichliches Comportament, daß sinnreiche Gemüther biß auff den heutigen Tag kaunt tüchtig sein mögen/ die köstliche Proportion aller Glieder/ die wundersamen Bluthund Wasser-gänge/ und alle Bewegung des überauß-künstlichen Uhrwercks des gantzen menschlichen Leibes/ außer welchem keine Edlere und schönere Creatur auff Erden ist/ gnugsam heraus zu streichen/ oder absonderlich den warhafftig-darin-liegenden Grund der meistund schönsten Mathemattschen Wissenschafften / gnugsam zu Tage zu legen.

§. 6. Ferner so war Adam/ nechst GOtt/ ein Monarche der gantzen Welt/ und kriegte von GOtt seinem Schöpfer Krohn und Scepter über Erd und Meer/ über zahm- und wilde Thiere; den Er aber nicht mit treuen Händen geführet/ sondern zerbrochen/ und in seinen Nachkommen/ gleich wie vor der Härte und Rauhigkeit der Lufft in Kleider/ also vor vielerley Thiere Gewalt/ in Höhlen/ Häuser/ und Städte sich verbergen müssen: Nichts desto minder zu schlüssen/ was für eine vollkommene Majestät des Menschen vor Alters nur aus blossem Gesichte unjerer ersten Eltern gegen alle andere Creaturen/ hervorgeleuchtet haben muß; so erhellet solches theils aus der Schrisft/ theils aus der natürlichen Erfahrung. Die Schrifft lehret uns/ daß die allerliebsten Bothen GOttes/ die heiligen Engel/ nus zu unsern Dienern und Wächtern gegeben sind/ und auffs genaneste auffuns ja auff unser Füsse und Tritt achtung geben. Die Erfahrung aber bezeugt/ daß kein Tieger/ kein Löw oder Wolff so grimmig/ der einen Menschen für sich anfallen solte/ Er seye deñ von Hunger/ von Zorn/ oder andern Begebenheiten dazu gereitzet. Und ist im Gegentheil aus Exempelnbekand/ welcher gestalt/ wenn solchen Bestien beständig nur wohl gethan wird/ Sie durch zahm-werden/ ihre Demuth und Reverentz dem Menschen gnung bezengen.

§. 7. Und endlich zu unserm Zweck/ oder auf unserer ersten Eltern angeschaffene schöne Gemüths-Gaben wieder zu kommen/ die theils im Willen zum Gutẽ und theils Verstand oder Neigung zur Warheit und Wissenschafften allerhand schöner natürlicher Dinge bestanden; So ist zwar nicht ohne/ daß Adam auch deßfals ein Principal-Stück vom ersten mehr-als göldenen Kleinod seiner Glücksecligkeit/ [verstehe den Witz/ natürlicher Dingen vollkömmlich nachzudencken] verunehrt und zernichtet/ und gleichsam von der Taffel seines Gehirns/ so viel schön- und herrliche darin-aufgezeichnete Dinge/ vorsetzlich/ ja grausam und thöricht außgelescht: jedennoch/ und zum wenigsten/ ist jetzt-gedachte geblößte Taffel/ so fern uns noch geblieben/ das wiederumb und auffs neu was darauff notiret werden kan/ und gleichsam von selbstbegierig/ was scheinbahres anzunehmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Natura Humana Novitatis avida; Ein jeder Menjch mag von Natur gern etwas Neues wissen. Ein neugebohren Kind / wegen seiner in weltlichen Dingen/ angeerbten Uner fahrenheit/ ist gleich

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        <p>§. 5. Wiewol Er nun durch solchen grossen Fehl-tritt ein hoch-schätzbares Gut verlohren/ und       das Ihm-eingedrückte Bild Göttlicher Majestät so liederlich verderbt und zerbrochen: So sind       doch/ dem Höchsten sey Danck/ aus solchem Schiff-bruch noch etliche wenig Stück und Taffeln       von jetzt-gedachter Gerecht-Heilig-Unsterblichkeit/ Schönheit/ Herrschafft/ und anderer       hoher Gemüths-Gaben über geblieben. Er hat die göldene Wagschale der angeschaffenen       Gerechtigkeit zerbrochen/ und gantz zur Ungerechtigkeit gemacht: Christus aber hat Sie durch       sein Verdienst wiederum ergäntzet. Das Ihm anvertraute Räuchfaß siener Heiligkeit und       geziemenden Lob-Opffers gegen GOtt/ hat Er durch ungehor jam von dem Altar seines Hertzens       herabgestürtzet/ und die feurige Kohlen des Antriebs zu himmlischer Andacht auff die Erden /       ja gar der Hollen zu/ verstreuet: Christus hat dieselbigen von Ewigkeit her schon wieder       zusammen gesucht/ auff den Altar seines Creutzes gebracht/ und den Myrrhen-Geruch Seines       Leydens angeflammet/ umb/ uns in Sünden erkalteten/ neue Heiligung vom Himmel herab       gedeylich zu erwecken. Adam hatte den Rock seiner und unser Unsterblichkeit durch thörichte       Aussreckung seiner Hand zurissen: Christus hat das Kleid seiner Menschligkeit aus dem Schoß der       Mutter hervorgebracht/ und die schändliche Blöße unserer zum ewigen Tort verdammten Seelen /       vor dem zornigen Antlitz und grimmigen Rach-Schwert seines Vatters damit bedecket. Adam/ weil       Er sich zum verbotenen Baum zu nahe gemacht/ hat die Rofen-Blüthe seiner Uhr-springlichen       Schönheit den Nord-Winden Göttlichen Fluchs unterwürffig gemacht/ und die stachlige Dornen       tausenderley Kranckheiten zu Seiner und Unser Bestraffung erhalten: Jedoch ist dieser       Rosen-Garten menschlicher Schönheit nicht gäntzlich vertilget/ und sind noch etliche Bett und       Pflantzen desselben übrig blieben: ja deroselbigen so ein schönes und unvergleichliches       Comportament, daß sinnreiche Gemüther biß auff den heutigen Tag kaunt tüchtig sein mögen/ die       köstliche Proportion aller Glieder/ die wundersamen Bluthund Wasser-gänge/ und alle Bewegung       des überauß-künstlichen Uhrwercks des gantzen menschlichen Leibes/ außer welchem keine Edlere       und schönere Creatur auff Erden ist/ gnugsam heraus zu streichen/ oder absonderlich den       warhafftig-darin-liegenden Grund der meistund schönsten Mathemattschen Wissenschafften /       gnugsam zu Tage zu legen.</p>
        <p>§. 6. Ferner so war Adam/ nechst GOtt/ ein Monarche der gantzen Welt/ und kriegte von GOtt       seinem Schöpfer Krohn und Scepter über Erd und Meer/ über zahm- und wilde Thiere; den Er aber       nicht mit treuen Händen geführet/ sondern zerbrochen/ und in seinen Nachkommen/ gleich wie       vor der Härte und Rauhigkeit der Lufft in Kleider/ also vor vielerley Thiere Gewalt/ in       Höhlen/ Häuser/ und Städte sich verbergen müssen: Nichts desto minder zu schlüssen/ was für       eine vollkommene Majestät des Menschen vor Alters nur aus blossem Gesichte unjerer ersten       Eltern gegen alle andere Creaturen/ hervorgeleuchtet haben muß; so erhellet solches theils aus       der Schrisft/ theils aus der natürlichen Erfahrung. Die Schrifft lehret uns/ daß die       allerliebsten Bothen GOttes/ die heiligen Engel/ nus zu unsern Dienern und Wächtern gegeben       sind/ und auffs genaneste auffuns ja auff unser Füsse und Tritt achtung geben. Die Erfahrung       aber bezeugt/ daß kein Tieger/ kein Löw oder Wolff so grimmig/ der einen Menschen für sich       anfallen solte/ Er seye den&#x0303; von Hunger/ von Zorn/ oder andern Begebenheiten dazu       gereitzet. Und ist im Gegentheil aus Exempelnbekand/ welcher gestalt/ wenn solchen Bestien       beständig nur wohl gethan wird/ Sie durch zahm-werden/ ihre Demuth und Reverentz dem Menschen       gnung bezengen.</p>
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[2/0578] men zu geben/ die Ihrer Natur gemäß/ unser erster Philosophus, Adam solcher Gestalt/ auch dis sein erstes Schul-Recht rühmlich gethan/ und so wol Sich/ als alle seine Nachkommen/ mehr und mehr in heiliger Betrachtung der Wunderthaten Gottes/ geübet hätte/ im fall er nicht den höchsterbärinlichen Sünden-Fall gethan/ und der vermeinten Süssigkeit eines blosen verbothenen Apfels/ die allerunschätzbahreste fernere Vollkommenhelt Seiner selbst/ und in derselben die täglich-mehr- und mehr-anwachsende Erkäntnüß des Apfelrunden Kreises der gantzen Welt/ mit Ihren Behältmüssen/ nebenst der Wolfahrt so vieler tausend von Ihm fortgepflantzten Seelen / hindan gesetzet hätte. §. 5. Wiewol Er nun durch solchen grossen Fehl-tritt ein hoch-schätzbares Gut verlohren/ und das Ihm-eingedrückte Bild Göttlicher Majestät so liederlich verderbt und zerbrochen: So sind doch/ dem Höchsten sey Danck/ aus solchem Schiff-bruch noch etliche wenig Stück und Taffeln von jetzt-gedachter Gerecht-Heilig-Unsterblichkeit/ Schönheit/ Herrschafft/ und anderer hoher Gemüths-Gaben über geblieben. Er hat die göldene Wagschale der angeschaffenen Gerechtigkeit zerbrochen/ und gantz zur Ungerechtigkeit gemacht: Christus aber hat Sie durch sein Verdienst wiederum ergäntzet. Das Ihm anvertraute Räuchfaß siener Heiligkeit und geziemenden Lob-Opffers gegen GOtt/ hat Er durch ungehor jam von dem Altar seines Hertzens herabgestürtzet/ und die feurige Kohlen des Antriebs zu himmlischer Andacht auff die Erden / ja gar der Hollen zu/ verstreuet: Christus hat dieselbigen von Ewigkeit her schon wieder zusammen gesucht/ auff den Altar seines Creutzes gebracht/ und den Myrrhen-Geruch Seines Leydens angeflammet/ umb/ uns in Sünden erkalteten/ neue Heiligung vom Himmel herab gedeylich zu erwecken. Adam hatte den Rock seiner und unser Unsterblichkeit durch thörichte Aussreckung seiner Hand zurissen: Christus hat das Kleid seiner Menschligkeit aus dem Schoß der Mutter hervorgebracht/ und die schändliche Blöße unserer zum ewigen Tort verdammten Seelen / vor dem zornigen Antlitz und grimmigen Rach-Schwert seines Vatters damit bedecket. Adam/ weil Er sich zum verbotenen Baum zu nahe gemacht/ hat die Rofen-Blüthe seiner Uhr-springlichen Schönheit den Nord-Winden Göttlichen Fluchs unterwürffig gemacht/ und die stachlige Dornen tausenderley Kranckheiten zu Seiner und Unser Bestraffung erhalten: Jedoch ist dieser Rosen-Garten menschlicher Schönheit nicht gäntzlich vertilget/ und sind noch etliche Bett und Pflantzen desselben übrig blieben: ja deroselbigen so ein schönes und unvergleichliches Comportament, daß sinnreiche Gemüther biß auff den heutigen Tag kaunt tüchtig sein mögen/ die köstliche Proportion aller Glieder/ die wundersamen Bluthund Wasser-gänge/ und alle Bewegung des überauß-künstlichen Uhrwercks des gantzen menschlichen Leibes/ außer welchem keine Edlere und schönere Creatur auff Erden ist/ gnugsam heraus zu streichen/ oder absonderlich den warhafftig-darin-liegenden Grund der meistund schönsten Mathemattschen Wissenschafften / gnugsam zu Tage zu legen. §. 6. Ferner so war Adam/ nechst GOtt/ ein Monarche der gantzen Welt/ und kriegte von GOtt seinem Schöpfer Krohn und Scepter über Erd und Meer/ über zahm- und wilde Thiere; den Er aber nicht mit treuen Händen geführet/ sondern zerbrochen/ und in seinen Nachkommen/ gleich wie vor der Härte und Rauhigkeit der Lufft in Kleider/ also vor vielerley Thiere Gewalt/ in Höhlen/ Häuser/ und Städte sich verbergen müssen: Nichts desto minder zu schlüssen/ was für eine vollkommene Majestät des Menschen vor Alters nur aus blossem Gesichte unjerer ersten Eltern gegen alle andere Creaturen/ hervorgeleuchtet haben muß; so erhellet solches theils aus der Schrisft/ theils aus der natürlichen Erfahrung. Die Schrifft lehret uns/ daß die allerliebsten Bothen GOttes/ die heiligen Engel/ nus zu unsern Dienern und Wächtern gegeben sind/ und auffs genaneste auffuns ja auff unser Füsse und Tritt achtung geben. Die Erfahrung aber bezeugt/ daß kein Tieger/ kein Löw oder Wolff so grimmig/ der einen Menschen für sich anfallen solte/ Er seye deñ von Hunger/ von Zorn/ oder andern Begebenheiten dazu gereitzet. Und ist im Gegentheil aus Exempelnbekand/ welcher gestalt/ wenn solchen Bestien beständig nur wohl gethan wird/ Sie durch zahm-werden/ ihre Demuth und Reverentz dem Menschen gnung bezengen. §. 7. Und endlich zu unserm Zweck/ oder auf unserer ersten Eltern angeschaffene schöne Gemüths-Gaben wieder zu kommen/ die theils im Willen zum Gutẽ und theils Verstand oder Neigung zur Warheit und Wissenschafften allerhand schöner natürlicher Dinge bestanden; So ist zwar nicht ohne/ daß Adam auch deßfals ein Principal-Stück vom ersten mehr-als göldenen Kleinod seiner Glücksecligkeit/ [verstehe den Witz/ natürlicher Dingen vollkömmlich nachzudencken] verunehrt und zernichtet/ und gleichsam von der Taffel seines Gehirns/ so viel schön- und herrliche darin-aufgezeichnete Dinge/ vorsetzlich/ ja grausam und thöricht außgelescht: jedennoch/ und zum wenigsten/ ist jetzt-gedachte geblößte Taffel/ so fern uns noch geblieben/ das wiederumb und auffs neu was darauff notiret werden kan/ und gleichsam von selbstbegierig/ was scheinbahres anzunehmen/ nach dem gemeinen Sprichwort: Natura Humana Novitatis avida; Ein jeder Menjch mag von Natur gern etwas Neues wissen. Ein neugebohren Kind / wegen seiner in weltlichen Dingen/ angeerbten Uner fahrenheit/ ist gleich

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/578>, abgerufen am 22.11.2024.